24. Juni 2008

Der Mini-Gartenweg

Hier schreibe ich einmal in einer ganz neuen Rubrik und zwar: „Thea baut!“


Ich habe meinen ersten klitzekleinen Gartenweg aus roten Ziegelsteinen gebaut und hoffe nun sehr, dass er trotz der zu vernachlässigenden Faktoren wie Kies, Zement, fehlender Ahnung von dem was ich da tue usw. halten wird und von irgendwoher doch noch die Festigkeit erhält, die ihm bisher fehlt.
Die Form habe ich mir übrigens nicht ausgedacht (machen wir mal so was schön geschwungenes..) nein, ich habe einen real existierenden Trampelpfad einfach nur befestigt. Damit er immerhin etwas hält, habe ich Lehm unter die Steine geschüttet und zum Abschluss alles liebevoll mit Moos bepflanzt, in der Hoffnung, dass dichte Moospolster die Ziegel schon an ihrem Standort halten werden- schau’n mer mal.

Im Garten

Da der Garten meiner Eltern nicht klein sondern riesig ist, gibt es immer viel zu tun, aber auch viel zu entdecken. Das hintere Gartenbeet, eigentlich der Gemüsegarten wird zum Beispiel Rehgarten genannt, weil sich dort trotz Wildzaun fast täglich ein Reh einfindet um sich an Bohnensämlingen und Erdbeerblättern zu laben.
Um dem Einhalt zu gebieten, hatte meine Mutter ein grünes Vogelschutznetz gespannt, seitdem frisst das Reh lieber Rosenblüten und die äußerst cleveren Hasen kriechen eh einfach unters Netz.
Nur die Vögel stürzen sich in den Nylonstoff und sind gefangen wie Fische. So musste ich die Tage zwei Amseln befreien, die sich so im Netz verfangen hatten, dass sie sich nicht mehr rühren konnten. Einfach so bekam ich sie auch nicht heraus, also musste man zurück und mit Schere bewaffnet die beiden freischneiden.
Piep 1 schnitt ich so schnell es ging aus dem Netz, mit dem Resultat, dass er sobald er frei war sofort los flog, die Nylonfäden wie ein kleines grünes Gespenst hinter sich her ziehend. Da er sich damit natürlich leicht im nächsten Baum verhaken kann, versuchte ich Piep 2 erst aus dem Nylon zu befreien und dann fliegen zu lassen. Aber er war anderer Meinung und fing dermaßen an zu zetern und um sich zu beißen, dass meine dünnen Handschuhe keinen großen Schutz boten und ich den kleinen undankbaren Vogel auch schnell los ließ.
Zum Vogelschützer tauge ich offenbar nicht.
Da ich mir dann aber doch so meine Gedanken um die beiden machte, ging ich an dem Tag noch einige Kontrollgänge um zu sehen, dass nicht wieder einer der beiden hilflos am Boden liegt oder in einem Baum vor sich hin jammert und hoffte, dass sie sich vom Rest der Fäden ganz schnell selbst befreien können.
Früher hatten wir statt der Nylonnetze alte Gardinen benutzt, das war besser, aber die haben leider die Mäuse im letzten Winter verfuttert- wohl bekommt’s... Gestern habe ich meine Magenschmerzen kreativ ausgelebt (die Nahrungsumstellung hat manchmal noch ihren Preis) und einen Kleeblütenkranz gebastelt, so wie ich es im Kindergarten gelernt hatte und dann hat ihn der Elefantengott Ganesha bekommen. Seine Freude hielt sich aber in Grenzen, ist er doch eher ein Fan von roten Hibiskusblüten, aber wir haben nur orangene und Blumenverkäufer, die nur Blüten für den Hausaltarbedarf verkaufen, gibt es hier eben nicht. Vielleicht kann ich ihn mit roten Rosen trösten, denn die hunderte von Rosenstöcken, die sich im Garten befinden, blühen in diesem Jahr besonders gut. Eine meiner Lieblingsrosen ist diese hier: Sie heißt Nostalgie, befindet sich schon seit vielen Jahren im Terrassenbeet (mittlerweile residiert dort auch eine Weinbergschnecken-Kolonie) und ich habe sie einst ausgesucht....

