8. Februar 2008

Dienstag, 29.01.2008

In der Nacht waren die Moskitos so aktiv, dass meine linke Hand nun acht Stiche schmückten. Das ständige Summen an meinen Ohren hielt mich erfolgreich vom Schlafen in der Nacht ab. Aber an dem Tag fuhren wir mit dem Zug wieder zurück nach Dombivli und damit auch zurück zum schützenden Moskitonetz des Nachts. Anands Schwester gab mir zum Abschied als Geschenk zwei Armreifen aus Siegellack. Diese bekam man früher als Geschenk mit dazu, wenn man in einem Laden etwas kaufte, in den letzten Jahren sind sie jedoch so selten geworden, dass sie mittlerweile recht teuer waren. Wie bei Siegellack üblich, darf ich Feuer, zu viel Sonne, u.a. nicht zu nahe kommen, ansonsten schmelzen sie. Während der Zugfahrt erzählte mir Anand etwas von Mamta, die bei seiner Schwester wohnt. Sie hatte während sie eine Computerklasse besuchte, angefangen, sich mit einem Jungen dort zu unterhalten, zu chatten und sogar mit ihm zu telefonieren. Ihre Eltern nahmen sie daraufhin aus der Klasse. Während sie dann anfing zu arbeiten, chattete sie weiter mit ihm und telefonierte heimlich. Das flog auf, und nun will die Familie (einer der älteren Brüder des Vaters bestimmte das) sie an jemanden verheiraten, der auf einem Dorf in Rajasthan wohnt, weil die Menschen dort nicht so verdorben sind, wie in den Städten. Ich kann mir schlecht vorstellen, wie so ein Leben ist. Wenn man nicht offen gegen seine Eltern aufbegehren kann bzw. auch nicht belasten will, dann erzählt man manche Dinge einfach nicht. Das heißt ja nicht, dass sie nicht trotzdem Vertraute hat, z.B. eine Freundin. Das ist auf der ganzen Welt so und hat nichts mit Verdorbenheit zu tun, sondern mit Jugend. Also wird ein Mädchen, das verschiedene Programmiersprachen lernt und in einem pro-westlichen Haushalt aufwächst, möglicherweise in ein 'retarded village' geschickt, der Familienehre wegen. Solche Geschichten machen mich sehr nachdenklich, und zeigen mir wie tief die kulturellen Unterschiede noch immer sind. Anand regt sich in erster Linie darüber auf, dass sie sich nicht seiner Schwester anvertraute. Ich weiß nicht, ob er sich über den Interessenkonflikt, den das für seine Schwester bedeutet hätte bewusst ist.
Wieder bei Anands Eltern angelangt, waren andere Nachbarn zu Besuch, u.a. mit einem kleinen Jungen namens Bart, - zu schade, dass wir kein Simpsons-T-Shirt dabei hatten.
Nach einem kurzen Anruf zu Hause (Wetter ist schlecht) ging es dann auch bald ins Bett, denn Zug fahren macht einfach sehr müde.

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