29. April 2011

Flashback Friday


In dieser Woche läuft vieles nicht so wie es soll und deswegen schreibe ich jetzt auch über ein ganz anderes Bild, als was ich eigentlich zuerst im Kopf hatte. Es fällt schwer sich zu konzentrieren, wenn vor dem Haus an der Straße gebaut wird, daneben der Bürgersteig geöffnet wurde, hinter dem Haus ein Dach erneuert wird, von den kreischenden Baumsägearbeiten und verbissenen Laubsaugern einmal gar nicht zu sprechen. 


Leider lädt das Wetter auch nicht so richtig zum Spazierengehen ein und so war ich zwar zwei ganze Tage nur unterwegs, aber so langsam fällt mir auch nichts mehr ein. Einen Tag habe ich versucht mich quasi als armen Poeten ins Café mit WLan zu setzen, ich konnte dann auch ganz prima im Internet surfen und in Tumblr versumpfen, brachte nur leider kein einziges vernünftiges Wort zustande.
Heute waren wir im Flemming Museum (das übrigens noch einschließlich Sonntag freien Eintritt hat), dem kleinen feinen Museum der Universität und es gefiel mir sehr. Sie hatten eine überraschend große ägyptische und afrikanische Abteilung, wo ich eine Katzenmumie bedauerte und über die Perlen- und Drahtarbeiten staunte. In der Gemäldegalerei gefiel mir ein Barockgemälde, das Meiffren Conte zugeschrieben wird am Besten, sowie ein Bild von Norman Rockwell (wenn ich mir schon alleine den Aufwand vorstelle, die Tapete im Hintergrund zu malen...). 


Im prunkvollem Marmorsaal fiel mir dagegen nur einmal mehr auf, wie oft hier getrickst wird, denn die gesamte Balustrade des Raums bestand aus bemaltem Holz und das obwohl der Marmor aus Vermont kam und sicher nicht sehr viel teurer war...
Nun aber zurück zum Flashback Foto. Gottseidank war die Ostsee-Zeitung noch nie für die Vielzahl ihrer Seiten bekannt, denn ich war berüchtigt dafür, die Zeitung erst wieder herzugeben, wenn ich auch das letzte Wort darin gelesen hatte von KfZ-Tips, Fußballartikeln bis zum Ratgeber für umweltfreundliches Heizen, ich las alles. So passte es dann auch ins Bild, daß wie hier das Fernsehprogramm genauestens studiert, verglichen und analysiert werden musste mit dem häufigen End-Ergebnis, daß wir überhaupt kein Fernsehen guckten... Zu dem Kleid kann ich mich an keine besonderen Affinität erinnern, außer daß es lange Zeit passte und zu Anläßen getragen wurde, wenn man etwas repräsentabler - so wie hier bei einem Familienausflug und Besuch - aussehen sollte.

28. April 2011

Einfach, einfacher...

 Als ich nach Kanada ging, war ich ein wenig über die Infrastruktur verblüfft, selbst in den Innenstädten wurden sämtliche Kabel nicht unter der Erde verlegt, sondern baumelten an Holzpfosten, die Straßen waren schlecht sobald man aus der unmittelbaren Innenstadt herausfuhr (zum Teil aufgrund des Winters, aber dann weiß man auch, daß der Winter jedes Jahr wieder kommt und könnte bessere Straßen bauen (Betonpflasterstraßen halten z.B. Jahrzehnte wurde mir erklärt)) und die meisten Bauarbeiter hatten keine Ausbildung sondern machten das eben mal als „Job“ mit mehr oder minder Können. Es war nicht mit Deutschland und dem umfassenden Berufsschulsystem zu vergleichen, aber dann gewöhnte man sich daran und erklärte eben so wie alle anderen das Wetter zum Hauptschuldigen. Dann kam ich nach Vermont und fand jede Straße in schlechtem, hunderte Mal geflicktem Zustand vor. Das Wetter ist immer noch das Gleiche und die Kompetenz der Menschen eine ähnliche, nur das Geld zur Straßenreparatur war nicht vorhanden. 


