25. Januar 2008

Da bin ich wieder

Es ist Montag der 21. Januar, 21:30 Uhr Ortszeit, also 17:00 Uhr in Deutschland. So lange noch Winterzeit ist, sind es 4 1/2 Stunden Unterschied, nach der Zeitumstellung zur Sommerzeit, werden es 3 1/2 Stunden sein,
Der Strom funktioniert auch gerade wieder und ich habe etwas Zeit gefunden, um endlich etwas zu schreiben, mal sehen, wie weit ich komme, Es ist etwas schwierig jemanden hier zu erklären, dass man ungestört sein möchte, um zu schreiben ... (“Wieso? Dann bist du doch allein..?- Ja, eben.=)
Nun habe ich ein paar Tage versucht, im Wohnzimmer, bzw. in der Nachbarswohnung zu schreiben und ich konnte noch nicht mal anfangen, wir haben stattdessen Fotos angeguckt, geredet, ich wurde ausgefragt, mir wurden Dinge erklärt, gezeigt und wir haben Fernsehen geguckt, alles andere, außer schreiben. Internet werden wir in nächster Zeit wohl nicht haben, da es auf dieser Straßenseite eben nicht geht, jedenfalls nicht für Anands Laptop/Linux Software. Müssen wir also sehen, wie man mit Hilfe der Internet-verbundenen Nachbarn, bzw. mit Internet-Cafés auskommt. Aber fangen wir ganz von vorne an:



Am Mittwoch, dem 16.01.2007 flogen wir von Tegel los. Die Nacht konnten wir kaum schlafen, zu sehr dachten wir noch über alles nach, was fehlen könnte, bzw. ob wir immer noch zuviel Gepäck hatten. Diese Sorge stellte sich zum Glück als unbegründet heraus. Unser Gepäck machte keine Probleme und kam auch ganz brav in Mumbai an. Unser Abschiedskomitee bestand aus meinen Eltern, meiner Schwester und so einigen von Anands Freunden. Ich war sehr froh, dass meine Familie wirklich gekommen war, auch wenn es für sie einigen Streß bedeutet hatte, extra für eine Stunde Abschied nach Berlin auf den Flughafen zu fahren. Der erste Flug von Berlin nach Doha mit QatarAirways kam mir recht lang vor, aber das Essen war gut (u.a. Birnen-Schokokuchen) und es war schön einmal wieder zu fliegen. Der Flughafen von Doha ist noch recht überschaubar, aber alles dort ist neu, oder erst ein paar Jahre alt, es scheint, als möchte Doha in den nächsten Jahren ähnlich wachsen, wie es Dubai bereits ist, bisher wächst es aber nur als Luftkreuz. Aus der Luft, sieht auch die Stadt sehr überschaubar aus. Die Herren tragen weiße wehende Gewänder, die Damen schwarze Komplettverhüllung, nur für den Fall, dass man es noch nicht bemerkt haben sollte, ja man ist in einem arabisch sprechenden Land gelandet (wortwörtlich). Nach 3 Stunden Aufenthalt begann gegen 23.00 Uhr Ortszeit der Anschlußflug nach Mumbai. Das Flugzeug war moderner als das erste, so konnten wir jeder am eigenen Flatscreen einen Film nach Wahl sehen, so sah ich einen etwas seltsamen Film mit Beatles Songs der mich so sehr beeindruckt hat, dass ich den Namen schon vergessen habe und Anand konnte seinen Western mit Russell Crowe sehen, dessen Namen ich fairerweise nun auch nicht erwähnen werde, aber das Wort Yuma kommt darin vor. ;-)
Mit dem selbstgewählten Soundtrack der Traveling Wilburys “Handle with Care”, flogen wir über das Meer der Häuserschluchten von Bombay hinweg und landeten eine Stunde früher, am Donnerstag um 4:30 morgens, auf dem Flughafen “Chatrapati Shivaji International Airport”. Nach dem neuen und moderneren Doha, war das schon ein großer Unterschied, die Busse sehen wohl nicht nur so aus, als wären sie den 60ern entsprungen, der Fußboden hatte schon bessere Zeiten erlebt und die Gepäckbänder quietschten so sehr, dass selbst Ohren zuhalten nicht mehr half. Aber sie waren in der Mitte mit grünem Kunstrasen verziert. Vor dem Eingang warteten Menschenmassen auf ankommende Besucher, damit sie besser sehen konnten, wurden alle Ankömmlinge gefilmt und auf eine Großleinwand nach draußen übertragen. Trotzdem stelle ich es mir etwas schwierig vor, in dem Gewühl jemanden zu finden. Das Wetter war um diese Uhrzeit warm aber nicht zu warm. Aufgrund der “Flugverfrühung” warteten wir noch eine Weile auf Anands Bruder, ehe meine erste Fahrt durch Mumbai begann. Gegen 6 Uhr morgens sind die Straßen noch recht still, überall sah man die Leute erwachen, in einer Slumsiedlung waren die Menschen mit Handtuch unterwegs zur nächsten Wasserstelle, die Autorikschas hupten, die Lkws fuhren wie sie wollten, die Straßenhunde ließen sich von gar nichts beeindrucken und schliefen einfach weiter. Auf einer Mautstraße sah man die Teerkocher schon bei der Arbeit, auch wenn jedes zweite Feuer eher zum Teekochen genutzt wurde. Manche Menschen lagen direkt zwischen der Betonabsprerrung und der Straße, hatten also ca. 50 cm Platz, Decke, Kopfkissen und schliefen offensichtlich noch tief und fest auf der Hauptverkehrsstraße, ich wollte mir in dem Augenblick nicht vorstellen, was passiert, wenn ein Lkw mal eben zur Seite fährt oder jemand anderem ausweichen muss. Da auf den Straßen kein Licht ist, fuhren manche Schulkinder in tiefster Dunkelheit mit dem Fahrrad zur Schule, auf einmal sah man sie im Autoscheinwerfer, quasi aus dem Nichts auftauchen. Die Mautstraße war in besserem Zustand, die Straßen im nach ca. einer Stunde erreichten Dombivli eher weniger, auch muss man als Autofahrer immer aufpassen, auf Fußgänger, die plötzlich die Straße überqueren. Am Haus von Anands Eltern angekommen, hieß es ersteinmal einige zeremonielle Formalitäten zu meistern und als es zum Teetrinken und Reden übergehen sollte, fiel ich einfach in mich zusammen und wollte nur noch schlafen. Kein Tee, kein Gespräch , kein nix– zwei durchwachte Nächte forderten ihren Tribut und ich konnte problemlos auf dem nichtgefederten und bretthartem Bett einschlafen. Anand war so glücklich nach 3 Jahren wieder zu Hause zu sein, dass er nicht müde sein konnte.
