16. März 2009

Manchmal...

...kommt so einiges zusammen, wenn man es gerade am wenigsten brauchen kann und dieses Mal schien sich Freitag der 13. (eigentlich mein erklärter Glückstag) getreu seinem negativen Image zu verhalten und das Wochenende danach war dann eben auch noch gleich daneben...
Am Freitag fuhr ich mit Anand zur deutschen Botschaft um einmal mehr zu versuchen, unsere indische Heiratsurkunde anerkennen zu lassen. Natürlich wusste ich, dass diese Urkunde per se fehlerhaft ist, denn sie gilt nur für indische Staatsbürger und hat keine Gültigkeit für Nicht-Inder und daran ändert sich auch nichts, wenn man das Dokument eine Weile weglegt und es sich dann wieder anschaut... aber Anand hatte sich mit einem Angestellten der Botschaft unterhalten, der meinte, dass das alles überhaupt kein Problem sei und mit dieser positiven Grundeinstellung, hatte er es dann auch geschafft mich davon zu überzeugen, dass es zumindest einen Versuch wert ist... ich dachte mir, manchmal werden ja auch fehlerhafte Verwaltungsakte erlassen.
Aber nein, die Beamten am Schalter hatten schon einmal etwas von Indien gehört und auch, dass indische Dokumente grundsätzlich nicht anerkannt werden, da sie in einer gesetzlichen Überprüfung nicht nachvollzogen werden können (es sei denn die Botschaft beschäftigt einen Anwalt, was 500 € + kostet und der wie in unserem Fall nur herausfinden könnte, dass diese Urkunde nicht gültig ist) und so hatten wir uns dann am äußerst frühen Freitag Morgen umsonst auf den Weg gemacht.
Wie immer sind solche Rückschläge für Anand schwer zu verstehen, schließlich hatte er die fiesen negativen Gründe für die Ablehnung der Urkunde beim deutschen Konsulat in Mumbai schon längst wieder vergessen und wollte sich gemäß indisch-optimistischen Sportsgeist erneut dem Hindernislauf Bürokratie stellen. Das ist nur natürlich in einem Land, in dem man zehn Leute fragt und zehn verschiedene Antworten zum gleichen Sachverhalt erhält und man dann eben so lange nachfragen muss, bis man die gewünschte Antwort erhält. Aber leider haben deutsche Behörden die schlechte Angewohnheit, jedesmal aus den gleichen Gesetzen zu zitieren und häufig erneut die gleiche Antwort zu geben... undenkbar in Indien... .
Ehrlich gesagt kann ich die deutschen Beamten sogar ein kleines bißchen verstehen, wenn ich an meine Hochzeit denke, denn zum Einen, war die religiöse Zeremonie vor der standesamtlichen, was eben aus der standesamtlichen nur noch eine Registrierung der religiösen machte und damit nach deutschen Grundsätzen nicht erlaubt und ich wurde bei der religiösen Zeremonie auch kein einziges Mal zu meiner Meinung befragt.
Das “Standesamt” wusste zum anderen noch nicht mal etwas vom Glück Standesamt zu sein, denn bis zum Wochenende vor unserer Hochzeit war es das Grundbuchamt, aber dann beschloss irgendein (Volltrottel) Beamter, dass es lustig sei, wenn das Grundbuchamt nun Standesamt werden würde und das Standesamt die Grundbuchangelegenheiten übernehme.
So kam es dass wir mit erheblichen Kontakte-Druck und Anrufen bei Vorgesetzten usw. die Beamten erst einmal zwingen mussten, die Leugnung nun Standesamt zu sein, aufzugeben und wir es schafften in einer Rekordzeit von vier Wochen auf das entsprechende bereits ausgefüllte Formular die notwendigen Stempel zu bekommen. Während dieser Angelegenheit, hatte ich zwar irgendwo einmal unterschrieben, aber erneut wurde ich von niemanden gefragt, ob ich überhaupt heiraten will (nicht dass mich jemand verstanden hätte) und am Tag, als die Urkunde endlich abgestempelt wurde, war ich noch nicht einmal anwesend.
In Ontario wiederum, wo es sehr einfach gewesen wäre zu heiraten, nur mit dem Paß und sogar ohne Anands fehlerhafte (nicht korrigierbare !) Geburtsurkunde vorzuzeigen, wurde daraus nichts, weil mir nur auf Zuruf am Flughafen ein Ehegatten-Begleitvisum bis November 2009 erteilt wurde. Warum ist mir bis heute schleierhaft und kann ich mir nur damit erklären, dass die Beamtin es so lustig fand, dass wir beide am Ankunftstag Geburtstag hatten. Hätte ich nur das Touristenvisum erhalten, hätten wir heiraten können, doch so haben wir das Problem, dass man nicht heiraten kann, wenn man schon verheiratet ist.
