30. November 2017

Goethe-Haus


Eines der Museen, die die meisten Frankfurter wohl nur besuchen, wenn sie bereits als Schulkinder einen Ausflug dorthin unternahmen, ist das Goethe-Haus. Ansonsten ist es ausschließlich den Touristen vorbehalten. 


Ich hatte im letzten Jahr das Glück dank Museumsuferkarte, die meisten Museen der Stadt besuchen zu können und so schaffte ich es letztlich auch ins Goethe-Haus. 
Es war eigentlich von Anfang an auf meiner Liste, aber die großen Häuser kamen mir ständig mit interessanten Sonderausstellungen dazwischen.
Außerdem - und das hat mich tatsächlich immer etwas gehindert - handelt es sich zwar um Goethes (im 2.Weltkrieg zerstörtes und wieder aufgebautes) Geburtshaus, aber die Einrichtung war bereits seit Museumsgründung nicht orginal erhalten. Die Familie zog irgendwann aus und verkaufte ihre Möbel. Die Gegenstände, die man heutzutage im Haus sehen kann, wurden ab 1863 von einem Bürgerverein gesammelt und in dem Haus ausgestellt. Zum Teil versuchte man sich an Goethes Erzählungen zu orientieren, aber z.T. wurde wohl auch durchaus romantisiert.
Ich weiß nicht, ob ich erklären kann, warum es mich gestört hat, aber vielleicht funktioniert es an einem Beispiel: Als ich 2008 das Mani Bhavan in Mumbai besuchte, konnte man die original erhaltene Bibliothek von Gandhi besuchen, man sah die Bibel, die er gelesen hat, neben dem Koran, neben dem Manifest von Marx usw. - und es war in gewisser Hinsicht spürbar, das waren seine Bücher, seine Ordnung sogar. Man konnte dadurch mehr über eine Person erfahren, als das in einem Museum möglich ist, wo die Leute 30 Jahre nach dem Tod Goethes damit anfingen hübsche Bücher zu sammeln, um sie in den schönen Bücherschrank der Bibliothek zu stellen.


Nichtsdestotrotz, an einem Vorweihnachtstag folgte ich endlich dem steten Besucherstrom, ignorierte die Bedenken und sah mir das Museum an.
Zu meiner Freude konnte ich dabei feststellen, daß die Räume weihnachtlich geschmückt waren. Mit viel Liebe zum Detail wurden die Feiertage bei Goethes erklärt und gezeigt. 


So erfährt man etwas über Lieblingsspeisen, Gebäck und sogar Weihnachtsgeschenke, die Goethe als Kind bekommen hat. Orginal erhalten ist so z.B. ein Puppentheater, das die Großmutter Cornelia Goethe 1753 zu Weihnachten schenkte.


Da viele Touristen einer zeitlich eng begrenzten Tour folgen, sehen sie sich ausschließlich das eigentliche Goethe-Haus an - es gibt jedoch in einem Nebengebäude weitere Ausstellungen, so z.B. eine Gemäldegalerie mit Bildern und Motiven, die Goethe beeinflusst haben. Wenn das neue Romantikmuseum nebenan fertig gebaut ist, wird diese Ausstellung umziehen, doch bis dahin ist sie ein echter Geheimtipp im Museum, denn dort ist man nahezu alleine unterwegs.
Wer also noch so überhaupt keine Lust auf Weihnachten, Besinnlichkeit und Streß hat, dem sei ein Besuch im Goethe-Haus empfohlen - die Ausstellung könnte dem Abhilfe schaffen, und der Weihnachtsmarkt wartet schon (fast unmittelbar) vor der Tür :)
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P.S. Ich rede die ganze Zeit von ständigen Besucherströmen, aber auf den Fotos sieht man kein Person - nun dafür musste ich auch eine ganze Weile warten und hatte manchmal nur einen Augenblick Zeit um den menschenleeren Ausschnitt fotografieren zu können :) 





27. November 2017

Der Südfriedhof im Herbst


Als wir noch in Vermont lebten, war der Herbst eine Angelegenheit von zwei Wochen: im September war noch Sommer, dann kam der Herbst mit dem Höhepunkt um die Oktobermitte herum, zu dem alle Bäume zur gleichen Zeit in sämtlichen Farben zwischen Gelb und Rot leuchteten - und kurz danach begann die blattlose, verregnete ‚Stick season‘ bis der erste Schneesturm all die moddrigen Wege gnädig weiß überstrich.
In Frankfurt ist der Herbst dagegen eine Jahreszeit, die sich über zwei Monate hinwegzieht. Der September ist auch hier noch weitgehend grün, aber Oktober und November hindurch sind jeweils andere Bäume an der Reihe sich zu verfärben und letztlich ihre Blätter abzuwerfen. 
Dadurch hat man keinen großen Höhepunkt der Saison, sondern immer wieder eine kleine Freude, wenn die ersten Pappeln gelb werden, oder die Zierkirschen rot, wenn der Gingko strahlend gelb leuchtet (samt Stinkfrüchten, wenn man Pech hat) und die amerikanischen Eichen orange-rot.


