29. Juni 2016

Warschauer Dachgarten


An unserem ersten Tag in Warschau begleitete ich A. zur Universität, an der seine Konferenz stattfand. Nachdem wir einen späteren Treffpunkt in der alten Bibliothek vereinbart hatten, ging er zu seinen Wissenschaftlern und ich sah mir den Dachgarten der neuen Bibliothek an. Dazu musste man den Uni Campus verlassen und hinunter zum Flussufer laufen.
Ich hatte schon vorher etwas über diesen Garten gelesen und war sehr gespannt, weil ich Dachgärten meistens großartig finde. 
Die neue Bibliothek ist eines dieser modernen Gebäude, in denen viel Architektur auf einmal passiert, die Formen sind asymmetrisch, es gibt Kuppeln, Treppen, Statuen und runde Innenhöfe mit Fenstern in Zeltform; ein altes Gebäude wurde auch in den Neubau integriert. Die Vorderfront wurde komplett mit Kupfer verkleidet und zeigt verschiedene überdimensionierte Buchseiten. - Mich interessierte aber nicht so sehr das Gebäude, sondern wie gesagt der Dachgarten auf der Bibliothek. Der ist nämlich einer der größten in Europa.

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Man kann mit dem Aufzug hochfahren, oder man geht aus dem Gebäude heraus Richtung Tiefgarage. Dort befindet sich ein Eingang zum Garten. Dieser zieht sich dann quasi bis auf das Dach hoch, und auf langen Treppen kann man entlang plätschernder Bächlein bis zur grünen Kuppel - dem Mittelpunkt des Dachgartens hinaufsteigen. 
Es ist eigentlich ein Dachpark, denn manchmal kann man fast nicht mehr erkennen, daß man sich auf einem Dach befindet, es gibt wilde Heckenbereiche, weinumrankte Durchgänge, Rosen- und ornamentale Beete und verschiedene Aussichtspunkte auf Weichsel, Alt- und neuer Stadt.

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Nach dem Besuch konnte man die Treppen wieder hinuntersteigen und sah, daß sich der Bach vom Dach durch den ganzen Garten zog, mit vielen Brücklein und einem kleinen Teich. 
Natürlich musste ich den Dachgarten später auch A. zeigen, der genauso begeistert war wie ich - sowohl von der Gestaltung, als auch den Ausblicken auf die Stadt.


Falls Du selbst den Dachgarten der Universitätsbibliothek Warschau besuchen möchtest:

Die Aufzüge befinden sich in der kleinen Einkaufspassage innerhalb des Gebäudes vor dem Eingang zur eigentlichen Bibliothek. Die Außentreppen befinden sich in dem Garten hinter der Bibliothek mit zahlreichen Eingängen entlang der Dobra Straße. Der Eintritt ist frei.
Die Bibliothek ist mit einer eigenen Haltestelle bequem mit dem Bus 127 zu erreichen.

27. Juni 2016

Warschau


Letzte Woche kamen wir nach einem einwöchigen Aufenthalt in Warschau wieder am Flughafen in Frankfurt an. Wir hatten eine überraschend interessante Zeit in der polnischen Hauptstadt erlebt, die zumeist als wenig sehenswert beschrieben wird.

 Eine Hexagon Torte zum Konferenz-Empfang im Großen Theater
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A. besuchte seine Graphene Konferenz, währenddessen ich mir Orte ansehen konnte, die ihn nicht interessiert hätten, wie z.B. die historischen Friedhöfe oder das Neonschild-Museum. 
Außerdem besuchte ich so viele Hinterhof-Madonnengärtchen in Praga, wie es mir gefiel - immer auch auf der Suche nach den schönsten Häuserwand-füllenden Bildern von internationalen Künstlern. Das Stadtviertel auf der anderen Seite der Weichsel macht gerade einen Wechsel durch von Armenviertel hin zum Künstler- (und Investoren-)Paradies. 
Zusammen mit A. besuchte ich dann am späten Nachmittag die Schlösser und Parkanlagen der Stadt; wir sahen uns die wiederaufgebaute Altstadt von allen Seiten an und beendeten die Tage zumeist bei Pierogi und polnischem Bier ^^ 

Wenn man nachts aufwacht, weil es so hell ist - dann ist Sommer.
 

