13. Mai 2013

Sonntagsblumen - Alles blüht


Seit drei Tagen wird es jeden Tag ein bißchen kälter in Burlington, doch bisher habe ich noch innere Sonne von den vergangenen tollen Tagen. Wir hatten eine Woche lang perfektes Sommerwetter und jetzt darf es auch mal regnen, denn Frühling gab es hier bisher nicht.

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Die bis zu 30°C brachten sämtliche Blüten zum Blühen und alsbald auch Verblühen, so daß wir in kurzen Tagen hintereinander, den Anfang und das Ende der Tulpenblüte, Rhododendron und sonstigen Baumblüten erleben konnten.
Mittlerweile hat der Regen die meisten der Blüten von den Bäumen gefegt und so konnte man zum ersten Mal sehen, wie grün es mittlerweile wieder geworden ist. 
In meinem Vorgartenbeet wachsen derweil Radieschen-, Bohnen- und Erdbeerpflanzen und die Katzen entfernen sofort jedewede Neuanpflanzung von Katzenminze.

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In dieser Woche hatte ich mein erstes Vorstellungsgespräch, doch es verlief eher suboptimal.
Ich sollte Geschichten zu Fragen erzählen, die ein psychologisches Profil von mir erstellen helfen sollen, wie z.B. die Geschichte von meinem schlimmsten Boss, wie ich einkaufe oder wie ich in der Vergangenheit mit Firmenpolitik und Verschwiegenheitsklauseln umgegangen bin, so daß ich mich wunderte, wozu eine Teilzeit-Verkäuferin so etwas braucht (und ja, ich kam ins Schwimmen mit den Antworten... ). Es ist klar, daß mangelnde Erfahrung auf dem amerikanischen Markt mein Problem ist (wie hätte ich die auch ohne Arbeitserlaubnis bekommen können), so daß ich mich nunmehr auf Wohltätigkeitsläden konzentriere um zu lernen.

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Es gibt mittlerweile viel mehr Saisonjobs als noch im Februar, doch leider ist auch das Semester zu Ende, so daß ich mit vielen Studenten um einen Platz kämpfe... und es ist eben nur eine kleine Stadt. Also kann ich mich nur weiterbewerben und weitersehen... doch es frustriert mich: Vorher war ich einfach Hausfrau, doch seit ich die Arbeitserlaubnis bekommen habe bin ich arbeitslos.

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Am Mittwoch besuchten wir auch nach langer Zeit den deutschen Stammtisch im „Das Bierhaus“ und es war ein überraschend angenehmer Abend. Das Gewitter an diesem Tag hielt die Meisten der üblichen Teilnehmer (ältere Damen) offenbar von dem Besuch ab und so waren wir nur eine kleine Gruppe mit vielen Nicht-Deutschen, die aber deutsch sprechen und üben wollten. Das erinnerte mich sehr an unsere Treffen in Ottawa und mein Mann war auch sehr froh über diese Mischung. 
Einer der deutschen Teilnehmer ist gerade von München nach Burlington gezogen (wegen der Arbeit) und er schien so ziemlich alles in Vermont ganz furchtbar zu finden... ein wenig entsinnte ich mich an meine ersten Jahre hier, doch so langsam lebe ich mich eben doch ein in der Stadt (das ist natürlich einfacher im Sommer :)
Aber wenn man sich die Situation in anderen Teilen der USA ansieht, so ist es interessant, mit wieviel Enthusiasmus Vermont versucht anders zu sein: Mit dem Fokus auf regionale Küche und Produzenten, so daß das Geld in der Gemeinde verbleibt und ausgegeben wird; mit den Bauernmärkten, die es überall gibt; daß Burlington die einzige größere Stadt ohne eigenen McDonalds ist und sehr stolz darauf; daß der Staat gerade ein Gesetz auf den Weg gebracht hat, das eine Kennzeichnungspflicht für die gentechnisch-veränderten Bestandteile in Nahrungsmitteln vorsieht, daß Recycling und Kompostsammlung selbstverständlich sind; daß einige der derzeit weltbesten Biere von hier kommen (z.B. Heady-Topper); daß viele Leute Grünkohl mögen (ohne Speck), Katzen als Haustiere haben, nicht an Gott glauben und vieles mehr. Es ist ein bißchen Alt-Hippie und ein bißchen Modellstadt für eine hoffentlich bessere Zukunft :).

2 Kommentare:

  1. Es ist immer schwer, sich neu einzuleben. Ich habs auf dem dicken Lande damals so gar nicht geschafft. In meiner Kleinstadt ging es nach Anfangsschwierigkeiten viel besser. Die Zeiten haben sich auch geändert, die Provinz öffnet sich. Muss ja, kommen ja immer neue Menschen hinzu. Bauernmärkte sind klasse und es hört sich doch eigentlich ganz gut an, was du heute von Vermont schreibst. Schönen Gruss von Cosmee

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    1. Ich denke auf dem Dorf, kommt es sehr genau auf die Gemeinschaft drauf an, in der man landet, und das kann gut gehen oder ganz schief :) Ich komme dagegen mit Kleinstädten so gar nicht zurecht, da sie die einzigen zu sein scheinen, die echte Außenseiter produzieren.

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