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Ich bin seit Jahrzehnten Migränepatient und so bekam ich 2002 einen Kuraufenthalt in Königstein/Taunus genehmigt.
Ich bin seit Jahrzehnten Migränepatient und so bekam ich 2002 einen Kuraufenthalt in Königstein/Taunus genehmigt.
Die Klinik dort vertrat die Auffassung, daß nach F.X.Mayr sämtliche Krankheiten vom Darm ausgehen und so mussten alle Patienten fasten, sowie diverse Bittersalze schlucken. Meine Migräne verschlimmerte sich dadurch zwar und die Verschlimmerung hielt noch mehrere Monate an, bis ich meine Vitamin- und Nährstoffmangel beheben konnte … jedenfalls war das das erste Mal, daß ich Frankfurt am Main besuchte.
Die Voraussetzungen waren denkbar schlecht, mit Kopfschmerzen und knurrenden Magen und dennoch folgte man dem üblichen Touristenprogramm…. Paulskirche, Römer, Mainufer … und ein Shopping Center um die mittlerweile zu weite Kleidung durch etwas Passendes zu ersetzen.
Frankfurt fand ich eher langweilig, nicht sehr schön, das Bahnhofsviertel zum Fürchten. Sicher war ich zu der Zeit sehr verwöhnt, ich wohnte in Potsdam mit seinen vielen Park- und Schlossanlagen, zum Einkaufen ging es nach Berlin und am Wochenende entweder an einen der großen Seen der Umgebung oder nach Hause an die Ostsee. In Frankfurt gab es keine großen Seen, es gab den Main… und die ein oder andere Quelle im Wald.
Als ich nach vier Wochen in der Kur davon informiert wurde, daß ich aufgrund des mangelnden Behandlungserfolges noch zwei weitere Wochen bleiben soll, lehnte ich dankend ab und fuhr nach Hause in der Hoffnung nie wieder nach Frankfurt fahren zu müssen. - 12 Jahre und mehrere Umzüge, Lebenskrisen, Neuanfänge und Kontinentswechsel später, unterschrieb mein Mann einen Vertrag, der ihn für mindestens zwei Jahre als postdoc an die Goethe Universität in Frankfurt führen würde. Er war selbst kein großer Fan der Stadt, die er bei einer früheren Gelegenheit besucht hatte, aber die Möglichkeiten an der Uni, sowie der nahe Flughafen überzeugten ihn von seiner Wahl.
Ich war bei weitem nicht überzeugt, versuchte jedoch sehr, die Stadt dieses Mal mit einer rosaroten Brille zu sehen. Dank meiner Zeit im Taunus konnte ich mit dem Argument … ‚aber die Umgebung ist doch so schön‘ erst einmal nichts anfangen, aber immerhin war das eine vergleichsweise junge, internationale Stadt mit Museen, Kultur, indischen Supermärkten … also sollte ich doch etwas finden, was mir gefällt?
Interessanter Weise fand ich gerade das Bahnhofsviertel mittlerweile sehr spannend. Die Drogen- und Rotlichtszene ist zwar immer noch da (wenn auch geschrumpft), aber dazwischen wird munter gentrifiziert und derzeit stimmt der Mix.
In unserem Hotel, in dem wir die ersten Tage in der Stadt verbrachten, saß man jedenfalls auf seinen ‚reclaimed wood‘ Hockern, schlürfte Tee und sah durch die wandhohen Fenster, wie die Polizei gerade einen Dealer abführte, als wäre es eine exotische Tapete.
Mein Mann zog alsbald in eine Gastwohnung der Uni im Süden der Stadt ein und fand - nach langer und aufreibender Suche - ganz in der Nähe eine katzenfreundliche Unterkunft für uns. Ich bin noch dabei, mir unser neues Stadtviertel zu erlaufen und den Rest der Stadt zumindest ein wenig zu erkunden. Bisher habe ich aber natürlich nur ein wenig an der Oberfläche gekratzt...
Und wenn ich mir heutzutage die Bilder aus der Zeit in Königstein ansehe, dann finde ich es eigentlich gar nicht mehr so schlimm :)