So langsam muss ich mich mit den Winterberichten beeilen, denn draußen sieht es immer mehr nach echtem Frühling aus. Die Schneereste werden kleiner und schwärzer, der aufgetaute Boden ist durchgehend matschig, die Fliegenarmee brütet in unzähligen Schmelzwassertümpeln, doch der Mount Tremblant-Bericht Teil II wartet immer noch auf Vollendung.
Aber die Masse der zu sortierenden Bilder löste bei mir in der letzten Woche eine gewisse Unmut aus und es werden auch nicht weniger Fotos. Am Samstag waren wir bei den Rideau Wasserfällen und Anand hat in der einen Stunde, die wir bei den Fällen verbracht haben, sagenhafte 239 Bilder geschossen... Rekord.
Ich werde dazu noch ein kleines Fotoalbum basteln, denn ich hatte mir die Rideau Fälle im Januar bereits einmal angesehen, als alles noch ordentlich vereist war und nun kann man gut mit den Märzbildern vergleichen.
Apropos Bilder: Ich hatte einen Ausflug unterschlagen... vor kurzen habe ich in den Ordnern die Bilder vom letzten Ausflug vor dem Schnee im Dezember gesehen... jetzt überlege ich, ob ich Euch das schon als Frühlingsbilder unterjubele oder weiterhin vergesse oder einfach als Blog Vintage der Vollständigkeit halber veröffentliche, mal sehen ...
Aber nun endlich zurück nach Quebec:
Der zweite Tag in Tremblant begann sehr früh, denn alle anderen wollten schon um 8 Uhr morgens auf den Pisten sein (die Skilifte öffnen um 7:45 Uhr) um als erste an diesem Tag auf den neu-verfestigten Bahnen den Berg hinunterzubrausen ohne sich groß Sorgen um Mitskifahrer und deren (Nicht-)Können machen zu müssen.
Deswegen hatten wir bereits um 7 Uhr unser Frühstück auf dem Tisch, so dass sie noch ihre Sachen zusammenpacken und zum Auto bringen konnten, denn sie würden erst nach dem Hotelzimmer-Auschecktermin zurück sein.
Ein bißchen fand ich dieses Verhalten auch erzwungen... alle (außer mir) hatten zu wenig geschlafen und demnach schlechte Laune, um den Skipass nun aber auch wirklich auszunutzen, zählte jede Minute, die man auf der Piste und eben nicht im Hotelzimmer verbrachte. Ein wenig ketzerisch fragte ich nach, wieviele Leute sie denn um 8 Uhr morgens an einem für ganz Kanada und die USA schulpflichtigen Montag auf der Piste erwarten würden (die us-amerikanischen Winterferien waren gerade vorbei).. aber mir wurde bescheinigt, dass ich davon keine Ahnung hätte, schließlich fahre ich nicht Ski und als erster am Skilift zu sein entschädigt auf jeden Fall für schlechte Laune, Schlafmangel und gehetzten Tagesablauf. Nun gut dachte ich... das ist wohl mal wieder ein Grund mehr gar nicht erst mit dem Skifahren anzufangen und lehnte mich wieder in die Couchkissen zurück.
Als all die Aufruhr verebbte, konnte ich mich etwas um mich selbst kümmern, denn ich hatte den Sturz vom Vortag nicht gerade gut überstanden. Das rechte Knie und das Handgelenk waren angeschwollen und die Idee vielleicht doch noch eine Hundeschlittentour zu buchen, konnte damit entgültig ad acta gelegt werden.
Also ließen wir uns alle Zeit der Welt, frühstückten in Ruhe ein bißchen weiter, sahen uns das resorteigene Fernsehprogramm an und ich verfolgte begierig ein paar Sendungen auf Haus & Garten TV... (HGTV) gut, daß wir diesen Sender nicht zu Hause haben, ich würde wohl sonst den ganzen Tag nur vor dem Fernsehapparat hängen.
Nachdem wir selbst auscheckten, sahen wir uns die Ecken des Resorts an, die wir tatsächlich am Vortag noch nicht gesehen hatten, liefen ein wenig aus dem Ort heraus und machten Bilder aus der Ferne auf Dorf und Berg Tremblant und zum Mittag fuhren wir mit der Gondel auf den Berg, denn wir hatten uns mit unseren tapferen Skifahrern zum Mittagessen im Bergrestaurant verabredet.
