In den vergangenen Jahren blieben wir zu Silvester jeweils in Burlington was eine ziemlich langweilige Angelegenheit war (u.a. da privates Feuerwerk nicht erlaubt ist). Die gesamte Innenstadt ist abgesperrt und Teil des First Night Projektes, für das man Eintritt bezahlen muss.
Doch wenn man diesen Eintritt bezahlt hat, kann man in der Menschenmasse keines der Konzerte oder sonstigen Veranstaltungen wirklich genießen, da es einfach zu voll ist. Also sahen wir uns zumeist nur das kurze Feuerwerk am Seeufer an und gingen wieder nach Hause... Fall erledigt.
Das sollte am Jahresanfang 2012/13 anders werden und so planten wir einen Besuch in Boston (mein dritter mittlerweile... ) Dieses Mal fuhren wir aber nicht alleine, sondern fünf andere Freunde und Kollegen von Anand kamen mit uns.
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Wir fanden ein großes Haus auf airbnb, deren Besitzer im Weihnachts-Urlaub waren und daher ihr komplettes Haus als Ferienwohnung vermieteten.
Es kam nicht nur mit der entsprechenden Anzahl an Schlafzimmern, sondern auch ebenso vielen Bädern, so daß man morgens kein Schlange stehen befürchten musste.
Wir mussten für das Haus eine Sicherheitsleistung hinterlegen und so war ich schon etwas nervös, daß nichts schiefgehen würde.
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Anands Freunde fuhren mit dem Auto vor und wir beide kamen mit dem Greyhound Bus nach.
Wir hatten noch einen Coupon von Greyhound, den wir endlich nutzen mussten - denn sonst würde er verfallen.
Normalerweise würde ich Greyhound nicht bevorzugen, denn Megabus braucht für die Strecke nonstop Burlington-Boston 3 1/2 Stunden, während Greyhound aufgrund der vielen Zwischenstops ca. 5 Stunden benötigt. Aber es war ein schöner sonniger Tag und man fuhr durch viele Dörfer und Städtchen, die ich allesamt noch nicht kannte, da wir sonst immer nur auf dem Highway daran vorbeibrausten.
In White River Junction,VT hatten wir eine halbe Stunde Aufenthalt, dann kamen Hanover, Concord, Manchester (alle in New Hampshire). In Manchester verfuhr sich die Busfahrerin auf dem Weg zum Flughafen und wir landeten in einer kleinen Straße in der Nähe eines Flusses. Als dann der Flughafen gefunden wurde, fuhr der Bus über Etwas (?) und der Motor ging aus. Das wurde mit Gewebeband repariert und weiter ging die Fahrt... auch wenn der Motor weiterhin in regelmäßigen Abständen ausging. So kamen wir mit zwei Stunden Verspätung bis Burlington in Massachusetts, einem Vorort mit Industriegebiet-Charakter von Boston wo entgültig Schluss war.
Ehrlich gesagt war ich froh den Bus endlich verlassen zu können, denn ich hatte mich schon gefragt wie man es mit einem fast nicht funktionierenden Bus über die große Hänge-Brücke oder den Tunnel vor South Station schaffen sollte. Es kam jedoch kein Ersatzbus, stattdessen sollte jeder sehen, wie er weiter kam. Die meisten Fahrgäste mussten sich Taxis rufen, unsere Freunde holten uns jedoch ab und so erreichten wir nach einem halben Tag im Bus endlich unser Ziel.
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Das dreigeschossige, viktorianische Haus war wunderschön, voller Antiquitäten im spanisch-südamerikanischen Stil sowie moderner Kunst eingerichtet und als ich all die Apple Laptops, Flatscreen TVs und so weiter im Haus sah, wurde mir klar, daß unsere $500 Sicherheitsleistung wohl nicht einmal die kleinste Reperatur bezahlen könnten und so wurde ich noch nervöser, daß wirklich gar nichts passieren durfte.
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Staunend ging ich von Raum zu Raum und freute mich über die kleinsten Details, ein Lama auf einer Neu-England Brücke, eine indische Malerei, ein Harvard Zeichen mit Öllampe, Design Bücher ... überhaupt Bücher überall, ein Klavier :)
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Jeder Raum kam mit einer großen Schalttafel anstelle eines Lichtschalters... darin wurde Klimaanlage, Ventilator, Lichtspots mit Dimmer usw. geregelt... ein Bad hatte ein automatisches Programm um den Raum zu trocknen, was uns alle erschreckte, denn es war sehr laut.
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Anand und ich bekamen ein Zimmer direkt unter dem Dach, was sehr groß, grün und hoch war.
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Ich freute mich darauf die anderen Leute kennenzulernen und vielleicht gemeinsam zu kochen und zu Abend zu essen, doch drei Leute verschwanden gleich um sich einen Film anzusehen.
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Also liefen wir nur zu viert zum nächsten Supermarkt um etwas einzukaufen und mussten (in der Kälte) bis zum Davis Square weiterlaufen um in einem Alkoholgeschäft Wein und Bier kaufen zu können. In Vermont kann man auch in der Drogerie und im Supermarkt die nicht-harten Sachen kaufen, in Massachusetts offenbar nicht.
Als wir dann wieder zurück kamen, war ich völlig erschöpft ... der Tag im Bus, der lange Marsch in der Kälte... ich wollte nur noch schlafen. Also wurde aus dem gemeinsamen Kochen, stattdessen ein „ich schneide ein bißchen Gemüse und stehe sonst nur in der Gegend herum und versuche dabei nicht einzuschlafen“ während Anand und eine Freundin die Hauptarbeit erledigten.
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Und dann aßen wir immerhin zu viert am Glastisch vor einem riesigen Grünpflanzenbild (was toll aussah - das Bild), tranken Wein (oder Bier) und damit war der erste Abend in der großen Stadt bereits beendet.