29. Oktober 2008

Schneebilder im Morgengrauen








Nach einigen Versuchen Schneeflocken am Fenster zu fangen (hinterm Moskitonetz) und dann festzustellen, dass Schnee ganz schön nass sein kann, wurde Schnee für die Katzen langweilig.

Diwali im Schnee


Das Fest, das in Indien eine Bedeutung hat, die irgendwo zwischen Weihnachten und Sylvester anzusiedeln ist, spielt im öffentlichen Leben in Ottawa keine Rolle.
Das war ein bißchen überraschend für uns, denn schließlich werden alle anderen großen Feste (Eid Mubarak, Chanukkah etc.) von den in Kanada lebenden Immigranten groß gefeiert und die indische Gemeinde ist auch nicht gerade klein.
Eigentlich wollten wir an diesem Tag unsere Einzugsparty feiern, aber diese wurde auf Samstag verlegt und so feierten wir dann eher bescheiden. Mit sieben Teelichtern statt Öllämpchen und einem Marmeladenkeks als Opfergabe für Laxmi, statt Ladoos und Daal (Pfannengericht aus Linsen) als Festessen. Immerhin erfuhren wir von Anands Bruder aus Delhi, dass auch er nicht feiern konnte, sondern arbeiten musste. Sein Diwali besteht insofern nur aus der Pooja (Zeremonie mit Priester) am nächsten Tag im Büro, in der alle Computer und Büromaterialen gesegnet werden.
Am Abend begann der Regen dann in Schnee überzugehen, der aber immer sofort wieder wegschmolz, so dass ich mir nicht vorstellen konnte, wie daraus noch 20 cm Schnee werden sollen. Aber so langsam blieb immer mehr erst auf den Autos, dann auf dem Rasen und letztlich auch auf der Straße liegen, so dass wir noch einen kleinen Spaziergang rund-um-den-Block im Neuschnee machten... (okay, ich habe Anand mehr oder weniger dazu gezwungen.) Es war kalt, stürmisch, die einzigen Menschen, die außer uns unterwegs waren, hatten Hunde und es war toll. Die roten Blätter, die an den Bäumen hingen (eigentlich befinden wir uns noch im Endstadium des Indian Summer auch wenn aus ihm plötzlich ein Indian Winter geworden war), der Sturm der Schneeflocken und Blätter gleichermaßen durchschüttelte, Bäume leuchtend rot und weiß im Schein der Straßenlaternen und dahinter der schwarze Himmel, ein Bild, das meine Digitalkamera nicht bewältigen konnte.
Heute morgen stapfte ich dann beim ersten Tageslicht nach draußen um einige Schneebilder zu machen (so ungefähr 10 cm Schnee blieb letztlich liegen) und all die Leute, die fluchend ihre Autos freischaufelten, guckten auf einmal amüsiert, als sie mich mit der Kamera auftauchen sahen und zeigten auf Stellen, die ich ihrer Meinung nach auch noch fotografieren sollte. Denn der Wintereinbruch ist selbst für kanadische Verhältnisse etwas ungewöhnlich und der Schnee sieht durch die leuchtenden Blätter einfach toll aus. Nun ist schon einiges weggeschmolzen, es wird heute bis 3 °C warm und morgen ist wieder Sonnenschein, so dass das erste Winterintermezzo bald wieder vergessen sein wird.

Vor dem Schnee, keine Sonne, grauer Himmel.

27. Oktober 2008

Projekt Ole

Nachdem meine Mutter schon mehr als einen Pullover für ihn gestrickt hat und sogar meine Schwiegermutter ihm einen Overall genäht hatte, war es an der Zeit, dass ich auch einmal etwas für meinen treuen Begleiter auf allen Reisen nähen würde.


Ich hatte ihm pünktlich zu Diwali einen “Kurta Pajama” versprochen und fröhlich zugeschnitten. Etwas verwundert hat es mich dann doch, dass was ich als Ein-Nachmittag-Arbeit ansah, drei Tage dauerte, so knifflig waren die Details.