Das ist z.B. die Straße neben dem Country Club in einem der reichsten Stadtteile von Burlington, links und rechts sieht man Millionenvillen am Hang mit Seeblick und auf der Straße fliegt der Splitt. Würde so auch nur annähernd der Zustand einer unbedeutenden Hinterhofgasse in Berlin-Neukölln aussehen? Wenn ich meine Beobachtungen mit Anands Kollegen von der Universität teile, bekomme ich immer so große Augen zurück. Ich habe keine Ahnung. Sie alle waren in anderen Landesteilen der USA und hier im reichen Vermont werden Straßen überhaupt noch geflickt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich einen nicht-reichen Bundesstaat dann überhaupt kennenlernen will und denke nach über das seltsame Land in das uns Anands derzeitige postdoc-Position gebracht hat.
Wir alle sind mit den Modellen des Wirtschaftskreislaufes aufgewachsen, Menschen bekommen Geld für ihre Arbeit, geben es aus, die Wirtschaft floriert, braucht mehr Arbeiter, die bekommen Geld, gebe es aus, manches wird gespart, was die Banken wiederum in die Wirtschaft investieren, dafür bekommen die Investoren Geld zurück. All das funktioniert nur, so lange es ein Wachstum gibt, aber wie lange kann die Wirtschaft wachsen ohne irgendwann einen Punkt zu erreichen, wo es stillsteht, sehr langsam wächst oder sogar fällt? Und wenn die Wirtschaft schrumpft, wie kann man den betroffenen Menschen helfen, wenn man einzig in das Prinzip der freien Marktwirtschaft glaubt und sämtliche Steuergelder nur ins Verteidungsbudget fließen?
Ich habe schon häufig mit Anand darüber gesprochen und so langsam finden wir, daß unsere Entscheidungen, die häufig durch Geld bedingt wurden, nicht als Armutszeugnis sondern auch als bewußte Entwicklung hin zu weniger Konsum angesehen werden können. Wir haben zwar nicht überall Energiesparlampen stecken (ehrlich gesagt, das Quecksilber darin klingt nicht so richtig sauber, ausschalten, wenn man etwas nicht braucht ist einfacher...) aber wir haben keine Handys, müssen für keinen Autokredit bezahlen, leben in einer winzigen Zwei-Zimmerwohnung, brauchen kein Fernsehen (das Gerät haben wir in Kanada gelassen), keine Kreditkarten und kaufen das meiste unserer Kleidung im Second-Hand Laden. Das Beste an der Kleidung dort ist außer Preis und den sentimentalen Gefühlen ein Stück mit Geschichte zu besitzen auch, daß Sachen die trotz Vorbesitzer noch gut aussehen, ihre bessere Qualität bereits bewiesen haben, denn alles was nach zwei Wäschen schon auseinanderfällt schafft es gar nicht erst in einen solchen Laden. Und seltsamer Weise vermissen wir nichts von den Dingen, die alle anderen als so wichtig ansehen. Ehrlich ohne Auto in den USA wie soll das gehen? Wie soll man jemanden ohne Mobiltelefon erreichen und Sendung xyz kennst du nicht?
Ich bin mir nicht so ganz sicher, wo ich mit diesem Artikel überhaupt hin wollte, das waren einfach nur ein paar Gedanken, die mir in den Kopf kamen, als ich diesen Blogeintrag von Milla (auf englisch) las: Real, simple.

26. April 2011

Florida Abreise


Mehr als zwei Monate nachdem wir aus Florida zurückgekommen sind, wäre es vielleicht an der Zeit endlich den Abreise-Artikel zu schreiben. Ich weiß auch gar nicht wie es passieren konnte, daß ausgerechnet nur dieser eine Tag fehlte (von meinem Deutschland Aufenthalt fehlt noch eine gute Woche, die ich nicht geschrieben habe :o) aber irgendwie kam immer etwas anderes dazwischen und die Zeit verging. Nun aber: Wir erinnern uns an den Gewaltmarsch durch drei Erlebnisparks in den drei Tagen zuvor, dabei drei Teilbereiche von Disney nur am Vortag allein. 


An diesem Abreisetag ließen wir es deshalb äußerst langsam angehen, lass die anderen zu den Bussen rennen um sich in den Parks mit ihren künstlichen Erlebniswelten berieseln zu lassen, wir gingen frühstücken. 
Es war ein schöner warmer Tag, so daß wir uns zum Kaffee trinken an den Hotelpool setzten. Fast schien es, daß nun da wir abreisen alles warm und schön und toll werden würde. Ein Blick in den Wetterkanal beruhigte uns dann aber wieder, in der Nacht würde es in New York 6 Grad wärmer sein als zur gleichen Zeit in Florida. Dann, so dachten wir uns, können wir auch beruhigt wieder zurück ins winterliche Vermont reisen.
Nach unserem ausgiebigen Frühstück/Brunch machten wir einen kleinen Erkundungs-Spaziergang in der Umgebung. Wir sahen uns das Konferenzzentrum der Stadt an und liefen bis zum Parkplatz von SeaWorld. 


