10. Juli 2013

Baltimore - World Famous Lexington Market

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In den meisten großen Städten findet man alte Markthallen, die einst aus den (später überdachten) Bauernmärkten entstanden und sich heutzutage sowohl als Touristenattraktion - als auch normalen Marktverkauf für die Stadt anbieten. 
In Ottawa ist das der Byward Market, heutzutage wie damals voller Leben mit buntem Obst-, Gemüse-, Pflanzen-Verkauf und verschiedensten Delikatessen-Geschäften, in Montreal besucht man den Jean-Talon Market, in Toronto den St. Lawrence Market und in Boston waren wir immer gerne im Quincy Market unterwegs. 
Daher freute ich mich sehr auf den Besuch im Lexington Market, einer der ältesten, ununterbrochen geöffneten Märkte - seit 1782.
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Leider wurde der Markt jedoch völlig verändert. Die originalen Markthallen brannten in den 1950ern aus und machten Platz für ein Shopping Mall Atrium, während die Händler ihre Waren an Ständen anboten, die in einer dunklen Lagerhalle standen.
Die Luft stank nach altem Öl, menschlichen Hinterlassenschaften und zwischen Hot Dog Stand und Einzelverkauf von Oreos-Keksen, (die man billiger in jedem Supermarkt bekommt) war ich plötzlich nicht mehr hungrig genug um die Spezialität des Marktes: Crab Cakes, überhaupt probieren zu wollen.
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Ich konnte nirgends einen Stand entdecken, der frische Produkte anbietet, selbst der Früchtesalat war vorproduziert und es war vermutlich ohnehin sicherer eines der zahlreichen frittierten Produkte zu wählen.
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Also verließ ich den Markt so schnell wie es ging, doch vor dem Eingang entwickelte sich gerade eine spontane Demonstration: Die Polizei hatte ein paar Leute festgenommen und auf einmal waren hunderte Leute auf der Straße, die Stimmung wurde sehr aggressiv und die Blicke in meine Richtung, als einzige Weiße, nicht gerade freundlich. 
Also flüchtete ich mich zuerst in einen Dollarmarkt und als die Lage sich nicht veränderte, kehrte ich zurück in den Lexington Market, durchquerte diesen bis zum Hintereingang. Dort nahm die Polizei zwar gerade weitere Leute fest, doch es gab immerhin keine Gegendemonstration, so daß ich von dort in weitem Bogen zur Hauptstraße zurückkehren konnte, um meine Tour fortzusetzen.
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In Internetforen las ich davon, daß der Markt am Wochenende von zahlreichen Familien bevölkert wird, es gibt Jazzkonzerte und die Stimmung ist gelassen, solange man die zahlreichen Drogendealer und Junkies übersehen kann. Es ist für mich schwer vorstellbar, daß die Schreiber den gleichen Markt besucht haben, vielleicht spielt dabei Sentimentalität eine Rolle, einem Markt gegenüber mit dem man aufgewachsen ist. 
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Fazit: Die Touristenattraktion Markthalle, präsentiert sich in Baltimore eher als Anti-Touristenattraktion und eignet sich demnach für alle, die das raue, echte, ‚angry‘ Baltimore kennenlernen wollen; kein Problem damit haben, wegen der eigenen Hautfarbe diskriminiert zu werden und außerdem frittiertes Essen bevorzugen.

2 Kommentare:

  1. ^^ "Baltimore" ausgetauscht durch "Berlin" ... dein Bericht könnte so auch aus Berlin stammen.

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    1. Ich habe jahrelang in Berlin gewohnt, in Potsdam studiert, wohnte in Ottawa im ärmsten Viertel der Stadt, wohne hier in Burlington im ärmsten Viertel der Stadt und ich hatte nie Angst davor am hellichten Tag irgendwo unterwegs zu sein, doch der Lexington Market war etwas anderes. Zuerst stellte ich mir vor, daß so ein Markt in der Karibik stehen könnte, wo man als Nordbewohner dieser Erde wohl auch lieber nur Ausfrittiertes kauft... doch als die Stimmung umschlug, da wurde einem das ganze Ausmaß der Verzweiflung (und Gewalt) deutlich. Das sind die Nachfahren der Leute, die in den 1960ern mit Martin Luther King Jr. auf die Straße gingen um für eine bessere Zukunft zu kämpfen, gesetzlich garantierte Bürgerrechte einforderten, die nach seinem Tod, die eigenen Nachbarschaften in Schutt und Trümmer schlugen und die 50 Jahre später noch genau dort stehen wo sie angefangen haben. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist in so einer Hoffnungslosigkeit aufzuwachsen... und ich wünsche, daß es einen Ausweg gibt, doch an diesem Tag war ich nur froh, daß ich nicht in einen Schußwechsel zwischen Polizei und Demonstranten geriet.

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