Der offizielle Altweibersommer ist zwar schon vorbei, aber schöne Spinnennetze kann man dennoch überall bewundern. Besonders schön sind sie im Nebel oder Morgentau, wenn sich feinste Wassertröpfchen auf den Fäden absetzen :)
Diese Bilder sind bei unserer Wanderung an der Nahe entstanden, wo manche Bäume mit unzähligen Netzen eingesponnen waren und wie moderne Kunst daherkamen. Wir fragten uns auch mitunter, wie Spinnen es eigentlich schaffen Fäden über den Wanderweg zu spannen und dabei mehrere Meter freier Fläche von Baum zu Baum zu überbrücken.
In den meisten Bars hängen die Schinken über der Theke
Ich hatte bereits in meinem ersten Donostia Artikel erwähnt, daß Essen finden und bestellen am Anfang eine schwierige Angelegenheit war, da A. derzeit vegetarisch lebt. Aber auch ich esse eher vegetarisch, mag keinen Fisch und esse sehr selten Schinken. Daher fiel der Großteil des Angebotes gerade bei den Pintxos (baskischen Tapas) weg.
A. hatte mir erzählt, daß er in Barcelona jede Menge vegetarische Tapas fand, gerade auch mit Oliven, Tomaten oder Chilis, doch in San Sebastian fanden wir überhaupt keine vegetarischen Versionen. Also vielleicht gibt es sie schon irgendwo, aber eben nicht in den von Touristen frequentierten Gebieten.
Demnach aß ich natürlich auch Schinken-Baguette, mit Schinken gefüllte Käsecroquetten und probierte mich durch Combinados: Platten mit verschiedensten Vorspeisen. Ich bestellte auch Lachs, nur um wieder einmal festzustellen, daß es mir danach nicht gut geht. Muscheln kann ich essen, muss aber nicht.
Ein Milchautomat begeisterte meinen Mann ^^
Gottseidank fand ich meine Liebe für Krabben und Garnelen wieder und dadurch taten sich gesamte Menü-Möglichkeiten von Krabbenpasta, in Öl gebratenen Krabben, frittierten Garnelen usw. auf. Dazu gab es stets ein Glas Weißwein (mit Preisen meist weit unter der 2 € Marke :).
Danach mitunter ein Törtchen zum Dessert und der Abend war gerettet ^^
A. musste etwas länger suchen, fand dann aber Kichererbsensuppe, Pilz-Risotto, wir hatten vegetarische Paella und manchmal gab es eben nur Guacamole oder Hummus mit Brot. Einen Abend machten wir es uns auch ganz einfach und besuchten den Inder - das Restaurant Bollywood.
Dazu probierte er sich durch lokale Biersorten, fand auch einige Craft Biere - aber er konnte dabei keinen wirklichen Favoriten benennen.
Sozusagen unser Heimlokal wurde dabei ‚Bar Pepe‘, die in Antiguo quasi um die Ecke von unserem Zimmer lag. Im Laufe der Woche entdeckten wir Urbieta 27, die interessantes Fusion Food aus baskischen und internationalen Küchen anbieten; und in Bilbao fühlten wir uns im ‚Premierk‘ sehr gut aufgehoben.
Zum Frühstück waren wir nur einmal in einer anderen, nicht erwähnenswerten Bäckerei, alle anderen Male besuchten wir ausschließlich ‚Ogi Berri‘.
Da dort ohnehin kein Tee angeboten wird und weder A. noch ich Kaffee trinken, nahmen wir uns täglich die Croissants und Kuchen mit zum Strand. Wir suchten uns einen schönen Platz auf der Promenade oder unterhalb von Schloß Miramar aus, selbstverständlich mit Meerblick. Tee kam aus der mitgebrachten Thermosflasche und dann kam: Das beste Vollkorncroissant der Welt. Für den perfekten Start und so weiter ... :)
Die Licht- und Special-Effects Profis (Bild links, oben) korrigierten noch jede Menge ‚Katastrophen‘ bei der Ausleuchtung, aber dazu ist so eine Probe ja auch da ^^
Dank unserer Vermieterin / Mitbewohnerin war ich in diesem Jahr zum ersten Mal überhaupt in einer Oper (Tosca) - und gestern Abend besuchten wir im gleichen Gebäude (der Oper Frankfurt, am Willy Brandt Platz) eine Generalprobe.
Es gibt eine Zusammenarbeit zwischen dem Taunusturm und der Oper Frankfurt und im Rahmen dessen finden verschiedene Veranstaltungen statt, so auch die gestrige. Dabei ging es um die Wiederaufnahme (für diesen Spielplan), der beiden jeweils einstündigen Opern ‚Dido und Aeneas‘ von Henry Purcell (1688); und ‚Herzog Blaubarts Burg‘ von Béla Bartók (1911).
Vor beiden Opern fand ein kleiner Vortrag statt, bevor das jeweilige Stück dann einmal komplett durchgespielt und gesungen wurde. Während die Korrekturen nach Dido liefen, konnten wir natürlich den Saal verlassen und hatten so eine genügend lange Pause um außerhalb des Gebäudes zu Abend zu essen, bevor es mit Blaubart weiter ging.
