31. Januar 2009

Der Busstreik ist vorbei – Es lebe der Busstreik

Die gute Nachricht zuerst: Der Busstreik ist erledigt.. die schlechte: Keiner weiß, ab wann die ersten Busse wieder rollen können, denn da die Mechaniker auch gestreikt hatten, standen die Busse unfachmännisch zwei Monate bei durchschnittlich -20 °C nur herum und damit das die Motoren nicht übel nehmen, hätten man wohl das Benzin austauschen müssen und gegen ein Öl ersetzen, also wird zuerst repariert und dann irgendwann hoffentlich ab zweiter Februarwoche wieder normal gefahren... hach egal, ein Tag mehr oder weniger... ich freu mich so...

Wie es dazu kam? Das ist eine kurze chronologische Zusammenfassung der Wochenereignisse:

Dienstag: Der dritte Demonstrationsversuch von aufgebrachten Bürgern im Rathaus ist wie immer spärlich besucht, denn aufgrund des Busstreikes fällt es den Leuten schwer zum Rathaus zu kommen um gegen den Busstreik zu demonstrieren. Aber die Menschen sind bereits sehr genervt- vorallem diejenigen, die ein Jahresabonnement haben und für einen Dienst bezahlen, den sie nicht wahrnehmen können. Die Ersten denken über gewalttätige Aktionen nach (ein Ziegelsteinchen da und dort...).
ebenfalls Dienstag: Die Industriebehörde der Stadt stellt fest, dass Transport-Möglichkeiten keine Notwendigkeit darstellen. Begründung: Schließlich kommen die Bürger von Ottawa bereits 50 Tage ohne Busse aus. Deswegen wird die Stadt auch keine Anfrage wegen Streikbeendigung im Parlament stellen.

Mittwoch: Das Parlament Kanadas beruft- vorgeschlagen durch die Arbeitsministerin (die sich bisher durch eine beeindruckende Geht-mich-alles-nichts-an Haltung hervorgetan hatte)- eine sofortige Notsitzung ein, um den Busstreik per Anordnung zu beenden. Die Notsitzung wird auf Donnerstag verschoben, da diese am Mittwoch ausserhalb der üblichen Geschäftszeiten stattgefunden hätten und viele dann nicht mehr gewusst hätten, wie sie nach Hause kommen sollten.
Ebenfalls am Mittwoch: Der örtliche Gewerkschaftsführer wird 'entmachtet', denn der Vize- Präsident der Internationalen Transit-Gewerkschaft trifft in Ottawa ein, um die Gespräche zu übernehmen. (Auf Dauer bekommt es dem Ansehen keiner Gewerkschaft gut, wenn der Verhandlungsführer eines Streiks sich zwar gerne im Fernsehen sieht, aber ansonsten nur ein Wort kennt “Nein”.)

Donnerstag: Das kanadische Parlament beschließt quer durch alle Parteien, dass der Legislativprozeß in Gang gesetzt werden soll, um den Streik per Anordnung zu beenden und die Schlichtung des Tarifstreites einem Schiedsgericht übergeben wird.
Das ist möglich, wenn ersichtlich ist, dass die Parteien keine Einigung erzielen werden.
Donnerstag; später Abend: Der Bürgermeister Ottawas, der Vize-Präsident von ATU international und der örtliche ATU-Führer treten vor die Kameras und erklären den Busstreik für beendet. Da die Abstimmung des Parlaments in den nächsten Tagen erwartet wurde und ein Streikende somit unausweichlich war, dachten sie sich, dass man den Streik dann ja auch gleich beenden könne- und hat damit noch mal einen schönen Fernsehauftritt zur besten Sendezeit -zusammen. Wie bereits vom Parlament angedacht werden beide Parteien die Angelegenheit ohne Bedingungen einem Schiedsrichter übergeben, der dann bindend für die Parteien, den neuen Tarifvertrag diktieren wird.