Zwischen den Hotels und SeaWorld befanden sich große, urwaldähnliche Waldstücke in denen wir weiße Reiher, Adler und Eidechsen entdeckten. Die Bäume schienen allesamt lange Bärte aus Flechten zu tragen. Wir trauten uns jedoch nicht so weit hinein in den Dschungel, da wir uns nicht so sicher waren, was für Tiere dieser subtropischen Gegend uns eigentlich gefährlich werden könnten, bzw. wie hoch die Alligatorendichte in den von Wasserläufen durchzogenen Waldstück eigentlich war. (Auch wenn ich mir eigentlich ziemlich sicher war, daß Alligatoren bei so kühlen Temperaturen wohl eher unbeweglich in der Sonne liegen... Aber dann riskiert man für „eigentlich ziemlich sicher“ doch lieber nicht seine Gesundheit.) 


Danach setzen wir uns ins Taxi und es ging recht früh zum Flughafen. 


Als wir einchecken wollten erschien auf dem Bildschirm die Frage: Wollen Sie Ihren Flug auf einen anderen Tag umbuchen, wir klickten „Nein“ und bekamen die Anweisung uns beim Abfertigungsschalter zu melden. Na toll, der Flug war überbucht. Nunmehr standen wir in einer langen Schlange wütender Reisender, die allesamt der Meinung waren, daß Überbuchungen von Fliegern an einem Sonntag Nachmittag aus einer Ferienregion heraus nach New York generell verboten werden sollten. Wir konnten ihnen nur beipflichten. Die Schlange kroch dahin und die Zeit lief uns langsam davon, jeder hatte die bange Frage ins Gesicht geschrieben ... wer kommt nun noch mit. Auf den Bildschirmen erschienen immer neue Nummern von Reisenden, die es geschafft hatten, nur wir waren nicht dabei. Vor uns in der Schlange stand eine junge Familie mit einem sehr kleinem Baby, das unaufhörlich schrie. Sobald die Mutter es einmal kurz in den Arm nahm beruhigte es sich sofort, aber offenbar hatte sie kein Interesse dazu. Das regte Anand besonders auf, aber ich erklärte ihm kurz die Probleme von postnataler Depression und er verkniff sich wenigstens weitere Kommentare. Die Frau sah kein bißchen arrogant oder böse aus und so schoß mir dieses Krankheitsbild, in dem man sich 9 Monate auf sein Kind freut nur um nach der Geburt im Hormonchaos zu versinken, sofort in den Kopf.
Die angekündigte Abflugszeit kam und verstrich und wir standen immer noch in der Schlange. Eigentlich rechneten wir schon fast nicht mehr mit einem Platz, bis es dann doch plötzlich klappte und das sogar nebeneinander sitzend. Wir freuten uns sehr, aber die Schlange hinter uns wurde nicht kleiner, so daß es wohl viele gab, die sich nach einem Alternativflug umsehen mussten. Letzlich war das Flugzeug bis auf den allerletzten Platz besetzt, sogar auf den Plätzen für die Stewardessen neben der Tür saßen Passagiere, was ich nicht einmal für zulässig hielt. Mit einer Stunde Verspätung und ohne weitere Komplikationen ging es daraufhin zum Chaos Flughafen JFK. Dieser machte seinem Namen alle Ehre und wir landeten im Internationalen Flügel, was für neue Irritationen sorgte. Ein Bus brachte uns dann zum Inlands-Terminal von Delta. Zum Glück hatten wir sowieso eine dreistündige Wartezeit auf JFK so daß wir unseren Anschlußflug jedenfalls nicht verpassen konnten.
Vor dem Gate sitzend machten wir die Bekanntschaft mit einem Baby namens Chandini (heute relativ ungebräuchlicher Mädchenname, hindi „Mondlicht“) und Anand fragte die Mutter etwas verblüfft, ob sie eine Verbindung zu Indien hätte. Nein, meinte sie, sie hätte mit ihrem Mann nur in einem Babynamen-Buch geblättert und den schönsten Namen herausgesucht. Als bald verließen uns Chandini samt Mutter um ihren Flug nach Raleigh-Durham, North Carolina anzutreten. Nun setzte sich eine ägyptische Familie mit ihren drei Kindern zu uns. Die Kinder identifzierte ich anhand ihrer Kleidung einwandfrei als Jungen, bis sie ihre Pudelmützen abnahmen und sich als ach ja, Mädchen, äußerst müde Mädchen heraustellten. Die Mutter war tief verschleiert, der Vater ratlos. Sie hatten es gerade noch vor den Aufständen aus Kairo herausgeschafft (zu der Zeit wusste noch keiner, wie friedlich oder chaotisch diese Revolution werden würde), nach 8 Stunden Flug folgten drei Stunden Sicherheitschecks, so daß sie ihren Anschlußflug verpassten. Am Delta Schalter gab man ihnen einen neuen Flug für 12 Stunden später. Irgendwann meinte der Mann, daß sie nach Raleigh-Durham weiterfliegen müssten. Moment mal, war das nicht der Flug für den gerade das Boarding lief, Baby Chandinis Flugzeug? Anand schnappte sich den Mann, sie gingen zum Gate, wurden an einen Schalter daneben weitergereicht und nach einigen Diskussionen dann, ja es gab noch Plätze und die Familie schaffte es im letzten Aufruf ins Flugzeug. Der Vater hatte Tränen in den Augen und freute sich, daß seine Kinder in dieser Nacht anstatt auf dem Flughafen, im eigenen Bett schlafen werden können. Nach diesen bewegenden Ereignissen verging die restliche Wartezeit ohne weitere Geschehnisse, wir betraten das Mini-Flugzeug nach Burlington und ich saß wieder besonders gerade und freischwingend, so daß die holprigen Starts und Landungen meinem Rücken nicht weiter zusetzen würden. Wir nahmen ein Taxi nach Hause, schloßen die Haustür auf und standen vor unserer Wohnungstür, die offen stand und nur notdürftig mit einem Nagel und Band zugehalten wurde. Oh Nein! dachten wir, die Katzen, ein Einbruch, eine Katastrophe?! Wir öffneten die Tür Linus und Shweta kamen uns freudig entgegen, nichts fehlte, außer, daß wir eine offene Wohnungstür hatten. Wir riefen Anands Kollegen an, ob er bei seinem letzten Besuch am Samstag vergessen hatte die Tür zuzuschließen, er wusste es nicht so genau, hurra. Unsere Nachbarn erklärten uns, daß sie die Katzen am Sonntag im Treppenhaus umherirren sahen und wir, nach Betreten der Wohnung nicht auffindbar. Der Vermieter meldete sich nicht und so entschlossen sie sich, zu der Nagel und Band Methode und waren sehr froh, daß wir noch am gleichen Abend wieder auftauchten. Für den Tag hatten wir genug Drama erlebt, nach einem schnellen improvisierten Abendbrot endete selbiger unzeremoniell in sofortigem Schlaf.
Am nächsten Morgen sah ich Linus in einer sehr seltsamen Weise an der Tür hochspringen, dabei immer höher und höher werdend und ich war mir nicht mehr so sicher, ob die offene Tür nur an der Schußlichkeit des Kollegen lag, denn es könnte möglich sein, daß die Tür von Linus selbst geöffnet wurde.
Seitdem schließen wir immer auch ein zweites Schloß ab, zittern etwas in Gedanken, was alles hätte passieren können und freuen uns so vernünftige Nachbarn zu haben. 