Warum ist das plötzlich wieder so wichtig geworden? Nun, damit kommen wir zum restlichen Teil des Freitags. Als Anand nun etwas verspätet auf Arbeit erschien, wurde er von seinem Arbeitgeber angefahren, warum er nicht am Sicherheitstraining teilgenommen hätte, denn dieser wurde vorher wiederum von der Sekräterin des NRC angeschrieen, warum Anand nicht erschienen war, sie hätte ihn schließlich gesucht. Sitten sind das dort. .. wie überall denken Beauftrage für Arbeitssicherheit, sie seien die Könige dieser Erde und dabei kennen sie die Statistiken, die besagen, dass im Notfall sowieso niemand nach solchen Trainings handelt und außerdem: Anands Büro befindet sich mit großem Fenster im Erdgeschoss, es finden dort nur Gedankenexperimente statt und das schlimmste was passieren kann, ist, dass ein Kabel durchschmorrt.... niemand sollte sich also aufführen, als wenn er es mit Bauarbeitern zu tun hätte.
Dazu kommt aber noch, dass Anand gar nicht wusste, dass das Sicherheitstraining an diesem Tag stattfand und nicht zum Ende des Monats und er als Mitglied der Universität und eben nicht des National Research Council noch nicht einmal verpflichtet ist, dieses Training überhaupt zu absolvieren. Damit kommen wir aber zum nächsten Problem. Anands Vertrag ist auf ein Jahr beschränkt und es war von Anfang an gedacht, dass daraus zumindest zwei Jahre, also mit einer 1-Jahres-Verlängerung werden. Das ist notwendig, um die entsprechenden Zeitschriften-Veröffentlichungen zu erarbeiten, mit denen man sich wiederum bei anderen Forschungseinrichtungen bewerben kann. Es scheint jedoch, dass sich das Arbeitsverhältnis zwischen Anand und seinem Vorgesetzten immer weiter verschlechtert hat, auch wenn es an sich einmal freundschaftlich anfing, so dass Anand mit der Zeit einsehen musste, wohl nicht zu den Veröffentlichungen zu gelangen, die er sich vorstellte und auch sein Arbeitgeber immer unzufriedener wurde. An der Forschungseinrichtung werden Ergebnisse produziert und diese Art von Massenproduktion ohne über das Erarbeitete nachdenken zu dürfen, stimmt nicht mit Anands Arbeitsweise zusammen, denn wenn Probleme ihn fesseln, dann möchte er sie auch in ihrer Gesamtheit erfassen und durchleuchten, was zu diversen Auseinandersetzungen geführt hat, im Sinne, du denkst zu weitläufig und bist damit zu langsam (und Anand ist dann (leider?) auch nicht der duldsame “Ja und Amen”-Typ). Somit wird aus den geplanten zwei Jahren nun möglicherweise nichts und wenn alles schief geht, werden wir Ende August wieder unsere Koffer packen müssen. Ob das so ist, erfahren wir aber erst im Juni. Das stellt uns natürlich vor einige Probleme. Zum einen sind die US-Stellenangebote im Zuge der Rezession rapide geschrumpft, einige Kollegen von Anand konnten nur noch von Ablehnungen berichten, denn die Institute, die häufig in Teilen von Firmen finanziert werden, stellen derzeit niemanden mehr ein. Zum anderen ist es in anderen Ländern, wie z.B. England schwierig, die Katzen mitzunehmen, denn dort müssen die Tiere nicht nur in sechsmonatige Quarantäne in einer kleinen Metallbox, sondern diese Unterbringung kostet auch noch um die 3.000 €. Ein Umzug in ein Gebiet ausserhalb Nordamerikas (in jedem EU-Staat wäre es dann natürlich von Vorteil mit einer EU-Bürgerin verheiratet zu sein, da schließt sich der Kreis ... s.o.) bedeutet in jedem Fall, das wir die gesamte Einrichtung (die ja bei weitem nicht luxeriös, aber auch nicht improvisiert war) mit großen Verlusten verkaufen müssen, und dass wir sofort die Katzen impfen lassen müssen und einen Pass anlegen, so dass sie die 6-monatige Frist vor Flugreisen dann hinter sich haben. Anand denkt natürlich, dass es nicht genau sechs Monate sein müssen, sondern nur so in etwa... aber diesmal gehe ich sicher kein Risiko ein und er war dann immerhin so freundlich, nicht weiter zu argumentieren und hat gleich für Montag Morgen einen Termin beim Tierarzt besorgt.
(Meine eigene Wünsche bezüglich eines Umzuges muss ich damit natürlich wieder hinten anstellen, denn nun muss man sehen was (man be-)kommt...doch eigentlich bin ich ein Meermensch. Ich bin am Wasser großgeworden und bin es gewohnt mit den Winden und Wettern der See auszukommen. Wenn ich so wie schon seit längerem, nicht wenigstens einmal die Woche, das offene Meer sehen kann, Salzwasser und Algen riechen, nicht in der Lage bin zu sehen, wie das Wasser am Ende der Sicht mit dem Horizont verschmilzt... dann macht mich das nervös und unruhig...ich kann so vielleicht eine Zeitlang leben, aber nicht für immer....)