Ich mochte die Fahrt mit der Gondel sehr... es war einfach kein Vergleich zu den Sesselliften auf dem Blackcomb. Auf einem Sessellift ist es kalt, windig und man sieht die ganze Zeit den offenen Abgrund vor sich und dabei ist den Berg hinunterzufahren noch schlimmer als hinauf. Aber in der Gondel hat man sein eigenes kleines, windgeschützes Abteil, umschlossen von Glas und das gab mir ein (vermutlich trügerisches) Gefühl von so großer Sicherheit, daß ich die Aussicht endlich einmal genießen konnte. Anand war natürlich nicht zufrieden...es gab keine Zwischenstops wo man Fotos machen könnte und durch das Glas konnte man auch schlecht fotografieren.
Kurz danach erreichten wir den Gipfel des Mont Tremblant auf dem es so kurz vor Mittag wie in einem Bienenstock zuging. Von allen Seiten erreichen Sessellifts den Gipfel und bringen Ski- und Snowboardfahrer hinauf, so dass sie alleine wieder herunterfahren konnten.
So sehr wir uns auch umsahen, wir sahen keinen weiteren Fußgänger.
Man musste aufpassen, denn viele Leute waren sehr schnell unterwegs und sahen auch nicht gerade ein, für uns einen Umweg zu fahren. Nach ein paar Beinahe-Zusammenstößen retteten wir uns auf die ruhige Aussichtsplattform der Skischule und sahen uns die atemberaubende, im Sonnenlicht gleißende Bergwelt an. Die Bäume waren beladen mit dicken Schneemassen und jedes noch so kleine Detail wurde durch die Eisschichten hervorgehoben und zu etwas Besonderem „ge-eist“.
Dann trafen wir unsere Freunde zum Mittag im „Grand Manitou“ und waren von den Preisen des Gipfelrestaurants nicht überrascht, von dem sehr schlechten Essen jedoch etwas. Sicher man erwartet dort keinen lukullischen Hochgenuß, aber zumindest Mensa-Niveau hätte es doch haben können. Gleich nach dem Essen machten sich Ania und Marek sofort wieder auf die Pisten, während Lance uns auf unserer Tour zu einem kleinen Nebengipfel mit Aussichtplattform begleitete. Nachdem wir es schafften ohne Probleme eine Piste zu überqueren, tauchten wir in den unberührt aussehenden Schneewald ein und erreichten bald darauf die Aussichtplattform. Von dort konnte man über die Baumwipfel bis nach unten in den Ort und auf den dazugehörigen See schauen, zur anderen Seite erstreckten sich die bewaldeten Höhen des Tremblant Nationalparks und weiter in der Ferne sah man weitere Berge der Laurentinischen Bergkette mit einem Netz aus Pisten.
Es war still dort, der Trubel der Bergspitze weit weg, die Sonne schien bereits mit einiger Kraft und es war einfach nur wunderschön. In all dem Weiß sahen wir auf einmal einen roten Fleck und erkannten darin einen Maler mit Staffelei... was für ein schöner Arbeitsplatz dachte ich nur und machte mich erneut in die Waldes-Tiefen auf, versank einmal hüfttief im Schnee, kroch heraus und suchte weiter nach den perfekten Schneehöhlen und Figuren, die sich in den verschneiten Baumwipfeln erkennen ließen... :)
Solchermaßen sonnen- und schneegesättigt entließen wir Lance dann wieder zu seinen sportlichen Betätigungen und fuhren (ebenfalls als Einzige) die Gondel hinunter in das Resort Tremblant.
Nun sahen wir uns noch den See aus der Nähe an, der bereits im Auftauen begriffen war, spielten ein paar Runden Triomino bei heißem Kakao in unserem Lieblingscafé, sahen einigen Kindern beim Trocken-Eishockeyspiel zu. Sie spielten mit Ball und ohne Schlittschuhe... und unter erschwerten Bedingungen, denn ein frecher Hund wollte mitspielen und fing immer wieder den Ball weg.
Überall saßen die Leute auf Stühlen, Bänken oder einfach Treppen und genossen die Sonne. Vor dem Activity-Center stand derweil ein wollknäulartiger Schlittenhundwelpe herum und machte Werbung für seinen Sport ... ach ja, ich hätte doch so gerne.. und dann war unsere Zeit in Tremblant bereits vorbei. Mit den Anderen ging es auf die Rückreise nach Ottawa. Wir nahmen die Fähre über den Ottawa River, waren damit etwas schneller zu Hause und unsere Katzen hatten uns um 7 Uhr abends wieder ... :) Ende.
Und zum Picasa-Fotoalbum geht es hier: