Ich habe mich in der Geschichte von Elisabeth (und ihrer Tochter
Sophie von Brabant - der ‚Mutter‘ von Hessen) festgelesen, daher dieser längere Text.
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Wer die Geschichte schon kennt, wird z.B. das Rosenwunder vermissen, das wird heutzutage aber einer anderen heiligen Elisabeth zugeschrieben :)
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Elisabeth wurde 1207 in Ungarn geboren, kam aber bereits als Vierjährige an den thüringischen Hof, da sie den ältesten Sohn der Familie, Hermann heiraten sollte. Der verstarb jedoch vorher, doch der Nächstälteste Ludwig heiratete sie stattdessen (da war sie 14) - trotz des Fehlens einer standesgemäßen Mitgift.
Die Beiden bemühten sich sehr das Leben der armen Bevölkerung zu verbessern, doch bald entwickelte Elisabeth ein Interesse an der religiösen Armutsbewegung um Franz von Assisi.
Sie folgte zuerst einem Laienprediger, später kam einer der ersten Inquisitoren des Papstes -
Konrad von Marburg an den Hof.
Konrad hatte kurz vorher langwierige Prozesse gegen Ketzer abgeschafft, als Ein-Mann Kommando konnte er Leute zum Tode verurteilen und schreckte auch vor Adeligen nicht zurück. Er überredete Elisabeths Mann an den Kreuzzügen teilzunehmen, was dieser nicht überlebte.
Dann erklärte er Elisabeth, daß sie die Schulden, die ihr verstorbener Mann mit der Vorbereitung zum Kreuzzug aufgenommen hatte, nun abarbeiten müsse. Wie jeder gute Sadist religiöse Fanatiker begann er danach mit der absoluten, gewalttätigen Kontrolle ihrer Person. Er schränkte außerdem ihr Essen ein, für den Rest ihres Lebens lebte sie hauptsächlich von Wassersuppe (was immer das beinhaltete), ihre drei Kinder wurden ihr vorenthalten, sie wurde von ihren Freundinnen isoliert und lebte in völliger Askese.
All das diente offenbar schon damals dem Ziel - eine spätere Heiligsprechung Elisabeths vorzubereiten, denn als hoher Kirchenmann gab es keine bessere Karrierechance als einer Heiligen als Beichtvater und Vormund gedient zu haben.
Konrad versuchte natürlich auch die Erbansprüche auf Thüringen nicht zu gefährden, wurde jedoch zusammen mit seinem Mündel vom Hof verbannt.
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In Marburg gestattete er Elisabeth, daß sie von ihrer Witwenrente ein Spital errichten durfte, in dem sie sich hingebungsvoll um Alte, Kranke und insbesondere Schwangere und Kinder kümmerte. Dabei umging sie häufig die Vorschriften Konrads und wurde dafür ausgepeitscht.
Die Jahre der Mangelernährung, Arbeiten mit Kranken, Askese usw. forderten alsbald ihren Tribut und so starb Elisabeth fünf Jahre nach dem Tod ihres Mannes. Sie wurde 24 Jahre alt.
Ein halbes Jahr nach ihrem Tod begann Konrad mit der Vorbereitung der Heiligsprechung (hauptsächlich dem Sammeln von ‚Wundern‘ und Heilungen an Elisabeths Grab), ihm schwebte wohl ein Wallfahrtsort nach französischem oder
spanischem Vorbild vor.
Die deutschen Herrscher begannen jedoch seine Macht einzuschränken, so sollte Marburg in Zukunft dem Deutschen Orden unterstellt werden. Er reagierte darauf, indem er einen sehr einflussreichen Herrscher versuchte als Ketzer zu verurteilen, das misslang, stattdessen wurde Konrad von Marburg erschlagen und niemand war so richtig traurig ob dieser Tatsache.
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Dadurch verzögerte sich jedoch die Heiligsprechung Elisabeths etwas (fünf Jahre sind heutzutage eine sehr kurze Zeit, aber damals war das bereits nach einem Jahr möglich), doch 1235 war es vollbracht und der Deutsche Orden begann mit der Errichtung der Elisabethkirche. Dazu wurde ihr geliebtes Spital abgerissen und ihre Gebeine in einem goldenen Schrein verwahrt. Manche Knochen wurden auch als Reliquien an anderen Elisabethkirchen- und Kloster vergeben.
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Die entstandene Wallfahrts-Kirche war die erste komplett gotische Kirche in Deutschland.
Es gab frühere Kirchen, die bereits die Abkehr von der
Romanik zeigten und gotische Elemente aufwiesen - doch erst in der Elisabethkirche fand die Gotik in Deutschland zu ihrer reinen Form und war Vorbild für viele weitere gotische Kirchen.
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Der Deutsche Orden war jedoch für die Leitung eines Wallfahrtsortes denkbar ungeeignet, handelte es sich doch um einen militärisch-geführten Ritterorden, der Wundern eher kritisch gegenüberstand, so daß die Pilgerströme schon bald und noch vor der Reformation ausblieben.
Nachdem die Landgrafen von Hessen (und Nachfahren von Elisabeth) zum lutherschen Protestantismus übertraten, vergruben sie die sterblichen Überreste ihrer Ahnin an einem unbekannten Ort.
Den goldenen Schrein konnte man zwar weiterhin besuchen, doch jetzt war er leer.
Wenn man sich heutzutage die schlichten Wände und Innenausstattung der Kirche ansieht, fällt es einem schwer sich vorzustellen, wie sie zu ihrem Höhepunkt, in Prunk und Glanz als katholische Wallfahrtskirche ausgesehen haben mag.
Aber möglicherweise würde es Elisabeth so auch besser gefallen, selbst wenn sie ein Krankenhaus vermutlich sinnvoller finden würde.
Das Fotografieren im Landgrafenchor wurde sehr durch eine strahlend blaue Sackkarre erschwert ^^
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