24. April 2011

Ostersonntags-Blumen


Die Blüten-Auswahl wird von Woche zu Woche größer, mittlerweile fotografiere ich nicht mehr jede Blume, die mir unter die Augen kommt sondern schaue schon ein bißchen genauer hin. Blausterne sind kein bißchen mehr selten in den Gärten anzutreffen, die Magnolien blühen und die meisten Narzissen ebenfalls. Nur die Tulpen vor dem Haus haben es selbst an diesem Ostersonntag noch nicht geschafft so richtig aufzugehen... aber nächste Woche kommt das ganz bestimmt :)
Apropos Ostern: In diesem Jahr feierten wir ganz bescheiden, mit hartgekochten Eiern zum Frühstück. In das Kochwasser hatte ich etwas Kurkuma und ein paar Zwiebelschalen gegeben um eine leicht gelbliche Färbung zu erreichen. Das musste reichen. Ansonsten freuen wir uns über unsere Ostermangos und die Holzeier in den Vasen zeigten sich einmal mehr äußerst robust im Umgang mit hyperaktiven Katzen. 


23. April 2011

Puck Funde


Bei einem kürzlichen Spaziergang entlang der - selten bzw. gar nicht von der Bahn genutzten - Gleise parallel zum See-Ufers (auf den neueren Gleisen wird zumeist nachts der Holzabfall für das Kraftwerk angeliefert), entdeckte ich einen Eishockey Puck.
Angesichts eines nicht so weit entfernten Beton-Fahrrad-Polo Feldes, das im Winter als Eisfläche diversen Freizeit-Hockeyspielern dient, war das nicht verwunderlich. Ich ging weiter und sah alsbald einen zweiten Puck.
Nun dachte ich mir, ich werde sie sammeln sobald ich einen dritten finde. Ich fand den Dritten, lief zurück und sammelte die beiden anderen wie versprochen ebenfalls auf. Langsam entdeckten meine Augen überall verstreut auf den schwarzen Gleissteinen die charakteristischen runden Mini-Scheiben. Am Anfang baute ich mit jedem neuen Puck Türme und machte Fotos, letzlich ließ ich das aber völlig sein und am Ende hatte ich 19 der wohl irgendwann im Schnee versenkten Sportgeräte gefunden. 