Freitag Mittag: Thea geht an den Zeitungsständen vorbei und liest überall, “Strike is over...” na, huch, wann ist denn das passiert? Das Leben ist toll. (Ich schaue immer nur die normalen Abendnachrichten, bei der Nachtschau schlafe ich schon.) Als ich dann Anand anrufte, meinte er wie immer sehr diplomatisch, dass das nur an meinen mangelnden Kommunikationsfähigkeiten liegen würde, denn er hätte schon am frühen Morgen von einem Mitkollegen erfahren, dass der Streik vorbei sei und seitdem wäre es Tagesgespräch...(Ohne Worte)

Kurze Analyse, wie kam es denn nun dazu und warum jetzt, warum nicht sagen wir mal vier Wochen vorher? Nun, zum einen beginnt mit “Winterlude” nächste Woche das größte Winterfestival in der Stadt, zum andern muss man sehen, dass Parlamentarier, auch wenn sie ein Auto haben, irgendwie zum Parlament kommen müssen und die Innenstadt besteht praktisch nur aus zwei waagerechten Hauptstraßen und einer senkrechten. Die sind schon bei Nicht-Streik recht voll, während des Streikes ging dort aber häufig für Stunden gar nichts mehr und auch der beste Minister kann nicht täglich per Hubschrauber zur Arbeit gebracht werden.
Und (der vermutete Hauptgrund), gestern wurde bekanntgegeben, dass US-Präsident Barack Obama am 19. Februar seinen ersten Auslandsbesuch in Kanada absolvieren wird, um über die Finanzkrise und Autoindustriekrise zu sprechen und wie vertrauenswürdig ist eine Regierung, die es noch nicht einmal schafft, die kleine Transportkrise in der eigenen Hauptstadt zu lösen?
Aber aus welchem Grund auch immer... das Ergebnis ist es wert oder wie die Zeitungen meinten "we take the result"...

29. Januar 2009

Moment am Morgen

Der Sturm ist vorbei und der frischgefallene Schnee glitzert im Licht der Straßenlaternen. Es ist noch dunkel um 06:35 Uhr, aber der Schnee lässt alles wie immer heller aussehen und reflektiert die bisher nur zu erahnende Morgendämmerung mit aller weißer Kraft.
Doch das Glitzern wird schon heute abend verschwunden sein, wenn die Kristalle zerbrochen sind und nur noch als Schneestaub herumliegen...
An einem Abend hatten Anand und ich uns die Mühe gemacht, eine Hand voll Schnee genauer anzusehen. Ich dachte immer, dass Schneekristalle mikroskopisch klein sind, aber so klein sind sie wirklich nicht... flach ja, vielleicht nur einen Milimeter, aber dafür bis zu einem Zentimeter im Durchmesser, die kleineren nur die Hälfte (das passiert, wenn es sehr kalt ist) und die meisten sind bereits in der Mitte zerbrochen.
Was ich schön finde an diesem Morgen? Nun, die Morgendämmerung ist tatsächlich bereits am Werden und die Tage werden täglich drei Minuten länger. Der Winter ist weiß, kalt und lang, aber nicht mehr dunkel...

27. Januar 2009

Happy Republic Day, India

Wie in jedem Jahr feiert Indien auch heute das Inkrafttreten der indischen Verfassung vom 26. Januar 1950, drei Jahre nach der Unabhängigkeit Indiens.
Ab dem Tag war Indien kein Teil des englischen Königreichs mehr, sondern wie in der Verfassung verankert- eine Republik...daher der Name. Das wird jedes Jahr mit einer großen Parade in New Delhi gefeiert und wir feiern ein bißchen mit... :-)


Am Wochenende hatten wir einen Film über Gandhis ältesten Sohn Harilal gesehen. Der Film zeigte, dass so wie alle "großen" Männer auch Gandhi entscheiden musste, ob er seinem Land dienen wollte oder seiner Familie und dass das Opfern der Familie mehr als ein Leben zerstören kann. Der Film löste einige Kontroversen in Indien aus, denn schließlich muss ein Nationalheiliger von allen Seiten perfekt aussehen, erst als Harilals Sohn verkündete, dass der Film auf den Tagebuchaufzeichnungen seines Vaters beruhte, verstummten die Proteste. Für mich zeigt der Film einfach, dass Gandhi ein Mensch war und nicht nur Das Symbol ... Herzlichen Glückwunsch zum Tag der Republik, Indien...


26. Januar 2009

Rund ums Haus




Das sind ein paar Bilder, die man so macht, wenn der Tag eigentlich nicht schlecht ist, aber der Wind aus -20, dann doch wieder -35 °C macht und man zwar vor hatte spazieren zu gehen, es dann jedoch bei einem kleinen fünf minütigen 'Rund-ums-Haus und dann noch schnell zum Supermarkt...' belässt.

Und natürlich ein Bild von "unseren" schwarzen Eichhörnchen, die wir angefangen haben mit Erdnüssen zu füttern. (Sehr zur Freude der Katzen, die nun täglich ihr eigenes Eichhörnchen-Fernsehprogramm auf dem Fensterbrett genießen können.. die schwarzen Gesellen sind manchmal aber selbst neugierig auf die zwei weißen Katzen hinter dem Fensterglas. Es sieht wirklich putzig aus, wenn sie sich dann am Fenster aufrichten, das Fell voller Schnee und die Erdnuss im Mäulchen und dann husch husch gehts ab nach unten, Erdnuss sichern.. man weiß ja nie.... ;)


24. Januar 2009

Tag 46

Ja, ich weiß es interessiert niemanden sonst als mich (da müsst ihr jetzt durch), aber es ist noch wie vor kein Ende im Busstreik in Sicht. Dieser Streik schafft es noch nicht einmal historisch zu werden, denn der längste Streik in Kanada dauerte sieben Monate, damals (1979) standen die Busfahrer von Quebec-City im Februar vom Verhandlungstisch auf und kamen erst im November wieder zurück. (In der Zwischenzeit hatten sie dann wohl gutes Geld als Taxifahrer verdient...)
Allerdings war bisher noch keine Gewerkschaft so fies, einen Streik zu organisieren, der komlett über den Winter geht.
Gestern ist die Mediation (Schlichtungsversuch mit unabhängigen Schlichter) gescheitert. Der Mediator sagte, die Parteien seien so weit voneinander entfernt, dass eine weitere Mediation derzeit nicht sinnvoll ist. Man will sich nun jede Woche Mittwoch einmal treffen und dann mal darüber reden, was man so voneinander hält.
Gleichzeitig verkündete auch das Arbeitsministerium, dass sie keine Not-Buslinien erzwingen werden. Das könnten sie eigentlich, denn da das Busunternehmen in Ontario (Ottawa) und Quebec (Gatineau, der Teil von Ottawa, auf der anderen Seite des Flusses) fährt, sind nationale Interessen betroffen, aber das Recht auf Streik ist in Kanada eben als höherwertig anzusehen, als die Gesundheit von Älteren, die es nicht mehr zu ihren Arztterminen schaffen. Was kann man dazu noch sagen, Streiken ist mehr wert als Leben.. in was für einem Staat bin ich hier eigentlich?

Na ja, nun zu etwas anderem: wie bereits erwähnt, habe ich ein paar Spaziergangsbilder hochgeladen... nichts Neues weiterhin, aber immerhin etwas...

von einem Schiff im Schneemeer,

jede Menge Vogelhäuschen (geradezu eine Kolonie),

mal wieder einem schönen Haus (ich mag die rote Tür)

und einem Haus im Bau (nur mal um zu zeigen, warum selbst Steinhäuser eigentlich nur aus Faserplatten bestehen)


die Kirche rechts im Bild (die die aussieht, als hätte ein Pilz eine Boing verschluckt), ist aus dem Jahre 1975 und war der Ersatzbau für die Kirche, die dort seit dem 4. August 1887 stand und 1973 abbrannte...


und noch immer faszinieren mich die Schneebeseitigungsmaschinen..

Es ist auch ein bißchen was passiert letzte Woche, zum einen waren wir bei einem Treffen von Botschaftsangestellten in einem kleinen Pub in der Bank Street, denn Anands Kollege (der mit dem Auto) wollte auch dorthin :-)... Wir waren schon einmal bei so einem Treffen, damals noch in einer riesigen Bar: dem “Honest Lawyer” und es waren zu der Zeit soviele Leute da, dass es schwierig war jemanden kennenzulernen... Diesmal war die Kneipe klein und es wäre fast gemütlich gewesen, wenn die Heizung funktioniert hätte... dafür waren es nur ein paar Leute und die meisten waren Deutsche. Auf Rücksicht auf die Nicht-Deutschen haben wir trotzdem brav englisch geredet, nur Anand hat einige Zeit seine Kenntnisse angewandt... Es war etwas seltsam, von den Kananda - Erlebnissen der Leute zu hören... die meisten sind nur ein paar Wochen, oder Monate in Ottawa und haben schon so viel gesehen, waren in Montreal, Niagara-Fälle, Toronto.. ich wurde direkt neidisch... wo wir es doch noch nicht einmal aus dem Ottawa-Tal herausgeschafft haben...

Am Wochenende dann besuchten wir die nächstgelegene Shopping-Mall um endlich einen Pullover umzutauschen, den Anand mir zu Weihnachten geschenkt hatte, und der leider ein wenig (nun ja) zu klein war... o-O.. das ist an sich keine Mitteilung wert, aber es war trotzdem schön einmal wieder unter Menschen zu sein, und Menschen gab es dort jede Menge... vor allem Kinder tobten überall herum und genossen es sichtlich einmal nicht im Kalten herumzuhüpfen, so war denn der Restaurantbereich des Einkaufzentrums auch sehr gut gefüllt und äußerst laut... Trotzdem erkämpften wir uns einen Tisch und aßen etwas vom Libanesen. Das hatten wir schon lange vorgehabt und dann doch nicht gemacht, aber diesmal bestellten wir dort und wurden nicht enttäuscht, denn es war wirklich sehr lecker. ... :-)

15. Januar 2009

Zwischenbericht



Heute hat Linus fauchen gelernt. Shweta war jedes Mal wenn er fauchte ziemlich erschrocken, aber da er nun den ganzen Tag über voller Freude so ziemlich alles und jeden angefaucht hat, hat sie sich langsam an den ungewöhnlichen Klang gewöhnt. Hoffentlich dauert es noch etwas bis sie auch herumfaucht...


Ich hatte eine Weile nichts geschrieben, weil einfach nicht genug passiert ist um darüber zu schreiben. Wir haben mittlerweile Tag 37 des Busstreikes und noch immer hänge ich in unserem Viertel fest.
Ich kenne jede kleine Straße, weiß wo welche Hunde wohnen, welche Leute im Rollstuhl sitzen, wo die schönsten Oldtimer in der Garage stehen und natürlich welche Häuser am schönsten sind.
Vanier ist kein Viertel der Reichen...die ältesten Häuser sind kleine Holzhäuschen von den französischen Siedlern, die einst diesen Ort gründeten, der damals noch kein Teil von Ottawa war. Die Menschen bauten sich kleine zweistöckige Häuser mit Holzverzierungen und einem Mini-Garten drumherum, ungefähr sechs Kirchen stehen im ältesten Stadtkern, sowie eine von uns sog. Outdoorkirche, die an die Grotte von Lourdes erinnert.


Das Wetter ist hin und wieder etwas anders, die letzten Tage hatten wir eine Warmzeit und erreichten bis -2°C über Nacht kühlte ein kleiner Sturm aber alles wieder ab und als ich heute zum Zooladen lief, wurde ich bei -29°C plus Windchill und trotz der Sonne ziemlich durchgekühlt und heute nacht soll es dann noch kälter werden. Bei solchen Temperaturen werden die Wegstrecken, die man aufgrund des Busstreikes zurücklegen muss problematisch, ich trage zwar Thermounterwäsche und Fleecejacke zur üblichen Kleidung und habe seit neuestem auch eine Fleecehalbmaske, damit die Nase nicht ständig einfriert, nur heute sind nun meine Wimpern zusammen gefroren – also immer wieder etwas Neues.
Eigentlich mag ich Schnee ja auch, aber so langsam erscheint mir all das Weiß da draußen nicht mehr frisch, hell und sauber, sondern eher monoton, langweilig, öde und zu wissen, dass wir noch nicht mal Winterhalbzeit hatten und der Schnee dort noch vier weitere Monate herumliegt, finde ich manchmal ziemlich demotivierend.

