27. Februar 2015

Flashback Friday

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Ich bin seit Jahrzehnten Migränepatient und so bekam ich 2002 einen Kuraufenthalt in Königstein/Taunus genehmigt. 
Die Klinik dort vertrat die Auffassung, daß nach F.X.Mayr sämtliche Krankheiten vom Darm ausgehen und so mussten alle Patienten fasten, sowie diverse Bittersalze schlucken. Meine Migräne verschlimmerte sich dadurch zwar und die Verschlimmerung hielt noch mehrere Monate an, bis ich meine Vitamin- und Nährstoffmangel beheben konnte … jedenfalls war das das erste Mal, daß ich Frankfurt am Main besuchte. 
Die Voraussetzungen waren denkbar schlecht, mit Kopfschmerzen und knurrenden Magen und dennoch folgte man dem üblichen Touristenprogramm…. Paulskirche, Römer, Mainufer … und ein Shopping Center um die mittlerweile zu weite Kleidung durch etwas Passendes zu ersetzen. 
Frankfurt fand ich eher langweilig, nicht sehr schön, das Bahnhofsviertel zum Fürchten. Sicher war ich zu der Zeit sehr verwöhnt, ich wohnte in Potsdam mit seinen vielen Park- und Schlossanlagen, zum Einkaufen ging es nach Berlin und am Wochenende entweder an einen der großen Seen der Umgebung oder nach Hause an die Ostsee. In Frankfurt gab es keine großen Seen, es gab den Main… und die ein oder andere Quelle im Wald. 
Als ich nach vier Wochen in der Kur davon informiert wurde, daß ich aufgrund des mangelnden Behandlungserfolges noch zwei weitere Wochen bleiben soll, lehnte ich dankend ab und fuhr nach Hause in der Hoffnung nie wieder nach Frankfurt fahren zu müssen. - 12 Jahre und mehrere Umzüge, Lebenskrisen, Neuanfänge und Kontinentswechsel später, unterschrieb mein Mann einen Vertrag, der ihn für mindestens zwei Jahre als postdoc an die Goethe Universität in Frankfurt führen würde. Er war selbst kein großer Fan der Stadt, die er bei einer früheren Gelegenheit besucht hatte, aber die Möglichkeiten an der Uni, sowie der nahe Flughafen überzeugten ihn von seiner Wahl. 
Ich war bei weitem nicht überzeugt, versuchte jedoch sehr, die Stadt dieses Mal mit einer rosaroten Brille zu sehen. Dank meiner Zeit im Taunus konnte ich mit dem Argument … ‚aber die Umgebung ist doch so schön‘ erst einmal nichts anfangen, aber immerhin war das eine vergleichsweise junge, internationale Stadt mit Museen, Kultur, indischen Supermärkten … also sollte ich doch etwas finden, was mir gefällt? 
Interessanter Weise fand ich gerade das Bahnhofsviertel mittlerweile sehr spannend. Die Drogen- und Rotlichtszene ist zwar immer noch da (wenn auch geschrumpft), aber dazwischen wird munter gentrifiziert und derzeit stimmt der Mix. 
In unserem Hotel, in dem wir die ersten Tage in der Stadt verbrachten, saß man jedenfalls auf seinen ‚reclaimed wood‘ Hockern, schlürfte Tee und sah durch die wandhohen Fenster, wie die Polizei gerade einen Dealer abführte, als wäre es eine exotische Tapete. 
Mein Mann zog alsbald in eine Gastwohnung der Uni im Süden der Stadt ein und fand - nach langer und aufreibender Suche - ganz in der Nähe eine katzenfreundliche Unterkunft für uns. Ich bin noch dabei, mir unser neues Stadtviertel zu erlaufen und den Rest der Stadt zumindest ein wenig zu erkunden. Bisher habe ich aber natürlich nur ein wenig an der Oberfläche gekratzt...
Und wenn ich mir heutzutage die Bilder aus der Zeit in Königstein ansehe, dann finde ich es eigentlich gar nicht mehr so schlimm :)

26. Februar 2015

Notizen

Mittlerweile wohnen wir schon eine Weile in der Stadt, kennen unsere täglichen Wege und entdecken die Schleichwege. 
Die Wohnung ist zum Teil noch Baustelle, so fehlen weitgehend die Bilder an den Wänden, eine Kommode muss her und eine Wand im Schlafzimmer wartet auf ihren Neuanstrich, aber man könnte schon Gäste einladen. - Eigentlich war das auch so geplant, kurz bevor A. dann am Sonntag wieder Richtung USA fliegen sollte, um einen Vortrag auf der diesjährigen APS Konferenz zu halten - aber er bekam kein Visum und so läuft derzeit alles ein wenig anders und leicht desorientiert ab. 
In solchen Momenten fällt einem auf, wie viele Vorteile man doch dadurch hat, daß man mit einem westlich klingenden Namen, weißer Hautfarbe und deutschen Pass geboren wurde. Zumeist weiß man noch nicht einmal von diesem Vorteil, sondern nimmt es wie selbstverständlich hin, daß man natürlich überallhin verreisen kann und wenn nicht, erwartet man eine stichhaltige Erklärung. Als indischer Doktor der Physik, der jahrelang legal und gesetzestreu in den USA gelebt hat, und mittlerweile eine gesicherte Stelle in Deutschland hat, die er garantiert nicht aufgeben würde um in Amerika unterzutauchen, hat man keine Rechte auf Erklärungen und Visa, stattdessen muss man es hinnehmen, daß der eigene Vortrag eben nicht stattfinden wird und wie selbstverständlich die z.T. nicht erstattungsfähigen Flüge verfallen. 
Natürlich bekommt er das Meiste von seinem Arbeitgeber zurückerstattet, so daß der eigene Schaden nur bei ca. 200 € liegt, doch es schmerzt schon wenn man sieht, wie das System einmal mehr Menschen in erste und zweite Klasse einteilt.