Lesen! – Fortsetzung

Mein letztes Buch „Light my fire“ von Jane Graves war das Schwächste in der ganzen Reihe. Es resultiert aus meiner jahrelangen Suche nach dem perfekten Buch zwischen Krimi und Liebesgeschichte. Wenn ich einen Krimi lese, ärgert mich, dass die Liebesgeschichte nur angedeutet wird, wenn ich eine Liebesgeschichte lese, ärgert mich die Unlogik des Kriminalfalls. Angeblich gibt es sogar eine Kategorie für die von mir gewünschten Bücher, namens „love suspense“, damit sind meistens die Bücher von Linda Howard gemeint.
Am Buchtitel konnte ich noch nicht einmal die deutsche Übersetzung verantwortlich machen, denn ich las in Englisch... also war das Buch immerhin als Sprachübung was wert. Es ging um einen Anwalt, der Lügner hasst, eine auf Mördersuche gehende Floristin (um ihren unschuldigen ehemals drogenabhängigen Mitarbeiter zu entlasten) und in der Nebenrolle, ihre drei Polizistenbrüder. Der Mörder wird erst in der Porno-Snuff-Filmproduktionsindustrie vermutet, entpuppt sich dann aber als altes fanatisches Nachbars-Ehepaar, die gerne Häuser anzünden und auch mal Leute erschlagen - um den Teufel auszutreiben natürlich, Hintergründe, Motive, Entwicklungen- Fehlanzeige, dafür heiratet zum Happy End der Anwalt die Floristin.
Wenn jetzt jemand glaubt, dass das alles ist, was man in anderthalb Wochen Erkältung lesen kann... nein, natürlich nicht. Außerdem lese ich täglich die Ostsee-Zeitung um wieder informiert zu sein, auch wenn die Regionalzeitungen hier nicht so ganz mit den indischen Zeitungen mithalten kann, wo man seine zwei bis drei Kriminalfälle sein eigen nannte und täglich die Schlagzeilen studierte, ob die Polizei denn nun endlich mit der Aufklärung weiter gekommen ist.
Meine Lieblingsfälle bevor ich abreiste und über die man debattierte, waren zum Einen der Mord an einem Filmproduzenten durch den Freund einer südindischen Schauspielerin, die auch in Bollywood Fuß fassen wollte und deswegen eine Affäre mit selbigen Produzenten anfing, später war sie aber am Zerteilen der Leiche mit beteiligt, aus Angst selbst umgebracht zu werden oder erleichtert von der Besetzungscouch wieder entkommen zu sein? Man weiß es nicht und kann wild spekulieren. ...
Der zweite Mord war noch unaufgeklärt. Es ging um einen bekannten Zahnarzt, der beschuldigt wird seine Tochter und einen Bediensteten der Familie auf dem Gewissen zu haben. Vor dem Finden der Leiche des Bediensteten wurde dieser selbst als Mörder der Tochter vermutet, danach stürzte sich die Polizei mehr auf die Art und Weise der Tötung, die durch besondere Schnitte medizinische Vorkenntnisse verlangte. Der Arzt soll eine Affäre gehabt haben und seine Tochter, die davon wusste, wollte die Mutter informieren – so die These der Polizei. Aber die Mutter ist felsenfest auf der Seite ihres Mannes und sagt, dass sie einen Mord doch mitbekommen hätte, schließlich ist das Zimmer der Tochter gleich gegenüber.
Wenn es nicht um Mord und Totschlag geht, kann man aber auch sehr viel über die Menschen erfahren. Sei es nun ein Interview mit einem Jungen, der gerade in Mumbai angekommen, noch den Traum vom schnellen Reichtum träumt, sei es ein Filmvorführer, der den langweiligsten Job der Welt hat, denn seit 1995 spielt in seinem Kino nur noch ein Film oder auch ein Bericht über ein kleines sauberes Dörfchen, in dem jeder zweite Bewohner in der Werbebranche in Mumbai arbeitet. Ein Mitarbeiter meinte, wenn das Dorf einmal streikt, liegt die gesamte Werbeindustrie am Boden.
Die Ostsee-Zeitung informiert mich dafür über neugeborene Babys in der Stadt, die Dorffeste vom Wochenende und dem Drehbeginn der neuen Staffel von SOKO Wismar, auch schön...
Außerdem konnte ich mich durch mehrere Monate Playboy lesen, die ich verpasst hatte, seit ich in Indien war. Wie jetzt...Playboy? Nun, wie ich mir erst vor kurzem ausrechnete, bin ich bereits seit sechzehn Jahren Playboy-Leser, denn das ist bei uns die einzige Zeitschrift im Abonnement. Seit ich aufhörte die Zeitschrift als eine Art Schmuddelblatt anzusehen (dafür ist sie eigentlich auch zu teuer) und anfing die Artikel zu lesen, bin ich ein begeisterter Playboy-Leser geworden. Wann immer ich „Spiegel“ oder „Stern“ las, hatte ich das Problem, dass sie selbst interessante Artikel so langweilig beschreiben konnten, dass man eigentlich nicht mehr weiter lesen möchte. Im Playboy war es genau umgedreht, auch Versuchsaufbauten eines Labors in den Schweizer Alpen waren so interessant beschrieben, dass ich alles las. Mein Wissen über Whiskeys, Zigarren, Autos, Design und auch Mode stammt fast nur aus dem Playboy. Unvergessen, der Artikel über eine mexikanische Grenzstadt, in der seit Jahrzehnten Frauen umgebracht werden. Ich hatte daraus einen Schulvortrag gemacht und bekam dann Punkteabzug, da ich in meiner Quellenangabe trotz vorhandener Grafiken und Bilder, nicht den „Spiegel“ mit Monat und Jahr angeben konnte und meine wahre Quelle wohlweislich verschwieg.
Natürlich machen einen Teil des Playboy nach wie vor die Fotostrecken aus. In den 90ern bis Anfang 2000er hatten die Mädchen nur noch das Aussehen von TV-Spielfilm-Titelmodellen, mit weiß ausgemalten Augen und Zähnen. Mittlerweile bemüht man sich wieder um ein etwas natürlicheres Aussehen, aber das ist vermutlich mit noch mehr Technik verbunden; Fotoprogrammen, die es schaffen wieder natürlicher auszusehen, dabei aber von der Duschwerbespot-Ästhetik noch nicht wegrücken möchten.