Zu Hause ist es dann so warm, dass man nur mit Shorts und T-Shirt herumläuft und die Katzen besonders kalte Plätze bevorzugen– denn die Heizung ist automatisch auf die Aussentemperatur eingestellt und lässt sich manuell nicht verändern.

Im Bus-Streik haben sich beide Seiten bisher nicht mit Ruhm bekleckert, von Machtspielchen des Gewerkschaftsführers, über Durchhaltepredigten in der Kirche, Ansprachen in youtube, sowie einer vom kanadischen Arbeitsminister erzwungenen Abstimmung der Mitglieder der Gewerkschaft über ein Vertragsangebot, das dann mehrheitlich abgelehnt wurde, war bereits alles dabei... derweil schlug der Bürgermeister der Stadt vor, dass sich doch einfach alle bitteschön ein Auto kaufen könnten, dann wäre der Streik gelöst und die marode Autoindustrie hätte auch noch was davon...
Für die Menschen, die auf den Behindertentransport der Stadt angewiesen sind, werden mittlerweile Taxi-Gutscheine ausgegeben, aber damit ist nicht garantiert, dass sie auch ein Taxi bekommen. Viele Taxis sind zwischenzeitlich für diverse Organisationen und Firmen fest angestellt worden und fahren rund um die Uhr Angestellte zu ihren Arbeitsplätzen und zurück... Taxifahrer profitieren definitv von dem Streik, aber so langsam macht sich auch bei ihnen Müdigkeit breit, denn sie fahren in Sonderschichten um der Nachfrage gerecht zu werden.
Anand denkt derweil über einen Skiausflug nach, den sein Institut organsiert, aber das sehe ich auch etwas kritisch angesichts dessen, dass wir beide noch nie auf Skiern unterwegs waren. Bei Sportarten, die ein nicht unerhebliches Verletzungspotenzial bergen, hätte ich zumindest gerne vorher einen Kurs absolviert und das wird in ein paar Stunden nicht möglich sein. Dem entsprechend finde ich, die mehr als 200 $ für Skipass, Ausleihen der Skiausrüstung, Fahrt dahin und vielleicht noch einen Lehrer etwas zuviel, wenn man bedenkt, dass wir auch Geld nach Indien schicken wollten.
Da Anands Vater nun in Rente gegangen ist, müssen seine Eltern ja auch über die Runden kommen (und nur noch mal zu Erinnerung, nein Indien ist kein Land mit gesicherter Rente, heutzutage gibt es zwar die Möglichkeit einer privaten Rente, aber davon werden die Menschen wohl erst in zwanzig Jahren profitieren können, so sie denn das Geld haben, die Rentenbeiträge zu zahlen...). I
ch hatte mich für den Januar darauf gefreut an einer Einführungsveranstaltung für Freiwillige teilzunehmen, die Lust haben in einem Theater mitzuarbeiten, aber so wie ich es in der Weihnachtszeit streikbedingt nicht in die Stadt schaffte, werde ich auch zu der Informationsveranstaltung am Samstag nicht kommen können. Ich habe bereits per e-mail abgesagt und bekam auch eine sehr nette Antwort, aber den Termin können sie nicht mehr ändern, weil sie den Raum extra angemietet haben – schade.. ich wäre gerne mal hier rausgekommen...
Einmal sind wir aus dem Viertel herausgewandert, weil so viele wichtige indische Zutaten fehlten, dass Anand letztlich gar nicht mehr kochen konnte (und das geht ja nun wirklich nicht, dann bin ich immer an der Reihe ;-).
So sind wir dann einen Tag lang, 50 min hin und 50 min zurück zum arabischen Supermarkt (zum indischen hätten wir es selbst in zwei Stunden nicht geschafft) durch den Schnee gestapft, um Pickle, Kardamon, Sev, green chilis (ein bißchen Baklava und Pita für mich als Entschädigung) etc. zu kaufen und danach war ich krank. Ich hatte keine Erkältung, aber Zahn-;Nacken- und Rückenschmerzen, hohes Fieber, Atemnot und mir war ständig schwindlig... nach ein paar Tagen war alles wieder halbwegs okay, ich war wohl - tatsächlich- kältekrank.

