28. März 2008

Bilder

Ausblick auf die Berge

Das Haus der Großeltern

Nancy- das frechste Kind der Truppe

Kurkumaauftrage-Zeremonie

Henna-Hände (Mehndi)
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25. März 2008

Shanti, Shanti

Nach kurzer kalter Nacht wachte ich mit hämmernden Kopfschmerzen auf und nach dem Frühstück zogen Anand und ich um – in unser eigenes Haus.
Seine Verwandten wollten, dass auch ich mich so richtig bei ihnen wohlfühle und hatten uns deswegen zur (sehr netten, sehr alten) Nachbarin ausquartiert. Sie hatte ein weiteres Haus zur Verfügung, das nur aus einem Raum bestand und nun als Gästezimmer fungierte.
Das war sehr gut.
Endlich hatte ich einen Platz, an dem alle meine Sachen waren, ohne dass ich in verschiedenen Räumen suchen musste, bzw. Schlüssel organisieren, um die Räume überhaupt betreten zu können.
Endlich hatte ich einen Platz, den ich aufsuchen konnte, wenn ich allein sein wollte und hatte außerdem eine Möglichkeit, dem gesamten Hochzeitstrubel etwas zu entgehen.
Das Häuschen, war von zwei Seiten von der Straße umgeben, so dass es täglich ausgefegt werden musste, denn Straße = viel Staub und die anderen Seiten, sowie die Haustür führten in den von hohen Mauern umgebenen Garten der Nachbarin. Der Garten bestand ebenfalls fast nur aus Sand, aber dafür hatte er schon am frühen Morgen Sonnenlicht, so dass man sich aufwärmen konnte. Das Wasser befand sich in einem unterirdischen Tank im Garten und ebenfalls im Garten befanden sich Toilette und Bad. Nach unserem morgendlichen Bad mit immerhin lauwarmen Wasser, in der Hütte im Garten, wusch ich unsere Wäsche unter freiem Himmel und kam mir sehr authentisch vor.
Vor der Gartentür wartete ein wirklich netter Hund, der sehr verständig dreinblickte und keine Angst vor mir zu haben schien. Ich denke, wenn ich hier leben würde, hätte ich ziemlich schnell meinen eigenen Hund.
Solcherlei erfrischt, gingen wir hinüber zum anderen Haus und ich sah mir die Rituale des Tages an. Stundenlange Rituale über Rituale folgten, die mir niemand erklärte, bzw. teilweise hatte jeder eine andere Erklärung warum ein Ritual durchgeführt wurde. Unter anderem wurde Kurkumapampe auf Füße, Knie, Sari und Gesicht der Braut aufgetragen, das diente in früheren Zeiten dazu, ihrem Gesicht einem goldigen Schimmer zu verleihen. Anand war wiederum verschwunden, er stand dem Vorstand des rein männlichen Dekorationskomitees vor, welches den berufsmäßigen Zeltaufbauern unnötigerweise erklärte, wie sie ihre Arbeit zu machen hätten – also er war wichtig. Ich stahl mich derweil immer wieder davon und setzte mich auf das Dach des Hauses, so konnte ich mitverfolgen, was im Innenhof passierte und mich gleichzeitig etwas aufwärmen, denn im Innenhof, war es schattig. Ich genoß die Weite der Sicht, auf die umgebenen kargen Berge und das Dorf und war der Enge da unten – zumindest kurzfristig- entronnen. Dann hörte man wieder neuen Gesang und neue Leute kamen ins Haus. Es wurde nach einiger Zeit alles etwas langweilig, wenn es einfach nicht aufhört.
Am Nachmittag konnte sich Anand etwas freinehmen und so machten wir zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder eine Expedition, zu einem ganz besonderen Haus, dem Haus seines Großvaters (aka. ihrers Vaters.) Leider war das Haus unbewohnt, so dass es nur noch als Rumpelkammer für die Nachbarn diente und mittlerweile eine Ruine geworden war. Trotzdem, war Anands Mutter sehr gerührt und erinnerte sich an soviele Begebenheiten ihrer Kindheit. Danach stiegen wir in die Berge auf, um einen kleinen Durga-Tempel zu besuchen. Dorthin führte ein gut ausgebauter Treppenweg, so dass der Aufstieg zwar anstrengend war, man aber keine bergsteigerischen Fähigkeiten benötigte. Oben angekommen, entschädigte uns der herrliche Ausblick auf das Dorf, die umgebenen Bergketten und die Weite der Landschaft, wir ehrten auch die Göttin, die aus einer roten Ecke, mit drei Steinen bestand, aus denen man mit viel Fanatasie ein Gesicht erkennen konnte. Wieder beim Haus angekommen, sah man beachtliche Fortschritte beim Aufbau des Festzeltes, außerdem sperrte ein rotes Tuch über dem Innenhof nun auch die letzten Sonnenstrahlen aus und kreierte einen “Rotlichtbezirk” unten.
Mein Versuch mich in mein Häuschen zurückzuziehen und Tagebuch zu schreiben scheiterte, denn die Kinder hatten mich gesehen, schrieen und rüttelten an Fenstern und Türen (“Hey Aunty”, “How are you”, “HELLLOOO”, “Eh!”) ... Für sie war das ein großer Spaß, für mich leider wenig produktiv. Also flüchtete ich mich ins Haupthaus zurück, wo Anand ein störungsfreies Zimmer mit Licht für mich organisierte, sowie eine Decke, denn es war bereits wieder A****kalt.
Soweit zufrieden, dachte ich nur darüber nach, wie ich das Tanzprogramm am Abend umgehen konnte und nicht tanzen würde. Ich beschloss wieder aus Dach zu steigen und mir den Sternenhimmel anzusehen, der durch wenig Lichter gestört, besonders gut zu sehen war. Dann wurde ich aber vorher so müde, dass ich an Ort und Stelle einschlief und später mit Anand nur zum Häuschen zurückkehrte, um weiterzuschlafen. Ob an dem Tag getanzt wurde? Ich weiß es nicht, müsste ich nachfragen...

10.02.2008

10.02.2008
Nach kurzer Nacht wollten wir früh losfahren, um rechtzeitig in dem Dorf anzukommen. Durch die-gut hörbaren- Arbeiten des Hotelpersonals (wie Wäsche waschen), wurde man eh sehr früh geweckt. Zuerst musste aber ein Problem mit der unrichtigen Hotelrechnung gelöst werden und als es dann endlich losgehen sollte, war der Fahrer des Autos nicht aufzutreiben. Anands Bruder hatte ein Auto mit Fahrer für die Tage gemietet und selbiger Fahrer schlief noch. So verging einiges an Zeit in eisiger morgendlicher Kälte, ehe wir endlich losfuhren. Nachdem wir den Weg aus Jaipur herausgefunden hatten (Wegweiser gab es nicht) fuhren wir über eine Art Autobahn durch die umliegenden Dörfer, tiefer ins Herz Rajasthans. Kamele, Ziegen, weite Landschaften, Oasen und Karawansereien, so oder so ähnlich sah es wohl schon vor Jahrhunderten aus. In einem “Dhaba” genannten Straßenlokal, aßen wir Frühstück: “Aloo Parathas” (herzhafte Pfannkuchen mit Kartoffelfüllung) samt dem von mir ungliebten frischen Koriander und weiterging die Fahrt.
Nach einigen Stunden wurden die Straßen enger und von schlechterer Qualität, aber es gab immerhin Straßen und dafür musste man (nicht immer legale) Mautgebühren bezahlen. Gegen 13.00 Uhr erreichten wir das Dorf und das große Haus seiner Verwandten. Nun durfte ich viele, mir unbekannte Menschen begrüßen (d.h. bei allen Älteren, ihre Füße berühren) und Anand verschwand sofort, um mit allen männlichen Mitgliedern der Familie an einem Empfang bei der Familie des Bräutigams teilzunehmen. Sie sollten erst am Abend wiederkommen. So war ich also allein, mit all den Frauen, sowie zwei weißen Kaninchen. Manche fingen sogar an zu singen... nicht die Kaninchen, obwohl das vermutlich besser gewesen wäre...Die starken Temperaturunterschiede von ca. -1°C in der Nacht und fast +25 °C am Tag stellten mein Immunsystem auf eine ziemliche Probe und ich bezahlte mit ständigen Kopfschmerzen.
Zum ersten Mal bekam ich an diesem Tag, Hennamuster auf die Hände gemalt (Mehndi) und mir wurde erklärt, dass ich eine Stunde warten müsse, bis die Hennapaste getrocknet sei. Ich musste aber sehr viel länger warten, denn aufgrund der kühlen Räume, wollte und wollte es nicht trocknen. Letztlich wurden meine Hände über einer kleinen Feuerstelle, quasi ausgebacken und die Hennapaste konnte dann mit dem Messer abgeschabt werden. Die kleinen Feuerstellen befinden sich in allen Räumen und dienen als (in ihrer Wärmewirkung eher unwirksame) Heizung. Durch den Rauch und Qualm in den Räumen, konnte ich meine bereits vorhandenen Kopfschmerzen, zu einer handfesten Migräneattacke ausbauen. So verging der Tag mit herumsitzen und nichts tun und weiterm herumsitzen. Von den Damen kannte ich einzig Anands Mutter und nur zwei junge Frauen sprachen englisch. Eine davon war die Braut selbst, die dementsprechend beschäftigt war, mit den letzten Vorbereitungen: diverse Dinge organisieren, telefonieren und Sachen zusammenpacken – schließlich ist die Heirat auch gleichzeitig der Auszug aus dem Elternhaus und Umzug zur Familie des Bräutigams.

