27. Februar 2018

Auf dem Jakobsweg nach Pasaia


Vor kurzem habe ich einige Artikel zum Thema Wandern auf dem Jakobsweg gelesen, die Vorfreude auf neue Wanderungen weckten.
Manche Leute wanderten dabei auf dem Camino del Norte, der in Irun beginnt. Auf diesem Weg sind wir im Sommer ein winziges Stückchen gewandert - und zwar entgegen dem Lauf der Pilger, die Richtung Santiago unterwegs waren.
Da ich das hier bisher nicht im Blog beschrieben habe (und es gerade so schrecklich kalter Winter ist), hole ich es nun nach und vervollständige auch die bisher noch fehlenden Spanien-Beiträge, so daß es dann bald mit Italien weitergehen kann :)
Eigentlich hatten wir einige längere Wanderungen ab San Sebastian geplant (deswegen hatte ich auch meine Wanderstiefel dabei), aber dann wanderten wir hauptsächlich in und um die Bucht herum in Sneakers und die Tage vergingen recht schnell.
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An unserem Geburtstag jedoch, wollten wir endlich auf dem Jakobsweg wandern und suchten uns den landschaftlich hochgelobten Streckenabschnitt nach Pasaia heraus, der die gesamte Zeit an der Küste (und weit weg von irgendwelchen Straßen) entlangführt. 
Ab unserer Unterkunft war das eine Strecke von ca. 10 km:
Zuerst ging es durch San Sebastian, am Surferstrand Zurriola entlang - bis wir zum Aufstieg auf den Mount Ulia kamen. Die 180 m hoch über Treppen waren das einzig Anstrengende an diesem Tag. Nur dort verliefen wir uns auch einmal, denn der Weg ist in Marschrichtung der Pilger ausgeschildert und dadurch haben wir die gelben Pfeile einmal falsch gedeutet. Aber das war letztlich kein Problem und danach haben wir uns öfter einmal umgedreht und geschaut, wie man das in Pilgerrichtung sehen würde.
Pilger begegneten uns natürlich auch den ganzen Tag, stets erkennbar an ihren Jakobsmuscheln und Sonnenzeichen am Gepäck, aber es gab auch genügend Tagestouristen wie uns, die den Weg in beide Richtungen nutzten.


Es war kein anstrengender Wanderweg, er war problemlos ohne Wanderschuhe begehbar - was ich mir vorher hätte denken können: Ein Pfad, der seit Jahrtausenden von Pilgern aus ganz Europa genutzt wird, ist vermutlich nicht der wildeste der Welt. 
Selbst die Baumwurzeln, über die man steigen musste, waren geradezu blankpoliert von den vielen Schuhen, die im Laufe der Jahre über sie gestiegen sind.
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Wie an der baskischen Küste üblich, hatten wir auch an diesem Tag wechselndes Wetter und rechneten mit Regen, aber stattdessen wurde es immer besser. Auf dem ersten Teilstück hatte man das Gefühl in Irland zu sein, aber plötzlich kam die Sonne heraus und man wähnte sich eher in weit südlicheren Gefilden als Nordspanien. 
Neben der steilen Felsenküste, mit kleinen Buchten kamen wir auch an verschiedenen Ruinen vorbei, die z.T. noch aus der Römerzeit stammten - die Vegetation wechselte derweil zwischen quellenreichen Kiefernwäldern und karger Heidelandschaft.
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Nach einiger Zeit erreichten wir den Silberleuchtturm (Faro de la Plata) und sahen einigen Kletterern zu, bis wir dann den letzten Abschnitt hinunter zum Hafen von Pasaia liefen. Dabei kommt man an einem weiteren, kleinen Leuchtturm vorbei, dem Senokozuloa.
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Über enge Treppen führte der Weg nach unten und wir erreichten Pasai San Pedro. Dort warteten wir auf die winzige Fähre, die uns nach Pasai Donibane übersetzte, einem kleinen baskischen Fischerstädtchen.


Dort hätten wir uns gerne in eines der Lokale am Markt gesetzt, aber es war sehr voll und es gab auch überhaupt keine vegetarischen Optionen für A. 