Wie es mit dem Blog weitergehen wird? Nun, ich werde etwas über Weihnachten schreiben und noch mehr Bilder von meinen Winterspaziergängen veröffentlichen und da ich einige schöne Herbstausflüge noch unerwähnt gelassen habe, werde ich in einer neuen Rubrik "Blog Vintage" einiges was noch von 2008 'übrig' blieb, beschreiben und werde dann hoffentlich bald auch wieder etwas Aktuelles berichten können ....


2. Januar 2009

Weiße Katzen

Da Anand über die freien Tage etwas mehr Zeit hatte, beschäftigte er sich intensiv mit unseren Katzen, die für ihn natürlich die schlauesten, besten und schönsten überhaupt sind, aber von dieser Selbstverständlichkeit einmal abgesehen (die Katze eines jeden stolzen Besitzers ist vermutlich die beste der Welt..) wollte er auch ihren Rasseunterschieden zu normalen Hauskatzen auf den Grund gehen.
Bisher fiel es mir nicht wirklich auf, ich war sehr zufrieden damit normale Hauskatzen aufgenommen zu haben, die eben einfach weiß sind. Als wir dann aber einen Tag Besuch aus Deutschland bekamen -Loosy, eine Freundin von Susi- fiel ihr auf, dass die Kätzchen zum Vergleich zur normalen Hauskatze, einen sehr buschigen Schwanz haben. Was mir in dem Augenblick auch zum ersten Mal wirklich auffiel. Während ich also meine Genetik-Kenntnisse anwand und erklärte, eine weiße Hauskatze kann in Kanada im Winter (min. 6 Monate mit Schnee) viel mehr Beute machen, denn sie ist viel besser getarnt. Durch das Mehr an weichem Fell ist sie auch besser gegen die Kälte geschützt. Sie wird also durch bessere Ernährung stärker als nichtweiße Katzen, kann sich demnach in den Revierkämpfen besser durchsetzen und wird dann das Erbgut “weiß” häufiger weitervererben können... – kurz, ich entwickelte die Idee einer kanadischen Schnee-Hauskatze.
Gestützt wurde meine Idee dadurch, dass es in der Tat in Ottawa jede Menge andere weiße Katzen gibt, allein in unserer Straße kennen wir zwei Häuser mit weißen Katzen und bei unserer Hauseinweihungsparty, berichteten uns die Leute von weiteren weißen Katzen...