Seine Reaktion: Nett, aber ein bisschen eng, beim nächsten Mal bitte etwas großzügiger nähen...

Aber ich glaube, bis zum nächsten Mal wird noch eine Weile vergehen...

Deko

Wie immer einfach aufs Album klicken =)

Halloween

Halloween rückt immer näher, dieses Fest, dass für den Europäer als Unfest auf gleicher Stufe steht wie Thanksgiving und Valentinstag und es blockiert bereits seit Anfang September sämtliche Läden. So langsam mehren sich auch die Hausdekorationen, so dass ich mir dachte, ich bastele ein kleines uninspiriertes Fotoalbum, dass ich dann noch weiter ergänzen kann.

Im Fernsehen laufen nur noch Horrorfilme, das fand ich solange schrecklich, bis gestern nachmittag dann “Tim Burtons – The Corpse Bride” lief. Da ich den Film schon längst einmal sehen wollte, war ich mit all dem Halloween-Kram wieder versöhnt.



23. Oktober 2008

Truly (canadian-) american

Rockin' Johnny's Diner

In der Nachbarschaft


Schulbusparkplatz


und Bauarbeiter tragen wirklich alle Holzfällerhemden


der Winter naht

Liquor Stores

In einen dieser Läden geht man, wenn man Alkohol kaufen möchte und nicht in Quebec wohnt.

In Ontario ist die Alkoholverkaufslizenz so teuer, dass sich ein normaler Supermarkt diese gar nicht würde leisten können, während in Quebec Alkohol überall erhältlich ist, (in dezenten blickdichten Verpackungen natürlich, denn wer Alkohol trinkend von der Polizei auf der Straße erwischt wird, kommt in ernste Schwierigkeiten.)

Der Beer Store verkauft dabei – wie der Name schon andeutet – Bier, und zwar hauptsächlich amerikanische Sorten, während im LCBO (Liquor Control Board of Ontario) alles von Wein über Whiskey und vielen ausländischen Biersorten verkauft wird. Dabei gilt : Importbiere z.B. aus Polen sind billiger, und sie werden in 0,5 l Flaschen verkauft (ca. 2,40 $), während die teureren kanadischen Sorten im 0,33 l- Format daherkommen (klar, sie müssen schließlich keine Transportkosten bezahlen und diesen Luxus bezahlt man mit höheren Preisen...?).

Kein Wunder also, dass Anand zwar mit Canadian Molson anfing, aber mittlerweile bei Zywiec, Warka,Tyskie und Okocim gelandet ist. Er hatte auch drei kanadische Whiskey-Sorten ausprobiert, von denen Wiser's noch die beste war, während andere z.B. Canadian Club am besten in Cola ertränkt werden.

Was auch interssant ist, man bezahlt Pfand für jede Flasche Alkohol, die man im Beer Store oder im LCBO kauft und wenn man sie zurückbringt (das ist wiederum für alle Flaschen egal ob Wein oder sonstwas, nur im Beer Store möglich...) bekommt man auch sein Pfand wieder. Wie auch in Deutschland hat das dazu geführt, dass die Straßen recht scherbenfrei sind, denn irgendwen gibt es immer, der die Flaschen sammelt und abgibt. So gibt es auch in Ottawa eine nennenswerte Gruppe Obdachloser (wenn auch nicht in dem Ausmaß wie in den großen Städten), die die Mülltonnen nach leeren Flaschen durchsuchen.

