19. Mai 2015

Impressionen …

… vom Mainufer.
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 Mainnova Heizkraftwerk West - seit 1894 steht an diesem Standort ein Elektrizitätswerk. 
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Gestern bin ich einmal mehr auf gut Glück los spaziert und habe letztlich den Main wiedergefunden.
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Da ich noch nicht zu den Menschen gehöre, die auf Knopfdruck über ständiges Internet verfügen, war die Gefahr sich zu verlaufen schon vorhanden und meine Tendenz in jede Straße zu laufen, die interessant aussieht, ist sicher auch nicht nur hilfreich.

Ob das noch schwimmt?


So landete ich letztlich wesentlich weiter westlich im Stadtteil Niederrad, als ich beabsichtigt hatte - konnte aber dafür auch einige neue (für mich), häufig noch industriell genutzte Main-Abschnitte bewundern.

8. Mai 2015

Pilgerfriedhof


Den schönsten Blick auf die Elisabethkirche hat man vor einer kleinen Kapelle auf dem Pilgerfriedhof.
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Alle Pilger die während ihrer Wallfahrt nach Marburg verstarben, wurden auf dem Friedhof der St.Michaeliskapelle bestattet. 
Diese Kapelle - im Volksmund Michelchen genannt - wurde 1268 vom Deutschen Orden errichtet.


Mit der Reformation und dem Ende der Pilgerbewegung verfiel die Kapelle und wurde erst später wieder aufgebaut. Ab 1530 wurden hier Marburger Bürger beigesetzt. Die letzte Beisetzung fand 1888 statt. 
Viele der Damen schienen dabei Variationen meines eigenen Vornamens zu tragen, so gab es neben etlichen Dorotheas, auch eine Theoda - die Version war mir neu :)

 Mein Mann war überrascht, daß diese Dame tatsächlich 80 Jahre alt wurde, obwohl sie im 18.Jahrhundert lebte. Ich erklärte ihm, daß es am guten Namen läge ^^

 Erkennt hier noch jemand einen Vogel mit Schal im Wappen und einen mit Hut auf dem Wappen? - 'Put a bird on it' im 17. Jahrhundert

 Schlüssel, Hammer, Engel und Krone ... das sieht nach Handwerker aus?

Sanduhr und Schädel sind wohl eher Standards auf solchen Grabsteinen. Aber wer weiß, vielleicht bilden diese ungewöhnlichen Kringel ein geheimes Muster, das einen wenn entschlüsselt zum Schatz eines mangels Piraten Raubritters führt ^^

Der Weg, der an der Kapelle vorbei weiter in die Lahnberge führt, ist auch der Ausgangspunkt verschiedener naher und längerer Wanderwege.

7. Mai 2015

Elisabethkirche


Bei unserem Besuch in Marburg besuchten wir natürlich auch die Elisabethkirche am Fuße des Schlossberges. 
Sie wurde ab 1235 errichtet, nur Monate nach der Heiligsprechung der Elisabeth von Thüringen
Ich habe mich in der Geschichte von Elisabeth (und ihrer Tochter Sophie von Brabant - der ‚Mutter‘ von Hessen) festgelesen, daher dieser längere Text.
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Wer die Geschichte schon kennt, wird z.B. das Rosenwunder vermissen, das wird heutzutage aber einer anderen heiligen Elisabeth zugeschrieben :)
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Elisabeth wurde 1207 in Ungarn geboren, kam aber bereits als Vierjährige an den thüringischen Hof, da sie den ältesten Sohn der Familie, Hermann heiraten sollte. Der verstarb jedoch vorher, doch der Nächstälteste Ludwig heiratete sie stattdessen (da war sie 14) - trotz des Fehlens einer standesgemäßen Mitgift. 
Die Beiden bemühten sich sehr das Leben der armen Bevölkerung zu verbessern, doch bald entwickelte Elisabeth ein Interesse an der religiösen Armutsbewegung um Franz von Assisi. 
Sie folgte zuerst einem Laienprediger, später kam einer der ersten Inquisitoren des Papstes - Konrad von Marburg an den Hof. 
Konrad hatte kurz vorher langwierige Prozesse gegen Ketzer abgeschafft, als Ein-Mann Kommando konnte er Leute zum Tode verurteilen und schreckte auch vor Adeligen nicht zurück. Er überredete Elisabeths Mann an den Kreuzzügen teilzunehmen, was dieser nicht überlebte. 
Dann erklärte er Elisabeth, daß sie die Schulden, die ihr verstorbener Mann mit der Vorbereitung zum Kreuzzug aufgenommen hatte, nun abarbeiten müsse. Wie jeder gute Sadist religiöse Fanatiker begann er danach mit der absoluten, gewalttätigen Kontrolle ihrer Person. Er schränkte außerdem ihr Essen ein, für den Rest ihres Lebens lebte sie hauptsächlich von Wassersuppe (was immer das beinhaltete), ihre drei Kinder wurden ihr vorenthalten, sie wurde von ihren Freundinnen isoliert und lebte in völliger Askese. 
All das diente offenbar schon damals dem Ziel - eine spätere Heiligsprechung Elisabeths vorzubereiten, denn als hoher Kirchenmann gab es keine bessere Karrierechance als einer Heiligen als Beichtvater und Vormund gedient zu haben. 
Konrad versuchte natürlich auch die Erbansprüche auf Thüringen nicht zu gefährden, wurde jedoch zusammen mit seinem Mündel vom Hof verbannt.
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In Marburg gestattete er Elisabeth, daß sie von ihrer Witwenrente ein Spital errichten durfte, in dem sie sich hingebungsvoll um Alte, Kranke und insbesondere Schwangere und Kinder kümmerte. Dabei umging sie häufig die Vorschriften Konrads und wurde dafür ausgepeitscht. 
Die Jahre der Mangelernährung, Arbeiten mit Kranken, Askese usw. forderten alsbald ihren Tribut und so starb Elisabeth fünf Jahre nach dem Tod ihres Mannes. Sie wurde 24 Jahre alt. 