Am Abend wollte ich dann meine Schwester anrufen, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren. Aber erst musste ich noch lange auf Anand warten, dann hatte niemand ein Telefon mit dem man ins Ausland telefonieren konnte und als sich endlich eins fand, erfuhr ich, dass ihr Geburtstag nicht so verlaufen war, wie sie sich das vorgestellt hatte. Irgendwie wurde ich durch all das sehr traurig, die beißende Kälte, die starken Kopfschmerzen, die Mühe am Ende der Welt ein Telefon zu finden um mit der eigenen Schwester zu telefonieren, dazu Anands Belehrungen und Mißbilligungen, dass ich das überhaupt versuchte ...und ich offenbar überhaupt nicht weiß, wie man sich auf einem indischen Dorf zu benehmen hat, obwohl das doch die ganze Welt weiß..... alles war zu viel für mich und ich fing an zu weinen, ...auf einer Schlafstatt zusammen mit der Frau eines Cousins und ihrem Kind, weinte ich mich buchstäblich in den Schlaf und fühlte mich mutterseelenallein auf der ganzen Welt.

Babai (Rajasthan)


21. März 2008

Hawa Mahal





Hurra, wieder vernetzt!

Soooo, es ist vollbracht, mit dem Tata Indicom-USB Modem fand sich endlich (nach nur zwei Monaten Warten) die Möglichkeit Internet zu installieren, auch wenn man kein Windows-Nutzer ist, sondern Linux bevorzugt.

Jetzt können mich nur meine mir eigene Faulheit und die Stromabschaltungen vom aktivem Blogschreiben abhalten.

17. März 2008

nix internet

da sich anands laptop tapfer gegen jede art von internet wehrt, dass man versucht auf ihm zu installieren, werde ich wohl auch in zukunft den blog nur selten aktualisieren koennen...sry

Birla Mandir







Sightseeing in Jaipur



Das Frühstück hatten wir – wieder als einzige Gäste – im Hotelrestaurant und der- (selbe) Kellner erzählte uns, wie die Geschichte mit dem betrunkenen Franzosen weiterging. Er und die Rikshawfahrer versuchten bei einer ebenfalls französichen, alleinreisenden Dame im Hotel zu landen. Deswegen lud er sie auch zu dem Abendessen ein, was sie annahm, danach ging sie aber allein zu Bett, weswegen er erst enttäuscht aufgab, dann aber noch betrunkener nachts um zwei zurückkehrte, über das Hoteltor kletterte und an ihrer Tür hämmerte. Sie checkte am nächsten Tag in aller Frühe aus und reiste weiter nach Udaipur.
Da die Stromabschaltung an dem Tag nur eine halbe Stunde dauerte, konnte ich Toast und Marmelade zum Frühstück essen! Solcherlei gestärkt begann unser Sightseeing-Tag in Jaipur. Wir hatten uns am Vortag, die Handy-Nr. des Rikshawfahrers geben lassen und mieteten ihn als Fahrer und Guide für den gesamten Tag (das kostet ca. 10 €).
Birla Mandir
Zuerst besuchten wir einen aus weißem Mamor erbauten Tempel der Familie Birla mit deutlichen Kirchencharakter. Es gab nicht nur, für Hindu-Tempel untypische, wunderschöne Glasmalereien in den Fenstern, sondern auch Jesus- und Madonnenbilder als Teil der Säulenverzierungen.. zusammen mit Sokrates, Konfuzian usw. Leider war fotografieren nicht erlaubt und es waren auch keine Postkarten erhältlich. Auf dem Berg über dem Tempel befand sich eine Festungsruine, die aber für die Öffentlichkeit gesperrt war. Nur an einem Tag des Jahres ist sie geöffnet, um den Besuch des dortigen Tempels zu ermöglichen.
Hawa Mahal
Nach einem kurzen Fotostop am Albert Museum, ging es weiter zum Palast der Winde – “Hawa Mahal”, der berühmten Deko-Fassade im Stadtkern von Pink City. Alle Häuser sind dort in einem rosé-lehmbraun gestrichen. Wer sein Haus in einer anderen Farbe streicht, dem drohen Strafen bis zu sechs Monaten Gefängnis... . Die Straßen sind breit und nach dem Chaos in Mumbai, wo man allenthalben in das Wohnzimmer einer anderen gerade zugezogenen Familie tritt, regelrecht leer. Der Klima erlaubt es offenbar nicht, in größerem Stil obdachlos zu leben. Bald fuhren wir in einen Bezirk, voller Kuppeln, Innenhöfe und kleiner Stadtpaläste. Die Hawa Mahal selbst, ist nur ca. drei Meter breit, hat aber 5 Etagen. Mit ihren abgeschotteten Balkonen und Fensterchen diente sie einst dem weiblichen Hofstaat, um einen ungestörten Blick auf die Straße werfen zu können, ohne dabei selbst gesehen zu werden. Als wir uns das Gebäude ansahen, war alles etwas “under construction”, dennoch hatten wir einen tollen Blick über die Stadt..
Weiterging die Fahrt durch die Stadtpaläste und Innenhöfe, Villen, einem Marktplatz. In den geschichtsträchtigen Gebäuden befinden sich u.a. Autowerkstätten, Syntex-Shops (Wassertankverkaufsgeschäfte), öffentliche Toiletten, die wirklich nur aus einem Stück gekachelter Hauswand bestehen (öffentlich im wahrsten Sinne des Wortes) und ein Verkehrsstau.... nanu? Stau hier? Aber der Grund war einleuchtend, von Innenhof zu Innenhof durchfährt man ein enges Tor und diese Tore sind so schmal, dass es selbst für ein einzelnes Fahrzeug schwierig ist, sie zu durchqueren, und hier kommen viele Autos, Jeeps, Lkws, Rikshaws, Fahrräder und Fußgänger zusammen und das ständig von beiden Seiten, so dass wir eine Weile brauchten, um die Engstellen zu passieren.
Jantar Mantar Observatory
Dieser im 17. und 18. Jahrhundert entstandene Techonologiepark, bildete unseren dritten Programmpunkt. (Ausländer bezahlen vierfachen Eintritt zu dem was Inder bezahlen).
Er entstand aus der Leidenschaft des damaligen Maharaja für Mathematik, Astronomie und Astrologie, und diente u.a. dem Bestimmen der Zeit durch gigantische Sonnenuhren, Geräten zur Entfernungsbestimmung von Objekten und Sternen mittels Vergleichsweiten, sowie der Horoskoperstellung. In einem kleinen Nebenhaus waren Miniaturversionen mit Experimentsaufbauten zu besichtigen, der Wärter dort salutierte uns ausserdem unverständlicherweise und vor dem Park sah ich meine ersten Schlangenbeschwörer überhaupt, wenn auch ohne Schlangen.
Amber Fort
Die Amber-Festung befand sich außerhalb der Stadt auf einem Berg. als Teil eines Festungs- und Mauernkomplexes, der sich um die gesamte Stadt zog. Weil wir noch jung wären, empfahl uns unser Rikshawfahrer zu Fuß zu gehen, statt das Geld für den Jeep-Bus auszugeben und so machten wir uns auf den Weg, etliche Treppen hinaufzusteigen. Die Anlage war einfach wunderschön, mit Gärten, Türmen, etlichen Mauern , Eichhörnchen, Ziegen und auch die Sonne war warm genug, dass ich zum ersten Mal an diesem Tag nicht fror. Über dem Fort liegen noch zwei weitere Festungsruinen im Dornröschenschlaf. Auch im Fort waren Bauarbeiten im Gange und wir beobachteten im Innenhof, wie die braun-pinke Farbe und Bindemittel angemischt wurden. Diese Arbeiten wurden fast ausschließlich von Frauen getätigt. Im eigentlichen Schloß musste ich natürlich wieder den Ausländerpreis bezahlen, aber diesmal sah ich das auch ein, denn die riesige Anlage benötigt jede Rupie um Instand gehalten zu werden. Wir verfolgten keinen Plan beim Besichtigen, sondern verliefen uns in den Gängen, Treppen und Wegen, besichtigten unwichtige Zimmer, Dampfbäder, Prunkgemächer, eine Kunstgalerie und ein Spiegelkabinett und genossen immer wieder die Ausblicke zu den Dörfern der Umgebung und den Ruinen. Nach zwei Stunden waren meine Beine schlichtweg k.o. und wollten keine einzige Treppenstufe mehr steigen, so dass wir uns noch die Polizeiübung ansahen, die auch von vielen Affen beobachtet wurde.. (wirklich!) und stiegen dann langsam den Berg hinunter. Da wir so einen Hunger hatten, kauften wir beim Opfergaben-Händler Süßigkeiten (“Prasad”), die eigentlich zum Opfern im Tempel gedacht waren und aßen sie selbst. Auf dem Weg den Berg herunter, saß in einer Wegbiegung ein heiliger Mann und meditierte. Ich fragte Anand, ob der Herr sich dort so dekorativ für die Touristen aufgebaut hätte und er verstand die Frage als direkte Blasphemie, bis selbiger Heiliger uns nach “Bakschisch” fragte- vielleicht wollte er aber auch nur was von den Süßigkeiten abhaben.
Jetzt war es Zeit fürs Mittagessen. Das Restaurant zu dem uns unser umtriebiger Rikshawfahrer fuhr, war teuer, aber quasi auch das erste Restaurant am Platze in Reichweite aller Sehenswürdigkeiten, was den Preis meist rechtfertigt. Nachteilig war eher die traditionelle Musik dargeboten auf einer Art Laierflöte, vor der mein Gehörsystem kapitulierte und ich tatsächlich innerhalb einer Minute Kopfschmerzen bekam. Offenbar traf die Flöte genau diesen Punkt, der Schmerzen auslöst. Jedenfalls musste ich das Restaurant wieder verlassen, was etwas peinlich, aber letztlich unvermeidlich war. Das nächste Restaurant war genauso teuer, aber wenigstens ohne Musik und so teilten wir uns ein Gericht.
Danach fuhr uns der Fahrer (wohl auch unvermeidlich) zu einer Touristenfalle – fast schon wie aus dem Bilderbuch: einem Fabrikladen in einer finsteren Hintergasse.
Der Laden war eng und der Verkäufer unfreundlich, fordernd bis drohend. Solcherlei eingeschüchtert kauften wir zwei Dinge, die wir eigentlich nicht benötigten, zu einem Preis, der wesentlich teurer war, als beim Einzelhändler und nicht verhandelbar (eine Krawatte, die wir an seinen Bruder weitergaben und einen (eigentlich sehr schönen seidenen) Pashmina-Schal, den wir später in Babai verloren (oder er wurde gestohlen) ...um den Schal tuts mir leid, um die damit verbundenen Erinnerungen nicht).
Da der Rikshawfahrer Kommission bekam, beschlossen wir, diesen Teil von seinem Lohn abzuziehen, denn unsere Laune war ersteinmal dahin. Es lag nicht nur an dem Gefühl, sich bekauft zu haben, sondern dabei auch noch bedroht und verarscht worden zu sein.
(Indische Erklärung: Wenn wir das “Prasad” geopfert hätten, anstelle es selber zu essen, wäre das alles nicht passiert.., uns ereilte also die gerechte Strafe...)
Der nächste kurze Fotostop war am See, mit Blick auf den Wasserpalast- dieser war wegen Bauarbeit en geschlossen, so blieb es bei einzelnen Fotografien in der Abendsonne, vom kleinen Palast mitten im See und den nächstgrößeren zwei Festungen am Ufer.
Zum Schluß besuchten wir einen kleinen Mandir, der sich vor allem durch eine riesige Anzahl aufgmalter “Swastikas” (Hakenkreuze) auszeichnete. Aber die Menschen in dieser Umgebung waren nicht sehr vertrauenserweckend. Der Rikshawfahrer wollte uns außerdem zu einem Markt bringen (ich hätte gerne einen Handpuppenladen besucht), aber es war ein langer Tag und es wurde bereits dunkel und kalt, so wollten wir nur zurück zum Hotel. Dort erklärten wir, warum es neben der vereinbarten Vergütung kein Trinkgeld gab und organisierten uns dann einen elektrischen Heißlufterwärmer für das Zimmer (eine Art Riesenfön), den wir auf heiß stellten, so dass es im Zimmer einigermassen erträglich wurde. Am späten Abend kam Anands Bruder aus Delhi angereist, die beiden hatten sich seit gut 3 Jahren nicht mehr gesehen, Nach einigen Wiedersehensgefeiere (mit Whiskey) und der Aufbettung im Zimmer, konnten wir gegen 1.00 Uhr nachts endlich einschlafen.

07. – 08.02.2008


Nach allem Packen, Essen für die Reise vorbereiten, mit Anands frechem Neffen Kricket spielen und letzte Einkäufe tätigen, ging es gegen 16.00 Uhr endlich los. Heute würden Anands Mutter, Anand und ich, mit dem Zug nach Rajasthan fahren um an einer Hochzeit in dem Dorf Babai teilzunehmen und schon morgen mittag würden wir in Jaipur ankommen. Irgendwie hatten wir viel zu viel Gepäck und Anand war etwas fiebrig, aber nun gab es kein zurück mehr. Am Bahnhof Byculla angekommen, suchten wir ein Taxi um zum Bahnhof Mumbai-Central zu gelangen (das ist ein Bahnhof von dem hauptsächlich Fernzüge abfahren). Leider streikten die Taxis gerade, da während einer politischen Demonstration mehrere Taxis beschädigt wurden und die verursachende Partei nicht für den Schaden aufkommen wollte. Die Polizei half uns ein Taxi zu suchen und letztlich zwangen sie einen Taxifahrer, uns wenigstens in die Nähe des Fernbahnhofs zu bringen, denn die Zeit wurde knapp und mit unseren sieben Gepäckstücken, verteilt auf Anand, mich, seine Mutter und sein Bruder, der zum Tragen mitkam, war der Weg zum Bahnhof auch nicht so einfach. (Wenigstens waren aufgrund des Taxistreiks die Straßen recht leer.)
Aber wir erreichten den Bahnhof früh genug, ca 45 min vorher. Als der Zug (Mumbai-Jaipur Superfast Train...) den Bahnhof mit der üblichen Verspätung erreichte, suchten wir unser Schlafabteil auf und dann ging es los.
Dank der perfekten Vorbereitung von Anands Mutter hatten wir ein reichhaltiges Abendessen bestehend aus zwei verschiedenen Gemüsesorten, Pickle und mit Methi (so eine Art Mini-Spinat) sowie Paneerkäse gefüllte Parathas zur Verfügung, so dass es uns an nichts mangelte. Im Zug kauften wir nur Getränke (Wasser, Tee und Saft.)
Bald klappten wir unsere Betten auf (3-stöckig) und ließen uns vom Zug in den Schlaf wiegen, nicht ohne aufzuwachen, wenn in den Stationen Leute ein- und ausstiegen, bzw. ich aufpasste, dass niemand meine Handtasche klaut.
Am Morgen sahen wir den Sonnenaufgang in Rajasthan. Nun fuhren wir stundenlang durch die karge Steppen- und Wüstenlandschaft, sahen bewässerte Rapsfelder (das Bewässerungssystem ist z.T. ebenfalls Jahrhunderte alt), leere Flussbetten, hochaufragende Berge mit Festungsruinen und immer wieder kleine gepflegte Bahnstationen mit Wasserbecken in Kreuzform. Man sah wenig Menschen und wenn standen sie oft mutterseelenallein auf einem Feld herum und arbeiteten, weit und breit kein Haus in Sicht und man wunderte sich, wie sie dahin gekommen waren. Immer wieder sah ich Kamele, als Lasttiere, die Karren zogen, beim Grasen oder Schlafen. Ansonsten sah man gut ernährte Hunde (nicht wie die Straßenhunde in Mumbai- hier hatten sie Jobs), Schafe, Ziegen, Rinder, Erdmännchen-Kolonien am Bahndamm und in den Dörfern viele, viele Kinder. Die Berge stachen dabei förmlich aus der Landschaft heraus, die ansonsten eher flach, weitläufig und eben war.
Gegen 13.00 Uhr kamen wir in Jaipur an. Auf dem Bahnhof sah man auch einige andere westliche Reisende. Ein Cousin von Anand bildete das Empfangskomando. Anands Mutter und er fuhren mit dem meisten Gepäck weiter in das Dorf in dem die Hochzeit stattfinden sollte, während Anand und ich, für zwei Nächte in Jaipur blieben. Wir wollten uns mit der Motorrikshaw (hier gab es auch Fahradrikshaws) zu einem Hotel fahren lassen, was sein ältester Bruder empfohlen hatte, aber der Rikshawfahrer meinte, es läge in einem komplett muslimischen Viertel, ist muslimisch geführt und westlich gekleidete Menschen sind dort generell nicht gerne gesehen und westlich gekleidete Westler noch weniger. Wir waren zwar nicht überzeugt, er ließ sich aber auch partout nicht überreden uns zu dem Hotel zu fahren, so dass wir uns letztlich das Hotel seiner Wahl ansahen, in dem viele westliche Touristen übernachten. Die Zimmer waren in Ordnung, aber zu teuer für den
Standard. Also fuhr er uns zu einem weiteren Hotel. Dieses war sehr schön, aber es lag etwas abgelegen in Seitengassen und war ziemlich leer. Wir ließen uns zwei Zimmer zeigen, von denen eines sehr klein und das andere nach Zigarettenqualm stank. Außerdem war es noch teurer, als das erste Hotel. Ich wollte nicht weitersuchen, solcherlei Zimmersuche geht mir auf die Nerven; Kopfschmerzen, wenig Schlaf und eine lange Reise hinter sich, hatte ich wenig Lust auf einen ausgedehnten Hotel-such-Streß. Vielleicht hat es auch etwas von dieser Ur-Angst: Hilfe ich bin obdachlos, in sich und so etwas ertrage ich schlecht, vor allem, wenn ich müde bin. Also fuhren wir zurück zum ersten Hotel, was etwas peinlich war, schließlich hatten wir das Zimmer, das wir nun mieteten, erst 30 min vorher abgelehnt. Aber Anand konnte sogar noch den Preis etwas herunterhandeln und wir hatten endlich ein Zimmer im Hotel Bani Park Palace. Es hatte eine lokaltypische Malerei an der Wand, es war eiskalt, da es keine Heizung besaß und keine nennenswerten Fenster, aber es hatte ein (hartes) Bett und war unser. Zuerst ruhten wir uns etwas aus, um dann heiß zu duschen (hurra eine Dusche, hurra heißes Wasser einfach so aus dem Wasserhahn!).
Derart erfrischt versuchten wir uns an einem kleinen Einkaufsbummel in der Stadt. Die Straßen sind gut ausgebaut und sechsspurig, so dass Fahrzeuge schnell fahren können, was überqueren der Straße als Fußgänger zu einem Selbstmordversuch werden ließ.
Wir waren Fußgänger.
Wie immer war das Streß pur für mich, - mein Herz raste wie verrückt, während Anand diese Angst ebenfalls wie immer völlig übertrieben findet, wieso rege ich mich auch über die annähernd hundert Autos, Busse, Lkws, Motorräder etc. auf, die gerade auf uns zurasen, sie werden schon alle anhalten.. . Wir erreichten die andere Straßenseite in einem Stück und besuchten zwei Shopping Malls, die für Touristen erbaut wurden und sehr leer waren, da die Touristen aufgrund fehlender Bürgersteige einfach nicht kommen wollen. Indische Stadtplaner können sich nicht vorstellen, dass westliche Touristen, einen Weg nur zum Laufen benötigen. Außerdem bekommen die Touristen von jedem gesagt, dass in Jaipur nur Gauner unterwegs sind, vor allem von den Jaipurern selbst. Dafür werden einem allenthalben Drogen, Nutten und Diskothekenbesuche empfohlen, so dass ich eine Ahnung davon bekomme, wonach Touristen offenbar normalerweise verlangen. Ich werde auch wesentlich mehr angestarrt als in Dombivli, was mich insofern verwundert, als dass man hier an soviel mehr Ausländer gewöhnt ist. Offenbar haben die Menschen in Mumbai generell weniger Zeit. In der zweiten Mall landeten wir nur, weil sie eine Filiale von “Subway” beherbergte und mir nach Chicken-Sandwich war. Dort fanden wir Läden mit dem tollsten Kunsthandwerk überhaupt und kauften zwei kurze Baumwolltuniken für mich (handbestickt), sowie ein Bettüberwurf, der sich Sonntag/Montag nennt und eine mit Elefanten bedruckte Seite aus blauer Seide, sowie eine bedruckte Baumwollseite zum Wechseln besitzt (für 12 €). Die Händler ließen so bereitwillig mit sich handeln, obwohl ihre Produkte wirklich hochwertig waren. Wir vermuteten demnach, dass sie Geldprobleme hatten, denn die Ladenmieten werden nicht billig sein und Käufer von Kunsthandwerk in der Preisklasse, wird es in der dortigen Bevölkerung eher wenige geben.
Auf dem Rückweg kauften wir unser erstes Bier (Kingfisher) seit langem. Ein Polizist führte uns zu dem richtigen Laden, so dass wir nicht ausversehen Bier für 6 € statt 2 € pro Flasche bezahlten – manchmal heisst es eben auch in Indien... die Polizei, dein Freund und Helfer... Danach kehrten wir mit der Rikshaw ins Hotel zurück, ich erneuerte am Hotelrechner meinen Blog und freute mich über die schnelle Internetverbindung. Da wir zu müde zum Ausgehen waren, aßen wir im Hotelrestaurant, als einzige Gäste. Aber für 4 € bekamen wir ein sehr gutes Abendessen, inklusive aller Getränke und waren sehr satt und zufrieden mit unserer Wahl. Beim Verlassen des Restaurants hatten wir nur eine seltsame Begegnung mit einem französichen Besoffenen, der unbedingt mit seinen Rikshawfahrern im Restaurant essen wollte (“all my friends”) und uns fragte, ob wir die Eigentümer wären- jup, wat sonst ...und ich sah einen Lizzard, mitten durchs Restaurant huschen, so schnell, dass ich noch nicht mal sagen könnte, wie ein Lizzard aussah (vielleicht konnten die anderen auch nichts sehen, und immer wenn man nicht weiß, was es ist, ist es ein Lizzard..:-p) Wieder auf unserem Zimmer, tranken wir unser wohlverdientes Bier und schliefen sofort ein.

Aschermittwoch

Immer noch magenkrank, packe ich unsere Sachen für die Reise zusammen. Ich werde wohl das Meiste meiner westlichen Kleidung hier lassen und nur die Pullover und Wintersachen mitnehmen, denn in Rajasthan ist es kalt – eiskalt und die Häuser haben keine Heizungen.
Ansonsten ist auf den Dörferen traditionelle Kleidung angesagt und verhülltes Haar, um den Älteren Respekt zu erweisen. Vormittags kam eine Nachbarin vorbei, die mit niemandem sprach, mich nur anstarrte und anstrahlte und nach einiger Zeit wieder ging. Ich ueberlegte, ob ich irgendeinen Ritus vollziehen sollte, ob sich der Teil mit dem Glueckskram schon so weit verbreitet hat und fuehlte mich ziemlich unbehaglich.
Abends ging ich mit Anands Schwester und der Nachbarin noch dringend benötigte Dinge einkaufen. Das waren in erster Linie, ein Unterrock für meinen Saree in der passenden Farbe (die Bluse war mittlerweile auch fertig und so eng, dass das Atmen eine schwierige Angelegenheit darstellte-aber es soll wohl so, ich hoffe nur, sie platzt nicht im ungünstigsten Augenblick), ein Maxi-Nachthemd im Oma-Stil unter dem ich viele Schichten Nachtbekleidung drunter ziehen kann, sowie eine chinesische Fleece-Jacke vom Straßenhändler. Da gerade in Mumbai eine Kaltperiode herrschte, waren alle vernünftigen Jacken ausverkauft und auch die Straßenhändler machten ihr Geschäft des Jahres mit Winterjacken. Meine Jacke war dementsprechend, gold mit Rosen bedruckt und nur so ca. passend, aber recht warm und damit gut genug.

Was ein Glück

Am Dienstag begannen wir mit dem ersten vorsichtigen Packen für unsere fast ein-Monats-Tour nach Rajasthan und Delhi. Eigentlich war es zuerst Anands Mutter, die den gesamten Schrank ausräumte, begutachtete und wieder einräumte. Der Prozeß sollte sich in den folgenden Tagen wiederholen, bis sie endlich mit ihren gefüllten Koffern zufrieden war. Ich versuchte etwas mit dem Blog voranzukommen und diverse Störungen sowie Magenprobleme zu ignorieren. Anands Vater hatte meinen Rock in seine Firma genommen, wo er gekürzt und mit Gummiband versehen wurde. Ich hatte möglicherweise noch nicht erwähnt, dass ich in dem breiten Satinrock ziemlich unvorteilhaft aussehe, aber nun gab es kein Zurück, der Rock musste getragen werden.
Abends kamen die Eltern von Anands Schwägerin zu Besuch um uns zur Hochzeit ihrer zweiten Tochter einzuladen. Danach machte mich Anand auf etwas aufmerksam. Wann immer seine Mutter über mich mit anderen spricht, behauptet sie, ich wäre ein Glückssymbol und würde Glück bringen. Nun ist das ja recht schön, aber das Leben von Glückssymbolen kann sehr kurz sein. Ich habe schon mit genügend Erwartungen, sei es bezüglich Traditionen, Kultur, Kleidung, Essen betreffend klarzukommen, ich kann auch nicht noch für das Glück verantwortlich sein, bzw. während einer Pechsträhne zu versagen. Nachgedacht hatte ich darüber bisher noch nicht, weil es mir bisher niemand übersetzt hatte und ich immer nur in etwa die Zusammenhänge verstehe. Andererseits gibt es nicht so viel, was sie sonst an mir rühmen kann, vielleicht ist Glück das einzige was ihr noch einfällt, außer einer eher unschönen Episode mit dem Gasherd habe ich nicht gekocht, (alles stand kurz in Flammen und auch wenn alle behaupteten, dass das völlig ungefährlich war, sollte ich dem Herd lieber nicht mehr zu nahe kommen, die darunterstehende Gasflasche macht mich auch immer etwas nervös) – gute Köchin fällt also aus, ich habe keine Kinder zu erziehen, meine Schönheit ist eher durchschnittlich, meine Familie kennt sie nicht persönlich und dass ich Geschirr und Wäsche wasche ist eher nebensächlich, insofern, was bleibt mir als Glück zu bringen.
Also, hatte ich dafür gesorgt, dass die Hochzeit der Schwester von Anands Schwägerin zustande kam und da gerade sehr viele Hochzeiten angekündigt wurden, hatte ich offenbar viel gearbeitet oder so – nur bei mir selbst funktioniert das offenbar nicht, ich bin krank, verliere meine Schuhe und kann keine Straße alleine überqueren – vielleicht muss ich noch etwas an meinem Karma arbeiten....

Tempel Disneyland

Montag -der gefürchteste Tag der ganzen Woche verliert viel von seinem Schrecken, wenn man nicht arbeitet und seit ich in Indien bin, habe ich mein Zeitgefühl manchmal auch ganz verloren. Wir fuhren mit Anands Mutter zurück in den Alt-Bombayer Stadtteil Fort und mit der Riksha zur Fashion Street. Ein kleiner Eingang führt dort zu einem großen Platz voller bunter Tempelminiaturen und Statuen, mit Abbildungen berühmter Tempel aus ganz Indien. Anands Mutter war so begeistert und froh, dass sie uns diese Attraktion zeigen konnte. Also pilgerten wir von Tempelchen zu Tempelchen, spendeten hier und da ein paar Rupien und sahen, den tiefreligiösen Menschen zu, für die jede Tempelnachbildung, auch die Heiligkeit des jeweiligen Tempels mit transferriert. So wurde ein kleiner künstlicher Bachlauf namens Ganges, genauso als heilig verehrt wie der Ganges selbst, auch wenn das Wasser hier viel zu sauber war. Ausser uns waren die Besucher hauptsächlich ältere Damen. Um zu den Bergtempeln zu gelangen, musste man auf ein verkleidetes Baugerüst steigen und davor eine halbe Stunde in der prallen Sonne warten, denn auf das Gerüst durfte immer nur eine bestimmte Anzahl von Leuten klettern. Fotografieren war nicht direkt verboten, aber auch nicht ausdrücklich erlaubt, man erwartete, dass die Heiligkeit der Tempelnachbauten respektiert würde. Anands Mutter schaffte es viel schneller als wir auf das Gerüst und winkte uns von oben zu. Nach dem kompletten Rundgang war ich k.o., die Sonne war einfach zu viel für meinen Kopf.
Zum Mittagessen gab es diesmal etwas vom großen amerikanischen Bruder mit dem schottischen Nachnamen. Zu Anands Verwunderung war es nicht der erste Besuch seiner Mutter bei McDonalds, sondern der zweite – als sie einst seinen Bruder in Delhi besuchte, waren sie auch dort essen. Ich aß einen wiklich leckern Shahi Paneer auf dem sog. McCurryPan und war mit der Wahl sehr zufrieden. Auf der Rückfahrt besuchten wir eine weitere Familie, deren Verwandtschaft-Bekanntschaftsgrad ich nicht so ganz verstanden habe. Sie besitzen ein Geschäft für Herrenmode, der Mann kann schlecht gehen und sie haben ein behindertes Kind zu Hause. Da soviele Probleme im Leben mißtrauisch macht, waren sie der Meinung, dass ich es mit Anand nicht ernst meinen kann und ihn bestimmt aus irgendeinem Grund lächerlich machen will. Ich fühlte mich so richtig willkommen...