Nach einigen Stunden Schlaf, begann am frühen Nachmittag dann unser Vormittag. Alle Dinge im Haus sind hier so in etwa wie in Deutschland, man muss nur das entsprechende Äquvalent finden. Statt Dusche(dafür reicht der Wasserdruck nicht) eben Wasser aus den Tanks, bis 11 Uhr aus dem vom Dach, also recht warmes Wasser, danach aus dem unteren kälteren Tank, dann benötigt man noch etwas erwärmtes Wasser aus der Küche, damit es nicht unangenehm kalt wird und dann kann man sich mit den Eimern samt Wasser übergießen. Ein bißchen so wie beim Camping, etwas improvisiert, aber es funktioniert. Die Toilette rief ein lauteres “Uff” bei mir hervor, tut sie auch immernoch- ich befürchte an dem Punkt bin ich einfach zu sehr Europäer um mich an die Hockvarieante ohne Papier zu gewöhnen. Die Luft wird durch Ventilatoren gekühlt, der Wind verscheucht abends auch die Moskitos- zumindest einige. Die Fenster sind alle vergittert und einmal am Tag werden alle Räume mit einer Wasser-Seifen-Desinfektionslauge gewischt, so dass sich eventuelle Larven nicht entwickeln können. Der Strom fällt auch nicht willkürlich aus, sondern es gibt für jeden Tag festgelegte Zeiten, wann er da ist und wann nicht, aber täglich sind es ca. 6 Stunden ohne Strom. Dann laufen überall die Generatoren an, um eine Notversorgung zu gewährleisten. Der Ausblick auf den Hinterhof des Nachbarhauses zeigt Häuser, die schon bessere Tage gesehen haben und im Hintergrund ein paar Palmen, die hier recht zahlreich stehen und beträchtliche Höhen erreichen.
Die nahegelegene Bahnlinie kann man nicht sehen, aber stets die Züge hören, die Schnellzüge sind sehr laut und lang, die local trains, eher sowas wie die S-Bahn von Mumbai rattern gemütlicher vor sich hin. Morgens kann man auch die Lautsprecherdurchsagen des Bahnhofs hören, am Tag überdeckt der übliche Straßenverkehr dies.
Nach dem Frühstück kam Anands Schwester mit ihrem 4 jährigen Sohn Tarun zu Besuch, ein äußerst lebhafter Junge und zusammen fuhren wir mit der Autorikshaw zum Haus des ältesten Bruders und besuchten dessen Familie. Rikshawfahren ist eigentlich ganz lustig, man freut sich nur, dass man nicht selber fahren muss, denn wenn man mal wieder den Verkehr von allen Seiten auf sich zu rasen sieht, wird einem doch etwas anders. Aber der Rikshawallah findet immer einen Weg. Natürlich sind die Rikschas nicht so gefedert wie Autos, so dass man jedes Schlagloch voll auskosten kann.
Bei Haus des Bruders angekommen trafen wir auch Anands Großmutter, die mir 101 Rupien gab (zusammen mit vielen Segnungen), ca. 2 Euro, die Zahl soll Glück bringen. Außerdem warteten Atharv und Navya, genannt Dori, die weiteren Neffe/Nichte auf uns. Atharv ist wesentlich ruhiger als Tarun und muss immer den gute Jungen spielen, d.h. wenn Tarun mal wieder Blödsinn macht, muss er zeigen, wie vernünftig er sein kann. Ich glaube, diese Rolle findet er ziemlich blöd, auch wenn er dafür gelobt wird. Dori ist erst ein paar Monate alt und der Liebling aller Anwesenden, Ihr Vater ist davon überzeugt, dass sie mindestens mal Miss India wird. Ihre derzeitige Vorliebe besteht eher darin, anderer Leute Haare zu zerrupfen, was sie mit erstaunlicher Kraft und viel Freude hinbekommt. Nach dem Abendessen im Kreise der Familie (auch kompliziert, weil auf dem Boden sitzend mit Händen und Löffel, ich entdeckte aber auch meine Vorliebe für Laddus- süße feste Teig-/Nussbällchen) fuhren wir abends zurück zum Haus der Eltern. Auch in der Nacht störte mich das Bett nicht, ich war immer noch sehr müde.

3 Kommentare:

  1. Dein Film hieß Across The Universe und jetzt bin ich total neidisch, weil ich ihn noch nicht gesehen habe...

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  2. Ich glaub sowieso, dass Du unter allen Umständen schlafen kannst. :)

    Schön, endlich von Dir zu hören, hab in der Zwischenzeit viel an Dich gedacht.

    Du kannst ja in ein Word/Open Office Dokument bloggen, dann brauchst Du nur ein paar Momente online, wenn Du den Text hochlädst. Jaja, super Ratschlag, kommst Du bestimmt nicht selbst drauf. ;)

    Ganz liebe Grüße. Hab ich erzählt, dass ich mir neulich ganz alleine Chai Tee gekocht hab?

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  3. hmm, ich fand den Film nicht so richtig gelungen...

    @susi, ja das mit dem chai hast du erzaehlt. Ich schreibe immer offline, bin aber noch eine woche im rueckstand. da jedes bild hochladen immer so ca. 10 min dauert und wir noch kein internet selbst haben, finden sich die gelegenheiten recht selten
    ich denke auch oft an dich und viele liebe gruesse an biff

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