3. September 2011

Nach Irene - Teil 2

Es ist fast eine Woche her, daß Hurrikan Irene Vermont erreichte, die Wetterexperten können aber erst jetzt so langsam erklären, wie es zu der Flut - Katastrophe kommen konnte.
Eine vollständige Analyse wird wohl noch Monate dauern, aber einiges ist mittlerweile klar: Die geringere Geschwindigkeit des Sturms spielte eine Rolle.
Der Hurrikan war dermaßen gewachsen, daß er langsamer und langsamer wurde und letztlich zum Zyklon herabgestuft wurde. Das Zentrum des Sturms erreichte uns nicht um 14:00 Uhr sondern gegen 16:00 Uhr und da es so langsam war, wurde es wie die meisten normalen Regengebiete zwischen den Green Mountains und den Adirondacks in New York (westlich von Vermont) ge“sandwich“t, eingezwängt und verblieb dort anstelle sofort weiterzuziehen. Statt dem vorhergesagten Doppelten des Monatsmittels fiel so in manchen Landesteilen das Vierfache des Monatsmittels in 12 Stunden und die Katastrophe war da.
Selbst wenn man auf einem Berg wohnte und daneben ein kleines, meistens trockenes Rinnsal durch den Garten führte, das Haus 150 Jahre alt war und noch nie überflutet wurde, hatte man ein Problem. Städte, die 1927 zum letzten Mal überflutet wurden und deren älteste Brücken von 1928 stammten, hatten ein Problem und meistens bedeutete das, daß sie zum Ende des Sonntags von der Außenwelt abgeschnitten sein würden, da alle Wege in die Orte zerstört wurden. 11 Ortschaften waren selbst zwei Tage später nicht erreichbar, das am Schlimmsten getroffene Wilmington, VT selbst am Tag drei nach der Katastrophe einzig über ausgespülte Waldstraßen erreichbar, die man nur mit Traktoren sicher befahren konnte. Mittlerweile gab es drei bestätigte Todesfälle für Vermont, eine Person wird noch vermisst.
Während am vergangenen Sonntag in Wilmington, Brattleboro, Rutland, Stowe, Woodstock, Richmond, Waterbury, Montpelier usw. die Menschen damit beschäftigt waren Hab und Gut aus den Fluten zu retten ohne dabei selbst mitgerissen zu werden, sehen mussten wie historische Brücken für immer verschwanden, Autobahnbrücken eingedrückt wurden, 400 Urlauber im Ferienresort Killington festsaßen, die Flüsse Wasserstände über doppeltem Flutlevel führten, hunderte im Wasser treibene Propangastanks zu gefährlichen Schleudern wurden, die nicht nur eine riesige Umweltverschmutzung verursachten, sondern Kraft ihres Gewichts auch mindestens eine der historisch - überdachten Brücke selbst ausknockten, wurde bei CNN, ABCNews und sämtlichen anderen Fernsehsendern weiter nur von den völlig überzogenen Evakuierungsmaßnahmen für NYC berichtet, und daß der Sturm doch eigentlich keinerlei Auswirkungen hatte.
Merke: Wenn man gerade die Regierung für totalen Blödsinn verantwortlich machen will, darf nicht plötzlich doch eine Katastrophe stattfinden, nur eben ein bißchen nördlich von der Großstadt. Und: Wo kein Fernsehteam, da keine berichtenswerte Begebenheit. (Ab Montag fand Vermont dann zwar langsam in nationalen und internationalen Nachrichten statt, aber nur aufgrund der vielen privaten Fotos und Videos...)
Gottseidank verließ sich die föderale Katastrophen-Koordination von FEMA nicht auf diese Nicht-Nachrichten, denn sie saßen direkt an der Quelle. Seit der Lake Champlain Überflutung vom Frühjahr, befanden sich die FEMA Büros in Burlington und nachdem das Gebäude der Vermonter Fluthilfe in Waterbury überflutet wurde, kam es ebenfalls in dem Büro unter. Bereits am Montag früh erreichten so die FEMA Trucks Vermont und konnten mit der Arbeit beginnen: Wasser, Nahrung, Medizin, trockene Kleidung für die isolierten Orte, Aufbauarbeiten von Hilfsbrücken.... auf das irgendwann eine Art von Normalität wiederhergestellt werden kann.
Die Burlingtoner konnten derweil ebenfalls mit-anpacken, da die Überflutung des Intervales zeitlich verzögert stattfand (die Flutwelle des Winooski Flusses brauchte eine Weile um Burlington zu erreichen) konnten sie noch am Montag bei der Not-Ernte der Kleinbauern im Intervale helfen bevor alles im Wasser verschwand. Die Kürbisernte wird in diesem Jahr traurig ausfallen, denn die meisten Kürbisse waren noch nicht ausgereift, aufgrund des späten Starts nach der langen See-Überflutung zur Schneeschmelze. Ich wage einfach einmal zu behaupten, daß das auch das Ende einiger Farmen an diesem Ort sein wird.

Zum menschlichen Faktor: Die Klimaerwärmung spielt natürlich eine Rolle bei solchen Wetterereignissen. Es gab auch vorher Hurrikane, die Vermont erreichten... aber zwei Flutkatastrophen, ein Rekordschneewinter und eine Hitzewelle alles in einem Jahr? Das Klima verändert sich und auch wenn das nicht bedeutet, daß es spürbar wärmer werden wird, so sind die Auswirkungen... extreme Wettermuster werden immer mehr zum Normalfall, für alle sichtbar. Während also die Entstehung und der Verlauf von Irene sehr viel mit der Gier der Menschen zu tun hat, so wurde die eigentliche Katastrophe für Vermont durch dessen geografische Lage bedingt.

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