Nur die stalinistisch geprägte Stadtmitte, mit ihren schnurgeraden Straßen und seit ’89 entstandenen Wolkenkratzern und Einkaufszentren ließen wir fast völlig aus - bis auf den obligatorischen Besuch auf der Aussichtsplattform des höchsten Gebäudes der Stadt - dem Kulturpalast.

7. Juni 2016

Dreieichenhain

 Blick zum Obertor
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 Am Burggraben
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Gestern besuchte ich den kleinen Ort Dreieichenhain, der an der Deutschen Fachwerkstraße liegt. 
Ich habe natürlich schon viele Fachwerkstädte besucht, seit ich in Hessen wohne - doch diese Stadt befindet sich quasi in der unmittelbaren Nachbarschaft und bis ich vor zwei Wochen ein Foto im Internet sah, hatte ich keine Ahnung, wie schön sie ist. Ich war sogar schon in Dreieich-Sprendlingen, einem Ortsteil der Gemeinde Dreieich, denn dort befindet sich der ‚Fressnapf‘ und ein großer Obi.
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Der Wildbann Dreieich war einst ein mittelalterlicher Wald, in dem nur die fränkischen Könige (wohl auch Karl der Große) jagen durften. 
In diesen Wald erbauten sie in 1080 das Jagdschloss Hayn und um dieses Schloss entstand letztlich das Städtchen Dreieichenhain umgeben von einer hohen Stadtmauer und zwei großen Toren, verbunden durch die Fahrgasse.
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Von dem Jagdschloss stehen seit Jahrhunderten nur noch einige Außenmauern bzw. Reste davon, doch die Stadt selbst hat Kriege und auch die ‚Alles Modern‘ Renovierungen der Wirtschaftswunderzeit gut überstanden. 
Wahrlich ein großes Glück, wenn man bedenkt, daß Nachbargemeinden z.T. zu 90 % im 2. Weltkrieg zerstört wurden. Sogar die Stadtmauer ist noch in großen Teilen erhalten und wird von den meisten Häusern als eine Außenwand genutzt. 
Auf einem Rundkurs von außen entlang der Mauer auf der einen Seite und den umliegenden Wiesen auf der Anderen, sah man dann, daß die Häuser ihren Garten hinter der Mauer haben, das Haus aber davor, verbunden u.a. durch Anbauten, die wie Gartenhäuschen an der Stadtmauer klebten.
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Eigentlich kann man Dreieichenhain bequem mit dem Fahrrad erreichen, doch da es gestern 27°C werden sollten, kürzte ich den Weg ab und fuhr zwei Stationen mit der S-Bahn bis Dreieich-Buchschlag. Ich wollte nicht wie im letzten Jahr, an einem ganz ähnlichen Sommertag (Link) mit einem Hitzschlag zu kämpfen haben.
Also hatte ich die Mütze auf dem Kopf, die Wasserflasche griffbereit, ich machte viele Pausen im Schatten, aß beim Bäcker ein belegtes Brot, beim Italiener ein Eis und war ansonsten begeisterter Tourist in einer - am Montag - sehr leeren Stadt :)
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Nach einem kurzen Rundkurs durch die schöne Gründerzeit-Waldsiedlung Buchschlag, ging es mit dem Fahrrad weiter nach Sprendlingen und letztlich erreichte ich Dreieichenhain.
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Beim Obertor angekommen, las ich etwas über die Besonderheiten des hiesigen Fachwerks - häufige Verwendung von geschwungenen Andreaskreuzen und etwas das als Bauernhochzeit bezeichnet wurde und in der Mitte ein geschnitztes Herz aufwies, sehr hübsch - und nutzte dieses Wissen dann auch gleich beim Fachwerkhäuser bestaunen.
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Vielen Häusern wurde die Lehm-Füllung im Fachwerk z.T. durch Glas ersetzt, um Fensterfronten für die Läden zu erhalten - etwas das manchen Denkmalschützern sicher die Zornesröte ins Gesicht getrieben hat. Es bringt jedoch Licht in dunkle Häuser :)
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 Manche Häuser weisen eine Mischung aus Stein- und Lehmverfüllung auf. 
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Ich streifte durch sämtliche Gassen, die häufig ab Hauptstraße in der Mauer endeten, bis ich die Burgruine erreichte. Sie besteht in Teilen aus der Zeit der Salier, was wohl sehr selten ist, und wird heutzutage für verschiedene Festivals und Burgspiele genutzt.
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Danach wollte ich eigentlich zur Stangenpyramide weiterfahren, doch große, auftürmende Gewitterwolken mahnten mich zu einem schnelleren Aufbruch und so ging es alsbald zurück nach Sprendlingen und weiter nach Neu-Isenburg. Dort fielen die ersten Blitze, so daß ich anstatt mitten im Wald vom Gewitter überrascht zu werden, lieber doch wieder eine Station mit der Bahn zurück fuhr und bald zu Hause ankam… kurz bevor es anfing zu regnen. Insgesamt hatte ich mich an diesem Tag sicher nicht überanstrengt und dem Kopf ging es auch gut :)

