8. Februar 2008

Hilfe, ich habe ein Farbproblem II

Tag drei meiner Erkältung begann immer noch etwas bescheiden. Anand hatte es mittlerweile auch erwischt. Nach dem Morgengebet gingen wir einmal um den Block, um Briefmarken zu kaufen und es war wirklich kalt.
Nach dem Mittag probierte ich die Salwar Kameez(-es?- Mehrzahl?) an, die schon eine Weile im Schrank schlummerten und alle Anwesenden waren der Meinung, dass alles perfekt sitzen würde und man rein gar nichts daran verändern müsste. Nur trage ich Salwar Kameez nicht zum ersten Mal um zu wissen, wie es wenigstens sitzen sollte und ich wagte zu behaupten, dass mal eben alles zu groß sei Leider verstand Anand das falsch und so schwang er sich zum Retter der Entrechteten und Unterdrückten auf, um seiner Mutter zu erklären, dass ich überhaupt nirgends auch nicht im hinterletzten Dorf traditionelle indische Kleidung tragen muss wenn ich das nicht will. Seine Mutter mag einerseits genauso wenig seinen Tonfall wie ich, wenn er anfängt wild zu diskutieren und andererseits erklärte sie ihm, dass in diesem hinterletzten indischen Dorf eben Verwandte wohnen, deren Sitten man beachten muss und Kleidung ist in der Form auch eine Achtung dieser Sitten. Als ich wiederum versuchte Anand zu erklären, dass es mir einzig um die Passform ging, war er erst recht beleidigt und machte nun mich dafür verantwortlich, dass er sich mit seiner Mutter streiten musste. ..... (ohne Worte)
Bei der Gelegenheit kam dann auch wieder der völlig unpassenden Saree zur Sprache, den wir am Vortag gekauft hatten und da war ich nun doch langsam etwas verärgert. Wenn man einen roten Sari kaufen soll und stattdessen einen dunkelroten kauft, ist das nicht so weit davon entfernt. Ich meine, ich hätte auch einen weißen wählen können, der typischen Witwenfarbe, dann hätte ich das Missbillen verstehen können, aber so war es mir langsam alles etwas zu viel. Abends holten wir meinen fertig genähten Salwar Kamez ab, dessen Hosen wesentlich besser passten, ohne deswegen schmaler sein zu müssen. Die Hosen sind am Bund immer so geschnitten, dass für den Fall vorgesorgt wird, man würde plötzlich schwanger mit Vierlingen. Da sich in den letzten Jahren verstärkt eine Art Leggingsform bei den Hosen durchgesetzt hat, sieht es ein wenig komisch aus, die schmalen Hosenbeine und am Bund eine Art Ballon aus Stoff, den man um die Hüfte herumdrappiert. Nach einem weiteren Shopping-Versuch sahen wir ein, dass ich mich heute einfach nicht mit der Kombi- leerer Shop und fünf Verkäufer arrangieren konnte und so spazierten wir auf den staubigen Straßen zurück. Dabei zeigte mir Anand zwei seiner Spielplätze. Aufgrund der Stromabschaltung war es aber bald zu dunkel, denn damit man nicht ständig in diverse Löcher stürzt, braucht man Licht auf den Straßen. Den fertigen Anzug zog ich gleich an, denn es waren mal wieder Besuche bei Nachbarn angesagt, einmal in der ersten Etage und dann noch gegenüber von uns. Ich wurde so oft mit Haldi und Sindoor also gelb und rot auf der Stirm bedacht, dass sich ein Teil regelrecht festsetzte. Alle mochten den Salwar Kameez, und ich auch, nur besteht er ebenfalls aus einem leuchtenden türkis und ich sehe in der Sommerfarbe samt meinem Winterblass-ton extra fahl aus. Aber wie gesagt, die Diskussion hatten wir schon, sie wird hier definitiv überhaupt nicht verstanden, vielleicht sollte ich ins Solarium gehen.. auch wenn ich bezweifele, dass es hier so etwas gibt.

1 Kommentar:

  1. Liebe Thea, es ist wirklich sehr interesant Deinen Bericht zu lesen. Zumal ich ja fast das selbe Schicksal hätte teilen können. Du schreibst auch sehr bildhaft. Ich werde es weiter verfolgen und hoffe es geht euch gut in Indien!! Ist doch erstmal ein Kuturschock sicherlich. Alles Liebe und Gute für euch !!!

    Liebe Grüße aus Berlin Cindy

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