Auf der weiteren Zugfahrt trennten sich dann Anands und meine Wege.
Er stieg in Thane aus, um zusammen mit einem Freund ein Geschenk für die Hochzeit eines anderen Freundes zu finden (sie entschieden sich für einen Handstaubsauger....) und ich fuhr gleich mit seiner Mutter zurück nach Dombivli. Ich fand es so süß von ihr, dass sie mich an die Hand nahm, damit ich keine Angst vor dem Straßenverkehr hatte und als wir Milch kaufen gingen, kaufte sie mir auch jede Menge Süßigkeiten, damit ich nicht so traurig bin. War ich dann auch gar nicht und Anand war auch gar nicht lange weg. Ich genoß derweil meine nicht vegetarischen Süßigkeiten, denn der essbare Silberüberzug wird aus Tierfett hergestellt. Abends hatte ich im Bad dann eine Begegnung der dritten Art. Auf einmal saß ein riesiger, häßlicher Tausendfüß(l?)er (ca. 10 cm) in der Toilette, den ich mit viel Wasser herunterspülte und mich ziemlich ekelte. Anand meinte, für diese im Abwasser lebenden sog. “Kansla” ist es selten, dass sie hochkommen, eigentlich nur in Monsoon-Zeiten, aber wie jeder gute Nachbar wollte er wohl guten Tag wünschen – na vielen Dank auch. Auf eine ungeheuerfreie Nacht und bis morgen... Lg Thea

Ein kleiner Hund stirbt

Der Sonntag begann wie der Samstag aufgehört hatte, wie warteten am Bahnhof auf den richtigen Zug, Diesmal würden wir Verwandte in Bombay besuchen. Der Herr des Hauses und Anands Großvater waren Cousins und ich dachte darüber nach, ob ich einen Cousin meines Großvaters überhaupt noch zur Verwandtschaft gehörig gezählt hätte (geschweige denn, dass ich gar keinen Cousin meines Großvater kenne...). Während wir auf den Zug warteten, lag nicht weit von uns entfernt ein zwei Monate alter Welpe, in seinen letzten Zügen. Man konnte zusehen wie er starb. Die Menschen gingen achtlos an ihm vorbei und ich konnte es einfach nicht mitansehen. Auch wenn ich schon so ziemlich alles Tote auf den Straßen herumliegen sah, seit ich hergekommen bin, fing ich bei dem Anblick fast an zu weinen. Als der Zug kam, hatte ich immer noch ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht wenigstens versucht hatte zu helfen, ihm Wasser einzuflössen oder sonst was um sein Sterben erträglicher zu machen und gleichzeitig ärgerte ich mich, dass es mir so viel ausmachen konnte einen Hund leiden zu sehen, angesichts des menschlichen Elends überall um mich herum.
Der Cousin des Großvaters hatte es zu etwas gebracht im Leben. Er war der Direktor des größten Krankenhauses in Bombay und hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Auch seine Tochter hat eine medizinische Laufbahn eingeschlagen. Sie lebten in einer großen Wohnung im Regierungsviertel. Leider waren die Lebenswelten zwischen diesen Verwandten und Anand so unterschiedlich, dass sie sich nicht so viel zu sagen hatten, auch wenn sie es versuchten, blieben sie sich untereinander fremd.
Das Essen aber war großartig. Weil ein Westeuropäer zu Besuch kam, hatten sie sich darauf vorbereitet perfekte Gastgeber zu sein, und so gab es mit Käse überbackenen Nudelauflauf, und vom indischen Essen wurde quasi erwartet, dass ich es nicht mögen würde. Dazu gab es Baguette, sowie eine Entschuldigung, kein dunkles Brot gekauft zu haben (eeks), ich bekam natürlich Pepsi zu trinken (ich wollte erst nicht, wurde aber geschätzte 10 Mal gefragt und als ich endlich einwilligte, waren alle zufrieden, hatten sie doch gewußt, dass ich genau das benötigen würde) und mein persönlicher Favourit des Tages, bildeten Erdbeeren mit Sahne (ja ich weiß, ich soll keine rohen Früchte essen, aber es gibt Dinge, die sind es einfach wert ...) Zum Abschied bekamen die Damen des Hauses, die üblichen glückbringenden 101 Rs. von uns, aber sie gaben mir stattdessen, ein Lehenga- Set, bestehend aus Top, Rock und Stola, sowie dazupassendem Schmuck-Set und Bindis und ließen mich ersteinmal sprachlos zurück. Das hatte auch Anand nicht erwartet und ich fragte ihn ob ich das überhaupt annehmen kann. Aber er meinte, ich sollte und ich war nicht unglücklich darüber.
Mit vielen weiteren Tips, was man in Mumbai und Rajasthan gesehen haben sollte, verließen wir das Haus und sahen uns das Haji Ali Dargah an. Das ist das Mausoleum für den muslimischen Heiligen Haji Ali. Ein steiniger Damm führt von der Küstenstraße ca. 500 Meter in die BackBay und an dessen Ende befindet sich das Heiligtum. Da der Damm nicht sehr hoch ist, kann man den Schrein nur während der Ebbe besuchen. Auf dem Weg dorthin, sieht man mitten in den sonst vom Wasser bedeckten Gebieten, Kinder Kricket spielen, im Müll wühlen ein paar Ziegen nach Essbaren und der gesamte Damm ist voller Pilger und Besucher. Außerdem gibt es sehr viele Bettler mit den verschiedensten Verkrüppelungen, die laut singend ihre Spenden einfordern. Wenn man kein Kleingeld hat, kann man es an Ort und Stelle wechseln- auch Betteln ist nur ein Geschäftszweig. Wie in allen muslimischen Gebäuden üblich, ist ein Teil extra für Frauen reserviert. So konnte ich, nachdem ich meine Schuhe in Anands Obhut gegeben hatte, den mit Perlmutt ausgekleideten Innenraum ansehen und dem Heiligen meinen Respekt erweisen ehe wir diesen Tag weit profaneren Dingen widmeten und zwei Einkaufszentren (Phönix-Mall und SkyOne) besuchten. Diese waren aber wie an jedem Sonntag dermassen überfüllt, dass wir uns bald wieder nach draußen flüchteten und die Rückfahrt nach Dombivli antraten. Als wir gegen 9.00 Uhr ankamen, erklärte uns Anands Vater, dass sich der Cousin des Großvaters extra Zeit für uns genommen hatte, denn ansonsten sagt er nur 'hallo' zu den Besuchern und verschwindet in sein Arbeitszimmer, dann bewunderten wir meine Geschenke. Der Rock war viel zu lang und es wurde über Möglichkeiten debattiert, wie er am besten zu kürzen sei, Anands Mutter meinte man kann den Bund doch einfach so lange umkrempeln bis die Länge stimmt, während Anands Vater mehr für die Möglichkeit abschneiden und Gummibund einziehen war. Das machte auch für mich Sinn, denn ich wachse bestimmt nicht mehr in die Höhe. So endete auch dieser lange Tag unspektakulär und ruhig.
Haji Ali Dargah

Nachschlag

Vor dem Victoria Terminus
Gegenueber Churchgate-Station


Bilder des Stadtteil Forts

Blick vom Oval Maiden auf die Bombay University
Die Boerse

Eingang zu einem Parsi-Tempel


Das Gebaude der Hauptpost




Indian-from the North?