Ich warf alle bis auf den „Dritten“ über den Zaun zurück auf die Fläche, in der Hoffnung, daß einer der Spieler sie finden möge. (M)ein Puck kam dagegen mit mir, schmückt seitdem das Bücherregal und wurde vor kurzem mit einer ständigen Aufgabe als Elefantenhelfer betreut.
Ich denke jedoch darüber nach, ihn in der nächsten Saison wieder „freizulassen“. 


22. April 2011

Flashback Friday

In meinen lückenhaften Ordnern findet sich leider kein einziges Osterbild, weder von der Eiersuche noch von irgendeinem unserer Ostertouren nach Schweden… es ist zu schade. Entsprechend unmotiviert, zeige ich also diese Fotos auf denen ich zwar zu sehen bin, laut Aussage von Zeugen sogar äußerst guter Dinge war, mich aber dennoch an den Tag so gar nicht mehr erinnern kann. Komisch =)


Die Bilder entstanden jedenfalls im Garten meiner Großeltern, der damals noch relativ kinderunfreundlich gestaltet war. Alsbald gesellten sich zu den Wäscheleinen jedoch Sandkasten, Schaukel und später noch eine zweite Schaukel und am Besten war eine aus zwei Bettrahmen zusammengeschweißte Hollywood-Schaukel. Da kann Baumarkt-Ware noch heute einpacken.
Ich habe mich in Wikipedia auch etwas zu den vorchristlichen Traditionen zu Ostern belesen. Demnach haben die Germanen jedes Jahr ein Frühlings- und Fruchtbarkeitsfest gefeiert bei dem die Sonne verehrt wurde. Dieses Fest wurde von den Römern als barbarisches „Ostera“ Fest vermerkt, denn die Sonne geht nun einmal im Osten auf. Den Christen fiel wie schon bei Weihnachten eine christliche Deutung des Festes ein und so konnten die „heidnischen“ Brauchtümer wie z.B. das Osterfeuer auch dieses Mal überleben ... :)

21. April 2011

Bei Gewitter bleib zu Haus

Gestern begann der Morgen mit Gewittern & Schneeschauern und ähnlich stürmisch wurde dann der ganze Tag. Es wurde nicht richtig hell und aufgrund der umliegenden Berge verschwindet so ein Gewitter auch nicht so einfach, sondern kommt im Tagesverlauf immer noch einmal auf Stippvisite. Ich hatte meinen letzten Termin in der orthopädischen Klinik und so schnappte ich mir meine langen schwarzen Gummistiefel, der sinnvollste und am häufigsten genutze Einkauf, den ich in Vermont (Anand sagt mittlerweile nur noch Wetmont) je getätigt habe und es ging los ins Schmuddelwetter. Der erste Bus brachte mich bis zur University Mall, wo sonst immer der nächste Bus auf den ewig verspäteten Innenstadt Bus wartet. Natürlich nicht an diesem Tag. Fünf Minuten zu spät, bedeutete nun 30 Minuten warten und damit auch meinen Termin um halb drei zu verpassen. Natürlich hatte ich mir auch die Telefonnummer der Klinik nicht aufgeschrieben. Also beschloß ich die Strecke im Wechsel zwischen Joggen und schnellem Gehen zurückzulegen, was am Ende meine Verspätung auf 15 Minuten anstelle von 45 reduzierte.
Joggen in Gummistiefeln bei Gegenwind mit Rucksack auf dem Rücken wird es dabei wahrscheinlich nie zu meiner Lieblingssportart machen, aber es sorgt immerhin für eine äußerst lebendige Gesichtsfarbe. Mein Termin war jedoch bereits verstrichen, der nächste Patient wartete schon und so dauerte es noch eine Stunde Wartezeit, bis man mich „dazwischen schieben“ konnte. Ich musste keine weiteren Röntgenaufnahmen machen lassen, aber die Ärztin war sehr unzufrieden mit dem Heilungsverlauf. Die Schwellung war nur minimal zurückgegangen und viele der Dehnungen, die mittlerweile schmerzfrei möglich sein sollten, konnte sie dem Daumen gar nicht abringen. Deswegen kehre ich zurück zur Schiene, die ich bei sämtlichen Aktivitäten im nächsten Monat tragen soll und wenn es in zwei Monaten immer noch nicht besser ist, muss ich einen weiteren Termin vereinbaren. Und ich dachte diese Geschichte hätte sich endlich erledigt.
Nach dem Verlassen der Klinik bemerkte ich, daß die Bein-Muskeln so steif von meinem vorherigen Gewaltmarsch waren, daß ich nicht einmal die kleine Anhöhe zur Straße hinaufkam. Also besuchte ich - zum wahrscheinlich (hoffentlich) letzten Mal - die Hausruine und schaute hinaus in graues Wetter und graue Berge. Nach einigen Dehnübungen ging es die Hauptstraße hinunter weiter bis zum Supermarkt. Nach den erfolgreichen Einkäufen dann das gleiche Spiel mit dem verpassten Bus, diesmal sah ich den Bus sogar noch abfahren. Nun war es mir nicht möglich irgendwohin zu laufen und so stand ich mit den Einkäufen auf dem Rasen neben der Straße, denn sonst wäre ich mit jedem vorbeifahrenden Auto noch nässer geworden bis die Zeit endlich herum war und der nächste Bus mich mitnahm. Halb sieben kam ich zu Hause an, nur unwesentlich vor Anand, der sich schon Sorgen gemacht hatte, weil ich mich bei zwei vorherigen Anrufen nicht gemeldet hatte. Er teilte mir dann die unliebsame Neuigkeit mit, daß Karfreitag und Ostermontag völlig normale Arbeitstage seien und das Osterwochenende damit für ihn kein verlängertes. Das war genau die Nachricht, die dem Tag einen würdigen Abschluß verlieh, so daß ich auf ein spontanes: Ich hab mir heut' ein Bier verdient, verfiel. Der Wunsch wurde gewährt. 