Ach ja, nur im Gegensatz zum Thema, zwei Werbeplakate, die die Menschen zum mehr Milch trinken animieren sollen (man beachte die Katze im Bild 2):

Kuhfund

Hier nun der nachfolgende Fotobeweis zu der möglicherweise etwas unverständlichen Mitteilung in Twitter, dass Shweta eine Kuh gefunden hat:

Wie es dazu kommen konnte? Nun unsere Wohnung hat ein schwarzes Loch. Es befindet sich im Schlafzimmer, neben der Heizung. Dort gab es wohl irgendwann mal einen Wasserschaden oder die Heizungsrohre waren nicht dicht, mit dem Resultat, dass der Fußboden an dieser Stelle mit der Zeit vermoderte und ein ca. 15 cm tiefes und im Durchmesser 10 cm breites Loch entstand. Im Wohnzimmer gab es wohl das gleiche Problem, doch dort wurde die betreffene Diele durch ein neues Teilstück ergänzt. Da wir leider keine Profis sind, denken wir noch über die beste – uns Laien mögliche – Reparatur nach, sind aber bisher über ein darüber gelegtes Stück Holz, das vom Bettaufbau übrig blieb, nicht hinaus gekommen. Dieses Loch ist leider einer der Lieblingsspielplätze der Katzen geworden, vor allem Shweta “fischt” mit Vorliebe darin herum und holt eklige Dreck-Staub- irgendwas- Stückchen daraus hervor, die ich dann schnell entsorge. Als sie mal wieder begeistert mit einem dieser Erfolge herumspielte, wollte ich das auch wieder entfernen, aber dann sah ich, dass im Dreck noch etwas weiß aufblitze und unter Wasser entpuppte sich dieses als kleine Plastikkuh. Nun weiß ich mit Gewissheit, dass das Loch schon länger dort ist, es ist sozusagen historisch.

Ich hatte auch etwas Sorge, den Katzen die Kuh zurückzugeben, denn sie war doch sehr klein und ich wollte nicht, dass sie sie verschlucken würden. Aber als ich dann sah, was alles in dieser Wohnung verschluckbar und erreichbar ist, dachte ich mir, dass die Katzen eben doch nicht so blöd sind und Ausversehen eine Kuh verschlucken.

17. Oktober 2008

Auch das noch


Heute ist Karwa Chauth, das ist ein Fest, das einmal jährlich vor allem in Nordindien gefeiert wird und an dem die Ehefrau zu Ehren ihres Mannes vier Tage nach dem Vollmond, von einem Mondaufgang bis zum nächsten fastet (es wird auch kein Wasser getrunken...). Damit wird an Karwa erinnert, eine Frau, die sich für ihren Mann aufopfern wollte und so sogar Yama, den Todesgott umstimmen konnte, dass er ihren toten Mann zurückschickte. In den Filmen wird das immer als sehr romantisches Fest dargestellt, der Mond spiegelt sich im Wasser, es gibt Blumen und dann kommt der Mann und reicht seiner Frau, die in ihrem schönsten Sari und Schmuck gekleidet ist und die schließlich einen Tag lang für seine zukünftig gute Gesundheit gefastet hat, das erste Wasser des Tages. In der Realität sieht das ganze etwas nüchterner aus.