Die Lindenallee, die den Südfriedhof durchquert ist jeweils Ende Oktober / Anfang November an der Reihe - und wenn vorher nicht schon ein paar Herbststürme die Blätter verweht haben, können auch später Ahorn und Buchen zum Gesamtkunstwerk gelber Park beitragen.
Der - im Vergleich zum Hauptfriedhof (oder irgendeinem der neuen Waldfriedhöfe) - kleine Südfriedhof, ist der nächstgelegene Friedhof von unserer Wohnung und verfügt über eine recht große Anzahl interessanter Statuen, Reliefe und Grabformen, von der Schlange, die sich an einem Stein schlängelt, bis zum Pyramideneingang.


Dieser Friedhof wurde 1868 eröffnet, um den alten Friedhof in der Brückenstraße zu ersetzen. Der stand der weiteren Entwicklung Sachsenhausens im Weg und versperrte u.a. den direkten Zugang zum Bahnhof. 
Die Trauerhalle wurde 1896 errichtet, im zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört, jedoch bereits in den 1950ern aufgebaut. Wenn man genau hinsieht, erkennt man die Originalsteine der Fassade an den Einschußlöchern.
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Bis vor kurzem war der Friedhof Teil einer schönen kleinen Tour, auf der ich entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs war: Durch den Stadtwald bis zum Goetheturm - mittlerweile dank Brandstiftung nicht mehr vorhanden :( dann über den Friedhof bis vor zur Darmstädter Landstraße und zum Schluß eine kleine Einkehr beim Bäcker im Tegut. 
Optional kann man auch Baufortschritte beim neuen Henninger Turm beobachten, oder einfach so einmal beim Willemer Häuschen auf dem Mühlberg vorbeischauen - bevor es zurück nach Hause geht.
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18. November 2017

Schuhgaben

 Kali checkt die Lage

In dieser Woche beschäftigten uns Schuhe. Um genau zu sein, Schuhe, die im Dunklen im Garten auftauchten, manchmal in Paaren - mitunter nur einzelne Schuhe.
Zuerst konnten wir uns nicht erklären, wo diese Schuhe herkommen sollten und warum sie immer in genau der gleichen Ecke auf dem Rasen landeten.
Vor kurzem las ich einen Artikel in der FNP über Waldmenschen, also zumeist Männern, die im Frankfurter Stadtwald wohnen - weit ab der Wanderwege in Zelten oder sonstigen Verschlägen -und aufgrund ihrer mentalen Verfassung selten in der Lage sind soziale Hilfsangebote anzunehmen. Wir wohnen fast unmittelbar neben einem Stück wildem Stadtwald, mit nahezu undurchdringlichen, wuchernder Brombeerhecken; wilden Rosen und Weißdorn, wo ein Zelt garantiert nie jemandem auffallen würde. Aber warum sollte irgendwer, der so viel Mühe darauf verwendet vom Radar zu verschwinden, plötzlich Schuhe in Gärten werfen? - Also sah ich mir die Schuhe einmal genauer an, sah Bisspuren - und da in diesem Jahr zwei junge Hunde in die Straße eingezogen sind, stellte sich dann nur noch die Frage, wer von den Beiden war’s? 
Meine erste Vermutung war falsch, der graue Labrador völlig unschuldig, aber der verspielte Australian Shepard von nebenan, wurde schon des öfteren mit Schuhen im Maul gesichtet. Inflagranti haben wir ihn noch nie erwischt. Doch offenbar gehören ihm das Paar schwarze Stiefel, denn die tauchen jetzt täglich im Garten auf - und jedes Mal sind sie ein bißchen stärker zerstört ^^ 


13. November 2017

Türen in Wiesbaden


Seit ich einer Empfehlung meiner Endokrinologin gefolgt bin, habe ich eine Ärztin in Wiesbaden. 
Ich bin mir noch nicht so sicher, ob ich es dabei belasse, obwohl ich mit der Ärztin zufrieden bin und die Wartezeiten durchaus erträglich - aber die Fahrtkosten und Fahrtzeiten sind eben auch ein Thema. Derzeit entscheide ich mich aber noch nicht und genieße meine Zeit in Wiesbaden, denn jeweils nach dem Arztbesuch lerne ich ein neues kleines Stück der Stadt kennen.
Die meisten touristischen ‚Hot Spots‘ der Stadt kenne ich bereits aus früheren Besuchen und so sind es eher die kleineren Viertel rund um die Innenstadt, in die meine Neugier mich treibt. 
Beim letzten Besuch - am Donnerstag - lief ich vom Bahnhof Richtung Innenstadt und bog dann links ab, und fand ein Viertel voller Jugendstil / Art Deco Häuser, die mich sehr an die Brandenburger Vorstadt erinnerten. 
Nicht erst seit meinem Besuch beim Schloß Biebrich, sehe ich ohnehin gewisse Parallelen zwischen Potsdam und Wiesbaden. Der Unterschied ist höchstens, daß Potdam West erst diesen Glanz erreichen musste, da dort viele Häuser noch unsaniert waren, während man in Wiesbaden überall die Kronleuchter leuchten sehen kann.


