25. März 2008

Shanti, Shanti

Nach kurzer kalter Nacht wachte ich mit hämmernden Kopfschmerzen auf und nach dem Frühstück zogen Anand und ich um – in unser eigenes Haus.
Seine Verwandten wollten, dass auch ich mich so richtig bei ihnen wohlfühle und hatten uns deswegen zur (sehr netten, sehr alten) Nachbarin ausquartiert. Sie hatte ein weiteres Haus zur Verfügung, das nur aus einem Raum bestand und nun als Gästezimmer fungierte.
Das war sehr gut.
Endlich hatte ich einen Platz, an dem alle meine Sachen waren, ohne dass ich in verschiedenen Räumen suchen musste, bzw. Schlüssel organisieren, um die Räume überhaupt betreten zu können.
Endlich hatte ich einen Platz, den ich aufsuchen konnte, wenn ich allein sein wollte und hatte außerdem eine Möglichkeit, dem gesamten Hochzeitstrubel etwas zu entgehen.
Das Häuschen, war von zwei Seiten von der Straße umgeben, so dass es täglich ausgefegt werden musste, denn Straße = viel Staub und die anderen Seiten, sowie die Haustür führten in den von hohen Mauern umgebenen Garten der Nachbarin. Der Garten bestand ebenfalls fast nur aus Sand, aber dafür hatte er schon am frühen Morgen Sonnenlicht, so dass man sich aufwärmen konnte. Das Wasser befand sich in einem unterirdischen Tank im Garten und ebenfalls im Garten befanden sich Toilette und Bad. Nach unserem morgendlichen Bad mit immerhin lauwarmen Wasser, in der Hütte im Garten, wusch ich unsere Wäsche unter freiem Himmel und kam mir sehr authentisch vor.
Vor der Gartentür wartete ein wirklich netter Hund, der sehr verständig dreinblickte und keine Angst vor mir zu haben schien. Ich denke, wenn ich hier leben würde, hätte ich ziemlich schnell meinen eigenen Hund.
Solcherlei erfrischt, gingen wir hinüber zum anderen Haus und ich sah mir die Rituale des Tages an. Stundenlange Rituale über Rituale folgten, die mir niemand erklärte, bzw. teilweise hatte jeder eine andere Erklärung warum ein Ritual durchgeführt wurde. Unter anderem wurde Kurkumapampe auf Füße, Knie, Sari und Gesicht der Braut aufgetragen, das diente in früheren Zeiten dazu, ihrem Gesicht einem goldigen Schimmer zu verleihen. Anand war wiederum verschwunden, er stand dem Vorstand des rein männlichen Dekorationskomitees vor, welches den berufsmäßigen Zeltaufbauern unnötigerweise erklärte, wie sie ihre Arbeit zu machen hätten – also er war wichtig. Ich stahl mich derweil immer wieder davon und setzte mich auf das Dach des Hauses, so konnte ich mitverfolgen, was im Innenhof passierte und mich gleichzeitig etwas aufwärmen, denn im Innenhof, war es schattig. Ich genoß die Weite der Sicht, auf die umgebenen kargen Berge und das Dorf und war der Enge da unten – zumindest kurzfristig- entronnen. Dann hörte man wieder neuen Gesang und neue Leute kamen ins Haus. Es wurde nach einiger Zeit alles etwas langweilig, wenn es einfach nicht aufhört.
Am Nachmittag konnte sich Anand etwas freinehmen und so machten wir zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder eine Expedition, zu einem ganz besonderen Haus, dem Haus seines Großvaters (aka. ihrers Vaters.) Leider war das Haus unbewohnt, so dass es nur noch als Rumpelkammer für die Nachbarn diente und mittlerweile eine Ruine geworden war. Trotzdem, war Anands Mutter sehr gerührt und erinnerte sich an soviele Begebenheiten ihrer Kindheit. Danach stiegen wir in die Berge auf, um einen kleinen Durga-Tempel zu besuchen. Dorthin führte ein gut ausgebauter Treppenweg, so dass der Aufstieg zwar anstrengend war, man aber keine bergsteigerischen Fähigkeiten benötigte. Oben angekommen, entschädigte uns der herrliche Ausblick auf das Dorf, die umgebenen Bergketten und die Weite der Landschaft, wir ehrten auch die Göttin, die aus einer roten Ecke, mit drei Steinen bestand, aus denen man mit viel Fanatasie ein Gesicht erkennen konnte. Wieder beim Haus angekommen, sah man beachtliche Fortschritte beim Aufbau des Festzeltes, außerdem sperrte ein rotes Tuch über dem Innenhof nun auch die letzten Sonnenstrahlen aus und kreierte einen “Rotlichtbezirk” unten.
Mein Versuch mich in mein Häuschen zurückzuziehen und Tagebuch zu schreiben scheiterte, denn die Kinder hatten mich gesehen, schrieen und rüttelten an Fenstern und Türen (“Hey Aunty”, “How are you”, “HELLLOOO”, “Eh!”) ... Für sie war das ein großer Spaß, für mich leider wenig produktiv. Also flüchtete ich mich ins Haupthaus zurück, wo Anand ein störungsfreies Zimmer mit Licht für mich organisierte, sowie eine Decke, denn es war bereits wieder A****kalt.
Soweit zufrieden, dachte ich nur darüber nach, wie ich das Tanzprogramm am Abend umgehen konnte und nicht tanzen würde. Ich beschloss wieder aus Dach zu steigen und mir den Sternenhimmel anzusehen, der durch wenig Lichter gestört, besonders gut zu sehen war. Dann wurde ich aber vorher so müde, dass ich an Ort und Stelle einschlief und später mit Anand nur zum Häuschen zurückkehrte, um weiterzuschlafen. Ob an dem Tag getanzt wurde? Ich weiß es nicht, müsste ich nachfragen...

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