8. März 2013

Americana: Die doppelte Eingangstür


Wenn man in den USA eine Haustür zu einem Wohnhaus öffnet (sowohl Einfamilienhaus als auch Mietwohnungen) dann öffnet man zuerst eine Tür mit großen Einsätzen für entweder Glas oder Moskitonetze und danach öffnet man eine zweite Tür und mitunter fragt man sich dann: Warum ist das so? 


Diese Türen werden je nach verwendetem Material Sturm- bzw. Screentüren genannt und sind eng mit der Geschichte der ersten Siedler verknüpft. 
Sturmtüren (die ersten bestanden nur aus Holz) waren nötig, um in den garstigen Nordost-Wintern einen zusätzlichen Zugluftschutz zu gewähren und die Wärme im Haus zu lassen. Die meisten Türen in den Neu-England-Staaten sind nachwievor Sturmtüren, auch wenn mittlerweile viele einen großen Glaseinsatz haben. So kann man im Winter die Haustür öffnen, etwas Licht ins Haus lassen und dennoch über eine geschlossene Tür verfügen. 


Die Geschichte der Moskitonetz-Türen (obwohl der Zweck offensichtlich ist) war dagegen eine etwas längere... die ersten Häuschen der neuen Siedler hatten zumeist keine Fensteröffnungen, denn Glas musste aus England importiert werden und so gab es nur kleine Rauchabzüge und Mini-Fensterhöhlen, die im Sommer geöffnet wurden, aber ansonsten mit Holzläden verschlossen waren. 
Die Luft innerhalb dieser Häuser, die aus Holz, Lehm und Stroh bestanden, war feucht und faulig und um die Räume auszulüften, musste daher die Vordertür geöffnet werden. 
Doch wenn die Tür offen war, konnten Insekten, Mäuse, Hühner, Koyoten und sonstige Tiere (die Siedler waren meist in Waldnähe und Stacheldraht war noch nicht erfunden worden) ungehindert in die Häuser vordringen, während Kleinkinder ungehindert nach draußen gehen konnten. Den Siedlern fiel dazu vorerst keine Lösung ein -außer gut aufpassen, doch als sie niederländische Siedler kennenlernten (die in der Gegend um Neu-Amsterdam, heute New York siedelten) übernahmen sie schnell die holländische Eingangstür. Mit diesen Dutch-Türen konnte man die untere Hälfte geschlossen lassen und damit Tiere am Eintreten hindern, Lieferungen entgegen nehmen, mit den Nachbarn reden und Kinder konnten das Haus nicht ohne weiteres verlassen - aber es bot keinen Schutz vor den zahlreichen Insekten. 


Im Jahr 1887 wurde daher die Moskitonetz-Tür erfunden, von Hannah Harger aus Iowa (das ist die einzige Information, die man darüber im Internet findet).

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Leider verschwand dadurch die holländische Tür völlig aus dem Straßenbild (ich finde sie eigentlich ziemlich praktisch) und sie wurde durch die Screentür ersetzt, die es mittlerweile in unzähligen Varianten gibt: Die meisten bestehen aus einem leichten Aluminumprofil, doch es gibt auch aufwendig geschnitzte Holztüren, Rolltüren oder Schwingversionen. Ganz Unentschlossene können sogar eine Tür kaufen, deren obere Hälfte aus (Plexi-)Glas besteht und die untere ein Moskitonetz enthält. Das hilft dann zwar weder vor einem Wintersturm, noch um laue Lüftchen an heißen Tagen ins Haus zu lassen, doch alle Wetter-Eventualitäten sind irgendwie abgedeckt.  
Gemeinsam ist den meisten Screen- und Sturmtüren jedoch, daß sie jeweils von innen abschließbar sind und nur als Ergänzung zur eigentlichen Haustür dienen.

3 Kommentare:

  1. Türenfotos! ich mag Türen - vor allem, wenn sie auch aufgehen, wenn man die Klinke drückt!

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    1. Hmm, das könnte schwierig werden... Türen kommen hier nämlich ohne Klinke :) Es gibt runde Knäufe zum Drehen, oder so kleine Haken, die man nach innen drückt.

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  2. Ich habe mich schon lange gefragt, weshalb viele Häuser in den USA zwei Türen haben. Endlich habe ich die Antwort gefunden :) Vielen Dank

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