Ich habe beschlossen für eine Weile vom Internet Abschied zu nehmen, ein bißchen um mich selbst zu finden, wie es immer so schön heisst, ein wenig um die Zeit mit anderen Dingen zu füllen.
Ich dachte dabei an einen Zeitraum von zwei Wochen.
So möchte ich wieder anfangen zu malen und ein paar andere Dinge im Haus in Angriff nehmen, die doch viel zu oft in den Hintergrund geraten, wenn ich über neue Artikel in einem meiner beiden Blogs nachdenke, Bilder ordne, bestimmte Phrasen abschleife und ausformuliere, oder aber auch nichts schreibe und die Gedanken doch nicht von noch zu schreibenden Artikeln lösen kann. Ein bißchen ist das auch eine Flucht vor der rauen Wirklichkeit, denn innerhalb kurzer Zeit sind drei meiner Freundschaften beendet worden, allesamt online und ich möchte herausfinden, ob ich einfach nur falsche Freunde habe, oder ob ich wirklich ein so unausstehlicher Mensch geworden bin, dem irgendwo auf dem Wege das Einfühlungsvermögen abhanden gekommen ist.
(Eine andere Freundin von mir hat so eine Art Freaktest, mit der sie Leute bewertet, bevor sie tiefere Freundschaften eingeht, wahrscheinlich eine sehr kluge Maßnahme. Ich weiß übrigens auch, daß ich diesen Test nur mit Einschränkungen bestanden habe ... )
Meine ersten beiden Freundschaften, waren zwar langjährige gewesen (seit 5 bzw. 6 Jahren), aber da sie ausschließlich über das Internet stattfanden, war es für mich schwer aber durchaus zu verkraften. Eine junge Mutter, mit anscheind sonnigem Gemüt, entpuppte sich leider auch als religiöse Fanatikerin und Religion ist generell eine zu schwere Kost für mich, als daß ich mit der Kombination von Fanatismus und Religion zurechtkommen könnte. Die zweite Freundin hatte ihre Katze weggegeben als ihr das Versorgen von Haustieren zu langweilig wurde, ich erwähnte das bereits... und ja, vielleicht bin ich selbst ein ganz Kleines bißchen fanatisch über Katzen und an ihnen begangenem Unrecht, aber da wir in keinem tieferen Kontakt standen, bin ich mir nicht einmal sicher ob sie bereits bemerkt hat, daß ich den Kontakt abgebrochen habe. Die dritte in die Brüche gegangene Freundschaft trifft dagegen schon viel näher an der Basis, denn ich dachte tatsächlich, daß meine Nachbarin aus Ottawa, eine gute Freundin ist (war). Wir hatten zwar eine paar Spannungen finanzieller Art, die ich nicht näher erläutern möchte um mich nicht komplett ausgenutzt zu fühlen, aber ich dachte, daß dort eine Verbindung bestehen würde. Als ich vorschlug Fotos von ihrer Wohnung zu machen und in meinen Dekorblog zu stellen, war sie davon begeistert und beantwortete auch bereitwillig, die von mir gesendeten Fragen. Also arbeitete ich für vier Tage wie besessen an meinem ersten Haustour Artikel, schnitt die ausgewählten Bilder zusammen, schrieb meine Hausbeschreibung, übersetzte alles ins Deutsche usw. wahrscheinlich sollte es zu gut werden. Darum tat ich etwas, was ich nicht hätte tun dürfen, ich weiß das nun sehr genau, denn ich verlinkte eines ihrer Gedichte. Ich wußte, daß das risikobehaftet ist, da sie nicht ihre Erlaubnis dazugegeben hatte, aber da sie mir erzählte, wie viele Menschen bereits dieses Gedicht gelesen und gutgefunden hätten, dachte ich das Risiko eingegehen zu können, es erst zu verlinken und sie danach zu fragen. Ich wählte das Gedicht, da es im Gegensatz zu den meisten ihrer Gedichte, die auf etwas basieren, daß sie in den Nachrichten gehört hat, tatsächlich etwas über ihre Wohnung und Wohnweise erzählt und natürlich erwähnte ich sie als Urheber. Als Anand nach Hause kam, war er davon entsetzt und meinte, das wäre das Gleiche als wenn ich Geld stehlen würde, ich wollte das Gedicht also entfernen, aber dann entschieden wir uns doch noch auf die Reaktion von ihr zu warten (nur auf die Gefahr hin, daß sie es möglicherweise gutfinden könnte). Nun, diese Reaktion kam heute morgen und sie hasst alles in meinem Artikel. Natürlich das Gedicht, aber auch meine Beschreibung, daß ich keinen falschen Namen für sie verwende, daß ich ihren ethnischen Hintergrund erwähne, daß ich ihre Interviewfragen nicht nochmals editiert habe usw. Ich wollte erst alles löschen, aber dann fiel mir auf, halt, eigentlich hatte ich die Erlaubnis zu diesem Artikel und als Leserin meines Blogs, wusste sie auch in etwa, was ich wie schreiben würde. Nun werde ich den kompletten Artikel also auf die Aussage, ein kanadisches Wohnzimmer, reduzieren ... Bilder entfernen, die etwas über die Herkunft verraten könnten, was schwierig ist, da die gesamte Wohnung etwas über die Herkunft verrät und das Interview kürzen. Der Artikel wird im Blog verbleiben, als Erinnerung daran nichts als garantiert anzusehen und wenn ich je wieder zu dem Punkt kommen sollte eine Haustour zu schreiben (was ich derzeit arg bezweifle, aber dann sollte man sich vom Gegenwind auch nicht davonpusten lassen, sondern aufrecht weitermachen), den Artikel jeweils von demjenigen vor der Veröffentlichung zensieren zu lassen.