Anands Familie war ganz aufgeregt, über mein erstes Karwa Chauth, Anands Mutter ließ eine e-mail über einen Nachbarn schicken, sie rief an um all die Rituale zu besprechen, Anand sprach mit seiner Schwester und sein Bruder rief an, um zu ergänzen, dass auch nach dem Fastenbrechen an dem Tag kein Alkohol und kein Fleisch gegessen werden darf, da Anands Mutter Dinge die sich von selbst verstehen nicht extra erwähnt. Wir handelten ein paar Dinge aus, die man essen/ trinken darf: Bananen, Gurke, Milch.... Gar nicht geht alles was irgendwie hergestellt wird, sei es Tee, warmes Essen, Brot, Schokolade, Salz, Gewürze u.s.w. ... na gut, dachte ich... einen Tag sollte man auf Basis von Milch und Bananen über die Runden kommen, einen echte Fastenkur ist das nicht gerade. Das sah auch Anand so und fastete aus Solidarität mit. Vielleicht sah er aber auch, dass ich das Fasten insgesamt als ziemlich ungerecht ansah, schließlich hat die arme Karwa sich nur deswegen aufopfern wollen, weil das Leben als Witwe in Indien irgendwo zwischen Dienstmagd und Prostituierte anzusiedeln, nicht unbedingt lebenswert ist und überhaupt wieviele Männer würden sich denn bitte schön für ihre Frauen aufopfern.. na? - Schweigen im Walde.... . Ich sollte also von Sonnenaufgang (noch ein Kompromiss) bis Mondaufgang nichts kochen ( ein leichtes für mich =) und nur das essen war erlaubt ist, die Pooja würde Anands Mutter in Indien durchführen und wir würden unseren Teil der Rituale dann hier ergänzen... ich in meinem schönsten Chanyia Choli (zu schade, dass ich keinen mit nach Kanada genommen habe...;-)... Na ja, das Frühstück war okay, aber schon bald begannen Kopfschmerzen, leider lösen fast sämtliche Nahrungsumstellungen bei mir zuerst Kopfschmerzen aus, vorallem diese die ohne schwarzen Tee zum Frühstück beginnen (ich oute mich als Mitglied der anonymen Schwarztee-Abhängigen (ASTeeA))und mein Tag wurde etwas miserabel. Ich besuchte meinen Lieblings-Second-Hand Laden, in dem 50%-Rabatt-Tag war und konnte mich auf nichts konzentrieren, ich ging nach Hause, versuchte zu schlafen... es ging nicht... gegen eins gab ich meine Fastenkur auf, denn ich konnte nicht mehr so recht einsehen, dass ich für Anands zukünftige Gesundheit gerade meine Gesundheit beeinträchtigte. Immerhin mit schlechtem Gewissen nahm ich zuerst eine Tablette und machte mir dann einen Tee. Ein Tee verlangt nach einem Stück schwarzer Schweizer Schokolade, welches nach einem zweiten Stück verlangt.... es ging mir zwar nun besser, aber die Kopfschmerzen kriege ich heute nicht mehr in den Griff, denn wenn sich eine Migräneattacke schon so weit entwickelt hat, sagt sie auch zu jeder Tablette nur noch... nett, du auch hier... (ich hatte schon mal eine ein-monatige Fastenkur, die dazu führte, dass ich ein halbes Jahr die schlimmsten Kopfschmerzen meines Lebens hatte, irgendwie hatte ich dieses Erlebnis wohl mit den Jahren verdrängt)

... und was wird nun aus all den Ritualen, die noch folgen soll(t)en? Der Mond, hinter den Wolken, Abendessen, das ich nicht vorbereiten konnte... ich weiß es nicht und ehrlich gesagt, können Kopfschmerzen auch ganz schön am Nachdenken hindern, so dass ich diesen Blogbeitrag jetzt lieber beende, ehe ich nur noch Mist schreibe....

Oh nur noch das, laut Wikipedia, findet Karwa Chauth in Kanada zu einer anderen Zeit als in Indien statt, da die Position des Mondes hier eine andere ist. Während es nach dem Hindu-Kalender in Indien am Panchanga-Tag so weit ist, wäre Kanada am Tritiya Tag (dritten?) dran... Gute Nacht.

Update: Da Anand tatsächlich den ganzen Tag gefastet hatte (ich fühle mich schlecht :-( führten wir doch noch einen Teil der Rituale am Abend durch. Der Mond zeigte sich überhaupt nicht, der Teil der Rituale wurde also nur in die unbestimmte Richtung des Erdtrabanten durchgeführt, die Katzen wurden auch gesegnet und Anand hat sogar gekocht: Aloo-Curry. Wow. Und jetzt hat er eine Erkältung...