Am Samstag fuhren wir zurück ins alte Bombay. Ich trug meinen neuesten Salwar Kameez und versuchte mich daran zu gewöhnen. Damit ich nicht den alltäglichen Zugwahnsinn erleben musste, fuhren wir erste Klasse (mit einem 3-Tages Ticket), das garantierte zwar keinen sofortigen Sitzplatz, aber zumindest erträgliche Stehplätze.
Wir fuhren mit dem Zug bis zur Endstation Victoria Terminus/VT (Chhatrapati Shivaji Terminus) ist der größte Bahnhof Mumbais und in einem ziemlich schlechtem Zustand. Der reichgeschmückte und verzierte Bahnhof wurde 1887 im sog. Hybrid-Stil erbaut, der traditionell europäische Elemente mit traditionell orientalischen mischte. So finden sich Moschee- und Tempelelemente geschmückt mit grimmigen Gargoyles und gotischen Fresken. Man braucht eine Weile um wenigstens ein Teil der zahlreichen Details zu bewundern und ärgert sich gleichzeitig, dass in einer Multimillionenstadt wie dieser, niemand Interesse für die Instandsetzung des ehemaligen Prachtbaus zu zeigen scheint. Victoria Terminus liegt im Stadtteil Fort, dem Herzen des alten britischen Bombays. Nach dem Bahnhof besichtigten wir das im arabischen Stil erbaute Gebäude der Hauptpost, liefen die Dr DN Road entlang, deren Gebäude in klassizistischer, sowie Jugendstil-Architektur erbaut wurden und in jeder anderen Stadt, die Prachtstraße schlechthin wäre. Nicht so in Mumbai- auch hier waren die Zeichen des Verfalls überall unübersehbar.
Interessant war ein “Agiarie” (Feuer-Tempel) der Parsi-Kultur, leicht erkennbar an den großen geflügelten Figuren am Eingang (die mit ihren altväterlichen strengen Gesichtern aussehen, als seien sie gerade aus Mesopotamien ausgebuddelt worden und nicht Zeichen einer nach wie vor lebendigen Kultur) zu den aber nur Parsi Zutritt haben.
Ein Fotostop wert war auch die -einst umstrittene- Flora Fountain auf ihrer eigenen Verkehrsinsel. Danach gingen wir in die Nebenstraßen und tauchten tiefer in das Viertel ein. Die Architektur war nicht nur typisch britisch, sondern ließ auch Ansätze der portugiesischen Kolonialarchitektur erkennen mit großen schmiedeeisernen und hölzernen Balkonen. Ich mochte es, durch die engen Gassen zu laufen und versuchte mir vorzustellen, wie Europäer, hauptsächlich Engländer hier in früheren Jahrhunderten gelebt hatten und diese Stadt als Heimatstadt ansahen. Ich bemerkte auch, dass ich an dem Tag weniger angestarrt wurde als sonst. Offenbar gab mir die traditionelle Kleidung einen gewissen Schutz und ich konnte mich freier bewegen. Anand erzählte mir, dass manche Leute, die genauer hinsahen rätselten, ob ich echt indisch bin und letzlich der Auffassung waren, dass Ausländer jedenfalls nicht im SalwarKameez herumlaufen. Also musste ich indisch sein, möglicherweise aus dem Norden (jaa genau, aber ganz weit nord...), wo die Leute hellere Gesichtshaut haben ;-)
Einen Kontrapunkt zur historischen Architektur bildet, die mitten im Stadtteil gelegene Bombayer Börse. Mit ihrem schneeweißen Sichtbeton, sieht sie aus wie ein gelandetes Ufo. Weiter ging unsere Tour zum Oval Maiden, dem grünen Kricket; Badminton-u.a. Sportplatz mitten in der Stadt. Ganz in der Nähe liegt die -1870, komplett im britischen Gothic-Stil erbaute - Bombay University und daneben das höchste Gericht in Maharshtra, dem High Court. Nachdem wir uns auch den Churchgate Bahnhof angesehen hatten (beim Toilettenbesuch dort- musste ich als Ausländer 5 Rs. bezahlen, anstelle 2 wie alle anderen- deswegen wollte die Inderin nach mir gar nicht bezahlen, weil sie meinte, ich hätte für sie mitbezahlt (?!)), war es Zeit für ein (nicht-vegetarisches) Mittagessen und einem kurzen Besuch der Fashion-Street. Auf dem Weg dorthin sah ich auch das einzige Gebäude im Bauhaus-Stil, einem weiterem Parsi-Tempel. Die Fashion-Street erinnerte mich an polnische Straßenmärkte und ich war schnell genervt von mir ins Ohr brüllenden Händlern, sowie der schlechten Qualität der Waren.
Auf dem Rückweg nach Dombivli machten wir Halt am Studienort von Anand und er zeigte mir den weitläufigen ruhigen und grünen Campus-Komplex seiner Universität. Das war beeindruckend und ich mochte vorallem die offene Struktur des Gebäudes für Ingenieurswissenschaften. Danach trafen wir zwei seiner alten Studienfreunde und eine Professorin. Sie kam mir so stark und intelligent vor, dass ich an sofortigen Minderwertigkeitskomplexen litt. Ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht einfach ist in einer so patriachalischen Gesellschaft wie Indien als Professorin zu arbeiten. Der Preis dafür ist, dass sie nie geheiratet hat und nur die Katze darauf wartet, dass sie nach Hause kommt (aber sie hat eine Katze hehheh...). Danach fuhren wir nach Hause, zwei weitere Tage mit Fahrten nach Mumbai erwarteten uns.

10. März 2008


01.02.2008
Der Januar ist vorbei und ich lebe mich so langsam im hiesigen Alltag ein.
Am Freitag standen weitere Nachbarsbesuche an, diesmal bei den Nachbarn im Treppenaufgang gegenüber, die Papageien in einem engen Käfig besitzen. Die beiden Papageien wurden als Jungvögel eingesammelt, weil sie nicht fliegen konnten. Wir bekamen dort Frühstück, was aus einer Art Tagliatelle in Zwiebeldesign- süß gefüllt mit Kokospaste bestand. Es war sehr lecker- ich mag nur nicht, dass man aus frischem Kokospüree immer soviele Fäden zieht.
Danach besuchten wir Anands Bruder, die Kinder waren erkältet und ich hoffe sehr, dass ich sie nicht angesteckt hatte. Auf dem Rückweg holten wir meine SalwarKameez ab, die nunmehr auch die Ärmel eingesetzt bekommen hatten und wir kauften einen neuen Salwar Kameez, im sog. Umbrella-Style. Er besteht aus einer engen Hose und einem darüber getragenen weiten Kleid und gefällt mir besser als die “normale” Version. Diesmal durfte ich mir sogar die Farbe selbst aussuchen- me happy. Mein Kleiderschrank füllt und verändert sich und so langsam lerne ich mich damit zu arrangieren. So lange ich immer wieder Dinge finde und entdecke, die zu mir passen, sollte ich eigentlich mit allem klarkommen. Nach einem Fernseh-Abend an dem ich Filme sah, die ich nicht verstehe, war auch dieser Tag bereits Geschichte.

