24. Oktober 2013

Durga Puja


Obwohl ich schon seit 2010 die Diwali Feiern hier in Vermont besucht habe, war ich nie auf einer der im September oder Oktober (je nach Mondphase) stattfindenen Durga Pujas. Das liegt zum einen daran, da die kleine Bengali-Gemeinde im Ort sehr exklusiv auftritt und zum Andern, da sie erst seit einem Jahr eigenen Pujas durchführen - davor fuhren sie selbst zu größeren Tempeln (zumeist in New York). 
In diesem Jahr wurden mein Mann und ich jedoch eingeladen, den letzten Teil der mehr als 12 stündigen Puja, sowie dem Festessen danach beizuwohnen. Dazu ging es einmal mehr ins Gemeindezentrum von Fort Ethan Allen, in dem soviele der indischen Feierlichkeiten stattfinden, doch diese Mal spielte die Religion eine Hauptrolle vor Musik, Tanz und Speisen. 
Es gab ein Durga Figur, sowie eine stilisierte Sänfte, denn die Göttin Durga erreicht die Erde jedes Jahr auf eine andere Weise und 2013 war Sänften-Jahr. An den Wänden hingen Wandzeitungen, die die fünf Festtage der Puja erklärten, das Licht war gedämpft und erinnerte im Licht der 108 Kerzen (eine für jeden Namen, den Durga hat) schon fast an Weihnachten. Nicht ganz so weihnachtlich waren dagegen die monotonen Lesungen der drei Priester und ihrem ständigen Glockenläuten.

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Die Gruppe hatte den Raum in der Nacht vom Freitag zu Samstag bis 3 Uhr morgens ausgeschmückt, ab 7 Uhr in der früh begann dann der Gottesdienst, sowie die Fastenzeit. Als wir gegen 19 Uhr eintrafen, hatten die Priester also schon 12 Stunden Gebete vorlesen hinter sich. Nach einer weiteren Stunde erreichten sie das Ende des Gottesdienstes, doch im danach folgenden Abendessen wurde offenbar, daß die Fastenzeit noch nicht beendet war... das Essen war nur für die eingeladenen Gäste, alle Teilnehmer mussten noch bis nach Mitternacht warten...
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Aber wer ist eigentlich diese Göttin Durga? - Eine kurze Nacherzählung der Geschichte:
Es begann alles mit dem Dämon Mahishashur: Er bekam seine Kräfte vom Gott Brahma verliehen, den er sehr verehrte und Brahma verlieh ihm im Überschwang des Augenblicks soviele Kräfte, daß Mahishashur sogar stärker als die Götter wurde.... nur eine Frau würde ihn töten können. 
Soviel Macht verstärkte die schlechten Eigenschaften des Untoten (wikipedia spricht von Unsterblichkeit, doch ein Dämon hat gar keine Lebensenergie im Gegensatz zu den Göttern, die voller Leben/Shakti sind) noch, so war er sehr überheblich, neidisch, gierig, egoistisch; wollte, daß die Götter ihn verehren usw. ... so daß die Götter sich zusammentaten und Durga erschufen. Sie bekam jeweils eine Kopie der Waffe eines jeden Gottes wie z.B. Dreizack, Diskus, Pfeil und Bogen ... und zog in den Krieg. 
Sie konnte die Armee von Mahishashur besiegen, doch war noch zu schwach und jung um gegen den Dämon selbst anzutreten. 
Also zog sie sich in eine Höhle zurück (die heutzutage Teil des Durga-Pilgerweges ist) und lud sich mit noch mehr Lebensenergie (Shakti) auf, das dauerte 9 Tage. Danach kämpfte sie gegen den Dämon, der ständig seine Gestalt (jede andere Gestalt stellt eine schlechte Eigenschaft des Menschen dar) wechselte, doch sie hatte all die Waffen der Götter zur Verfügung und besiegte ihn in jeder Gestalt, bis sie ihn am letzten Tag in seiner Originalform entgültig vernichtete.

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Das war ein Grund zur Freude für alle Beteiligten: Die Götter freuten sich, denn ihr Machtanspruch wurde nicht mehr in Frage gestellt; Durga freute sich, daß sie existierte und das als Siegerin; die Menschen freuten sich, daß das Gute über das Böse gesiegt hat und selbst der Dämon konnte lachen, denn wenn man von einem Gott getötet wird, befreit das die Seele und man erreicht die höchste Bewußtseinsstufe. 
Diese Geschichte wird so oder so ähnlich überall in Indien erzählt und gefeiert, doch im Bundeststaat Westbengal ist es das Hauptfest des Jahres. Die Kinder bekommen einen Monat lang schulfrei und an den fünf Haupttagen der Puja: Shashthi, Saptami, Ashtami, Navami und Dashami kommt das öffentliche Leben praktisch zum Erliegen.

