17. Mai 2012

Alles wird besser

Es ist still geworden in meinem Bread Story Blog. Das war nicht so beabsichtigt, sondern es passierte einfach über die Wochen, da ich nicht nur depressives Zeugs schreiben wollte, sondern zumindest dieser Platz meiner Online Welt gut und schön und positiv sein sollte und dann wusste ich nicht, wie ich irgendetwas Positives schreiben sollte. Es gelang einfach nicht ohne negative Untertöne und deswegen gebe ich Projekt „Alles ist super“ jetzt auf... es ist eben nicht alles super, es ist auch nicht alles schlecht, die letzte Woche z.B. war erstaunlich ruhig und gelassen, aber es war eine Woche und Wochen davor (sowie die danach) schwebe ich zwischen Ungewissheit, Verzweiflung, halbvermiedenen Streits und nicht vermiedenen umher. Die letzten Wochen waren einfach mit die härtesten in meinen vier Jahren seit der Hochzeit und dabei hing unser Himmel noch nie voller Geigen. 

Es begann wahrscheinlich alles im Januar oder vielleicht schon im letzten Jahr... die Frage ob A. in Burlington bleiben soll oder sich aggressiv auf neuen Stellen bewerben soll. Für mich war die Sache klar, sein Boss hatte es seit einem Jahr nicht geschafft seinen geschriebenen Artikel durchzusehen, geschweige denn auf den Wege der Veröffentlichung zu bringen, die Zukunftsaussichten in Vermont sahen nach Karriere Sackgasse aus, also abhaken und nichts wie weg. A. dagegen dachte, daß er seine Arbeit irgendwie noch retten müsste und wollte unbedingt in Burlington bleiben. Auf mein Drängen bewarb er sich wenigstens halbherzig auf ein-zwei Positionen, bekam keine Antwort und ließ es dann gleich ganz sein. Er bekam seine Verlängerung unter einem neuen Chef, der jedoch ebenfalls auf seinen vorherigen Boss als Mittelmann beruht und es ist bereits jetzt abzusehen, daß sich nichts - gar nichts - ändern wird. A. entdeckt tolle Ideen, schreibt Artikel, die dann auf dem Schreibtisch versauern, bis jemand anderes die gleichen Ideen veröffentlicht. 
Dazu fühlt er sich in Burlington nicht wohl, die Kollegen reden nicht mit ihm, seiner Meinung nach weil sie Rassisten sind, ihrer Meinung nach, weil er sie ständig provoziert. So kommt mein Mann dann nach einem Tag nach Hause und fängt sich an mit mir zu streiten, nicht weil ich etwas falsch gemacht habe, sondern weil ich da bin, weil ich stellvertretend weiß bin, weil ich verpflichtet bin zuzuhören... so beendete er unsere Beziehung am Ostersonntag aufgrund eines 3 Sekunden Telefongesprächs mit Delhi, das aus welchen Gründen auch immer nicht zustande kam. Natürlich war das meine Schuld, natürlich zeigte ich damit, daß ich ihn nicht respektieren würde. Einen Tag später fand er, daß die Beziehung deswegen nicht unbedingt gleich beendet sein müsste, eine Woche später fand er das aber doch, da ich am Sonntag (immer wieder Sonntags) nicht mit ihm einen Bollywood Film an der Uni ansehen wollte, wir waren den gesamten Samstag unterwegs gewesen und ich freute mich auf einen faulen Tag... aber Widerrede, genau ich hasse eh alles was mit Indien zu tun hat, deswegen habe ich auch einen Inder geheiratet, zeigte ihm deutlich wie unglücklich er mit unserer Beziehung war. 
Eine Woche später gab er einer Freundin gegenüber zu, daß die Sache mit Beziehung beenden wegen des 3 Sekunden Telefonats möglicherweise überzogen war - das war die einzige „Entschuldigung“ die ich je von ihm zu hören bekam. 
Ich war verzweifelt, egal was ich machte, was ich nicht machte, was ich veränderte, was ich nicht veränderte... es war falsch, er sagte etwas, ich sagte genau, das stimmt ... und es war falsch - es ging einfach nicht mehr weiter. Wir hatten keine finanziellen Probleme, unsere Gesundheit war okay, es gab keine akuten Familienprobleme, den Katzen geht es super, seine Freunde mögen ihn - anstatt sich darüber zu freuen, daß es einem doch eigentlich toll geht, denn Gott weiß, daß das nicht ein Leben lang so bleiben wird, fabrizierte er Streits aus dem Nichts und ich wusste, daß ich diese Sache nicht mehr retten konnte. Stattdessen begann ich meine Sachen zu ordnen und beschloß samt Katzen zu meinen Eltern zurückzukehren. Irgendetwas in meinem Verhalten sagte ihm offenbar, daß ich es dieses Mal ernst meinte und wirklich fertig mit der gesamten Situation war. Er brach zusammen, sagte mir, daß er dann ganz allein sein würde, daß ich die Katzen nicht mitnehmen darf und erklärte ein paar Dinge, die endlich einen Sinn ergaben. Normalerweise baut er so eine starke gefühlsmäßige Mauer um sich herum auf (seiner Meinung nach, wäre er der „Esel“ unserer Beziehung, wenn er Gefühle zeigen würde), daß ich nie weiß, warum er was tut, für einen Bruchteil hatte ich immerhin einen Einblick in diese versteckte Person. Natürlich wurde der Bruch sofort wieder repariert, die Mauer wieder errichtet und natürlich war ich schuld an allem, aber immerhin wusste ich, daß dort noch jemand war, dem es eben nicht egal war, was mit uns passiert. 
Und so versuche ich es einmal mehr, mit diesem komplizierten Menschen an meiner Seite, den ich liebe und der mich regelmäßig zum Ausrasten bringt, der Stellvertreter-Streits führt, der Provokationen, bis alle nur noch Arschloch rufen als tolle Diskussionsform hält, um die "Wahrheit" herauszufinden, der ein rundes Katzenspielzeug als aus zwei Hemisphären zusammengesetzt beschreibt, der beim Backen erklärt, daß eine Depression geformt werden müsse, der im Werbebild für Wandfarben bemängelt, daß es keine Informationen zum dargestellten Haus gäbe und gleichzeitig bemängelt, daß ich nicht weiß, wo das Haus steht (wozu hält man sich auch eine allwissende Frau) und der mitunter mit mir auf Tagesreisen geht, die nur in seiner Vorstellung passieren, nur daß er mir das nicht glaubt... Also, ob unser Happy End bedeutet, daß wir es zusammen verbringen ist noch lange nicht sicher... aber solange kann ich mir immerhin sicher sein: Langweilig wird es nie!