Normalerweise dachte ich immer, daß Biere mit zuviel Etikettenschmuck nichts taugen können. Aber dieses Bier von der Long Trail Brauerei schmeckt trotz der absolut niedlichen Schwarzbären auf dem Label.

Heute nun schneit es, zwar nicht sehr viel, dafür das aber schon den ganzen Tag. Da möchte ich lieber nicht daran erinnert werden, daß wir letztes Jahr zu Ostern (+)30°C in Ottawa hatten.

20. April 2011

Abenaki Identität

Solange ich in Kanada wohnte, wurde man in den Zeitungen und auch sonstigen Nachrichten-Sendungen regelmäßig über den Status der Ureinwohner und deren Probleme informiert. Es gab Statistiken, die besagten, daß sie zwar zahlenmäßig sehr gering seien, gleichzeitig aber die höchste Prozentzahl an Gefängnisinsassen hätten, die höchsten Geburtenzahlen, die höchsten Selbstmordraten, die höchsten Raten an verschwundenen und ermordeten Frauen. Vieles konnte auf die Probleme der Vergangenheit und insbesondere die berüchtigten Internatsschulen zurückverfolgt werden, die - sollte man die Schulzeit überleben - man häufig als mißbrauchte (Jesuiten-Lehrer) gebrochene und von seiner Kultur und Sprache entfremdete Person verließ. Es gab Entschuldigungen seitens der Regierung und widerwillig gewährte Zuschüsse für Therapien und Hilfszentren. Viele dieser Handlungen, die von der UN als kultureller Genozid bezeichnet wurden, waren schrecklich und dennoch wurde mittlerweile offen darüber gesprochen.
 .
Als ich nach Vermont kam, las ich nirgends jemals etwas über die Frage der Ureinwohner... Es gab keinen einzigen offiziell registrierten Stamm im Staat. Sollten nur zwei Stunden von der kanadischen Grenze in einem dünn besiedelten Gebiet tatsächlich kein Ureinwohner übrig geblieben sein? Ich konnte es nicht glauben und suchte weiter. Im November dann fand ich zum ersten Mal spärliche Informationen über das Schicksal der vier großen Stämme im Staat den Elnu, Nulhegan, Koasek und den Missiquoi sowie kleineren Clans und Stammesteilen wie z.B. den Sokoki und Maquam und ihren mittlerweile jahrzehntelangen Kampf - im eigenen Land - als Stämme anerkannt zu werden. Die meisten gehören zum Stammesverband der Abenaki (übersetzt: Menschen, die am Sonnenaufgang wohnen), der wiederum zum Algonkin Stammesverband gehört, dem ehemals militärischen Gegengewicht zu den Irokesenstämmen. Die vier größten Stämme wurden 1976 zum ersten Mal offiziell von Vermonts damaligen Governeur Tom Salmon als Stamm anerkannt, dies wurde jedoch von seinem Nachfolger 1977 widerrufen. Seit 1993 nun arbeitet man an einem Gesetz, daß die offizielle Anerkennung von der Politik trennt, so daß diese nicht nach Lust und Laune widerrufen werden kann. Eine Kommission wurde gegründet, die Vermont Commission on Native American Affairs (VCNAA) welche Geschichte und Bräuche der Stämme hinterfragt, die Antragsteller mussten Beweise zur historischen Existenz u.a. von Traditionen, Familien-Verknüpfungen und Stammesorganisation vorlegen.
Mittlerweile wurden die Elnu und die Nulhegan vom Staat Vermont als Stamm anerkannt, während die anderen Stämme noch auf die Entscheidung der Kommission warten. Diese Entscheidung ist aber noch nicht offiziell, da sie wahrscheinlich vom Stamm Abenaki First Nation vor Gericht bestritten werden wird, die sich in der Frage seltsamer Weise mit dem U.S. Bureau of Indian Affairs zusammengefunden haben. Das Büro für indianische Angelegenheiten, das waren schon seit dem Massaker von Wounded Knee immer die Bösen und es ist eigentlich bezeichnend, daß der Name nie verändert wurde. Ging es früher darum den militärischen Widerstand der Ureinwohner entgültig zu brechen, so geht es heute um Geld. Land- und Schadensansprüche sollen verhindert werden, dazu kommen Ansprüche aus dem Bildungsfond für Ureinwohner und dem offiziellen „Native American“ Siegel unter dem Kunsthandwerk verkauft werden kann. Abenaki First Nations ist offenbar nicht der Meinung, daß sie mit neuen offiziellen Stämmen die knappen Fondgelder teilen wollen und sehen sich ohnehin als übergeordneten Stamm an, der die anderen Stämme lediglich zu Clans degradiert. Es steht den Stämmen also noch ein langer Weg bevor, bis sie ihren Namen bewiesen haben werden, ein Kampf, den in Kanada bei allem Leid niemand führen musste.
Auch etwas was ich erst durch diese Berichte gelernt habe, ist, daß ab 1931 bis ’46 tausende Abenakis in Vermont nach dem Gesetz zum besseren Menschsein „Law for Human Betterment“ „freiwillig“ zwangssterlisiert wurden. Gottseidank liegt es nicht an mir zu entscheiden ob eine gestohlene Identität oder ein gestohlenes Leben schwerwiegender sind. 