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Hier in Vermont konnten wir natürlich nur einen kleinen Einblick in diese Feierlichkeiten gewinnen, doch es war auf jeden Fall faszinierend und schön :)

23. Oktober 2013

Gottesanbeterin


Wenn sie nicht über eine Straße gelaufen wäre, dann hätte ich sie wohl im Leben nicht gesehen. - Doch so wunderte ich mich über die seltsame Heuschrecke, bis ich die langen Vorderbeine sah und es mir dämmerte, daß das eine Gottesanbeterin sein muss.
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Ich glaube, daß ich Exemplare aus den Tropen bereits im Zoo und Ausstellungen in botanischen Gärten gesehen habe, doch das war meine erste echte, frei in der Natur lebende Gottesanbeterin (oder Fangschrecke). 
So folgte ich der grünen Gestalt in die nächste Wiese und dort versuchte ich mich an grün-in-grün Bildern.
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An den Ergebnissen läßt sich vermutlich auch erkennen, warum man die perfekt getarnten Gottesanbeterinnen normalerweise nicht sehen kann.

20. Oktober 2013

Herbstfahrt


Die Bilder entstanden, während wir zum Berg Camel’s Hump fuhren. 
Ich sah zum ersten Mal die historische runde Kirche von Richmond (und fand sie eher vieleckig als richtig rund). Wir verfuhren uns kurz und landeten auf einer Kälberaufzucht, von der ich am Liebsten jedes der Kälbchen aus ihren schlammigen Hundehütten befreit und auch eine Wiese gestellt hätte.

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Und wir fuhren an so vielen Kürbisverkaufsstellen vorbei - dabei dachte ich mir, daß wir auf dem Rückweg vom Berg anhalten und ein paar Kürbisse kaufen könnten... doch als wir zurückfuhren, hatte alles schon geschlossen.

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Wenn man die Bilder vom Wochenende zuvor (Herbst) mit diesen vergleicht, kann man die Unterschiede sehen, denn soviele Bäume haben selbst im Tal schon keine Blätter mehr... der bunte, schöne Herbst ist leider immer viel zu schnell vorbei.

18. Oktober 2013

Bergschleicher


Am vergangenen Samstag bestiegen wir den Berg Camel’s Hump, seines Zeichens dritthöchster Berg des Staates Vermont.
Wir sind bereits im letzten Jahr auf den Berg gewandert, doch damals hatte ich keine Zeit die Aussicht auf dem Gipfel zu genießen, da es einer der heißesten Tage des Jahres war und mit Hitzeschock musste ich stattdessen im Schatten sitzen.
Zu der Zeit kletterten wir den Monroe Trail von Osten hinauf, doch dieses Mal nahmen wir den um eine Meile kürzeren Burrows Trail, der von der Westseite des Berges hinaufführt. Ich erwartete eigentlich, daß dieser Weg steiler und schwieriger sein würde und hatte recht mit der ersten Annahme, doch da der Wanderweg sehr gut ausgebaut war, war es viel einfacher die Felsen zu übersteigen. Ansonsten gab es so wie bei dem längeren Wanderweg nur wenig schwierige Stellen zu überwinden, denn die meiste Zeit lief man auf Waldboden.


Leider war das jedoch meine erste richtige Bergwanderung des Jahres (Snake Mountain war doch eher ein Hügel) und ich kam mir selbst unglaublich langsam vor.
Es dauert ohnehin immer eine Weile, bis sich meine Atmung an das Berge Hochwandern gewöhnt hat und mein Gesicht von tomatenrot wieder eine normalere Farbe bekommt, aber an diesem Tag fand ich meinen gewohnten Rhythmus nicht.


Doch Aufgeben kam nicht in Frage, zweimal den Berg besteigen und trotzdem nicht die Aussicht auf dem Gipfel sehen können, das wäre gemein... also machte ich viel mehr Pausen, als ich es sonst als vernünftig angesehen hätte, die starken, gelangweilten Jungs unserer Wandergruppe wurden vorausgeschickt und brauchten eine Stunde weniger als ich ... und so ging es weiter, bis der Weg geschafft war und ich endlich auf dem Berg stand.


