18. Februar 2011

Kennedy Space Center



Unser erster Tag in Orlando begann mit dem versprochenem Dauerregen. Zusammen mit dem Ticketverkaufsmenschen des Hotels beschlossen wir deswegen nach Cape Caneveral zum Kennedy Space Center zu fahren, da sich dort die meisten Ausstellungen in Gebäuden befinden und man wenig Zeit draußen verbringen musste. 
Für die beiden anderen Tage hofften wir auf besseres Wetter und buchten je ein Ticket für die Universal Studios, sowie (natürlich) Disneyland. Der Ticketverkäufer verkaufte uns halblegale Angestelltentickets, die zudem nur für Einwohner von Florida galten, was mir einiges Kopfzerbrechen bereitete, auch wenn sie wesentlich billiger als die normalen Karten waren, aber es lief alles glatt und wir wurden in den drei Tagen nur einmal gefragt, wo wir die Karten eigentlich her hatten. Wie von ihm vorher instruiert antworteten wir darauf, daß wir diese geschenkt bekommen hätten. Ich habe das dumpfe Gefühl, daß diesem blühenden Schwarzhandel irgendwann der Hahn abgedreht wird, aber es funktionierte jedenfalls für uns. 




Das Kennedy Space Center befindet sich auf einer Halbinsel in der Nähe von Cocoa Beach und ist eine Autostunde von Orlando entfernt. Da die Halbinsel militärisches Sperrgebiet ist, konnte sich die Natur dort ausgesprochen gut erhalten und so ist das Gebiet auch für die hohe Dichte an Meeresschildkröten, Alligatoren, Weißkopfseeadlern und Steinadlern sowie Rundschwanzseekühen bekannt. Das eigentliche Center ist relativ klein, mit einem Memorial für die gefallenen Astronauten, Ausstellungen zur Bedeutung der Mondlandung und sonstigen Artefakten, Kunstgalerie sowie einem 3D-Kino. 
Die eigentliche Attraktion ist jedoch eine Bustour entlang der Montagehalle der Space Shuttle (Vehicle Assembly Building) mit den mit 139 Metern höchsten Türen der Welt, die benötigt werden, damit die zusammengesetzten Tanks dann auch das Gebäude verlassen können, hin zu einer Observationsdeck mit Blick auf die beiden Space Shuttle Startplätze des Space Centers (seit dem Absturz von 2003 wird immer ein zweites Shuttle zur möglichen Rettung bereitgestellt.) Außerdem kann man vom Aussichtspunkt auch auf das alte Cape Caneveral blicken mit den Startplätzen der Mercury- und Geminireihe aus den 1960er Jahren von denen heutzutage nur noch unbemannte Raumflüge starten. 


Insgesamt wirkte das gesamte Gelände etwas vereinsamt und altmodisch, mit wenigen Autos, Menschen usw. der große Hype um die Raumfahrt ist wohl schon gute 40 Jahre her. Aber ich denke, daß die Space Shuttle Starts dennoch noch Menschenmassen anziehen, genug Zuschauertribünen standen jedenfalls herum. 
Es war jedoch ein seltsames Gefühl, diese Anlage, die unfassbar moderne Expeditionen unternimmt, bereits als etwas Vergangenes, von vor 30, 40 Jahren anzusehen. Wir leben wirklich in der Postmoderne. 



Der zweite Stop der Bustour fand in einem Besucherzentrum statt, in dem die 1:1 Kopie eines Space Shuttle Tanks mit sämtlichen Startstufen eine riesige Halle füllt. Dort konnte man sich so richtig schön klein fühlen. In den Vitrinen wurden Raumanzüge wie Ritterrüstungen ausgestellt und in einer kleinen Show wurde die Mondlandung szenisch dargestellt. Da man offenbar mit der Echtheits-Kontroverse des Mondvideos vertraut war (Stichwort sichtbare Mikrofonkabel und das Flaggern der Fahne), wurde auf zu viele Ausschnitte aus dem Originalfilm verzichtet und man beschränkte sich vielmehr die Mondlandung in ihrer Zeit zu zeigen und die damaligen Auswirkungen auf der Welt einzuordnen aka. warum es in der Zeit des Kalten Krieges unbedingt einen Bildbeweis geben „musste“. Nach dem Film hatte man das Gefühl als wenn es die Mondlandung durchaus gegeben haben kann, es gab nur eben davon keine Filmaufnahmen da dazu die technischen Voraussetzungen noch nicht existierten. 



Wieder zurück im Center sahen wir uns einen Film über das Hubble Teleskop an, mit wunderschönen Bildern von sich entwickelnden Sternensystemen, Nachbar-Galaxien bis hin zu schwarzen Löchern (mit - für meinen Geschmack - etwas zu lautem von Raumschiff Enterprise inspiriertem Soundtrack), machten eine Runde durch den Raketengarten und sahen uns eine Ausstellung zu den Beginnen der Raumfahrt an. Dort wurde u.a. Juri Gagarin gewürdigt („natürlich“ findet man als von der anderen Seite des eisernen Vorgangs Aufwachsender, aber außergewöhnlich für die Amerikaner) außerdem konnte man den ersten Original Kontrollraum der NASA besichtigen. Dann hieß es zurück zum Bus und eine Stunde später erreichten wir das Hotel inmitten des riesigen Orlandoschen Hotelwildwuchsgebietes, in dem vor 20 Jahren noch Orangenplantagen standen. An dem Abend ging es in ein nahegelegenes indisches Restaurant, wo scharf tatsächlich als scharf serviert wurde und so ging der Tag vergnüglich, wenn auch mit erhöhter Wasseraufnahme, seinem Ende entgegen.


Das ist ein kleines Video von den zahlreichen Krähen, die das Kennedy Space Center als Zuhause gewählt haben. Sämtliche Raketen und Tankstufen eignen sich offenbar hervorragend als Nistplätze. Außerdem sieht man die riesige Kieselstraße auf der die Shuttles transportiert werden und einen Springbrunnen, der sich wohl bei fehlendem Sonnenlicht abschaltet (oder nur wenn ich näher komme) ... :)

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