Links:
Nulhegan Blog
Gegen den Nulhegan Stamm
Und in den Zeitungen: Bangor Daily News

Interessanter Weise ist in den meisten Artikeln die Kommentarfunktion nicht erlaubt bzw. später geschlossen worden, zumeist ein Hinweis darauf, daß es immer noch weitverbreitet ist über die Ureinwohner rassistische Kommentare abzugeben. Meine oben gezeigte Karikatur ist in dieser Hinsicht natürlich ebenfalls als bedenklich anzusehen, aber mitunter ist es schwierig politisch korrekt zu handeln.

19. April 2011

Local, local


Als ich in Kanada lebte war das Wort „communtiy“ das meist gehörte in öffentlichen Redefloskeln und dem Selbstverständnis der Menschen. Es wurde so oft strapaziert, daß es mir gehörig auf die Nerven ging, wenn z.B. in einem kanadischen Werbespot für gesponsorte Patenkinder, ein afrikanisches Mädchen in ihrem afrikanischen Dorf erklärt, sie lernt lesen um ihrer Gemeinschaft - community zu helfen. Schließlich lernt sie zuerst und mit jedem Recht für sich selbst. 
In Vermont dagegen heißt das Zauberwort „local".
Die lokale Welle kam gleichzeitig mit dem Bio-Essen auf, fand überall eine ähnliche Akzeptanz, doch in Vermont wurde sie zur Religion. Es gibt ein Gesetz, das lokale Produkte als in Vermont oder in einem Radius von 30 Meilen um einen Ort herum produziert, definiert, kaum ein Ladengeschäft in Burlingtons Innenstadt kommt ohne den Zusatz „locally owned“ oder „locally operated“ auf dem Türschild aus und out-of-state (also nicht aus Vermont) oder noch schlimmer aus Kanada ist eine echte Beleidigung. Offenbar mischte sich der local-Trend mit einem tiefverwurzelten Gefühl der Vermonter, daß man ohnehin bequem auf den Rest der Welt verzichten kann. So wird z.B. auch der Staatsgründer Ethan Allen von vielen „echten“ Vermontern als Opportunist angesehen, schließlich stammte seine Familie aus Connecticut und selbst wenn die Allens mittlerweile seit Jahrhunderten in Vermont leben, werden sie immer noch als kürzlich Hinzugezogene belächelt.
Ich bin nicht gegen die lokale Bewegung an sich... ich mag die Idee Produkte von vor Ort zu kaufen, denn man unterstützt in jedem Fall die Bauernhöfe der Gegend und nicht nur die Gewinnmargen gesichtsloser Großkonzerne. Was die Qualität angeht, sieht die Sache schon etwas schwieriger aus. Ich hoffe, daß der Farmer von um die Ecke, so wie er sagt Biogemüse anbaut und ich hoffe, daß er nicht einfach was vom Großmarkt dazukauft, wenn seine Ernte schlecht ist, meine Kontrollmöglichkeiten sind da aber gering. Dazu kommt das ständige Argument der besseren CO2 Bilanz, denn ein Apfel in Vermont produziert und konsumiert, muß doch logischerweise weniger CO2 beim Transport zum Markt erzeugen als ein Apfel aus Venezuela, oder? Nun an sich weiß man seit 2009, daß dem nicht so sein kann. Der Vermonter Apfel kommt von einer kleinen Farm und wird mit einem vermutlich kleineren Transporter zum Bauernmarkt gefahren und dort verkauft. Dazu kommen viele andere Farmen, die allesamt mit ihren kleinen Transportern und Äpfeln dorthin tuckern. Alle zusammen transportieren vielleicht halb soviel Äpfel, wie in einen Jumbo-Jet aus Venezuela passen, der dann in Riesentrucks an die Supermärkte geliefert wird. Wenn man die Bilanz pro Apfel herunterrechnet, dann gewinnt immer der größte Transporter von der größten Farm. Zudem werden die Transporte aus dem Ausland auf jeden Fall bei Grenzeintritt überprüft. 