Gatineau Nationalpark

Lesen

Unser Sonntagsausflug in der Gatineau-Nationalpark geschah an einem Wochenende, an dem wir ohnehin schon sehr viel zu tun hatten. Den Samstag verbrachten wir mit dem Wocheneinkauf, dann brachte Anand ein paar Dinge in der Wohnung und an unseren Fahrrädern an (Badregale, ein Ständer für mein Fahrrad u.a.) Danach mussten wir unseren Staubsauger umtauschen, denn er sah zwar gut aus, handlich und orange, hatte aber leider keine Kraft und in einer Wohnung mit zwei Katzen kann man es sich nicht leisten einen Staubsauger zu besitzen, der nur gut aussieht aber nicht saugt. Der neue ist groß und unhandlich, die Lautstärke grenzt an Körperverletzung, aber er saugt alles weg, was sich ihm in den Weg stellt. Dann fuhr Anand zu seinem Kollegen, von dem wir jede Menge Möbel bekamen weil dieser nach Spanien zurückkehrte. Diese Möbel musste Anand erst auseinander bauen und als sie dann in unserer Wohnung standen, war der Tag auch schon fast um. So kamen wir nur noch dazu, den Fernsehtisch zusammenzubauen, der Rest stand die Woche über noch in Teilen herum.

Als wir also am Sonntag, die Wohnung verließen, hätten wir eigentlich genug zu tun gehabt, um problemlos den Tag zu füllen. Mir war auch etwas mulmig zu Mute, hatten wir die Kätzchen doch noch nie solange alleingelassen. Würden sie zurecht kommen und was könnten sie alles anstellen? Aber andererseits war es auch gut, einmal etwas anderes zu unternehmen, einmal nicht das Wochenende in Dollarama, im Baumarkt oder bei IKEA zu verbringen, wie wir es die Wochenenenden zuvor getan hatten und wenn es nicht gerade an diesem Möbel-Aufbau-Wochenende gewesen wäre, wäre es wohl noch besser gewesen.

Wir verbrachten den Tag mit einigen Kollegen von Anand. Ein Kollege holte uns mit seinem Auto ab und nach einem kleinen Problem, weil er die falsche Adresse in sein Navi eingegeben hatte, landeten wir in Gatineau, beim Museum für Zivilisation. Da warteten schon der Rest der Truppe und es ging auf ins Museumscafé zum Frühstückessen. Es war neun Uhr, das Café öffnete um neun und es war absolut leer. Damit meine ich nicht nur keine Menschen, sondern auch nichts zum Essen. Sie begannen erst alles vorzubereiten und so hatten wir keine große Auswahl (ich würde das Lokal nicht gerade zum Frühstücken weiterempfehlen wollen..) letztlich entschieden wir uns dann für Kekse und Kakao. Nach diesem etwas unergiebigen Anfang fuhren wir nun alle zusammen zum Besucherzentrum des Nationalparks Gatineau im Nordwesten der Stadt. Gatineau ist der Teil von Ottawa auf der anderen Seite des Flusses in Quebec. Der größte Unterschied zu Ontario - ausser dass nur französisch gesprochen wird- ist, dass man in jedem Laden auch Wein und Bier kaufen kann und nicht nur im Alkoholfachladen, aber ehrlich gesagt, hätte ich das auch fast nicht anders erwartet (Francokanadier eben)- die Preise sind aber dieselben.

Die Fahrt führte durch erste bunte Herbstwälder, es war zwar noch etwas Zeit bis zum echten „Indian Summer“ aber viele Bäume leuchteten bereits gelb und rot, wenn die Sonne an diesem grauen Tag einmal für kurze Zeit aus den Wolken blitzte.

Der Plan sah vor, dass wir entweder eine kleine Bootstour oder eine Waldwanderung machen würden, wenn die Boote z.B. bereits alle verliehen waren. Im Besucherzentrum erfuhren wir viel über den Naturfilmer Bill Mason, der sein Leben am Lake Meech verbracht hat und diesen durch seine Wolfsdokumentationen bekannt gemacht hat, außerdem wurde uns eine Bootstour am wilden Lac Lapeche empfohlen oder eine zweistündige Trekkingtour auf dem Wolfspfad am oben genannten Lake Meech.