Ich mochte ‚Dido und Aeneas‘ sehr, die Barockmusik war gefällig und brach an genau den richtigen Stellen mit den bekannten Themen. Die antike Geschichte war wunderbar überzogen tragisch, der Chor hatte eine ungewöhnlich starke, fast schon Hauptrolle und die Kostüme erinnerten eher an ein präraffaelitisches Gemälde. Ich mochte sogar die Hintergrundgeschichte, daß es einst für den englischen Hof komponiert wurde, dem aber der Prolog mit politischen Anspielungen nicht gefiel, so daß es erst 1688 in einem Mädchenpensionat uraufgeführt wurde. .
‚Herzog Blaubarts Burg‘ ist dagegen eher schwere Kost, mit ausschließlich zwei Rollen von Blaubart und seiner neuesten Frau, die natürlich wie alle anderen Frauen vor ihr, ihrem Schicksal nicht entgehen kann.
Es ist eine echte Leistung zu zweit die leere Bühne füllen zu müssen und eine Stunde lang zu singen, aber das Stück hat mich in seiner verschachtelten Symbolik und Anspielungen weniger berührt. Gleichzeitig musste ich aber auch über die Geschichte nachdenken, weil ich sie verstehen wollte und las mir dann einiges dazu erst heute Morgen durch.
Ursprüngliche Inspiration war der homosexuelle, sadistische Serienmörder Gilles de Rais, der ab ca. 1430 bis zu seinem Tod durch den Strang, 1440 zwischen 80 bis 600 Jungen umgebracht haben soll. Nach den Gerichtsakten gab er 140 Tötungen von Kindern der armen Landbevölkerung zu, keine davon hätte wirklich zu einer Verurteilung geführt, wenn er nicht auch einen katholischen Geistlichen gefoltert und letztlich getötet hätte. Seiner eigenen Ehefrau, die von ihm getrennt lebte, hat er übrigens nicht angetan, außer dem finanziellen Ruin.
Charles Perrault änderte die Geschichte dann aber in einen Frauen mordenden Mann, und deutete in der Moral dazu an, daß die Frauen eigentlich selbst schuld waren, schließlich hatten sie ihrem Mann nicht gehorchen wollen. Das heimliche Öffnen der verbotenen Kammer und dem Entdecken der anderen Frauenleichen war ein Symbol der Untreue.
In Bartóks Oper ist Blaubart eher ein gequälter Antiheld und seine neue Frau versucht ihm zu helfen und zu verstehen. Sie verlangt das Öffnen der sieben Türen um Licht in sein Leben zu bringen, auch wenn das letztlich zu ihrer Vernichtung führt.
Mir gefällt die Änderung der Schuldfrage durch die Jahrhunderte: zuerst der psychopathische Täter, dann die Falschheit der Frau und letztlich das Aufheben von Schuld und der Beschreibung von Menschen, die einem Pfad folgen müssen, der leider in ihr Verderben führt.
Für mehr Informationen bietet sich dieses Video an: Link.
Palagio del Mar - Meerespalast: Das klingt schon schön :)
In der Altstadt / Das ehemalige Casino und heutige Rathaus
Wenn man sich die Fischerdörfer der Gegend ansieht, bekommt man ein Gefühl dafür, wie auch San Sebastian einst aussah. Viele Fachwerk- und Holzhäuser, mit weitausladenen Dächern, die eher an Chalets erinnern als Spanien, bestimmen das Bild. .
Alte Dachformen im Stadtviertel Antiguo
In San Sebastian brannte diese Fachwerkstadt des Öfteren nieder (zuletzt 1813), so daß man sich letztlich entschied nur noch Häuser in Stein zu errichten. Die Gassen der heutigen Altstadt sind trotzdem noch eng, aber nicht mehr mittelalterlich gewunden sondern in Rasterform, und weitgehend ohne Stadtmauer.
Eine neue Zeit brach 1886 für San Sebastian an, als Maria Christina von Österreich, Königin von Spanien, die Stadt als ständige Sommerresidenz wählte. Daraus entstanden nicht nur ihr Sommerpalast Miramar, sondern auch prachtvolle Theater, Brücken, Grand Hotels, der Bahnhof, unzählige Stadtpaläste, und das ehemalige Casino.
Miramar Palast - 1893 im englischen Stil errichtet
Selbst Profanbauten, wie z.B. die Markthallen und Fischmärkte, erhielten prächtige Hallen, allesamt mit dem Stadtwappen (einem Dreimaster) geschmückt.
Dadurch erlebte die Stadt einen großen wirtschaftlichen Aufschwung und reihte sich ein in die illustren Kurstädte der damaligen Zeit, wurde gar ein Ort der Künstler und Schriftsteller während des ersten Weltkriegs.
Von 1940 bis 1975 wurde San Sebastian zum Urlaubsort Francos, der das Baskenland mochte, die Basken aber verabscheute und dadurch Konflikte verursachte, die bis in die heutige Zeit reichen.
