28. Juni 2020

Erdbeer-Saison


In unserem Garten wachsen viele Pflanzen nicht, weil wir zu viele Nacktschnecken abwehren müssen - was jedoch von den Schnecken gemieden wird, sind die Erdbeerpflanzen. Die Früchte selbst werden durchaus ‚angenascht‘ wenn sie tief genug in Bodennähe hängen, die pieksigen, unangenehmen Blätter werden jedoch verschmäht.
Im letzten Jahr hatte ich einen 6er Pack Erdbeerpflanzen gekauft, die Hälfte davon kam in einen Balkonkasten, für die andere Hälfte suchte ich einen sonnigen Standort im Garten. 
Die Balkonerdbeeren machten sich auch sehr gut, wurden jedoch schon bald viel zu groß für ihren Kasten. Die Gartenerdbeeren waren mit ihrem Standort dagegen nicht zufrieden, der Sommer war zu heiß für einen sonnigen Platz neben dem Flieder, der wohl auch noch Wasser zog, so daß von den drei Pflanzen nur noch zwei überlebten. 
Also suchte ich nach einem halbschattigen Ort, der den ausgepflanzten Balkonpflanzen und den traurigen Gartenversionen, plus aller Ableger gefallen würde - und buddelte ein Mini-Erdbeerbeet. 


Darauf kam eine dicke Schicht Rindenmulch, damit die Katzen nicht sofort ein neues Klo vermuteten und dann hieß es abwarten. Zuerst sahen die Ableger nicht sehr lebendig aus - doch dank dem regenreichen Winter wuchsen meine Erdbeerpflanzen zu wahren grünen Monstern heran. Die Blüte ware dieses Jahr ein bißchen später dran und blieb damit von den späten Nachtfrösten verschont, die dafür gesorgt hatten, daß es dieses Jahr keine einzige Heidelbeere gibt und auch die Johannisbeeren nur sehr wenige wurden - und dann kam die Erdbeer-Erntezeit :)
Jeden Abend pflückten wir eine kleine Schale ca. 200g (A. hat gewogen) mit frischen Erdbeeren, die meist kurz danach kleingeschnitten mit dänischer Vanillesauce verzehrt wurden. Ein paar blieben mitunter auch für den täglichen Frühstücks-Smoothie des Mannes übrig.
Jetzt neigt sich die Ernte langsam ihrem Ende entgegen, die vergangene heiße Woche hat viele Erdbeeren zu früh reifen lassen und so sind es jetzt nur noch ein paar kleine rote Murmeln, die wir ernten können und selbst das wird wohl bald beendet sein - schade eigentlich … 


22. Juni 2020

Wider den Gruppen im Kopf


Am Wochenende sahen wir eher durch Zufall eine Show über Menschen der Amish Gemeinde im Urlaub in Pinecraft, Florida. Da die strengen Gesetze ihrer christlich-fundamentalistischen Religion wenig Freiraum lassen, durch lokale Gesetzgebung Pferde, Kutschen usw. nicht zugelassen sind, mussten sie sich kreative Lösungen zur Alltagsbewältigung zum Beispiel der Fortbewegung einfallen lassen, da gibt es u.a. Dreiräder für die Damen, denn ein normales Fahrrad zu fahren ist mit den bodenlangen Kleidern eher kompliziert.
Während wir noch zusahen und teilweise leise amüsiert waren, meinte der Mann plötzlich: Und jetzt stell Dir den Bericht vor, wenn es sich statt einer christlichen, um eine abgeschottete, muslimische Gemeinde handeln würde… wäre es immer noch so charmant altmodisch? - Die Geschlechtertrennung einer strengen Religionsgruppe aus dem 17. Jahrhundert, mit wenig Graustufen und nur ganz vielen Schwarz oder Weiß-Antworten, strenger Kleiderordnung, eigener religiös motivierter Gesetzgebung und einem hohen Anteil von Gen-Erkrankungen, weil Hochzeiten nur innerhalb des eigenen Bezirks stattfinden dürfen und dadurch jeder mit jedem verwandt ist? 
Eher unbewusst hatte ich die Amish in ‚meine Gruppe‘ aufgenommen, ursprünglich aus der Schweiz oder Süddeutschland sprechen viele sogar noch einen altertümlich, deutschen Dialekt - und überhaupt waren sie nicht missionarisch tätig, also kann es doch eigentlich jedem anderen egal sein? - Das Problem ist nur, daß das sicher auch auf viele muslimische Gemeinden weltweit zutrifft und ich diese bei gleicher Konstellation dennoch eher als ‚andere‘ wahrgenommen hätte, mir Gedanken um kranke Kinder und benachteiligte Frauen gemacht hätte. Sobald man aber in die eigene oder die anderen Gruppen unterteilt - und der eigenen Gruppe automatisch mehr Freiheiten einräumt als den anderen, beginnt der Weg zur Diskriminierung …

