5. April 2009

Manchmal - ein Update

Wie sich vielleicht einige erinnern können, hatte ich kürzlich mit ziemlich fiesen Zahnschmerzen bei fehlender Zahnversicherung zu kämpfen und wollte jetzt einmal beschreiben wie es damit weiterging. (Die Zahnversicherung kann leider auch erst im September beantragt werden, da man den Health Plan nur einmal im Jahr ändern kann, dann hat man einen Monat Zeit und danach ist man daran gebunden, aufgrund unserer eigenen Blödheit (und vermutlich meiner deutschen Ignoranz....sonst heißt es ja wohl nicht Krankenversicherung) wussten wir nicht, dass in der Basisversicherung keine Zahnversicherung enthalten ist.)
Ich machte mich am folgenden Montag auf die Suche nach Zahnärzten in der Umgebung und rief nicht an, sondern war immer gleich anwesend. So fand ich durch Zufall einen Tag später, einen Zahnarzt ganz in der Nähe, wo gerade ein Termin für den Nachmittag frei geworden war.
Der Arzt hieß Steven da Costa, hatte portugiesische Vorfahren, war zur Fußballweltmeisterschaft in Deutschland und konnte immerhin 'Tenke schon' sagen, von dem er vermutete, dass es 'Thank you' heißt. Ich musste den auch in Deutschland üblichen Bogen ausfüllen, wo es um Krankheiten und Allergien ging und dann wurde eine Voruntersuchung durchgeführt... Röntgen, Fotos... das übliche... mit Technik von Siemens. Da die Assistentin aufgrund meiner leicht gelblich verfärbten Zähne nicht glauben konnte, dass ich kein Raucher bin (...sondern starker Teetrinker, als wenn das nur an den Zähnen feststellbar wäre....) führte sie auch eine Paradontose-Untersuchung durch. Vorher erklärte sie mir streng das Prozedere.. als wenn ich den Zigarettenkonsum doch noch gestehen solle, bevor es eh herauskäme... Die Spitze der Maschine wird in die jeweilige Zahntasche gesteckt und dann ertönt eine Nummer. Bei 1,2 oder 3 ist alles okay und man kann die Zahntaschen noch selber reinigen, bei 4, 5 und 6 ist das nicht mehr möglich... Nun, ich konnte mir doch ein leicht dümmliches Grinsen nicht verkneifen, als die Maschine nacheinander 1, 1, 1 ... 2 ... 1 plärrte... .
Es zeigte sich einmal mehr, dass Kariesmenschen sich zumindest um Paradontose keine Gedanken machen müssen. Natürlich hatte die liebe Zahnarzthelferin aber noch ein Ass im Ärmel, denn 'ich müsse mir dennoch Gedanken darum machen, schließlich... jetzt kommt's... werde ich ja in diesem Jahr 30 und dannach wird das Immunsystem nunmal (rapide) schwächer'... danke, das hatte ich gebraucht.

Leider ergab die Auswertung durch den Arzt, dass mit meinen Zähnen einiges nicht mehr in Ordnung war.. eine Füllung bestand nur noch aus Stücken, die mit Glück hielten, ein anderer Zahn war noch zur Hälfte vorhanden – Karies bemerkte die Assistentin sachkundig, bereits herausgefallene Füllung meinte der Zahnarzt genauso sachkundig.
Meine eigentlichen Zahnschmerzen aber, waren nur am Röntgenbild zu verstehen. Als meine beiden noch vorhandenen rechtseitigen Weisheitszähne herauswuchsen, stießen sie gegen die Backenzähne und beschädigten diese dabei und kamen so langsam höher.
Dadurch entstand zwischen den Zähnen ein Zwischenraum, in den keine Zahnbürste kam und die Karies konnte sich in den beschädigten Stellen leicht ausbreiten, und das nicht nur unten wie ich vermutete, sondern quasi gespiegelt, hatte ich die gleiche Karies oben und unten. Leider kann man aber den Weisheitszahn nicht mal eben zur Seite schieben und dann dem anderen Zahn Füllungen verpassen und so wurde an dem Tag nichts weiter gemacht. Ich bekam einen Termin für die Woche darauf, zum Entfernen der Weisheitszähne, lehnte die Überweisung zum Spezialisten ab und bekam einen Kostenvoranschlag für die gesamte Behandlung. Der sich auf ca. 1.000 $ belief. (uff) Diese Voruntersuchung kostete 230 $ aber weil ich Selbstzahler war, bekam ich einen Rabatt und musste davon 'nur' 180 bezahlen. Allerdings ist man auch wenn man versichert ist, nicht immer sicher... die Frau, die vor mir dran war, musste trotz Versicherung selbst zahlen, weil die Versicherung ihre Behandlung nicht bezahlen wollte...