Ein halbes Jahr nach ihrem Tod begann Konrad mit der Vorbereitung der Heiligsprechung (hauptsächlich dem Sammeln von ‚Wundern‘ und Heilungen an Elisabeths Grab), ihm schwebte wohl ein Wallfahrtsort nach französischem oder spanischem Vorbild vor. 
Die deutschen Herrscher begannen jedoch seine Macht einzuschränken, so sollte Marburg in Zukunft dem Deutschen Orden unterstellt werden. Er reagierte darauf, indem er einen sehr einflussreichen Herrscher versuchte als Ketzer zu verurteilen, das misslang, stattdessen wurde Konrad von Marburg erschlagen und niemand war so richtig traurig ob dieser Tatsache.
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Dadurch verzögerte sich jedoch die Heiligsprechung Elisabeths etwas (fünf Jahre sind heutzutage eine sehr kurze Zeit, aber damals war das bereits nach einem Jahr möglich), doch 1235 war es vollbracht und der Deutsche Orden begann mit der Errichtung der Elisabethkirche. Dazu wurde ihr geliebtes Spital abgerissen und ihre Gebeine in einem goldenen Schrein verwahrt. Manche Knochen wurden auch als Reliquien an anderen Elisabethkirchen- und Kloster vergeben.
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Die entstandene Wallfahrts-Kirche war die erste komplett gotische Kirche in Deutschland. 
Es gab frühere Kirchen, die bereits die Abkehr von der Romanik zeigten und gotische Elemente aufwiesen - doch erst in der Elisabethkirche fand die Gotik in Deutschland zu ihrer reinen Form und war Vorbild für viele weitere gotische Kirchen.
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Der Deutsche Orden war jedoch für die Leitung eines Wallfahrtsortes denkbar ungeeignet, handelte es sich doch um einen militärisch-geführten Ritterorden, der Wundern eher kritisch gegenüberstand, so daß die Pilgerströme schon bald und noch vor der Reformation ausblieben. 
Nachdem die Landgrafen von Hessen (und Nachfahren von Elisabeth) zum lutherschen Protestantismus übertraten, vergruben sie die sterblichen Überreste ihrer Ahnin an einem unbekannten Ort. 
Den goldenen Schrein konnte man zwar weiterhin besuchen, doch jetzt war er leer. 

Wenn man sich heutzutage die schlichten Wände und Innenausstattung der Kirche ansieht, fällt es einem schwer sich vorzustellen, wie sie zu ihrem Höhepunkt, in Prunk und Glanz als katholische Wallfahrtskirche ausgesehen haben mag. 
Aber möglicherweise würde es Elisabeth so auch besser gefallen, selbst wenn sie ein Krankenhaus vermutlich sinnvoller finden würde.