Mittlerweile ist San Sebastian / Donostia ein beliebter Urlaubsort vieler Spanier, die einmal blauem Himmel, Sonne und heißen, vertrockneten Landschaften entkommen möchten. Das Baskenland ist immergrün, meistens wolkenverhangen und von den klimatischen Bedingungen eher mit Nordkalifornien zu vergleichen. .
In der einen Woche, die wir in San Sebastian verbrachten, reichte die Zeit nicht, um die Stadt sehr viel näher kennenzulernen. Sicher, wir sahen uns die Altstadt an; sowie die Villen und Paläste der neuen Stadt, die zum Höhepunkt des königlichen Kurbetriebes (ab 1886) häufig im Jugendstil entstanden.
Aber das Stadtviertel Gros um den Surferstrand, oder selbst unser eigenes Viertel Antiguo, wurden nur am Rande gestreift, andere Stadtteile besuchten wir gar nicht. Was wir stattdessen täglich immer weiter erkundeten waren die Stadtstrände.
San Sebastian verdankt die Bedeutung als geschützer Hafen einer muschelförmigen Bucht mit der vorgelagerten Insel Santa Clara, die vor den wilden Atlantikwellen wie ein Bollwerk schützt.
Nur der Surf-Strand Zurriola liegt offen und bietet damit beste Bedingungen zum Wellenreiten. Eingerahmt wird die Bucht von verschiedenen Hügeln, die wir einer nach dem anderen (und an mehreren, aufeinander folgenden Tagen) besuchten.
Zuerst waren wir auf Monte Urgull, quasi dem Stadtberg, mit alten Festungsmauern und Jesustatue.
Danach fuhren wir mit der Fähre zur Insel Santa Clara (viele Leute schwimmen auch einfach nur dorthin) und bewunderten die schroffen Felsen, die Gezeitenbecken mit ihren Seitenläuferkrabben und überlegten was man aus dem leerstehendem Leuchtturmgebäude mit seinen traurig eingeschlagenen Fenstern alles machen könnte.
Eines Abends liefen wir dann zum äußersten Ende der Promenade um die 1977 entstandenen ‚Windkämme‘ des Künstlers Eduardo Chillida anzusehen.
Während wir die trutzigen Stahlskulpturen schon vorher auf unzähligen Fotos gesehen hatten, entpuppten sich gezielte Bohrlöcher in der Promenade als weniger bekannte Attraktion. Durch einen Überhang (an einem Bachlauf) schwappten Wellen hindurch und die Geräusche, sowie erzeugten Windströme, begeisterten Jung und Alt, die auf den Löchern standen und auf neue Wellen warteten.
Nicht weit davon entfernt, brachte uns eine Berg-Standseilbahn von 1912, auf den Monte Igueldo.
Dort befindet sich ein altmodischer, eher unschöner kleiner Vergnügungspark, sowie ein Turm von dem man den wahrscheinlich schönsten (auf jeden Fall höchsten) Ausblick auf Bucht und Stadt hat. Links und rechts davon erstrecken sich dann nur noch schroffe, scheinbar unbewohnte Küstenabschnitte, mit den fast senkrechten Felsflanken, die überall das Küstenbild bestimmen. .
Auf dem Rückweg beschlossen wir auf die Seilbahn zu verzichten und zu Fuß am Leuchtturm hinunterzulaufen. Den Jakobsweg fanden wir dabei nicht (er befand sich weiter stadteinwärts), stattdessen liefen wir eine enge, kurvenreiche und mautpflichtige Straße hinunter (selbst für Fußgänger gebührenpflichtig, was wir aber erst hinterher erfuhren und demnach auch nicht bezahlten ^^), die offenbar dem romantischen Treffpunkt der Stadtjugend diente.
Einige Zeit danach erreichten wir die exklusive Villengegend, in der Chillida selbst einst lebte und fanden Treppen, so daß wir die Hauptstraße wiederum direkt neben dem Gebäude des Funicular erreichten. Offenbar bemüht sich die Stadt sehr, diesen Weg für Fußgänger so unattraktiv wie nur möglich zu gestalten.
Den östlichsten Ausblick auf die Bucht erreichten wir dann bei unserer Wanderung nach Pasaia: Monte Ulía und damit hatten wir die Stadt von allen am Meer gelegenen Hügeln bewundert.
Die Bucht in morgendlichen Nebelschwaden
Zwischendurch verbrachten wir natürlich auch viel Zeit am Strand, das war schließlich der Sommerurlaub. Doch fehlende Sonne führte häufig dazu, daß Baden zwar okay war, aber man sich sonst nicht hinlegen wollten. Dafür waren lange Spaziergänge entweder direkt am Strand oder auf der Promenade darüber genau das Richtige.
Die Gezeiten waren dabei relativ stark ausgeprägt, so daß man von unserem Strand Ondarreta aus, den eigentlichen Playa de La Concha nur bei Ebbe am Strand erreichen konnte, bei Flut schwamm man dagegen im zwei Meter tiefen Wasser um die Felsnase herum.