15. Juni 2020

Wieder in Ahlbeck


Letzten Samstag bin ich von meinem ersten Urlaub in diesem Jahr zurückgekehrt, 12 Tage verbrachte ich bei meinen Eltern in Ahlbeck und habe damit auch endlich den dank der Pandemie verschobenen März-Aufenthalt dort nachholen können.
Die Insel war monatelang für Touristen gesperrt gewesen, am 25.5. durfte man wieder nach Mecklenburg-Vorpommern einreisen und am 26.5. war ich bereits da ^^ Die offiziellen Grenzübergänge nach Polen waren noch geschlossen, die deutschen Touristen reisten bereits in hoher Besetzung an.


In den ersten Tagen war man fast alleine am Strand unterwegs, zu Pfingsten verbrachte man dann lieber nur den Morgen und späteren Nachmittag zwischen all den anderen Leuten.
Meine Eltern hatten die Corona-Zeit als eine der absoluten Ruhe erlebt, wie sie auf der Insel zu Lebzeiten niemand kannte. 
Sicher gab es früher eine Hauptsaison und in der Nebensaison war es ruhiger - aber zu der Zeit lebten noch viel mehr Menschen in den Orten und hatten ganz normale Berufe, Lehrer, Fischer, usw. Alltagsleben, während es heutzutage fast nur noch Hotels und Ferienwohnungen gibt. Und natürlich kommen zu den Hotels und Ferienwohnungen auch immer noch mehr und mehr riesige Hotels und Ferienwohnanlagen, im modischen Plattenbau-Look, weiß mit großen, dunkelgrauen Fenstern hinzu.

Die Gültigkeit meiner Zugtickets vom März, war von der DB bis Oktober verlängert worden, bei freier Zugwahl, was auch deshalb praktisch war, weil noch sehr viele Verbindungen ausfielen. Deswegen hielt ich mich auch gar nicht mit Sitzplatz-Reservierungen auf, denn die kann man nicht von einem auf den nächsten Zug übertragen.
Außerdem fuhr ich dieses Mal nicht alleine, sondern der fünfeinhalb-jährige Neffe begleitete mich für die ersten Tage, ehe seiner Eltern und kleine Schwester zu Pfingsten nachkamen. 
Deswegen entschieden wir uns letztlich für einen langsamen IC mit nur einmal umsteigen, der uns selbst noch bis Bremen und dann die ganze Küste entlang bis Stralsund kutschierte. Dort hatten wir eine Stunde Zeit zum Umsteigen und für ein Happy Meal, bis wir ohnehin in Züssow am Bahnhof abgeholt wurden.
Glücklicherweise hatten wir im IC ein Abteil für uns alleine, wo wir uns ausbreiten konnten, der Neffe konnte Sport machen, Metallica hören und auch mal eine Runde schlafen, so daß die Stunden zwar langsam vergingen, aber letztlich war die Reise doch geschafft.

Die ersten Tage mit Neffen verbrachten wir natürlich hauptsächlich am Strand, er war bei 13 Grad Wassertemperatur trotzdem baden und ließ sich nur unwillig wieder ans Ufer befördern, sobald die Haut rot wurde. 
Gottseidank brachte seine Mutter noch schnell einen Neoprenanzug für ihn mit, so daß er länger ins Wasser durfte und auch danach seine Sandburgen mit Wassergräben bauen konnte. Im letzten Jahr legte er Wert auf schöne Burgen mit Brücken und Türmchen, dieses Jahr war eher Masse angesagt und so wurden dann auch einmal 22 Burgen in Rekordzeit nebeneinander errichtet.


Für mich war es dieses Mal sehr wichtig, möglichst viel Zeit am Wasser zu verbringen, so lief ich u.a. von Seebrücke zu Seebrücke, dann auf der Promenade bis Bansin und zurück.
Ich fand den Stoffladen mit den meisten maritim-bedruckten Stoffen, und kaufte eine wunderschöne neue, bunte Teetasse.


Das neue Monstrum im Wald, was einmal ein neunstöckiger Baumwipfelpfad mit Meerblick wird, sah ich mir natürlich auch genauer an. Es ist erstaunlich wieviel Natur zerstört wird, um dem Menschen die Natur näher zu bringen.


Und nach all den schönen Tagen, und Abenden mit Wellenrauschen und dem letzten Glas Wein, sind wir zufrieden ins Rheinland zurückgekehrt. 
Wir können den Lauf der Pandemie und der notwendigen Einschränkungen nicht ändern, aber immerhin einen unbeschwerten Urlaub haben wir diesem Jahr abgetrotzt :) 


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