Also setzten wir uns ein Stück weiter auf eine Bank mit Blick auf die Bucht und aßen den Rest unserer Wegzehrung. Wir hatten nicht viel mitgenommen, da wir eigentlich auf den Einkehrschwung gehofft hatten, aber immerhin man war gesättigt. 
Danach hatten wir schon das Gefühl, daß ein gutes Essen zu einem erfolgreichen Geburtstag dazugehört, also wanderten wir nicht zurück nach San Sebastian, sondern nahmen den nächsten Bus in die Stadt. Leider hatten wir kein Glück, was das Mittagessen angeht, denn wir kamen gerade in die Pause bis zum Abend, wo die meisten Restaurants zwar geöffnet sind, aber kein Essen anbieten. Also liefen wir nach Hause und gingen am frühen Abend in eines der zwei Restaurants um die Ecke. 
Das Essen war dort eher okay, nicht atemberaubend, dazu gab es schlechte Cocktails … aber hey, die Wanderung war wirklich großartig :)

20. Februar 2018

Wetzlar an der Lahn

Die Brückenpfeiler der alten Lahnbrücke wurden einst mit Eisbrechern verstärkt.


Ich erwähnte bereits in meinem letzten Artikel, daß wir am Sonntag in Wetzlar/Lahn waren.
Die Stadt ist wie auch Limburg ein Teil der Deutschen Fachwerkstraße, und gehört zu einer ganzen Reihe von Orten, die ich gerne entlang der Lahn besichtigen wollen würde.
Wetzlar ist jedoch etwas Besonderes für mich, denn dort lebte einst ein Teil meiner Familie und im Wohnzimmer meiner Großeltern hing immer ein Foto mit der alten Lahnbrücke darauf. Anders als in Limburg reichte jedoch in Wetzlar die Lahnbrücke nicht aus, um als Stadt reich und bekannt zu werden. Im Mittelalter blieb die Stadt eher ärmlich, so wurde z.B. um den romanischen Dom ein gotischer Neubau errichtet, aber nie vollständig beendet. 


Erst 1690 brachte die Wende, als das Reichskammergericht, das höchste Gericht des gesamten Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, seinen ständigen Sitz in Wetzlar erhielt. Es wurde quasi zum Karlsruhe seiner Zeit und mit ihm zogen Juristen, adlige Vertreter, Interessenvertreter der Kaufleute usw. in die Stadt.
Aufgrund des Gerichtes kam 1772 auch ein junger Frankfurter nach Wetzlar: Goethe, der mit einem Praktikum seine juristische Ausbildung vervollständigen sollte. Bei Gericht hat man ihn aber eher selten gesehen, stattdessen feierte er gerne mit anderen jungen Juristen, verliebte sich in Charlotte Buff, wurde zurückgewiesen - und als er von einem Bekannten hörte, der sich in ähnlicher Lage das Leben nahm, schrieb er stattdessen den Briefroman: Die Leiden des jungen Werther - und kehrte nach Frankfurt zurück.


Wir kamen an diesem sonnigen Februartag mit dem Zug aus Frankfurt am Bahnhof an. Dort folgten wir dem Lauf der Lahn bis zur 700 Jahre alten Lahnbrücke (heutzutage nur für Fußgänger nutzbar), die in die Altstadt führt. Das Fachwerk ist eher streng schwarz/weiß gehalten, mit grauem Schieferdächern und auch Schieferwänden. Nach einem kurzen Rundgang über Eisen- und Fischmarkt erreichten wir den Dom, in dem gerade die Sonntagsmesse endete.
Danach ging es durch die Pfaffengasse zum Lottehaus, einst Deutschorden-Herberge, war ein Verwaltungsgebäude später das Haus der Charlotte Buff. Unser Rundgang ging weiter zum Kornmarkt, wo wir zum Mittagessen einkehrten.
Via Jerusalemhaus (Karl Wilhelm Jerusalem war das tragische Vorbild für Goethes ‚Werther‘) und jüdischem Friedhof erreichten wir dann den Rand der Altstadt, wo sich die Industrie-Gebäude der optischen Firma Leitz/Leica befinden. Dahinter lag unser nächstes Ziel, die Reichsburgruine Kalsmunt auf einem 256 m hohen Basaltkegel. Der erhalten gebliebene Turm wurde im 19. Jahrhundert zu einem Aussichtspunkt über das Lahntal umgebaut. 


Wenn man dem Weg intuitiv ab Altstadt geradeaus hoch bis zum Turm folgt, kommt man automatisch auf den richtigen Aufstieg, wir folgten jedoch den Schildern, die uns in eine völlig andere Richtung führten, so daß wir letztlich hinter dem Hügel in einem Wohngebiet landeten.
Dort schlugen wir uns auf gut Glück in den Wald und fanden letztlich den Pfad, der uns zum Turm der Kalsmunt führte. 