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Was für eine überraschend schöne Nachbarstadt das doch war und jetzt sollte ich meiner Neugierde folgen und mir alle Gemeinden rund um den Flughafen einmal etwas genauer ansehen. 
Doch mein nächstes Ziel ist erst einmal, der schon seit einem Jahr geplante Besuch des Langener Waldsees :)

2. Juni 2016

Im Regen

Seit letzter Woche Freitag wurden jeden Tag Gemeinden und Städte in Deutschland überflutet, jeden Tag sieht man die gleichen Bilder von braunen Wassermassen - die sich durch die Orte wälzen - in den Nachrichten.
Mitunter war das Wasser sehr nah bei uns, einmal war die Innenstadt von Frankfurt betroffen - Hotels und Einkaufszentren mussten ihre Untergeschosse schließen, einmal Stadtteile im Westen… doch zum Lerchesberg kam es bisher - zum Glück - noch nicht mit voller Wucht. 
Wir wohnen in einer Einliegerwohnung, die nur deswegen keine reine Kellerwohnung ist, weil die Eigentümer vor den Fenstern von Wohn- und Schlafzimmer einen Kessel ausgehoben haben, so daß man sich fast auf normaler Erdgeschoßhöhe befindet. Dadurch ist die Umgebung aber viel höher als unsere Wohnung und wenn ein Starkregenfall kommen würde, könnte die höhergelegene Straße diesen Kessel und letztlich auch unsere Wohnung mit Wassermassen fluten. 
Die Versicherung zahlt im Zweifel auch nicht, denn nur die alten Hausrats-Versicherungen enthalten Schadensfälle durch Naturgewalten - bei vielen neueren Versicherungen braucht man eine zusätzliche Elementarversicherung (vor Elementargewalten) und die ist für eine Wohnung in dieser quasi Hanglage schwer zu bekommen. Und so wird derzeit jeder Regentag (und diese Woche hatte bisher nur Regentage) mit einem mulmigen Gefühl betrachtet.

Beispielbild auf dem ich tatsächlich einmal vier der fünf Katzen in diesem Haus auf einem Bild fotografieren konnte, man sieht aber auch die Fensterhöhe im Vergleich zum Kessel.  Die Straße verläuft circa auf halber Fensterhöhe.

An einem Tag mit leichtem Nieselregen fallen ca. 2 Liter pro Quadratmeter am Tag, an einem Tag mit wirklich viel Regen können es bis zu 15 Liter pro m² werden, doch derzeit fallen in manchen, örtlich stark begrenzten Gebieten mitunter 60 Liter pro m² in weniger als einer Stunde … womit die Kanalisation überfordert ist, und kurz danach ist es schon wieder vorbei, doch dann war eben schon eine Schlammlawine im Ort.
Die Amerikaner kämpfen derzeit vor allem in Texas mit dem gleichen Phänomen; und sie haben für diese eng örtlich begrenzten Extrem-Regenfälle den Begriff ‚rain bombs‘ geprägt. Der sehr passend erscheint.
Die Idee ist, daß wahrscheinlich der Erderwärmung und dem derzeitigen El Niño Muster folgend, sich ein einfaches Sommergewitter aus der wärmeren Atmosphäre mehr Energie ziehen kann, so wie das ein Hurrikan in warmen Karibikgewässern macht. Danach erreicht dieses Gewitter dann in diesen kleinen, fast unmöglich vorherzusagenden Bereichen Hurrikanstärke.
Da freue ich mich doch auf den Sonntag, wo endlich eine etwas stabilere, trockenere Wetterlage folgen soll - zumindest nach bisherigen Erkenntnissen …

Amerikanische Links:
Rain Bombs in Texas (Link)
Texas Floods (Link