Zuerst fuhren wir weiter westwärts zum Lac Lapeche, immer dichter hinein in die Wälder des Nationalparks. An der Bootsverleihstation herrschte am Ende der Saison kein großer Andrang und so mieteten wir für eine Stunde Kajaks und ein Kanu für Anand und mich. Mit dem Kajak ist man zwar schneller unterwegs, weil diese nur aus Hartplastik bestehen, aber man ist auch dem Wasser viel näher und wird ohne Trockenzeug ziemlich nass und für diese Spritztour war mir der Tag einfach schon viel zu kalt. Es war schön, wieder einmal auf dem Wasser zu sein. Das Kanu war rot und sah mit seinen Holzpaddeln fast wie ein Indianerkanu aus. Der See ist wirklich wildromantisch, mit Felsvorsprüngen am Ufer, wenig Menschen und viel Wald drumherum. Aber mit Anand im Kanu war es doch recht problematisch, denn er hatte seine eigene Idee davon, wie man solche Paddel bedient, die sich nicht unbedingt mit meinen deckten. Auch die Ratschläge der anderen wollte er nicht annehmen, so dass das Vergnügen nur noch bedingt eines war. Wenn wir uns nicht gerade im Kreis drehten, trieben wir weiter auf die Seemitte hinaus, wo wir viel stärker mit den Wellen zu kämpfen hatten, als im geschützten Uferbereich. Ich weiß nicht, ob er eher auf mich gehört hätte, wenn wir nur alleine unterwegs gewesen wären, aber so war es für mich sehr anstrengend und eher nicht wiederholenswert. Nun dachten wir eigentlich, dass es nach dem gemeinsamen Mittagessen so langsam zurück nach Ottawa gehen würde, aber auf einmal stand die Trekkingtour doch noch auf dem Programm.

Also kauften wir nur hektisch etwas im Generalwarenladen zurück am Besucherzentrum, schielten neidisch auf Gallerien und die gemütlichen kleinen Cafés dort und weiter ging es in den Wald. Diesmal gab es Kekse mit Chips, der nächste kulinarische Höhepunkt des Tages. Die Gruppe teilte sich nun in eine unwillige Hälfte, die eher missmutig mitkam und viel lieber schon auf dem Rückweg wäre und eine enthusiastische Wanderhälfte, die gar nicht genug Bewegung bekommen konnte. Am Lake Meech konnte man sehen, dass die Bekanntheit wohl auch durch Bill Masons Filme, dem See nicht gut bekommen war. Überall standen Ferienhäuser, es gab angelegte Badestellen, Strände und Straßen, ich vermute einfach mal, dass sich dort nicht mehr allzu viele Wölfe aufhalten.

Der See ist ebenso schön wie Lac Lapeche, aber eben viel besiedelter, es gibt alte Farmen und aufgegebene Obstplantagen, so dass die Wälder anders (zivilisierter) aussehen. Der Wolfspfad führt weit hinauf in die Berge über den See und zeigt auf einem Rundkurs auf der linken Seite, viele Ausblicke über den See, die sehr schön aussehen sollen. Leider gingen wir den Pfad andersherum und da wir ihn nicht beendeten, entgingen uns auch sämtliche Ausblicke. Die Sportentusiasten gingen in den Wald hinein und waren verschwunden, während sich der Rest von uns, die steilen Wege hinauf quälte. Wann immer etwas vergleichbar mit ständigen Treppensteigen ist, meldet sich mein (Belastungs-)Asthma und so stapfte ich eher verdrossen weiter, mit hochrotem Kopf und einem Atem, der nach ständigem -aus-dem-letztzen-Loch-pfeifen klang. Es war dann aber die Freundin eines Kollegen von Anand, die zuerst aufgab, denn zum einen war ihre Kleidung vom Kajakfahren noch nass und das war in der beginnenden Dämmerung schon sehr kalt und zum anderen hatte sie im Vertrauen auf die Bootstour, nur eine Ballerinaversion von Turnschuhen an. Das reicht zwar zum Laufen auf ebenen Gelände aber im Anstieg knickte sie ständig weg. Sie wollten dann nur noch hinunter zu den Autos steigen und ein weiterer Kollege erbot sich, beide nach Ottawa zu fahren. Spontan wollten Anand und ich ebenfalls mitkommen, aber wie sollten wir die Sportenthusiasten benachrichtigen? Wie immer in solchen Situationen, hat natürlich niemand Stift und Zettel dabei und so marschierten Anand und ich den Sportlern hinterher, während die anderen abbrachen und zurückfuhren. Wir waren nun viel schneller unterwegs, denn wir versuchten sie einzuholen und hatten gleichzeitig etwas Sorge, dass sie den Rundkurs eher beenden als wir, sehen, dass das andere Auto schon weg ist und auch losfahren, im Vertrauen darauf, dass alle schon Richtung Ottawa unterwegs sind. Ich sah mich schon im finsteren Wald übernachten.