 Das Fotografieren im Landgrafenchor wurde sehr durch eine strahlend blaue Sackkarre erschwert ^^
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4. Mai 2015

Marburg

 Das Schloß auf dem Berge
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Am vergangenen ersten Maiwochenende besuchten wir (mein Mann, ein Kollege von ihm und ich) die kleine Stadt Marburg an der Lahn. 
Ich wollte diese Stadt schon besuchen, als wir im Herbst zum ersten Mal mit dem Zug vorbeifuhren, so malerisch an einem Berg gelegen, gekrönt von einem imposanten Schloss, sah sie aus. 
Nun war es endlich so weit, die Lokführer streikten auch einmal nicht und so konnten wir mit dem RE in weniger als einer Stunde von Frankfurt nach Marburg fahren. 
Dort sahen wir uns zuerst die Elisabethkirche an und danach ging es über steile Wege und unzählige Treppen hinauf in die Oberstadt. 

Der Wolf und vier der die sieben Geißlein ... Die Gebrüder Grimm haben nicht nur in Marburg gewohnt sondern viele ihrer Geschichten auch in der Gegend angesiedelt. Sogar der Illustrator der Grimm Geschichten kam aus einem Nachbarort. 
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Alleine waren wir dabei bestimmt nicht, die Stadt war voller Tagesbesucher und Touristen und selbst in den Nebenstraßen wurde es nicht unbedingt ruhiger.
Aber dann braucht es auch nicht so viele Leute um die engen Straßen zu überfüllen. 
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Wir ließen uns von dem Gedränge jedoch nicht entmutigen, schließlich hatte man auch genug damit zu tun bei all dem Treppensteigen nicht aus der Puste zu kommen. Manche Leute hatten schlauerweise ihre Wanderstöcke mitgebracht, das schien zu helfen. 
Irgendwer hat einmal behauptet, daß Marburg mehr Treppenstufen auf den Wegen als in den Häusern hat. Nachdem ich die Stadt nun bewandert habe, glaube ich, daß da durchaus was dran sein kann. Andererseits ersparen sich die Leute hier wahrscheinlich das Fitness-Studio. 

 Einen Lieblingsgarten entdeckt :)
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Nach einiger Zeit erreichten wir eine Ebene vor der Marienkirche und waren in etwa auf Dachhöhe mit den umliegenden Häusern. 
Wenn man hier wissen möchte, was der Nachbar gerade macht, steigt man offenbar nur ein paar Treppen nach oben und sieht nach. Auch wir konnten uns nicht verkneifen in fremde Häuser und Gärten zu schauen, so ganz verhindern konnte man es ohnehin nicht. 
Dann richteten wir den Blick jedoch auf die sanften Bergketten um die Stadt und es war wunderschön.
Mit einer Woche Zeit könnte man sich hier jede Menge Burgen, Ruinen und mittelalterliche Dörfer erwandern. Aber wir hatten nur ein paar Stunden und so ging es weiter den Schlossberg hinauf. 

 Die letzten Treppen bis zum Schloss
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Am Landgrafenschloss angekommen, waren wir eigentlich nur sehr müde, sahen uns aber dennoch das darin untergebrachte Museum an.
Es war ein bisschen wenig Museum für so viel Schloss, aber dafür waren 4 € Eintritt auch vergleichsweise billig. 
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Danach musste ich die Jungs schon dazu überreden, wenigstens einmal ums Schloß zu laufen, schließlich wollte ich den Hexenturm sehen. 
Wir verpassten die Samstagsführung, aber so unbedingt wollte ich den Kerker ohnehin nicht von innen besichtigen.
Interessant fand ich jedoch, daß viele der Hexenverfolgungen nicht im 'finstren' Mittelalter stattfanden, sondern die sog. Hysterie zum Beginn der Neuzeit vor allem im Barock angesiedelt war. Die beginnende Industrialisierung und neuen Erkenntnisse stellten die Macht der Kirche immer weiter in Frage und diese wehrte sich offenbar mit einem massivem Anstieg von Hexerei-Anschuldigungen.

Das alte Rathaus
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Nun waren wir wirklich geschafft, auf schnellstem Wege ging es zurück zum Marktplatz, für mich zu Tee und Apfelstrudel, während die Herren sich schon einmal ein gepflegtes Nachmittagsbier gönnten. Gerne hätte ich danach noch die alte Universität besucht, immerhin eine der ältesten und Marburg ist zuerst als Universitätsstadt ein Begriff, doch meine Mitstreiter hatten genug.
Also liefen wir durch manch enge Gasse, vorbei am alten Botanischen Garten und entlang des Flusses zurück zum Bahnhof und erreichten alsbald wieder Frankfurt, wo wir den Tag bei einem wunderbaren Abendessen im Saravana Bhavan ausklingen ließen.

Holzschnitzkunst an den Häusern