13. Juni 2012

Mount Hunger - Bergwanderung

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Wer meinem Facebook Account folgt, wird die Bilder sicher schon gesehen habe, denn das Fotoalbum (Link) dort habe ich schon vor fast zwei Wochen ins Netz gestellt.
Es hilft einfach, wenn einem Leute im Nacken sitzen, die die Fotos sehen wollen, während mein Blog eher Selbstmotivation benötigt. Aber was lange währt... hier kommt endlich der Bericht zu meiner ersten Bergbesteigung: 
Ich war bereits auf einigen Bergen, die ich zumeist auf vielfältige Weise hinaufgefahren wurde, mit Seilbahn, Sessellift, Straßen... irgendwie kam man immer nach oben.. und ich habe auch schon einige Wanderungen in den Bergen absolviert, es ging nur bisher nicht ganz hinauf auf die Spitze. 
Für meine erste echte Bergbesteigung suchten wir uns den relativ unbekannten Hungerberg heraus (und steckten vorsichtshalber extra Essensrationen ein, man weiß ja nie bei so einem Namen ... ) 
Mount Hunger wurde der Legende nach so benannt, da in den ersten Besiedlungsjahren vom nahegelegenem Ort Montpelier, eine Gruppe Jäger dreimal erfolglos loszog um auf dem Berg etwas zu erjagen. Der Berg ist nur 1079 m hoch, was ihn auf der Vermonter Liste der höchsten Berge, auf Rang 32. setzt. Der Wanderweg bis auf die Spitze ist nur etwas mehr als 3 km lang, so daß es nicht zu lange dauern sollte.
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Die Gruppe mit der wir die Wanderung planten, sagte uns, daß es sich um einen einfachen ‚Hike’ handeln würde und so sagten wir zu, ohne uns selbst über den Berg zu informieren. 
Das war wahrscheinlich auch gut so, denn wenn ich gewusst hätte, was auf uns zukommt, wäre ich wohl zu Hause geblieben.
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Um 7 Uhr morgens ging es am Sonntag auf nach Waterbury, wo wir einmal im Kreis fuhren und letzlich den kleinen Parkplatz am Fuß des Berges erreichten. Wir zeichneten uns in das Wanderbuch am Anfang ein (in das man sich nach dem Abstieg auch austragen muss. Es starben bereits Menschen auf dem Berg und so ist das Buch eine gute Möglichkeit um herauszufinden, ob ein Vermisster wieder vom Berg herunter kam oder eben nicht...) 
Der erste Teil des Weges war nicht allzu schwer, die Wege waren zwar steil, aber gedämpft durch den dichten Waldboden und auch wenn ich schon wieder wie eine Lokomotive schnaubte, es ging mir eigentlich gut (das ist zumeist der Zeitpunkt an dem mir einfällt, daß mein Asthma-Notfallspray sich zu Hause in der Nachttisch-Schublade befindet.)
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Der am Morgen noch regnerische, kalte Tag wurde zunehmend wärmer und beim Erreichen der Wasserfälle hatte mein Kopf ein sicheres Tomaten- Aussehen erreicht.
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An der Stelle wähnten wir uns auf halbem Wege zum Gipfel und machten die zu erwartenden Wasserfall Bilder, rasteten und freuten uns über das bisher Geleistete... und dann ging es weiter. 