Anand wählte einen anderen Ansatz, er schaute bei wikipedia nach (kann ja jeder..) und kam so auf eine Seite, die “Weiß” als genetisches Merkmal bei Katzen insgesamt erklärt. Dabei stieß er auf eine Rasse, die sich “Turkish Angora” nennt. Diese Rasse hat sich relativ spät aus einer Kreuzung der ägyptischen Hauskatze mit wilden 'Pallas'-Katzen entwickelt und die Hauptmerkmale der Angora-Katzen sind weißes weiches Fell, ein buschiger Schwanz und wie bei den ägyptischen Katzen, ein im Vergleich zu den Ohren recht kleiner Kopf. Die Rasse vererbet die weiße Fellfarbe als dominantes Gen, d.h. “W” anstatt “w”. Als sich die Rasse vor ein paar Jahrhunderten in der Türkei entwickelte, waren rot-weiße oder schwarz-weiße Katzen ebenfalls normal. Deswegen kreutze man weiße Perserkatzen ein, um dem gewünschten reinweißen Katzenbild näher zu kommen. Dadurch erreichte man den genetischen Farbcode “Ww” und die Züchter konzentrierten sich dann auf die unterschiedlichen Augenfarben... die Katzenmehrheit hat grüne Augen, es gibt aber auch bernsteinfarbene und die recht seltenen blauen Augen. Besondern wertvoll sind die sog. odd-eyed Katzen, die ein blaues und ein bernsteinfarbenes Auge haben.
Während dieser Züchtungen stellte sich aber auch heraus, dass je näher man der Idealkatze kam, desto öfter hatte diese Gesundheitsprobleme, wie z.B. häufiger Probleme mit den Nieren und Taubheit: während bei den Grünäugigen 10-20% taub sind, sind es bei den Blauäugigen 60-90 %.
Deswegen kreuzte man erneut Hauskatzen ein, insbesondere rot-weiße Hauskatzen wurden als Grundlage gewählt, um weiße, gesunde Kätzchen zu züchten, die jedoch durchaus einen Spot auf der Stirn haben konnten, die die zusätzliche Fellfarbe anzeigt. Andere Züchter kreuzten Turkish-Angora mit Russian Blue, so dass man schon fast von einer Russian Angora Rasse sprach.

Unsere Katzen sind grünaugig und nicht taub (okay, manchmal tun sie so als ob, aber bei lauten Geräuschen flüchten sie aufs (Staubsaugen) oder unters (Bohrmaschine, Müllwagen, laute Musik) Bett). Sie haben beide einen schwarzen Spot auf der Stirn und egal wie fasziniert Anand von der Idee ist, dass sie reinrassige Turkish Angoras sein könnten, denken wir doch, dass ebenfalls eine gute Anzahl Hauskatzen in ihrer Vorfahrenliste schlummert. Vorallem an Shweta, mit ihrem recht flachen Kopf und extra Haarpuscheln hinter den Ohren, kann man auch sehen, dass die letzte Persereinmischung nicht schon Jahrhunderte zurückliegen kann.
Die Frage die sich nun stellt ist, wie kamen die Katzentürken nach Kanada? Nun, in den 60er Jahren, genauer gesagt ab 1963 (auf der deutschen Wikipedia-Seite steht 1954, aber irgendwie vertraue ich da der englischen mehr) wurden Turkish Angora zu einer Modekatzenrasse in Nordamerika und man begann in großem Stil Angorakatzen zu importieren und zu züchten.
Dieser Trend scheint offenbar in der Ottawa-Region besonderen Anklang gefunden zu haben und/oder aufgrund ihrer besseren Angepasstheit an das Wetter (siehe meine Theorie oben) konnten sie sich einfach häufiger vermehren und schon wurden aus unseren beiden Kanadiern hier zu Hause, plötzlich türkische Immigranten – so schnell geht das... .

1. Januar 2009

Resumée

Ich war sozusagen von diesem Jahresrückblick in Frageform inspiriert und habe ihn von Loosy übernommen...eigentlich dachte ich, dass solche Fragen recht einfach zu beantworten sein sollten, aber es dauerte dann doch und nun bin ich mit dem Ergebnis insgesamt nicht sonderlich zufrieden, vielleicht krame ich sie Ende 2009 wieder hervor und versuche mich erneut daran....

Zugenommen oder abgenommen?
Erst sehr viel zugenommen, dann mit viel Anstrengung über den Sommer etwas ab und dann wieder zugenommen... ich hoffe, dass es 2009 weniger wird...

Haare länger oder kürzer?
Länger und länger, dann kürzer, dann braun getönt (niemanden augefallen) nun rot (fällt immer noch niemanden auf.)

Kurzsichtig oder Weitsichtig?
Kurz sichtig ist wenn man in der Kürze sieht, in der Weite aber nicht, oder?
Wenn ja, dann bin ich kurzsichtig, ich habe eine Brille, die ich nie trage (soll angeblich die Augen trainieren, so dass sie nicht faul werden und die Sehkraft noch mehr nachlässt- ich verstehe mich als Langzeitprojekt zur Erforschung dieser Hypothese.)