Am nächsten Dienstag ging ich zum Weisheitszahn-Entfernen. Ein bißchen mulmig war mir doch zu Mute, denn in Rostock war ich beim Kieferchirugen gewesen und nicht nur beim Allgemeinzahnarzt. Aber dort ging auch alles so schnell, dass ich mir dachte... so schlimm wird es schon nicht werden. Vor dem Betäuben gab es noch die übliche Belehrung: meine Nervenbahnen, die sonst bei jedem anderen tief im Kiefer eingebettet sind, sind bei mir blöderweise um die Weisheitszähne herumgeschlungen und so habe ich bei solchen OPs, immer die Möglichkeit einer zeitweisen oder dauerhaften Gesichtslähmung. Nun, da ich das bereits seit dem ersten Röntgenbild meiner Weisheitszähne von vor zehn Jahren wusste, hatte es mit der Zeit seinen Schrecken verloren, denn es half ja doch nichts.. die Zähne mussten raus und so nickte ich nur...
Ich merkte ziemlich schnell, dass bei dieser Entfernung alles seeehr langsam zugehen würde... während der Zahnarzt in Rostock Instrumente verwendete, die auch einen Klempner stolz gemacht hätten und dann einmal ansetzte, es knackte zweimal und der Zahn war draußen und die meiste Zeit eher damit zubrachte, mir noch was aus dem Knochen herauszuschneiden und das ganze dann Zuzunähen... begann Herr da Costa mit kleinen Böhrchen, Pinzettchen und anderen Miniinstrumenten am unteren Zahn zu arbeiten. So knackte er selbigen in einem eine Stunde dauernden Prozeß in viele viele kleine Stückchen... Er teilte mir immerhin mit, dass er meine Nervenbahnen sehen und nicht in diese bohren würde, (was ich sehr zu schätzen wusste.)
Während all dieser Zeit starrte ich mit meiner grünen Sonnenbrille in das Zahnarztlicht entkrampfte hin und wieder meiner rechte Hand, die weiß wurde, weil ich sie so sehr mit der linken zusammendrückte, versuchte die Geräusche und den Druck des immer wieder spitternden Zahns zu ignorieren und durch die Nase zu atmen. Der obere Zahn dauerte dann immerhin nur 15 Minuten und ich war fertig und zugenäht. Der Arzt teilte mir nur noch mit, die nächsten Stunden nicht zu sprechen und aufgrund dessen, dass diese Behandlung so kompliziert war, genehmigte er sich einen Zuschlag, statt der 174 $ pro Zahn, kostete nun alles zusammen 400 $... Danke! Ich war versucht zu sagen, dass die Behandlung mit den richtigen Instrumenten nicht kompliziert geworden wäre, aber ich durfte ja nicht sprechen. Ich bekam einen Termin für die Woche darauf und Antibiotika sowie Ibuprofen 600, die ich alle 6 Stunden nehmen sollte. ( Die werden übrigens bei der Apotheke abgezählt und damit ist Kanada nach Indien, das zweite Land, das ich kenne, in dem Tabletten lose verkauft werden.)