Bilder - Stadttour Mumbai II

Gateway of India
Hotel Taj Mahal Palace & Towers

Juhu-Beach


Im Boothouse hat schon Klein-Anand gerne gespielt

Bilder - Stadttour Mumbai I

In den Hanging Gardens
Blick auf die Stadt Vor dem Gateway of India





Stadttour Mumbai

Es geht weiter
Heute ist der 5.März und nach langer Pause kann ich mich wieder meinem Blog widmen. In der Zwischenzeit habe ich Rajasthan, Delhi und Agra besucht und war nach gut einem Monat wieder zurück in Mumbai. Ich hoffe, ich finde nun einen halbwegs vernünftigen Anschluss an die vorhergehenden Posts.
Also zurück zum 31.01.2008, es war ein Donnerstag.
Für diesen Tag hatten wir eine “Touri-Tour” per Bus durch Mumbai gebucht um alles Sehenswerte zumindest einmal irgendwie auch gesehen zu haben, der “Bombay Darshan.”
Um 7.30 Uhr morgens sollte es losgehen, Abholpunkt direkt vor dem Haus. Eine halbe Stunde später ging ich wieder ins Haus weil ich nicht die ganze Zeit draußen herumstehen wollte. Nach noch einer halben Stunde öffnete der Laden in dem wir die Tour gebucht hatten und der Besitzer rief den Busfahrer an. Da sie vergessen hatten uns abzuholen, kehrten sie nach Dombivli zurück, so daß wir schon mit ein-einhalb stündiger Verspätung unsere Tour antreten konnten. Andere Gäste, die später zustiegen hatten dafür bereits zwei Stunden Verspätung in Kauf zu nehmen, aber ja richtig: das ist Indien.
Der erste Punkt, Zoobesuch fiel aus diesem verständlichen Grund vollkommen aus, so dass wir direkt zum zweiten Programmpunkt übergingen, Besuch des Tores “Gateway of India”. Einst errichtet zur Begrüßung königlich britischen Besuchs, ist es heute ein Symbol der Unabhängigkeit Indiens. Ich suchte derweil nur verzweifelt eine Toilette und wir wurden von den Leuten, die wir fragten immer weiter weggeschickt, ohne zu finden was wir suchten. Letztlich gingen wir in das nahegelegene Luxushotel Taj Mahal & Towers und erwarteten fast -freundlich aber bestimmt- wieder herauskomplimentiert zu werden, doch wir hatten keinerlei Probleme. So konnte ich auch das Hotel von innen bewundern. Die “Restrooms” waren mit Blumen geschmückt, sowie einer Dame, die jedem Besucher ein kleines Handtuch zum Händeabtrocknen gab. Manchmal macht es doch Sinn, Ausländer zu sein. Danach konnte ich mir das Gateway of India ansehen, eher es weiterging mit der Bustour. Unsere Mitreisenden waren Inder aus allen Landesteilen, die zu Besuch bei Verwandten in Mumbai waren und eigentlich nur möglichst viele Häuser von Stars sehen wollten, sowie möglichst wenig Geschichtsträchtiges.
Nach einer Fahrt über den Marine-Drive (umbenannt in: Netaji Subashchandra Bose Marg), der bekanntesten Straße in Bombay, besuchten wir das Aquarium. Der Marine Drive, ist eine geschwungene Straße zwischen Arabischen Meer und Stadt und wird aufgrund der Straßenlaternen in der Nacht auch Queens Necklace genannt. Diese Straße spielt häufig eine Rolle in diversen Bollywood-Produktionen. Das Aquarium ist nicht halb so spektakulär. Die Aquarien sind alt und klein, und ohne die geringste Vegetation (nicht mal Plastikwasserpflanzen). Die wenigen Fische leben in grauen Betonbecken und trübem Wasser. Nur einige große Lederschildkröten sind bemerkenswert. Danach hatten wir unser Frühstück(alles von zu Hause mitgenommen, weil ich nicht von Straßenhändlern kaufe- jedenfalls nichts Essbares) auf dem Wall, mit Blick aufs Wasser und der Stadtsilouette gegenüber- ca. 500m entfernt vom Chowpatty-Beach- dem Stadtstrand und anderem bekannter Bollywoodfilm-Tanzszenen-Ort. Das Wasser sieht ungefähr grau-braun aus, schimmert etwas benzinhaltig und enthält jede Menge religiösen Müll vom letzten Ganesha-Festival, vom Baden würde ich dort eher abraten. Ein echter Kodak-Moment (den ich verpasst hatte) waren Kinder einer Koranschule: alle in schneeweißer Tracht und Kappe, spielten sie auf dem Damm und aßen Eis am Stiel.
Nun ging es weiter mit dem Bus – vorbei an zahlreichen Tempeln- in die Höhen der Malabar Hills. (Unterwegs sah ich ein Haus, das fast vollkommen in einem großen Banyanbaum verschwunden war.)
Dort besuchten wir die Hanging Gardens, eine Gartenanlage mit hübsch angelegten Beeten und in Tierform geschnittenen Zierbäumchen. Der eigentliche Star aber ist die spektakuläre Aussicht herunter auf die Stadt, Marine Drive und Chowpatty Beach, sowie dem Blick auf das Wasser zu beiden Seiten der Halbinsel. Auf dem dazugehörigen Spielplatz spielte schon Anand als Kind im “Boothouse- Stiefelhaus” während eines Familienpicknicks.
In den Hanging Gardens befinden sich auch die Begräbnisstätten der Parsi-Kultur, die ihre Toten in Bäumen aufbaren. Dieser Teil ist für die normalen Besucher gesperrt. Die Parsi bilden die größte noch heute existierende Gruppe der Religion des Zoroastranismus. Diese stammt aus babylonischen Zeiten, aus dem Gebiet des heutigen Irak. Später flohen die letzten Überlebenden aus Persien nach Mumbai. Aufgrund ihrer Geschicks und Investierens in die beginnende Industrialisierung, brachten sie es zu einigem Reichtum und bestimmten in früheren Zeiten, das Stadtbild von Bombay mit. Da sie nur untereinander heiraten und die Gruppe recht klein ist, sind sie aber auch Ziel zahlreicher Witze – bezugnehmend auf die häufig vorkommenen genetischer Erkrankungen.
Nach den Gärten, die eine willkommene Entspannung boten (viel grün), besuchten wir den- am Wasser gelegenen- Mahalaxmi Tempel, der einer der meistbesuchten von Mumbai ist, so dass sich ein größerer Tempelbezirk um ihn herum gebildet hat, mit den typischen Heiligenbedarfs-Läden und kleineren anderen Tempeln. An der Rückseite des Tempels kann man eine Münze reiben und sich etwas wünschen, wenn sie dort hängen bleibt aufgrund welcher Kraft auch immer, wird der Wunsch erfüllt. Ich fragte danach, ob ich meine gerade aktuellen Kopfschmerzen auch ohne Medikamente in den Griff bekomme. Die Münze überlegte sich die Frage eine Weile (sie überlegte wohl auch, ob das ein Wunsch im eigentlichen Sinne ist) und hing für mindestens zwei Minuten herum, dann fiel sie herunter. Aufgrund dieser klaren Antwort wartete ich zwei Minuten, schluckte eine Ibuprofen und ging dann herunter zu den anderen Tempeln um mir den rauen Meerblick anzusehen. Hohe Zäune sperrten die Häuser vom dort aufgewühlten Meer ab und riesige Felsen versuchen die Wellen etwas zu brechen. Und doch leben -typisch für Mumbai- auch vor den Mauern noch Menschen in kleinen Hütten, die täglich zur Flut einen äußerst nassen Fußboden haben müssten.
Der nächste Stop war in einer kleinen langweiligen ShoppinMall (Atria-Mall), in der wir uns zwei schlechte 3-D Filme ansehen mussten, und dabei mit Wasser nassgespritzt wurden, deswegen nannte sich das Ganze 4D. Der erste handelte von einer armen Katze in einem Geisterhaus, die immer nur knapp dem Tode entrann und der zweiter war unter Wasser voller Monster. Jeweils eher eklig als beeindruckend. Nach der Fahrt zum Nehru Science Center hatten wir genau 20 Minuten Zeit uns selbiges anzusehen. Dort kann man viele Experimente selber nachstellen und dadurch be-”greifen”. Dafür braucht man aber Zeit, die wir an dem Tag nicht hatten und ein bisschen bin ich von soviel Wissenschaft auch immer schnell gelangweilt- weil es mich an staubtrockenenen Schulunterricht erinnert. Anand war jedenfalls hellauf begeistert und erzählte mir, wie oft er schon während seiner Schulzeit und auch später während des Studiums immer wieder gerne im Center war und wie sehr ihn all das immer wieder aufs Neue fasziniert. Also werden wir ein anderes Mal mit mehr Zeit wiederkommen und vielleicht kann ich dann zumindest ein wenig seine Begeisterung verstehen.
Nach der Fahrt zum bereits erkundeten Juhu-Beach sahen wir also, die langerwarteten Häuser diverser Film- und Fernsehstars und erhaschten einen Blick auf die Brückenkonstruktion, die in einiger Zeit die Bucht von Mumbai umspannen soll. Aufgrund einer Sondervereinbarung von unserm Reiseführer bekamen wir am Strand SevPuri für 14 Rs. (ca. 0,30 €) und aßen noch ein Eis -dann aber zum westlicher Tourist-Preis. Diesmal gingen wir nicht baden sondern nur ein wenig spazieren- es war sehr windig und kühl. Die Sonne und Palmen sorgten dennoch wieder für Urlaubsfeeling. Der Iskcon-Tempel stand auch wieder auf dem Programm, aber wir setzten uns nur in den Innenhof, den soviel hatte sich seit dem letzten Besuch von vor ein paar Tagen nicht verändert. Um 19.30 Uhr war unser Tour-Tag zu Ende und der Bus fuhr zurück nach Dombivli. Aufgrund des täglichen Feierabend-Staus in Flughafenhöhe kamen wir aber erst nach 22.00 Uhr an (für die 45 min Strecke). Für manche Mitreisende war das ebenfalls eine Attraktion, denn z.B. in Kalkutta gibt es gar nicht soviele Lkws und Autos um einen Stau hinzubekommen. Ich war von dem langen Tag eher erschöpft, die schlechten Straßen machen auch Busmitfahren zur sportlichen Betätigung, so dass ich trotzdem auf der Rückfahrt bereits einschlief und in Dombivli angekommen, nach kurzem Abendessen schnell ins Bett wechselte und weiterschlief.

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