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In einigen e-mails habe ich es ja schon erwähnt, wir haben Zuwachs bekommen. Seit genau einer Woche teilen wir uns die Wohnung mit zwei fast komplett weißen mittlerweile 13 Wochen alten Kätzchen.
Die Geschwister kamen über eine Internetanzeige zu uns und stellen seit dem unser Leben ganz schön auf den Kopf.
Das Mädchen Shweta (hindi für hell, weiß) ist sehr verschmust und in ihrer Entwicklung noch etwas zurück und unselbständig.
Ihr Bruder Linus ist dagegen schon ein richtiger Raufbold (auch 400 g schwerer, das macht was aus, wenn man nur 1,2 kg wiegt...) und wenn er nicht gerade gegen irgendetwas kämpft, sieht er am liebsten den fahrenden Autos auf der Straße zu.
Es kann auch sein, dass sie glauben ihr Name sei Shweta-Baby und Nein-Linus (manchmal sage ich auch Ausversehen Nein Biff!.. Nach diesem unvergleichlich frechen Kater, der in der Rostocker Wohnung sein (Unwesen trieb)-em Job nachging. Auch wenn Linus zum einen noch ein Baby ist und damit formbar (das wird zumindest in Katzenratgebern so behauptet) und Biff offenbar eine Zeitlang in seinem Leben ohne menschlichen Bezug aufwuchs, was aus ihm eine halbwilde Katze machte, ehe er in die WG kam...).
Da unsere Wohnung immer noch leere Stellen aufweist, die auch nicht durch die Möbel gedeckt sind, die wir am Monatsende von Anands Kollegen Fernando kaufen werden (und die ich gedanklich schon immer zur Einrichtung dazu zähle) schaue ich täglich einmal bei den Internetportalen kijiji, usedottawa und craigslist ottawa vorbei, um die neuesten Anzeigen für Möbel aus zweiter Hand zu sichten. Eine beliebte Kategorie ist auch „Free Artikel“ (denn billig ist gut, umsonst ist besser =) und in genau dieser Kategorie stand letzte Woche Montag: Free pure white kittens, have to go until friday... also übersetzt: Komplett weiße Kätzchen für umsonst, müssen bis Freitag von hier verschwunden sein...
Ich hatte zwar schon öfter Anzeigen für Katzen gesehen, aber diese lasen sich alle anders... da wurde die Katze mit ihrem Lieblingsspielzeug portraitiert, ihre Macken aufgezählt und erklärt warum sie leider eine neue Wohnung benötigt (Allergie, die Katze kommt mit Kindern nicht klar, mit anderen Katzen, nach dem Umzug kann sie sich nicht einfinden u.a.) und hier: nichts.. kein Bild, keine Erklärung... sie müssen weg und fertig.
Wir hatten zwar schon überlegt, irgendwann auf so eine Anzeige zu antworten, aber wir wollten eigentlich eine ältere Katze, die schon kastriert usw. ist holen, aber irgendwie musste ich doch auf diese Anzeige reagieren. Als die Antwortmail kam, dass die Kleinen noch zu haben sind, vereinbarten wir mit der Frau einen Besichtigungstermin um zu entscheiden, wer von beiden Kätzchen mit uns kommen mag. Sie erklärte nun am Telefon, dass ihre Tochter allergisch gegen die Katzen sei.
Als wir zum vereinbarten Termin bei der Minireihenhaus-Siedlung im Westen der Stadt ankamen (eine Zwei-Raumwohnung in Hausform), war Stephanie nicht da, nur ein Hund antwortete auf unser Klingeln... nach länger Suche nach einer Telefonzelle, durften wir von einem Geschäft aus anrufen und erfuhren, dass sie schnell zum Supermarkt fahren musste, weil ihre Tochter etwas bestimmtes zu essen haben wollte. Also vertrödelten wir eine Stunde und kehrten zum Haus zurück.
Dort wartete sie nun schon mit beiden Kätzchen in einem riesigen Transportkorb, gab uns diesen und damit war die Sache für sie erledigt. Von Aussuchen, überlegen.. war keine Rede mehr und wir waren so verblüfft, dass wir noch nicht mal protestierten.