9 Kommentare:

  1. Meine erste Überschrift lautete: Es ist hart einen Kaktus zu lieben, (selbst wenn es auf Gegenseitigkeit beruht). ... war zu lang...

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  2. Hallo Thea!

    Verfolge Deinen Blog schon laenger, Dein Schreibstil gefaellt mir. Hoffe dass die "Krise" vorruebergeht.

    lg Bert

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  3. Oh man, Thea, willst du dir das wirklich noch lange antun? Du kannst diesen Mann nicht ändern und er wird sich nicht ändern durch deine Liebe und durch deine Gespräche.
    Es hört sich nach ganz viel Angst in ihm an und Angst wandelt sich oft in Agression. Angst hat man vorallem vor Situationen, die nicht so laufen, wie man sich das denkt.

    Verschwende nicht dein Leben, wenn es dir nicht gut dabei geht!

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    1. Ich hatte das Gefühl, daß Schluß ist und sein muss bereits ein paar Wochen vorher und es ging vorüber. Ich trage keinen Ehering mehr, lasse mir nichts mehr gefallen und derzeit funktioniert es. Glaube ich, daß jetzt alles wieder gut ist - Nein, glaube ich, daß es alles zu Ende ist... - ich weiß es nicht und ich brauche einfach die Zeit für mich um das herauszufinden. Die Erkenntnis, daß die Streits meines Mannes mit mir nur sehr wenig, bis gar nichts mit mir zu tun haben, hat einfach sehr viel der Dynamik herausgenommen, denn es war eben nicht mehr meine Schuld oder Unschuld, die in Frage gestellt wurde :)

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  4. War er denn schon immer ein Kaktus? Du machst das schon! du hast so eine klare Sicht auf die Dinge..

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    1. Ich glaube er war schon immer ein Kaktus, aber ich wusste es nicht :) Wenn man ihm zum ersten Mal begegnet, dann ist er freundlich, witzig... hält Türen auf, hilft in Jacken, hört zu und ist einfach unglaublich nett. Es passierte erst nach fast einem Jahr, daß diese Fassade bröckelte (mein Blog Bread Story ist übrigens danach benannt) und je näher ich ihm kam, desto schwieriger wurde es, desto mehr blockte er. Manchmal wünschte ich dann, ich wäre die ältere, unbekannte Dame, die er gerade unterhält, die sich vielleicht im Leben nicht vorstellen könnte, wie schwierig dieser nette, junge „Gentleman“ sein kann.
      Meine klare Sicht der Dinge ist leider hart erkämpft und bei weitem nicht immer so klar, wie ich sie mir wünschte :)

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  5. Hallo liebe Thea,

    ich werde auch staendig "verantwortlich" gemacht fuer alles Moegliche, was nicht funktioniert, ich nehme dies aber nicht an, da ich es nicht richtig finde.

    Ich hatte ja schon mal geschrieben, denk darueber nach, ob es das Leben ist, was Du wirklich fuehren moechtest. Mag sein, er hat "nur" Angst und liebt Dich wirklich, so hat er doch eine seltsame Art, dies zu zeigen. Auch die groesste Liebe kann staendige Streitereien und Beleidigungen nicht fuer immer und ewig wegstecken.

    Ich wuensche Dir jedenfalls viel, viel Kraft.
    LG
    KErstin

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    1. Liebe Kerstin,
      ich habe sämtliche Schuldzuweisungen sehr selten hingenommen... daher sind sie wahrscheinlich auch so oft eskaliert, denn sobald ich etwas sage, kann es absichtlich mißverstanden werden, bzw. man kann den Sinn so herumdrehen, daß man(n) einfach weiterwüten kann. Was ich offenbar wirklich lernen muss, wenn ich vorhabe dieses Leben weiterzuführen, ist intensives Weghören. Wenn nicht, dann werden mir hoffentliche meine baldigen Monate in Deutschland den notwendigen Abstand geben um Zukunft usw. auch anderweitig planen zu können.
      - LG Thea :)

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