Gestern morgen nun wurde ich mit Zahnschmerzen geweckt... Ich hatte einen der hinteren Zähne schon länger im Verdacht, dass unter einer alten Amalgan-Füllung etwas nicht mehr so ganz in Ordnung war und Samstag früh war es dann nicht mehr zu ignorieren.
Da war es der Moment, vor dem ich mich gefürchtet hatte, Krank in Kanada.
Zum Einen sind zahnmedizinische Kosten nicht in der Krankenversicherung enthalten, die wir monatlich zahlen (es handelt sich nicht um eine Basisleistung) und zum anderen sind mindestens Halbjahres-Wartezeiten in dem - von chronischen Ärztemangel betroffenem Land - die Regel. Die Zahnarztpraxen hatten natürlich am Samstag geschlossen und in die Notfallkliniken wollte ich mich dann doch nicht wagen, denn die mittlerweile statistisch bestätigten Wartezeiten von 16-18 Stunden bedeuten auch, dass manche Leute noch länger warten müssen und in der Zeit könnte ich theoretisch schon nach Deutschland fliegen um einen Zahnarztbesuch zu erledigen...
Aber der Tag war ja noch nicht zu Ende. Am Nachmittag erhielten wir einen Anruf von unserer Bank, dass wir seit sechs Monaten unsere Geheimzahl nicht geändert haben und wir das sofort in der nächsten Stunde erledigen müssten. Da unsere nächste Filiale bereits geschlossen hatte, erklärte Anand, diese Angelegenheit in der nächsten Woche zu erledigen, dem wurde zugestimmt- über die weiteren Konsequenzen wurde er nicht informiert. Als wir dann aber am selben Tag mit Karte bezahlen wollten, stellten wir fest, dass die Karte gesperrt wurde und weder im Geschäft noch am Geldautomaten benutzbar war.
Zu dem Zeitpunkt hatten wir noch 17 $ Bargeld. Zwangserziehung nennt man so etwas wohl.
Ein Zahnarztbesuch mit meinem mittlerweile angeschwollenem Gesicht wurde utopisch, der Tierarztbesuch am Montag wurde ebenfalls fraglich. Anand rief also im Kundencenter der Bank an und versuchte nach deren Anleitung am nächsten Automaten die Geheimzahl zu änderen. Die erste Auskunft die er erhielt war falsch. Die zweite ebenfalls... jedesmal lief Anand zu dem Bankautomat, danach wieder nach Hause und jedesmal funktionierte es nicht...dann hatte er keine Lust mehr und gab auf. Nun rief ich an, erhielt wieder einen neuen Mitarbeiter, schilderte erneut das Problem und war zugegebener Maßen sehr unhöflich, wir wurden von diesen Leuten bereits drei Mal an einem Tag vera***t, ich hatte Zahnschmerzen und die Welt war schlecht.
Nun, wider Erwarten wurde mir plötzlich zugehört und als Anand das Gespräch dann übernahm und sich am liebsten für das peinliche Verhalten seiner Frau entschuldigt hätte, wurde ihm sogar erstmals der richtige Weg erklärt, wie man das Passwort am Automaten ändern kann, nämlich in dem man nicht(!) auf Passwort-Ändern geht... na, wer hätte das gedacht? Heute nun soll die Karte angeblich wieder funktionieren, bisher haben wir es noch nicht ausprobiert... ich stehe derweil unter diversen Schmerzmitteln und versuche zu entscheiden, was genau ich essen kann: so dass es nicht zu kalt, nicht zu warm, nichts mit Koffein und nichts zum kauen enthalten sollte und im Idealfall sogar noch mit meiner Diät übereinstimmt. Ich sollte jedoch lieber lernen, wie man sowas ignorieren kann, denn ich werde ja vermutlich noch ne Weile damit auskommen müssen. Aber immerhin scheint dem Tierarztbesuch am Montag morgen nun nichts mehr im Wege zu stehen und das ist ja schon mal was...
Ach ja, das von meinen Katzen letzte Woche zerbrochene Tonhaus habe ich auch wieder geklebt... okay, ich habe mich diese Woche des öfteren gleich mitverklebt, denn die poröse Struktur hat den Kleber zielgerichtet auf meine Fingerkuppen umgeleitet.. aber es steht wieder da, in einem Stück. :-)

Kurzer Nachtrag: unsere Bankkarten funktionieren wieder und der Sonntag wollte sich wohl für alles gestrige Unbill entschuldigen, denn es war der erste warme sonnige Vorfrühlingstag.
Ich war nur mit Pullover für ca. zwei Stunden vor dem Haus und habe Küchentisch und Stühle mit Holzwax bearbeitet und habe noch dabei geschwitzt. Viele Leute liefen gleich nur noch mit T-Shirt und Shorts herum und jede Wintererinnerung schien auf einmal ganz weit weg zu sein ... und dabei kann es praktisch jeden Tag erneut schneien... . Also kurzum es war ein schöner Tag und es wäre noch toller gewesen, wenn ich keine Zahnschmerzen gehabt hätte... Liebe Grüße ...

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