Ungeachtet dessen, wird natürlich weiterhin überall mit der besseren CO2 Bilanz geworben... Die Studie von 2009 besagte außerdem, daß Bio-Bauernhöfe in einem Industrieland nicht kostendeckend arbeiten können (das Problem der hohen Personalkosten) daß viele Biolandwirte keine entsprechende Ausbildung vorzuweisen haben und es wurde insgesamt in Frage gestellt, ob Teile der Erde die monatelang unter Schnee liegen, überhaupt Landwirtschaft betreiben sollten, denn kommerzielle Gewächshäuser sind pure Energie- und Ressourcenverschwendung und außerdem, die Farmersfamilien in Venezuela wollen vielleicht auch leben.
All das interessiert hier natürlich niemanden, stattdessen übt man täglich, wie man noch lokaler werden kann. Vor kurzem erreichte uns ein Schreiben unserer Krankenversicherung „Blaues Kreuz zu Vermont“ die uns schrieben, sie hätten ihre Kunden gefragt und viele seien schon seit 30 Jahren bei „Blaues Kreuz zu Vermont“ versichert, wüssten aber nicht, daß „Blaues Kreuz zu Vermont“ aus Vermont stammt. Diese Information würden sie hiermit gerne nachreichen und außerdem versichern, daß auch der Vorsitzende der Versicherung in Barre, Vermont geboren wurde. Einem Zeitungsbericht über eine Familie, die ein HIV infiziertes Mädchen aus Haiti adoptierten, folgten überwältigende Kommentare zum Thema, warum sie denn bitteschön kein Kind aus Vermont adoptierten, das wäre doch ihre erste Bürgerpflicht gewesen (Ich habe versucht den Artikel zu verlinken, aber sämtliche Artikel der Burlington Free Press werden nach 30 Tagen ohne Fotos und Kommentare automatisch archiviert und der Zugang zum Archiv kostet 11,95 $ für 24 Stunden.)
Spenden für Japan konnten selbst die Vermonter die Dringlichkeit nicht absprechen, sie gaben aber zu bedenken, daß es auch in Vermont obdachlose und arme Menschen gibt, denen man (vielleicht) zuerst helfen sollte. Eine US - weite Bäckereikette in der Innenstadt (nach dem Vorbild von Starbucks) wollte man auch nicht haben, dort sollte eine lokale Bäckerei einziehen... (es gibt ungefähr 30 leere Ladengeschäfte in der Church St. allein... es könnte also genug Platz für Lokalbäcker und Hinzugezogene geben.) Eine Dame, die Ahornsirup Brot für den Bauernmarkt herstellte, also an sich alles richtig machte und lokal produzierte, zog sich den ganzen Ärger der Vermonter zu, da sie für ihr Brot Sirup aus Kanada bezog. Sie konnte zwar nachweisen, daß die von ihr benötigte Qualität (noch) nicht von den Farmen vor Ort hergestellt wurde, das bewahrte sie aber nicht vor Boycott-Aufrufen. Verschwiegen wurde dabei selbstverständlich, daß kanadischer Ahornsirup bei gleicher Qualität wesentlich billiger ist.
Meine eigene Entwicklung dem Phänomen gegenüber begann mit einer „Das ist ja nett“ Reaktion, die sich langsam zu genervt, supergenervt ... allergische Reaktionen auf das Wort ‚local’ steigerten und sich letzlich zu einer weitesgehenden Ignoranz ausformten. Interessehalber sammle ich die krassesten Beispiele und entgegne der lauernden Frage, ob ich etwa von außerhalb von Vermont stamme mit einem äußerst erleichterten: „Dear, I’m even out-of-continent.“ 

Und ich dachte immer die Sonnen-Energie käme von ganz weit oben.

 Medizin für die lokale Wirtschaft

Autoaufkleber. Irgendwo klebte auch ein Schild mit der Aufschrift: ‚Rich Hippie’ es passte.

Farmliste der Blue Bird Tavern

Der einzige Teil von Kanada, der in Burlington immer willkommen ist.

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