Also hechteten wir die Anstiege hinauf, mir wurde schwindelig und auch das Gelände war mit vielen Bächen durchzogen, schwierig zu erlaufen. Ich dachte nur, warum um alles in der Welt wollten wir so höflich sein und sie benachrichtigen, wenn es ihnen offenbar sch**ßegal war, was wir machen. Gottseidank hielten sie aber an einer Wegbiegung an, um einen Pfeil auf den Boden zu malen und wir konnten sie „erwischen“. Dort konnten wir auch einen Blick auf die Karte werfen und sehen, dass wir ungefähr ein Drittel der Strecke geschafft hatten und ich offenbar nicht in der Lage war noch weiter bergan zu laufen. Also gaben Anand und ich auf, gingen wieder zurück und die anderen marschierten weiter aufwärts.

Nun hatten wir alle Zeit der Welt, es ging bergab, die Sorgen waren weg- das Leben war wieder schön.

Die Dämmerung brachte sehr tiefstehendes warmes Sonnenlicht, das für einige Zeit den Weg erhellte, wir bewunderten kleine Wasserfälle, Pilze, alte umgestürzte Bäume mit ihren riesigen Wurzeln und bunte Blätter in moorigen Tümpeln . Für all das war bei dem vorherigen Gewaltmarsch keine Zeit gewesen und so konnten wir den Waldspaziergang auch wieder genießen.

Am Ufer des Lake Meech angekommen, hatten wir ca. eine Stunde Wartezeit ehe wir mit den anderen rechnen konnten. Da wir uns nun nicht mehr viel bewegten, wurde es schnell sehr kalt und sehnsüchtig dachte ich an Tee, Suppe oder Glühwein, alles war irgendwie wärmen könnte, denn die dünne Sweatshirtjacke war nun nicht mehr ausreichend. Aber nach einer Stunde waren die anderen endlich mit ihrem Sport fertig, erzählten von den tollen Ausblicken und was wir alles verpasst hätten, aber das war uns egal, es ging zurück nach Ottawa, in einem warmen Auto. Gegen sieben erreichten wir unsere Wohnung, die Kätzchen hatten geschlafen und es ging ihnen gut.

Genau drei Tage nach unserem Ausflug bekam ich eine Erkältung, die sich gewaschen hatte. Natürlich weiß ich, dass man Erkältungen nicht bekommt, weil einem kalt ist, sondern weil man sich einen Virus von jemanden einfängt der erkältet ist. Aber ich denke, an dem Sonntag habe ich mein Immunsystem zumindest so nachhaltig geschwächt, dass der Virus nur noch ein leichtes Spiel hatte. Was bleibt ist die Erinnerung an wunderschöne Wälder und Seen und der Wunsch, irgendwann wiederzukommen, idealerweise mit viel mehr Zeit und bei besserem Wetter.