8. Februar 2015

Auf dünnem Eis

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Als ich bemerkte, daß Loki - eine der Katzen unserer Vermieter - auf dem Eis des Gartenteichs balancierte um die offene Wasserstelle zu erreichen, erwartete ich in jedem Augenblick das Unvermeidliche.
Die Katze ist zwar noch sehr leicht, aber das Eis war eben nur gerade so gefroren.
Doch vorsichtig tastete sie sich nach vorne, sah den träge dahinschwimmenden Goldfischen zu und kam mit trockenen Pfoten zurück an Land. Sehr gut, so brauchte ich mir nicht schnell zu überlegen, wie man eine Katze wieder aus dem Teich herausbekommt ^^

2. Februar 2015

Was fehlt …

Nachdem man vier Jahre an einem bestimmten Ort gelebt hat, wird man natürlich einige Lebensmittel und sonstige Dinge vermissen. Das ist eine kleine, eher zufällige Auflistung dessen, was mir aufgefallen ist: 
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Secondhand Läden - Ich bin ein begeisterter Fan von Secondhand Kleidung und das System Thrift oder Charity Store gibt es so eigentlich überhaupt nicht in Deutschland. Natürlich findet man hin und wieder einen größeren Oxfam Shop, aber es lässt sich nicht vergleichen. Humana Läden haben häufig einen sehr strengen Eigengeruch. 
Billige Avocados… und das in mehr als einer Sorte. 
Bulkware … man möchte Tahini Öl nur einmal ausprobieren, und nicht gleich eine ganze Dose kaufen? Dann sehe in der Bulk Abteilung nach und kaufe nur so viel wie Du benötigst. Bring dein eigenes Glas mit und lasse es zuerst an der Kasse wiegen, dann entsteht auch kein Verpackungsmüll. 
Drogerien / Apotheken - verschreibungspflichtige Tabletten werden für Dich in der verschriebenen Menge zusammengestellt und damit genau abgezählt in einer kleinen Dose ausgehändigt. Dadurch entsteht weniger Medikamentenabfall. Nicht verschreibungspflichtige Medikamente bekommt man in der Drogerie (oder Supermarkt, Tankstelle etc.) und bezahlt nur einen Bruchteil der deutschen Preise. 
Man kann sich auch überall gegen Grippe impfen lassen, ich bin z.B. gerne am Sonntag in die Drogerie gegangen, dann gab es garantiert keine Wartezeiten - die Krankenversicherung hat das genauso übernommen wie bei einem regulären Arztbesuch. 
Mirco Breweries - Minibrauereien, die ständig neue Biersorten erfinden, manche wunderbar, manche echt schlimm, aber eben nie Massenware. 
Diese Lebensmittel:

1. ‚So delicious Coconut Milchgetränk‘ ist das beste Milchersatzgetränk, das ich finden konnte. Ich habe mich schon durch einige deutsche Varianten probiert, doch die meisten sind zu süß und zu wässrig. 
2. Bio-Suppe aus dem 1L Karton, die perfekte Grundlage für Soßen- bis Pfannengerichte. Überhaupt konnte man von fertiger Hühner- Rinder, bis Gemüsebrühe usw. … alles im Tetrapak kaufen. 
3. Three Twins Cardamom Eis … eine meiner Lieblingssorten. 
4. Brown Cow Joghurt mit Sahnehaube… warum nur sind selbst sog. milde deutsche Joghurts immer noch so sauer? 
5. Xoxo Schokolade, in diesem Jahr gibt es von Rittersport eine Salz & Mandel Variante, aber diese Version von xoxo mit relativ grobkörnigen Seesalz bleibt mein Favorit.
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Die Katzen vermissen natürlich ihre ‚Greenies‘ Zahnpflegesnacks… aus irgendeinem Grund gibt es in Deutschland nur die Hundegreenies zu kaufen, aber nicht die Katzenversion. 
Mein Mann hätte gerne Abercrombie & Fitch in der Stadt (obwohl es immerhin schon Hollister gibt) und wenn mir jemand sagen könnte, wie ich jetzt an Pumpkin pie, apple cider doughnuts und maple creemee komme, wäre ich nicht unglücklich ^^

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