Der Waldboden wich einem Geflecht aus Felsen, ausgespülten Wegen und Wurzeln, die wir uns mühsam hinaufstemmten, den Wasserfall mussten wir an einer höheren Stelle durchqueren und wenig später hinauflaufen. Mein Atmen stabilisierte sich zum Glück und so konnte ich mich darauf konzentrieren auf den rutschigen Steinen nicht so zu fallen, wie ich es bei anderen Wanderern sah... 
Irgendwann taten einem nur noch alle Beinmuskeln weh, irgendwann taten sie einem nicht mehr weh, man schleppte sich einfach weiter und als wir dachten, jetzt kann es nicht mehr schlimmer kommen, standen wir vor einer Felswand. 
Und jetzt? 
Die blauen Wegmarkierungen zeigten klar nach oben und so zogen wir uns mangels besseren Werkzeugs an Bäumen und Wurzeln hinauf.
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Der weitere Restweg verlief nur über diese Felsen, war aber nicht mehr ganz so schwierig und so erreichten wir auf Hand und Fuß das Felsplateau auf dem Gipfel. 
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Der Berg ist so beliebt, da man von ihm einen Ausblick auf die höchste Vermonter Bergkette mit Mount Mansfield und Camel’s Hump genießen kann. Leider nicht als wir ihn bestiegen, denn dicke Wolken hüllten alles ein und gaben nur hin und wieder einen kleinen Ausblick auf darunterliegendes Farmland.
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Da es in der Wolke auch recht kalt war, ging es alsbald wieder an den Abstieg... der vorallem im ersten Teil wesentlich länger dauerte als beim Aufstieg. Eine rutschige Felswand hinunterzuklettern ist offenbar komplizierter, als sie hinaufzusteigen... 
Die einzige Lösung war häufig nur, sich umzudrehen und vorsichtig mit dem Fuß nach unten-rückwärts zu tasten und zu hoffen, daß man sich noch ungefähr an den Aufstiegsweg erinnert.
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Der Restweg war dann nicht mehr allzuschwer (man lief jetzt mit der Gravitation und hatte nur noch mit der allgegenwärtigen Erschöpfung zu kämpfen) und so erreichte ich zusammen mit einer Freundin nach ca. fünf Stunden wieder den Parkplatz.
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Die orangenen Lurche im Video sind "Östliche Wassermolche". Für die ersten drei Jahre ihres Lebens befinden sich sich an Land und sind orange. Danach ziehen sie ins Wasser um und werden graugrün.

Dort warteten bereits die schnellsten Läufer der Gruppe, während wir weiter auf den Rest warten mussten. 
Zwei Mädchen hatten weniger Glück gehabt, die eine verletzte sich beim Hinabklettern das Handgelenk (und solange man in der Felswand hängt, braucht man das eben auch), die zweite knickte mit dem Fuß um. So war der Rest der starken Männer (ja, auch Mister A. ;) damit beschäftigt den beiden über Hindernisse zu helfen und sie irgendwie vom Berg herunterzubringen. Das dauerte weitere zwei Stunden.
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Zur Feier der erfolgreichen Wanderung fuhren wir daraufhin in ein bekanntes thailändisches Restaurant im Touristenort Waterbury. Der Ort leidet wie alle anderen Touristenorte in Vermont unter der ausgefallenen Herbstsaison 2011 dank Hurrikan und ausgefaller Wintersportsaison dank zu milder Temperaturen und machte einen etwas ausgestorbenen Eindruck. Hoffentlich ist der nächste Herbst wunderschön, voller roter Blätter und der nächste Winter schneereich und kalt. 
Im Restaurant füllten wir sämtliche verbrauchten Kalorien wieder auf (und fügten wahrscheinlich noch mehr hinzu) und dann ging es rechtschaffen müde auf den Heimweg. 
Zu Hause las ich im Internet, daß der Weg zu einem der schwierigeren des Green Mountain Clubs zählt und nur von ‚advanced’ Wanderen benutzt werden soll bzw. nach und bei Regen komplett vermieden werden sollte - Danke, gut zu wissen. Ich bereue den Weg nicht, nicht einmal den Muskelkater danach, doch ich wäre gerne etwas besser vorbereitet (Wanderschuhe, Wanderstöcke, Magnesiumcarbonat für den Kletterteil) und trainiert gewesen.

2 Kommentare:

  1. Wow, was für ein toller Aufstieg! Es scheint wirklich ganz toll da zu sein! Wirst Du den Berg noch mal besser Vorbereitet besteigen? Und vielleicht ohne Regen...?
    Auf jeden Fall wirklich schöne Bilder!
    Und ich freue mich auf die Zeit, wenn die kleinsten Kinder groß genug sind, dass wir auch mal wieder "richtige" Touren unternehmen können, nicht nur Kleinstkindtaugliche...
    Liebe Grüße
    Katha

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    1. Ich glaube, so schnell werde ich zumindest diesen Weg nicht wieder hinauflaufen. Es gibt einen zweiten Trail auf die Spitze und auch Wege auf Berge, die in der Nähe sind und ähnliche Ausblicke versprechen, die wären wohl eher dran :) Und, die größten Berge möchte ich auf jeden Fall besteigen Mt.Mansfield, Killington Peak, Camel's Hump und Mount Ellen sind die höchsten in diesem Staat. Die Wanderwege sollen nicht so kompliziert sein, aber dafür Tageswanderungen darstellen.

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