Besonders schön (und für mich ungewöhnlich) fand ich dabei die metallenen / teils verglasten Türen, die durchaus original aussahen. 
Sie waren typisch Jugendstil zumeist nicht mit geometrischen Mustern geschmückt, sondern mit Naturmotiven, wie z.B. Eichenblättern und Zweigen, oder Maiglöckchen. 


Und nach dem Kulturprogramm ging es zum Bummeln durch die Stadt, denn man kann in Wiesbaden auch sehr gut einkaufen. 
Sicherlich sind die großen Kaufhäuser etwas kleiner als in Frankfurt, dafür hat man auch nur ein Bruchteil des üblichen Publikums und muss eben von TKMaxx zu Saks off 5th nicht mit der U-Bahn fahren, sondern läuft 5 Minuten durch die Fußgängerpassage. Es ist einfach sehr unaufgeregt und angenehm. Dazu gibt es in diversen Nebenstraßen so viele individuelle, Inhaber geführte Geschäftchen, daß ich immer wieder begeistert vor einer Neuentdeckung stehe :) 
Also, das schöne Wiesbaden kann mich immer noch überraschen und ich freue mich schon darauf, was ich bei meinem nächsten Besuch sehen werde.
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5. November 2017

Wieder da


Letzte Woche Samstag sind wir aus Italien zurückgekehrt, und seitdem versuche ich anzukommen. Die Hausarbeit wurde mittlerweile aufgeholt und ich habe sogar ein neues Projekt angefangen - aber aus dem italienischen Spätsommer im deutschen Spätherbst zu landen, ist doch eher unschön. 

Ich war vorher noch nie in Italien, insofern habe ich die Tage in Venedig und eine Woche in Trieste sehr genossen, aber meine ewig währende Bronchitis, die ich aus Deutschland mitgebracht hatte, hat mir auch dort noch Probleme bereitet. In Venedig war es besonders schlimm, denn unsere Wohnung befand sich malerisch, direkt in der Stadt an einem Kanal und hatte natürlich feuchte Wände, so wie vermutlich ein Großteil der Stadt und das hat mich tatsächlich sehr zurückgeworfen. Ich hatte solche Probleme mit der Atmung, daß ich stets nur ein paar Stunden etwas unternehmen konnte und dann war ich zu erschöpft und musste schlafen. Das war sehr ärgerlich, wenn man soviele Pläne hat und eigentlich ohnehin kaum Zeit, aber mein Körper hat sich da rigoros durchgesetzt.
Nur als wir mit dem Wasserbus aus der Stadt nach Murano fuhren, wurde die Luft besser und ich konnte im wahrsten Sinne aufatmen. A. kannte Venedig aus dem Sommer, zu der Zeit, meinte er, würde die Hitze, die Feuchtigkeit in Schach halten... aber Ende Oktober war es eher kühl und windig. Der Wind drückte das Wasser in die Lagune, die Wege wurden nass - aber Hochwasser gilt erst ab 1,10 m über NN. Trotzdem konnte ich mich dem touristisch verklärten Mythos dieser Stadt nicht ganz entziehen, denn diese Stadt ist einfach irre: Wieso hielten es die Erbauer jemals für eine gute Idee, eine Stadt auf hunderten, versumpften bzw. sogar künstlich errichteten Inseln zu errichten? Und das Ergebnis ist zwar großartig, aber ständig vom Verfall bedroht.

Trieste musste dagegen langweilig wirken, jede andere Stadt wäre nach Venedig vermutlich langweilig - aber die ehemals wichtigste Hafenstadt Österreichs, hatte als italienische Provinzstadt auch ein 1/3 seiner Einwohner verloren und nie zurückgewonnen - insofern wirkte die Stadt eher groß, repräsentativ und leer auf mich. Ich bin mir sicher, daß auch diese Stadt sehr viel zu bieten hat, allein die Liste der Museen klingt bereits großartig, aber es ist eben alles weniger offensichtlich.
Wir verbrachten die Woche aber auch gar nicht in Trieste selbst, sondern im Vorort Miramare, rund um das gleichnamige Schloß und Parkanlage direkt an der Küste. Dort befindet sich das ICTP und dort fand A.s Konferenz statt. Auch für mich entwickelte sich bald eine Routine, während A. die Vorträge besuchte, ging ich durch Park und entlang der Promenade spazieren und langsam wurde ich gesund, selbst der seit Wochen nagende Husten verschwand. Ich hatte immer noch nicht viel Energie, aber ich musste mir auch nichts beweisen. 
A. hielt dann den letzten Vortrag der Konferenz und sofort ging es für uns zurück nach Venedig, zum Flughafen Marco Polo. Wir hatten einen Flug um 7 Uhr morgens am Samstag und deswegen buchten wir ein Zimmer direkt in Tessera. Es war praktisch, aber dennoch kein großes Vergnügen mitten in der Nacht 20 Minuten an der Landstraße entlang zum Flughafen zu laufen, aber letztlich war auch das geschafft, und bald darauf hatte Frankfurt uns wieder.