Mehr ausgegeben oder weniger?
Monateweise viel viel mehr ausgegeben und monateweise lang viel weniger, insgesamt aber mehr.

Mehr bewegt oder weniger?
Zwar viel verreist aber es ging mehr in Richtung bewegt werden (mit Flugzeug, Zug, Auto, Motorriskshaw, Bus) selbst weniger bewegt, kaum Fahrrad gefahren, ähnlich viel gelaufen... soll 2009 auch wieder mehr werden.

Der hirnrissigste Plan?
Versuchen mit jemanden zu diskutieren, für den Diskussionen nur zum Gewinnen da sind und nicht zum Verstehen...
Zu denken, es sei eine gute Idee, mit 3/4 Hosen in der Mittagspause in Dombivli spazieren zu gehen...

Die gefährlichste Unternehmung?
In der Nacht beinahe von einer Rikshaw angefahren zu werden und plötzlich in einer Situation zu stecken, die auch zum Kidnapping geeignet wäre... wurde mir aber erst später gesagt, ich war in der Situation nur wütend...

Der beste Sex...

hatte etwas mit Goa zu tun...

Die teuerste Anschaffung?
Flugtickets nach Kanada

Das leckerste Essen?
Prawn Balchao in Candolim Beach

Das beeindruckendste Buch?
“Der Alchimist”- Paulo Coelho endlich habe ich es gelesen, nachdem ich es für mehrere Jahre überall mit herumgeschleppt hatte und immer alle anderen Bücher las

Der berührendste Film?
“Dhrishti” von Govind Nihalani, wenn man es als Remake von Bergmans 'Szenen einer Ehe', versteht, ist es ein schlechter Film, wenn man es als modernes Bild über die indische Gesellschaft ansieht, abseits von Bollywood-Kitsch, dann kann es sehr viel zeigen, viele Fragen stellen, manche beantworten

Die beste CD?
Eine CD, die ich zum Geburtstag von einer lieben Freundin bekommen habe.

Das schönste Konzert?
Das war kein gutes Konzertjahr für mich, auf meinem einzigen echten Konzert (Cosmic Cowboys) kam mir der Preis, für die gebotene Leistung, wahnsinnig überbezahlt vor.

Die meiste Zeit verbracht mit …?
Anand, seiner Familie, meiner Familie, meinen Katzen... insgesamt ein Familienjahr und ein sehr sehr schönes, aber nächstes Jahr darf es gerne wieder etwas mehr ein Freundejahr werden...

Die schönste Zeit verbracht mit …?
Meinem Mann

Vorherrschendes Gefühl 2008?
Immer zwischen den Extremen, unsagbar traurig, glücklich, wütend, himmelhochjauchzend, krank, nervös, (un)zufrieden, insgesamt niemals ausgeglichen... wenn das als Gefühl taugt.

2008 zum ersten Mal getan?

Chronologisch gesehen: ein halbes Jahr Indien, geheiratet, nach Kanada “ausgewandert”...

2008 nach langer Zeit wieder getan?
Kohlenhydrate in großem Stil gegessen , bye bye low carb (daher die Gewichtszunahme...)
Eine Wohnung komplett neu eingerichtet.

3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?
Der monatliche Kreislaufkollaps in Indien.
Die zwei Monate, die ich in Deutschland warten musste, bis Anand seinen kanadische Arbeitserlaubnis hatte und nach Poel kommen konnte.
Der Satz (auf meiner Hochzeit): Warum bekommt die Weiße eher zu Essen als ich?

Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Davon dass jemanden zuhören zu können, eine der wichtigsten Eigenschaften im (Zusammen-)Leben sein kann.

Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Ich habe ihn geheiratet... ;-)

Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Er mich auch.

Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
"Ach, kleine große Schwester, wenn die Probleme zu groß werden, kannst du dich immer in den nächsten Flieger setzen und nach Hause kommen..."

Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
Ich kann mir gerade nicht an irgend etwas Weltbewegendes erinnern, wenn es mir wieder einfällt reiche ich es nach...

2008 war mit einem Wort …?
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