Als wir im Dezember 2015 Paris besuchten, waren die dortigen Anschläge nur ein paar Wochen vergangen, unser Hotel befand sich sogar in Sichtweite des Stadiums. Überall in den Straßen liefen Soldaten in voller Kampfmontur herum, das Maschinengewehr in der Hand und man fühlte sich dadurch eher noch unsicherer. Was genau sollte denn ein Soldat mit Maschinengewehr machen wenn sich jemand vor ihm in die Luft sprengt - ihn erschießen?
In den Monaten danach geschahen die Anschläge von Brüssel, Nizza, Berlin. Mittlerweile ist man nicht mehr entsetzt oder geschockt, sondern akzeptiert das Schockierende als etwas Häßliches, das eben dazugehört, so wie Autounfälle. Meine Gedanken, Gefühle dazu schweifen regelmäßig ab, aber ich komme in den vergangen Tagen nicht ganz davon los.
In den Monaten danach geschahen die Anschläge von Brüssel, Nizza, Berlin. Mittlerweile ist man nicht mehr entsetzt oder geschockt, sondern akzeptiert das Schockierende als etwas Häßliches, das eben dazugehört, so wie Autounfälle. Meine Gedanken, Gefühle dazu schweifen regelmäßig ab, aber ich komme in den vergangen Tagen nicht ganz davon los.
Als ich in Potsdam studierte, war das ‚meine‘ Ecke von Berlin. Mit der RB von Potsdam West war man in 15 Minuten am Bahnhof Zoo, dann ging es zu Fuß weiter, bis hoch zum KaDeWe und zurück wurde der Weg über den Breitscheidplatz abgekürzt - im Idealfall hatte man dann alle Weihnachtsgeschenke zusammen. - Ich kannte den Namen des Platzes nicht einmal, oder hatte ihn wieder vergessen, das war eben die Kaiser Wilhelm Gedächtnis Kirche und fertig. Es gab dort einen Weihnachtsmarkt, er war nicht sonderlich bemerkenswert - aber wenn man von A nach B wollte, kam man zwangsläufig an dem von zwei Hauptstraßen flankiertem Platz vorbei.
Im Fernsehen sieht es auch so aus, als wenn man überall hätte langfahren können, aber es gibt dort eigentlich Treppen, die hinauf und hinunter führen. Man musste sich den Platz vorher ansehen, sonst könnte man auch leicht im Treppenaufgang zu den Toiletten steckenbleiben und keiner würde einem glauben, daß man gerade einen Anschlag durchführt.
Kann man einen Anschlag oder dessen Folgen verhindern? Gestern wurde im hr Fernsehen von einer Gasexplosion berichtet, die ein Haus zerstörte, die Wände fielen zur Seite weg, das Dach auf’s Nachbargrundstück und die beiden Leute, die sich im Haus aufhielten, ein Heizungsmonteur und die Eigentürmerin des Hauses wurden nicht verletzt.
Das erinnerte mich an den Anschlag am Brüsseler Flughafen, bei dem die meisten Leute durch herabstürzende Glasscheiben verletzt / getötet wurden und nicht so sehr der Explosion selbst... kann man Häuser also so bauen, daß sie ähnlich wie eine Knautschzone am Auto auch, Energie aus einer Explosion ableiten können? Oder den Innenausbau von öffentlichen Gebäuden so gestalteten, daß was auch immer herunterfällt vielleicht weh tut, aber nicht tötet? Es gibt z.B. in Erdbebengebieten Schulen und Häuser, die aus Karton errichtet wurden und wo selbst ein Zusammenbruch des Daches höchstens ein bißchen unangenehm ist.
Im deutschen Fernsehen wurde auch berichtet, daß man nicht alle Plätze mit Betonpollern schützen kann - aber warum eigentlich nicht? Es gab einmal einen dieser seltsamen Gerichtsprozesse in den USA, wo man die Schadenersatzforderung zuerst nicht verstehen kann. Eine Person verwechselte das Gaspedal am Auto, raste ungebremst auf das bis zum Boden reichende Fenster eines Schnellrestaurants und tötete dabei ein Kind. Die Familie verklagte das Restaurant und gewann. Warum? So eine Art von Unfall kann jeden Tag passieren, also muss das Restaurant dafür Sorge tragen, daß kein Auto das Glas erreichen kann - es müssen Betonpoller aufgestellt werden. Selbst ein ‚normaler‘ Unfall mit einem LKW kann Menschenleben kosten, was wenn der polnische Fahrer stattdessen ‚nur‘ einen Herzanfall gehabt hätte?
Ich habe noch weitere Gedanken hier formuliert, aber wieder entfernt, weil ich zu verärgert oder aufgebracht war. Wann immer ich mit zuviel Gefühl schreibe, trete ich mittlerweile lieber einen mentalen Schritt zurück und denke nach. Letztlich war ich nicht dort, und in der Natur der Medien liegt es nur ein einseitiges Bild der Lage zu zeichnen.