3. August 2011

Geburtstagsfeier

Gestern (am Montag) hatten wir eine Party mit insgesamt 12 Leuten in unserem kleinen Wohnzimmer.
Seit Anand Ishviene die Zusage gegeben hat, daß ihr Mann Harpreet seinen Geburtstag bei uns feiern könne, hatten wir mit etwas Besorgnis auf die immer länger werdene Gästeliste geschaut... 13 Leute sagten zu, 12 wurden es dann letztlich.
Wie es überhaupt dazu kam, daß Harpreet bei uns feierte? Nun, er arbeitet und wohnt eigentlich in New York und jedes Jahr ist seine Frau dorthin gefahren um mit ihm zu feiern. In diesem Jahr wollte er nach Vermont kommen, auch wenn das bedeutete, daß er mit den Freunden von ihr feiern würde. 
Ishviene selbst wohnt jedoch in einer Art Wohngemeinschaft mit einer über 80jährigen alten Dame. Das ist eine spezielles Sozialprogramm in South Burlington, wo ältere Menschen, die noch weitesgehend selbständig sind aber nicht alleine wohnen wollen, ihre Wohnung einem Mitbewohner zur Verfügung stellen, der auch mal für sie einkauft oder Essen kocht, ansonsten aber nicht zur Pflege angestellt wird und als Aufwandsentschädigung mietfrei wohnt. Parties sind nicht Teil des Programms und so kamen wir ins Spiel.
Unser Wohnzimmer ist meist schon mit vier Leuten recht gut gefüllt, acht wird kritisch und ich überlegte hin und her, wie man alle mit Sitzplatz versehen konnte. Das kürzliche Flohproblem der Katzen machte mir auch Sorgen und ich staubsaugte, insektenmittelvernichtete die Wohnung wahrscheinlich weit über das Erforderliche hinaus (die Katzen wurden stundenlang in den Hausflur ausquartiert). Danach probierte ich einige Möglichkeiten: alle Tische raus, funktioniert... aber dann gab es keinerlei Abstellflächen für Getränke, Essen usw. Tische halb zur Seite, quer, nebeneinander... letztlich blieb der kleine Tisch als Abstellfläche, während der Couchtisch verschwinden musste, Schreibtisch, Schuhregal und Bücherregal wurden von sämtlichen Staubfängern befreit und ebenfalls zu Abstellflächen erklärt. Nebenbei hieß es Bad putzen und ein bißchen nachstreichen, nebenbei Wäsche waschen, denn nur am Montag bin ich „dran“ die gemeinschaftlich genutzte Waschmaschine im Keller zu bestücken, nebenbei Kuchen backen für den Geburtstagsjungen ... ein Tag mit vielen Nebenbei’s und es half auch nicht sonderlich, daß nach einigen Tagen mit angenehmeren Temperaturen wiederum 33°C im Schatten herrschten. 


Letzlich musste ich noch schnell zum City Market hetzen um allerletze Kleinigkeiten einzukaufen und dann war auch schon Anand da. Zuerst wollte er die Tische alle umstellen, was ich verhinderte... also verschwand er wortlos wieder und kaufte Schnaps. Nunmehr mit besserer Laune half er mir und rührte die erste Schlagsahne seines Lebens zusammen, während ich mit der Guacamole beschäftigt war und dann war unser Teil der Partyvorbereitungen erledigt.
Ishviene und Harpreet brachten Unmengen an indischem Essen, Tacos, Alkohol, der Geburtstagstorte, sonstige Getränke und sogar ein Fensterventilator mit, sowie Plastikgeschirr- und Besteck. Ich weiß, so schrecklich umweltfeindlich aber Hurra! kaum Geschirrwaschen am Tag danach... 



Es hat jedenfalls für den Stress-Level erhebliche Vorteile, wenn man nur die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt und andere sich darum sorgen müssen, ob das Essen auch gelingt und schmeckt. So war ich zwar als ständiger Helfer in der Küche angestellt, beaufsichtigte Blätterteig-Vorspeisen im Ofen und ob das Essen schon hinreichend (wieder)erwärmt war, kam dafür aber gar nicht dazu mich -wie sonst immer in großen Gruppen- unwohl zu fühlen. Das Essen war toll, die gekaufte Geburtstagstorte bestand aus Biskuitlagen mit Pudding dazwischen und roch so intensiv nach Vanille, daß es sich sogar Shweta aus dem sicheren Schlafzimmer mitten in die Menschenmenge wagte, während mein Biskuitboden beim Obstkuchen überhaupt nicht aufgegangen war und eher Keksqualitäten besaß. Eine ca. 2L Flasche Pinot Grigio wurde geöffnet, zwei Gläser daraus getrunken und der Rest steht jetzt im Kühlschrank (möchte irgendjemand Pinot Grigio? Ich glaube nicht, daß ich die Flasche leeren kann, bevor aus dem Wein Essig wird.) Ich konnte gestern eh keinen Wein trinken, denn zur Vorbereitung eines heutigen Bluttests in der Klinik hatte ich ein 24stündiges Alkoholverbot und fastete ab Mitternacht. 

(Retroversion ... =)

Gegen halb zwölf endete die Party mit einem obligatorischen Gruppenfoto, während der Geburtstagsjunge direkt zum Flughafen fuhr um mit dem Greyhound-Bus über Nacht nach New York zurückzufahren und bei Ankunft sofort arbeiten zu gehen.
Unsere Nacht verlief dagegen ungestörter, nach all der Hitze in der Küche, saßen wir eine Weile auf den Stufen des Hauses im leichten Nieselregen bis es angenehm kühl wurde :)

2 Kommentare:

  1. Hey, das klingt nach 'ner super Party! :) Sich nicht selbst um's Essen zu kümmern ist eine sehr gute Idee, das mache ich bei meinen Geburtstagsfeiern in letzter Zeit auch immer so: Keine Geschenke, dafür bitte etwas für's Buffet mitbringen. Ich kaufe nur Getränke und mache eine Suppe oder Chili con carne oder sowas. Klappt super! :)
    Das i-Tüpfelchen der Erzählung ist für mich übrigens der Abschluss im Nieselregen. Da kann man sich vorstellen, dass euch richtig warm war (vielleicht fast als wärt ihr Tanzen gewesen). :-)

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  2. Oh ja, wo bleibt sonst der Spaß am Feiern wenn man nur mit dem Stress vorher, dann Speisen zubereiten, servieren usw. danach großes Aufräumen ... beschäftigt ist... :) Meine Idealfeier ginge wahrscheinlich in Richtung Picknick und Grillen am Strand, Sonnenuntergang inklusive...

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