Die ersten Tage waren erwartungsgemäß hart, aber dank Anand, Antibiotika, Schmerztabletten und auch dank dessen, dass diesmal nichts aus dem Knochen entfernt werden musste, wurde die Schwellung nicht ganz so heftig und so konnte ich zwei Tage danach, am Donnerstag Abend schon wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und ein Treffen der Deutschlerner besuchen. Ich versuchte zwar nicht zu viel zu lächeln und sprechen, aber es ging schon ganz gut und so richtig blau im Gesicht wurde ich erst einen Tag später.
Am Montag darauf, war der Zahnarzt dann sehr erstaunt, dass ich schon wieder da war, denn die Fäden würden sich von selber auflösen und die Rezeptionistin hatte mir einen Termin für eine Füllung gegeben. Also bekam ich am oberen Backenzahn auf meiner (guten) linken Seite eine Betäubung verpasst und es ging los. Ehrlich gesagt, das war die schlimmste Behandlung, die ich je hatte. Die Seite, die betäubt war, war überhaupt kein Problem, aber meine noch immer frischen Wunden auf der anderen Seite reissten etwas auf und überhaupt den Mund so weit öffnen zu können, war eine echte Qual. Letzlich musste ich meinen Unterkiefer mit einer Hand festhalten, damit die Füllung überhaupt beendet werden konnte. Immerhin instruktuierte er danach seine Leute, mir den nächsten Termin erst Ende April zu geben.
Bis dahin sollten die Zahnschmerzen aufgrund der Weisheitszahnsache endlich verschwunden sein und dann kann es darum gehen, meine nach wie vor nagenden, ursächlichen Zahnschmerzen loszuwerden.... und solange ist jeder Tag ohne Ibuprofen ein guter... :-)

All das kommt natürlich zu einer Zeit in der wir Geld sparen wollten, da wir nicht wissen, ob wir im September wieder umziehen und jeden Penny gebrauchen können. Die Katzen sind ebenfalls recht teuer, da ihre Behandlungen um mitreisen zu können, ebenfalls Geld kosten. Sie brauchten Tollwut- und Katzenleukämie-Impfungen und werden bald Microchips bekommen. Dann müssen je nach Land gewisse Gesundheitszeugnisse gefertigt werden, die den ununterbrochenen Impfverlauf dokumentieren usw. Ich denke noch über Wege nach, wie ich den beiden bereits 'Europäische Heimtierpässe' beschaffen kann, das klingt für mich (unabhängig davon, in welches Land wir reisen) einfacher und logischer, als später mit einem Ordner voller einzelner Gesundheitszeugnisse herumzureisen und all das muss gemacht werden, bevor wir überhaupt wissen, ob wir umziehen müssen.
Das alles führt dazu, dass Anand derzeit schon ein ganz trauriges Gesicht bekommt, wenn er das Wort Arzt nur hört.
Und gerade als ich mir schwor, überhaupt nie wieder Geld für mich selbst auszugeben, kam ein Festival in dem die indische Schwiegermutter, ihrer Schwiegertochter etwas Neues zum Anziehen schenken muss (also an sich eine sehr sinnvolle Angelegenheit ;-). Da meine Schwiegermutter sehr weit weg wohnt, wurde Anand beauftragt ein Kleid für mich zu kaufen, der wiederum mich beauftragte, mir eins auszusuchen und ihn dabei um Gotteswillen nicht um seine Meinung zu befragen. Da er meiner Second-Hand Theorie nicht so ganz folgen wollte (ein gebrauchte Kleid - aber neu für mich..) entschieden wir uns, bei 'Winners' zu suchen. Das ist ein Kaufhaus, das nur die Waren aus der vergangenen Saison aus anderen Kaufhäusern verkauft und welches damit viel billiger ist. Es war nicht so einfach etwas zu finden, denn viele Kleider sind entweder für wesentlich längere Menschen gedacht oder sie sind so bauschig geschnitten, dass man schon extrem dünn sein muss, um damit nicht hochschwanger auszusehen. Endlich fand ich ein schwarz-weißes Kleid, das gut an mir aussah und ich war zufrieden. Der Mann, der überhaupt keine Meinung haben wollte, mochte dieses Kleid natürlich überhaupt nicht.. zu formell, zu warm für den Sommer, zu schwarz und weiß und überhaupt... wir entschieden uns für einen Kompromiß und suchten ein farbiges Strickjäckchen dazu... Ich dachte erst an knalliges Pink oder Orange, fand aber dann dieses (siehe Foto unten) smaragdgrüne Jäckchen und alles war gut. Vielen herzlichen Dank nach Indien kann man da wohl nur noch sagen und ab jetzt wird gespart... :-)


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