Dieses Mal war es nicht zu heiß, sondern zu kalt ^^, aber wir hatten Jacke und Schal mitgebracht.
So konnten wir uns gegen den Sturm wehren und verbrachten eine halbe Stunde auf dem baumlosen, nur mit einigen Kräutern bewachsenen Gipfel, sahen den See in der Ferne und Mount Mansfield in der anderen Richtung, machten zuviele Fotos und einen kleinen Snack gab es ebenfalls.

 Diese Menschen haben keinen Respekt vor meiner Höhenangst, die durchaus auch stellvertretend (bitte jetzt nicht abstürzen) wirken kann.

Als dann unsere Hände zu sehr eingefroren waren um noch die Kamera zu halten, ging es zurück in den windgeschützten, 1,50 m hohen Kriechbaum-Wald.

 Das obligatorische Gruppenfoto...
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Dort fand sich noch ein schöner Aussichtspunkt und nach einer Weile ging es dann an den Abstieg.
Der erste Wegteil ist voller Felsen und bei denen braucht man bekanntlich länger mit dem Abstieg, da von oben kein Weg zu erkennen ist... doch sobald diese Stellen überwunden waren, ging es auf dem weichen, trockenen Waldboden fast im Laufschritt den Berg hinab... ein Hurra auf die Schwerkraft.


Mit dem Abstieg in den Vegetationszonen, wurden auch die Nadelbäume wieder höher, bis sie normale Waldhöhe erreicht hatten, dann begann eine Laubbaumzone, nur daß die Bäume schon alle kahl waren und doch weiter unten im Tal, hatten zumindest die Buchen noch ihre Blätter behalten.
Mit dem Sonnenuntergang erreichten wir den Parkplatz und fuhren im goldenen Licht zurück nach Burlington, wohlwissend, daß der aus diesem Abenteuer resultierende Muskelkater uns ein paar Tage beschäftigen wird.

12. Oktober 2013

Herbst


Das sind noch ein paar Bilder von unserem Ausflug am vergangenen Wochenende. 
Wir haben für die bunten Bergbilder einmal sogar die Verkehrsregeln gebrochen und hielten an der Autobahn an - auf dem Seitenstreifen versteht sich - um Fotos zu machen.
Da wir aber viele andere Autofahrer genau das Gleiche machen sahen, drückt die Polizei vielleicht ein Auge zu für die begeisterten Laubgucker „Leaf peeper“ wie sie hier im Staat genannt werden.
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Der Tag war eher grau-in-grau und eignete sich nicht so richtig für Postkartenmotive; doch ich hatte das Gefühl, daß gerade das Fehlen der Sonne, die Laubfarben noch leuchtender scheinen ließ.
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Man glaubt häufig, daß die Herbstfarben harmonisch von sonnengelb bis orange-braun leuchten, doch hier steht man mindestens genauso oft vor kreischend pinken (eine Strauchart) und roten (der Zuckerahorn) Bäumen, die mitunter nicht ins traditionelle Herbstbild passen wollen :)

11. Oktober 2013

Hope Cemetery in Barre,VT


Als Steinbildhauer wurde man selten alt (und ich habe das Gefühl, daß man selbst heute und mit guten Masken nicht so richtig alt wird), sobald man die Kunst des Steine-Behauens richtig gemeistert hatte, dann schlug langsam die Silikose, oder Quarzstaublunge zu und die Produktivität ließ nach.


Ein wichtiges Werk eines jeden Bildhauers war daher sein eigener Grabstein, an dem er mitunter jahrelang arbeitete. 
Daraus entstand mit den Jahrhunderten ein ungewöhnlicher Friedhof und Skulpturengarten, der Hope Cemetery in Barre. Er wurde einzig mit Barre Granit gestaltet und zeigt ein paar der besten Granitskulpturen überhaupt. 
Die meisten Steine befinden sich dort schon seit mehr als hundert Jahren und zeugen so auch von dem Wahrheitsgehalt der Granitwerbung, denn die Grabmäler sehen aus, als wenn sie gerade erst gestern dort aufgestellt wurden und nicht schon im letzten Jahrhundert.


Da ich mit einer Gruppe von Leuten unterwegs war, die Friedhöfe irgendwie gruselig fanden, selbst Touristenattraktionen, die zufällig auch Friedhof sind - haben wir leider nur wenig Zeit auf dem Hope Cemetery verbracht. 
Wir sahen uns den Granit-Rennwagen an, und das Flugzeug, doch die Ecke mit den italienischen Statuen z.T. mit Michelangelo-Variationen sahen wir nur schnell, während wir mit dem Auto vorbeifuhren.


Mehr Fotos der Statuen finden sich in Tripadvisor: Link.