Damit sich jeder selbst ein Bild unabhängig von meinen - wahrscheinlich verqueren - Vorstellungen machen kann, habe ich hier einen Ausschnitt aus dem ursprünglichen Artikel eingefügt:
Jedes Mal, wenn ich die Wohnung meiner lieben Freundin Yanick betrete, die in Haiti geboren und in Kanada aufgewachsen ist, fühlt es sich an, als würde man eine andere Welt betreten. Man lässt den kalten kanadischen Winter draußen und wendet sich einem komfortablen, entspannten Wohnbereich in warmen Farbtönen zu, mit sich wiederholenden Farben in Kissen, Decken, dem Teppich und sogar den dunklen Holzmöbeln. Wer nun glaubt, daß alles so perfekt passt, da es im gleichen Laden gekauft wurde, der irrt sich, denn jedes der Stücke kam unabhängig voneinander in die Wohnung. Yanick erklärt mir, daß sie nicht nach dem perfekten Möbeln sucht, sondern daß diese sie zu finden scheinen, wenn sie sie braucht, z.B. bringen Freunde aus einem Urlaub genau das fehlende Stück mit oder andere Freunde sortieren etwas aus deren Haus aus und sie findet einen Platz dafür. Aber natürlich braucht man jemanden, der so begeistert von Innendekoration ist wie sie, um all den Stilmix miteinander zu verbinden. Der Raum befindet sich in ständiger Veränderung, ein Tisch ändert seine darauf ausgestellten Objekte nach den Jahreszeiten oder einfach nur nach Laune, ein weißes Regal oder ein Tisch können mit Hilfe von selbstklebender Holzfolie über Nacht verändert werden und ein regelmäßiger Flohmarktverkauf vor dem Haus hilft Platz für neue Ideen zu schaffen.
Nachdem ich also tagelang an etwas gearbeitet habe, um dann dafür als Dieb und Rassist bezeichnet zu werden, fühle ich mich schlichtweg ausgelaugt und brauche eine Pause. Von zu Hause erreichen mich auch nur schlechte Nachrichten und selbst in dem Bread Story Blog läuft derzeit alles etwas holprig, auch wenn ich hier zumindest keine Urheberrechtsverletzungen begehe. Nachdem ich jahrelang mit komfortablen 80 Lesern pro Woche ausgekommen bin, stieg diese Zahl in den letzten Monaten konstant an, ich hatte 100 Leser, mittlerweile sind es 130, die durchschnittlich vier Minuten auf dem Blog verbringen, also anscheinend tatsächlich lesen, was ich schreibe. Ich freue mich über den Erfolg, aber damit kam auch eine gewisse Unsicherheit, ob das was ich schreibe seriös genug ist, was man von mir denkt, wenn ich so schreibe... oder ist das alles nur blah blah.... ich weiß nicht, was mich daran so verunsichert, daß ich 50 Leser mehr habe, davor aber mit meinen 80 konstanten Lesern absolut komfortabel war.
Über all das möchte ich jedoch in den nächsten zwei Wochen nicht nachdenken, sondern mich anderen Dingen zuwenden und ganz nebenbei den Knoten in meinem Kopf lösen, so daß ich bald in beiden Blogs mit neuen Ideen weiter machen kann.
P.S. Der Dallas Urlaub wurde für mich gestrichen, Anand fliegt alleine zur Konferenz.