Gegenlicht Selfie ^^

Die Lage des Hügels war schon zu keltischer und römischer Zeit als strategisch bedeutend angesehen worden, letztlich war es dann Karl der Große, der eine erste befestigte Burg bauen ließ, die später von Barbarossa ausgebaut wurde. Doch bereits im 16. Jahrhundert wurde diese militärisch unwichtig und verfiel.
Wir hatten an diesem Tag Glück mit dem Wetter und nachdem wir die Turmtreppen bis zum Dach bewältigt hatten, konnten wir weit in die Lande blicken und sahen mindestens zwei ähnliche Türme alter Festungsanlagen.


Danach ging es für uns zurück zum Bahnhof, denn ich war aufgrund meiner voran gegangenen Grippe noch zu erschöpft für längere Touren.
Jetzt kam ein Teil, den ich gerne weglassen würde, aber weil es das letzte Erlebnis in der Stadt war, war es auch prägend, denn mein Mann und unsere Freunde wurden von einer Frau am Bahnhof rassistisch beleidigt: Es handelte sich offenbar um eine sehr einfache, nicht sehr kluge Frau, aber sie trat so aggressiv auf, daß es schon herausstach. Zum einen wusste sie sofort, daß wir allesamt afghanische Flüchtlinge seien, denen ohnehin alles in den A***h gesteckt wird. Als mein Mann leicht pikiert darauf hinwies, wissenschaftlicher Mitarbeiter und außerdem Inder zu sein, war ihr das gleich: indische Studenten und afghanische Flüchtlinge sind ohnehin dasselbe. In der Folge verkündete sie lautstark allen Mitreisenden, daß wir offensichtlich schwarz fahren wollen, woraufhin mein Mann wieder nicht an sich halten konnte und sagte, daß wir sehr wohl über ein Hessenticket verfügen, daß alle Universitätsmitarbeiter erhalten. Jetzt hatte sie natürlich erst recht ihr Thema, afghanische Flüchtlinge, die sogar noch umsonst (und außerdem am Sonntag, der Teil störte sie besonders) mit der Bahn fahren dürfen.
Wir waren jedenfalls froh, als der Zug endlich kam, und wir dieser unangenehmen Situation entkommen konnten. Solches Verhalten begegnet einem zumindest selten in der Multikulti Stadt Frankfurt :) 


19. Februar 2018

Ab jetzt gesund


Bisher war ich 2018 vor allem eins: krank. Zuerst hatte ich eine langwierige Erkältung, von deren Auswirkungen ich mich noch nicht einmal richtig erholt hatte und schon kam dann im Februar der nächste Schlag: die Grippe - trotz der Impfung Anfang Dezember.
Ich habe gelesen, daß die Grippeimpfung in diesem Jahr nur zu 10 % vor einer Grippeerkrankung schützt, weil die beiden Haupterreger der Saison jeweils nicht in der Impfung enthalten sind. Dennoch ging die eigentliche Grippe relativ schnell an mir vorbei, die ersten 24 Stunden waren grausam, aber ich habe auch einiges davon verschlafen und danach waren es hauptsächlich die Fieberwerte um 39,5°C, die Probleme bereiteten.
Seitdem sind es wiederum die Nachwirkungen auf die Lungen, mit denen ich zu kämpfen habe - und ziemlicher Energieverlust. Von meiner Ausdauer des letzten Sommers ist jedenfalls nicht viel übrig geblieben: Gestern haben wir bei schönstem Sonnenschein einen ruhigen, gemütlichen Stadtausflug nach Wetzlar gemacht. Dort sind wir auch eine kleine Anhöhe hochgelaufen, die ich fast nicht geschafft hätte, denn ich war am Ende - keine Kraft, am Dauerhusten. Und sobald ich wieder zu Hause war, musste ich mich hinlegen und habe bis heute Morgen durchgeschlafen.
Also, es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis die Heilung so weit fortgeschritten ist, daß ich einfach frei atmen kann - aber ich kann jeden Tag etwas dafür tun. Zum einen vermeide ich wo es möglich ist Menschenansammlungen, nutze derzeit weder öffentlichen Nahverkehr noch besuche ich Abendveranstaltungen - ich möchte einmal richtig gesund werden, bevor ich weitere Viren einsammle. Zum anderen fordere ich mich aber mit täglichen Spaziergängen heraus, die gerne auch auf Anhöhen führen, so daß ich meine Belastungsgrenze wieder nach oben verschieben kann.
Eigentlich hatte ich in dieser Woche eine erste Wanderung geplant, aber das ist wohl utopisch - vielleicht kann ich im nächsten Monat wieder an leichten Wanderungen teilnehmen, und auch meine Radfahr-Kondition langsam wieder auf den Vorjahresstand aufbauen.