Heute haben wir erfahren, daß ab nächster Woche ein Sprinklersystem im Haus installiert werden wird.
Zur Vorbereitung dessen wurde schon einmal ein Loch in unserem Schlafzimmer in die daruntergelegene Küche der 3-Mädchen WG gebohrt und ab 28. Juni werden überall Rohre und Sprinklerköpfe installiert. Hurra! Der Bauleiter versicherte uns sofort, daß die vielen Rohre kein bißchen den Raumeindruck stören würden, nein woher auch... aber richtigerweise merkte er auch an, daß so ein System natürlich das Leben in einem alten Haus sehr viel sicherer macht. In Zukunft muss man sich bei einem ausbrechenden Feuer nicht mehr darum sorgen ob man es noch lebend nach draußen schafft, sondern nur noch ob der Wasserschaden wirklich die gesamte Technik vernichtet hat.
Ungünstigerweise bin ich nächste Woche jedoch in Ottawa und so wird es wohl an Anand liegen an manchen Tagen zumindest halbtäglich aufzupassen, daß die Katzen bei all dem Bohren, Hämmern und in der Wohnung arbeitender Handwerker nicht völlig in Panik geraten.
Einer Leseranfrage folgend habe ich mich am Wochenende an ein Bild von unserer 96jährigen (oder 94?) Nachbarin Doris gewagt.
Ich dachte mir schon, daß sie einer direkten Foto-Anfrage eher ablehnend gegenüber stehen würde und so habe ich sie quasi „zufällig“ aufgenommen, als sie Anand gerade eine neue Aufgabe erteilte. Er sollte die Weinranken entfernen, so daß man mehr von dem häßlichen Zaun dahinter sehen kann, die Katzen einfacher durch die Zaunlöcher in Nachbars Garten entwischen können und laut Doris dann alles „ordentlich“ aussieht.
Ich hatte diese Arbeit davor verweigert und konnte spontan kein englisch mehr sprechen bzw. verstehen, genauso stur verhielt ich mich gegenüber ihrem Befehl die Pfefferminze, die die Mädchen von unten gepflanzt hatten und die wirklich niemanden stört, wieder zu entfernen. Anand hatte an diesem Tag mehr Geduld mit ihr als ich und entfernte zumindest die Hälfte von Wein und Minze... als Kompromiss. Doris war damit zwar nicht zufrieden, ließ es aber durchgehen. Er fand außerdem meine Hinterhalt-Fotografie ziemlich fies und fragte sie direkt nach einem Foto. Wie bereits gedacht lehnte sie das jedoch rundheraus ab.
Auch wenn es mitunter schwierig mit ihr ist, ihre Tarzan-ähnlichen: Juhuhuhuuuhuuu, Dorocia, are you there?-Rufe den Frieden im Hinterhof stören können, eigentlich bewundern wir sie ja (widerwillig). In dem Alter und nach einem schweren Sturz ist sie dennoch nicht kleinzukriegen, sie trainiert jeden Tag die Treppen auf und ab zu laufen, dafür hat sie gerade neue Turnschuhe gekauft (für 30$ ein Skandal diese Preise), sie ist sehr am Weltgeschehen und Wetterbericht interessiert und kennt die Namen und Lebensgeschichten aller umliegend wohnenden Nachbarn.
Erfreulicherweise kann Gutes aus dem Hinterhof berichtet werden. Der schwerst drogenabhängige Obdachlose konnte aus seiner gemütlichen Hausecke neben dem Parkplatz vertrieben werden. Nachdem Polizei, Vermieter und Sozialarbeiter erfolglos blieben, schaffte es letzlich ein anderer Obdachloser ihn mit Drohungen zu vertreiben. Er meinte zu uns, er hätte nur gesagt, daß er des anderen Gepäck in die Mülltonne werfen würde. So ganz nehmen wir es ihm nicht ab, aber es wirkte jedenfalls und außer Shweta findet das wohl auch niemand so richtig bedauerlich. Er wohnt jetzt wieder im Park neben der Kirche, dort wird ihn niemand vertreiben.
Außerdem nähern sich Rex und Linus immer mehr an. Wenn Rex die weißen Katzen im Hinterhof sieht, kommt er jedenfalls fröhlich seinen Baum hinuntergestiefelt und setzt sich zu Linus ins Gras. Nur mit Shweta gibt es immer noch Kommunikations-Schwierigkeiten.
Weniger erfreulich ist dagegen, daß der Klavierlehrer aus seinem kleinen Haus sofort ausziehen muss. Eine der tragenden Außenwände ist instabil und kann jeden Augenblick zusammenfallen. Der Vermieter nutzte die Möglichkeit sich des unliebsamen Mieters (laut, mit zumüllenden Eigenschaften, männlich) zu entledigen und nach der Reparatur des kleinen Hauses werden dort sicher - so wie in allen anderen Wohnungen - junge Mädchen einziehen.