1. November 2010

In den Salzwiesen


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Heute ist das Wetter grau und nebelig und genau so, wie man sich typisches Novemberwetter an der Küste vorstellt.
Von meinem Fenster aus kann ich einen kleinen Zipfel der Salzwiesen erspähen, die den offenen Charakter unseres Dorfes, ja der ganzen Insel so sehr prägen.
Und an diesen schummrigen Tagen, an denen es niemals richtig hell wird und die Sonne wie eine Mondscheibe durch die Nebelschwaden durchschimmert, kommen weiter entfernte Bäume wie drohende dunkle Riesen daher und man kann plötzlich alle Sagen und Märchen glauben oder sich zumindest vorstellen, wie sich einst Geschichten von Dükermutter, Feuerball und dem Moort entwickelt haben…. Auch die sumpfigen Salzwiesen haben von jeher die Fantasien der Inselbewohner angeregt, umso schöner ist es, daß die Wiesen heutzutage unter Naturschutz stehen und somit weitestgehend unbebaut erhalten bleiben…




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Die Insel Poel besitzt keine Deiche um sich vor Hochwasser zu schützen und so finden sich an manchen Stellen natürliche Methoden des Hochwasserschutzes wie z.B. Dünen, zumeist findet man aber Ausgleichsflächen, wo die Natur schalten und walten darf wie sie will. Zu diesen gehören neben den Landverlustflächen der Steilküsten auch die Landgewinnungsgebiete der Salzwiesen, wo nach und nach Sand angespült und im Laufe der Jahre von krautigen Gewächsen, Binsen und verschiedensten Schilfsorten bewachsen wird. Diese haben sich an das Salzgehalt des Ostseewassers angepasst und schaffen eigentümliche Graslandschaften, die regelmäßig überflutet werden.
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Zwischen unserem- dem ersten Dorf der Insel, Fährdorf und dem Festland besteht seit 1927 eine durchgehende Straßenverbindung, die über einen Damm und eine kleine Brücke führt, die den Durchstich zum „Breitling“ genannten schmalen Buchtbereich westlich der Insel überbrückt. Links und rechts des Damms haben sich im Laufe der Jahrzehnte ausgedehnte Salzwiesen entwickelt, die als Vogelschutzgebiet insbesondere den durchfliegenden Wildgänsen als Rastplatz dienen. Im Winter sammeln sich außerdem die Höckerschwäne in der Bucht, um so im Schutz der Gruppe durch die kalte Jahreszeit zu kommen.
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Wildgänse bevorzugen ihre Rastgebiete mit ausreichend, aber kurzem Gras um so ihre natürlichen Feinde, hier sind das vor allem die Füchse rechtzeitig sichten zu können.

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Zur Pflege der Salzwiesen werden keine Rasenmäher eingesetzt, die wohl auch auf den sumpfigen Wiesen versinken würden, sondern die Flächen wurden an verschiedene Bauern vergeben, die darauf ihre Schafe, Rinder und Pferde weiden lassen. Das ist nicht völlig unproblematisch, denn zum Einen müssen auch die Tiere mit dem Salzgehalt der Weiden zurechtkommen und zum Andern muß bei jeder drohenden Sturmflut abgeschätzt werden, ob die höheren Stellen der Weiden ausreichend sind, oder man die Tiere rechtzeitig auf höher gelegene Weiden umsetzten muß, damit sie nicht plötzlich im Wasser stehen.
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Die Bilder dieses Artikels stammen von weitaus sonnigeren Oktobertagen vom Weg zwischen Groß Strömkendorf und Fährdorf, sowie aus Wangern.

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