Sie erklärte, dass sie Katzen generell nicht leiden kann, aber als ihre Tochter, die Katzenbabies bei einer Frau entdeckte, die sie loswerden wollte, konnte sie ihr den Wunsch nicht abschlagen. Zu dem Zeitpunkt waren sie fünf Wochen alt, es war also viel zu früh... Zu Hause liess die Begeisterung der Tochter schnell nach, sie wollte den Lütten tanzen beibringen, was nicht klappte und bald waren die Kleinen, die in dem Alter noch viel Aufmerksamkeit benötigen nur noch lästig.
Was gut war, ist, dass sie ihnen wirklich teures Katzenspielzeug kauften (und uns mitgaben) und dass es eine Hündin in der Familie gab, die sich um die beiden kümmerte. Dass die Tochter allergisch auf die Katzen ist, glaubte ich nicht im Leben, die kleine Leila war dermassen dreckig in zerrissener Kleidung, da können sich Allergien gar nicht entwickeln.
Es war eher so, dass sie beschlossen hatten, einen Hundewelpen in die Familie zu integrieren um den sich die Hündin dann kümmern sollte. Dieser Welpe sollte am Freitag kommen und deswegen mussten die Katzen eben weg – ist doch logisch.
Stephanie war so glücklich, als wir mit (nun-unseren) Kleinen zum Taxistand losmarschierten (mit Tieren darf man nicht im Bus mitfahren) dass wir uns schon fragten was für Probleme noch auf uns zu kommen werden. Sind die Kleinen etwa krank, kein Mensch gibt doch so fröhlich solch niedliche Wesen ab. Also stand ein baldiger Tierarztbesuch ganz oben auf der Prioritätenliste.
In der Wohnung angekommen, verschwanden beide unter unserem Sofa und blieben dort fast den ganzen Tag. Die Zeit nutzte ich (Anand ging nicht ins Büro, sondern passte auf...) um Näpfe, Futter, Katzenstreu und Toilette zu kaufen. Ein Blick ins Internet bestätigte meine Befürchtung- genau- zwei Katzen = zwei Katzentoiletten.
Nachdem sie ihr Futter (Trockenfutter-Kitten Chow) bekommen hatten, erkundeten sie die neue Wohnung und blieben die ganze Nacht wach. Ins Schlafzimmer kommen sie nicht, aber wir konnten sie herumspielen hören. Am nächsten Tag bekamen sie zum ersten Mal Katzenfutter aus der Büchse und dann schliefen sie fast acht Stunden am Stück. Seitdem ist die Wohnung ihre. Unters Sofa krabbeln sie nur noch bei akuter Gefahr, wenn z.B. jemand pfeift oder beim Staubsaugen.
Shweta scheint aus der Zeit in der ersten Familie nicht so viel mitgenommen zu haben, sie war die meiste Zeit eh nur unter dem Sofa, wie uns erzählt wurde nur Linus hat eine Menge schlechte Erfahrungen gemacht. Er hat Angst wenn jemand pfeift, er hat Angst, dass er geschlagen wird und er bettelt um Essen am Tisch. Beide Katzen werden also nicht geschlagen, wenn sie etwas Falsches machen, wie z.B. in den Vorhängen hängen oder in der Grünpflanze klettern, sondern ermahnt und heruntergesetzt und wenn sie zum zweiten Mal nicht hören, greift die Wasserpistole ein. Das hat schon auf Poel immer gut funktioniert, wenn unsere Nachbarskatze Mohrli zu aufdringlich wurde. Es ist unangnehm, aber tut nicht weh und wirkt – zumindest an dem Tag. Und mit dem Betteln am Tisch muss man konsequent sein, einmal Nachgeben und man hat verloren... In der Küche habe ich ein Glas mit Leckerlis stehen, so dass sie schon mal was bekommen, wenn ich dort koche, diese sind gesund und reinigen außerdem die Zähne.
Zur Zeit sind beide reine Wohnungkatzen. Es gibt hier zwei große Straßen in der Nähe und auch die Temperaturen sind soweit gesunken, dass ich beide bei 11 °C nur ungern Erfahrungen sammeln lassen möchte. Bisher ist die Wohnung noch interessant genug für zwei Katzenbabies. Wir werden sehen, wie sich das entwickelt und wie man später, wenn beide etwas kräftiger und größer geworden sind, z.B. im Frühjahr - auch Aufenthalte vor der Haustür organisieren kann.