17. März 2011

Tierrettung


Ich habe lange Zeit über diesen Beitrag nachgedacht und ob ich ihn überhaupt schreibe, denn im Zeichen der nuklearen Katastrophe, dem Leid der Menschen angesichts all des Elends von Erdbeben, Tsunami und Verstrahlung ... wie kann ich dann an die zahlreichen Haustiere denken, sollte mir deren Elend nicht egal sein, gäbe es nichts Wichtigeres? Aber je mehr Berichte ich lese von Menschen, die mit ihren Tieren im japanischen Winter ausharren, da man Tiere nicht in die Evakuierungscenter läßt, desto mehr habe ich das Gefühl darüber schreiben zu müssen. 
Als der Hurrikan Katrina 2005 New Orleans verwüstete, war dies zum ersten Mal Thema. Damals starben Menschen, da sie mit ihren Tieren nicht in die Center durften und das internationale Rote Kreuz versprach die Regeln zu ändern und Käfige Teil der normalen Evakuierungspakete zumindest in den Industrieländern werden zu lassen. Nun, die nächste große Katastrophe in einem Industrieland und wir stehen vor dem gleichen Problem.
Ich sehe drei Szenarios... 1. Tsunami, man rennt um sein Leben, läßt Tiere, Menschen hinter sich und hofft, daß jeder irgendwie durchkommt. Danach muß man sehen, wie es den Hinterbliebenden geht und begibt sich damit in Gefahr. Gesetzliche Regelungen zur Tierrettung wären hier vonnöten.
2. Man kommt mit seinem Tier zu einem überfüllten Evakuierungscenter und wird abgelehnt. Das ist auch in Ordnung, dann sind in den Centern sicher nur Ältere und Kinder während es vor den Türen Zweitlager gibt.
3. Man überlebt zusammen mit Hund und Katze die wohl schlimmste Katastrophe seines Lebens, hängt buchstäblich aneinander, hält sich, wird vielleicht sogar zusammen aus dem Geröll ausgebudelt, kommt zu dem Schutzraum, nur um an der Tür zu hören... Na, das müssen Sie jetzt aber einsehen, daß Menschenleben wichtiger sind. Hops, geben Sie Ihrem Tier einen Fußtritt, das kommt schon klar... Wie frage ich mich nur, sollen Tiere, die in ihrem ganzen Leben noch nie selbst für ihr Futter sorgen mussten klarkommen und wichtiger, wie können wir, die wir Tiere als vollwertige Familienmitglieder aufgenommen haben, sie in dieser Situation verlassen? Ich würde sicher meine Katzen nicht verlassen. 


Für alle Menschen, die Tierrettung nicht als das Überflüssigste auf der Welt ansehen, gibt es die Koalition der japanischen Tierschutzorganisationen und der Welttierarztorganisation zur Koordinierung aller Tierrettungsbemühungen. Spenden werden hier gesammelt: Link, auch wenn es derzeit eher darum geht, überhaupt an die notwendigen Materialien wie Käfige, Futter, Benzin zu kommen.
Die Rettungsfahrten müssen halblegal und teilweise sogar offiziell verboten stattfinden und stützen sich auf Anrufe von Tiersichtungen in den Tsunami Gebieten. Derzeit geht es darum genug Kanister zu sammeln, damit Benzin für längere Fahrten in die Katastrophengebiete unternommen werden können. Außerdem muß der Status der Katzeninsel geklärt werden. Die Insel mit Katzentempel wird von ca. 100 älteren Einwohnern und einer ungleich höherer Zahl an Hauskatzen bewohnt und liegt direkt im Tsunamigebiet.

Herzzerreißendes Video von einem Hund, der versucht Hilfe für seinen verletzten Freund zu finden:

Derweil bebte gestern hier die Erde. Ein kleines Erdbeben der Stärke 4.3 erschütterte weite Teile Ontarios, Quebecs und wurde auch in Vermont registriert. Die dabei freigesetzte Energie war jedoch um 500 Millionen Mal geringer als das Beben in Japan. Ein wenig stand auch einmal mehr die Sicherheit der mit Fukushima I baugleichen Vermont Yankee Nuclear Power Plant auf dem Programm. Das Atomkraftwerk macht seit Jahren Schlagzeilen, da die umliegenden Gewässer immer stärkere Radioaktivität aufweisen und in einem immer größer werdenden Radius um das Werk das Fischen nicht mehr erlaubt ist. Aber die Energielobby ist in den USA so stark, daß man seine Besorgnis gerne zum Ausdruck bringen darf, es herrscht schließlich Meinungsfreiheit... aber Abschalten des vor sich hinrottenden Werkes... Ach, i-wo, warum denn?

5 Kommentare:

  1. Sehr interessant, danke für den Text. An die Tiere denkt man ja erstmal gar nicht... :-/

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  2. Danke H. :)
    Es hat natürlich viel mit eigener Sentimentalität zu tun und ich könnte mir auch vorstellen, daß sich z.B. beim Beben in Haiti die Frage nach den Haustieren nicht einmal stellte, die Menschen in der Hinsicht vernünftiger sind als Industrielandbewohner. Aber dann sind dort Hunde und Katzen wohl auch wesentlich besser in der Lage sich selbst zu versorgen... Vielleicht muß man also solche Realitäten auch akzeptieren und kann von einem Menschen, der sich genauso wenig darum kümmern musste, wo Essen eigentlich herkommt, außer daß man es kauft, also genauso unselbständig ist wie seine Haustiere nicht plötzlich verlangen in einer Situation in der extreme Gefühle normal sind, sich kalt, rational und „unmenschlich“ zu verhalten. Dazu betonen alle Tierschutzorganisationen, daß sie keinen Ressourcen von der Menschenrettung entfernen, sondern unabhängig davon arbeiten...

    Eines der 2300 japanischen Evakuierungscenter erlaubt nun auch Tiere mit Menschen, während nun sämtliche Fundtiere, die nicht in 72 Stunden einem Besitzer zugeordnet werden können, nach einem Beschluß der japanischen Regierung getötet werden.

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  3. Hi Thea,

    ach ja, "vernünftiger"... weiß nicht. :) Das ist doch sehr verständlich, dass man, wenn man gerade sein komplettes Hab und Gut verloren hat und sein eigenes Leben mit Mühe retten konnte, nicht sein Haustier verlassen will. Mit dem leben die Menschen ja oft jahrelang zusammen, und es gehört quasi zur Familie. Aber die Sicht der Retter ist bestimmt eine andere: Sich in dem Chaos noch um Tiere zu kümmern...
    Tjoa, alle schwierig!

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  4. In Indien wuerde sich sicherlich bei solch einer Katastrophe auch keiner um die Hunde z. B. kuemmern. Aber wie Du schon gesagt hast, der Unterschied ist, dass diese Hunde es gewohnt sind, sich selber um ihr Futter zu kuemmern, waehrend wir in der westlichen Welt unseren Haustieren diesen Instinkt abtrainieren. Sie dann sich selbst zu ueberlassen, finde ich schamlos und wuerde es selber natuerlich auch nicht tun, denn dies wuerde den sicheren Tod bedeuten.

    LG
    Kerstin

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  5. Ja, bei mir würde es auch immer “Nicht ohne meine Tiere“ heißen, aber (indische) Freunde mit denen ich darüber gesprochen habe, hatten dafür überhaupt kein Verständnis...

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