Hier ein kleiner Querschnitt durch die interessantesten Artikel seit März:

Ein Bericht über die Ausbildung an der amerikanischen Coast-Guard-Schule, die Offshore Rettungsschwimmer ausbildet, also Leute, die vom Hubschrauber in die sturmgepeitschte See springen um dort noch Menschen zu retten. Die Ausbildung ist in etwa so ähnlich, wie bei den Marines, nur das man am Ende immer noch zwei Menschen von A nach B durchs Wasser transportieren muss.

Eine baskische Bürgermeisterin, die ein spanisches Dorf verwalten muss, das eine Hochburg
der ETA ist - sie steht auf einer Todesliste... mitten in Europa.

Oliver Sacks, der bekannte Neuropsychiater (siehe der Film „Zeit des Erwachens“) berichtet über die Erforschung der Wirkung von Musik auf das menschliche Gehirn. Sei es, dass ein unmusikalischer Mann nachdem er von einem Blitz getroffen wurde plötzlich Konzerte geben kann, sei es, dass Autismus gemildert werden kann, Savanten alle Opern auswendig singen...Musik aktiviert alle Teile des Gehirns gleichzeitig und scheint für den Menschen existenziell zu sein ...

Eher Playboy-typisch sind die Artikel: wie lebt man mit einer 12.000,00 € teuren Sexpuppe, resultierend aus dem „Lars and the real girl“-Film ein Selbstversuch mit der 34 kg schweren Puppe beim Restaurantbesuch oder ganz romantisch beim Spaziergang im Park. Und nach dem Auffliegen des Escort-Rings in New York, die Frage, was macht eine Prostituierte so besonders, dass sie 135.000,00 $ für ihre Dienste verlangen kann?

Howard Varinsky, ein Psychologe, der Geschworene für amerikanische Gerichte aussucht und je nachdem, wer ihn bezahlt, den Prozessverlauf von vornherein in die eine oder andere Richtung lenkt.

Monsterwellen: viele Jahre wurde das Vorhandensein von über 15 m hohen Wellen aufgrund der Berechnung von linearen Wellenmodellen als Seemannsgarn abgetan, bis Messungen an Ölbohrinseln Wellen über 25 m sogar in der Nordsee nachwiesen. Seitdem weiß man, dass diese Wellen drei- bis viermal pro Woche und nicht nur einmal in tausend Jahren entstehen.

Die Liste könnte sich über Wölfe in Sachsen bis Nelson Mandelas Zellennachbar Theo Cholo noch endlos weiterführen, aber irgendwann wurde ich gesund und seitdem hat mein Lesekonsum erneut sehr nachgelassen. Ich habe wieder ein eigenes Leben, mit Gartenarbeit, Dorffesten und Spaziergängen mit dem Nachbarshund.... ;-)

Lesen!

Als ich noch sehr jung war (also damals) hatte ich häufig mehrere Bücher gleichzeitig gelesen, weil mich jene bereits in der Bibliothek so fesselten, dass ich nicht warten und sie nacheinander lesen konnte. Mein Schreibtisch war ein (geordnetes) Chaos aus zwei bis drei neuen Büchern, die ich parallel las, einem vierten, das ich schon kannte, aber nochmals las, weil es mir so gut gefiel und zwei Schulbüchern, die ich lesen musste und die demnach per se doof waren. Um neben der Schule noch möglichst viele Bücher konsumieren zu können, entwickelte ich mit der Zeit die Fähigkeit in jeder Lebenslage lesen zu können, sei es z.B. beim Bummel durch die Stadt (wie ein Schlafwandler kam ich immer heil am Ziel an, wusste aber beim besten Willen nicht auf welcher Route) oder auch im Straßenverkehrsrechtsseminar, dass ich 12-jährig mit meinem Vater besuchte, wo ich dem Redner „Lederstrumpf“ von J.F.Cooper entgegensetzte und dafür von einigen der anwesenden Anwälte ganz neidisch angesehen wurde. Mit den Jahren und wachsendem Zeitmangel ließ dieses Interesse am Buch langsam nach und als ich während des Studiums alle Semesterferien nur noch in Bibliotheken mit zentnerschweren Kommentaren und Gesetzesziegeln verbrachte, konnte ich mir fast schon nicht mehr vorstellen, jemals freiwillig ein Buch gelesen zu haben. Wenn jedoch Zwangspausen eintraten, in denen ich die Zeit zur Verfügung hatte, z.B. aus Langeweile im Urlaub oder eben wegen einer Erkrankung konnte diese Sucht schnell wieder aufflammen und Leute, die mich so noch nicht kannten, etwas verunsichern. Denn solange ich an einem Buch lese, lebe ich darin und bin nur bedingt ansprechbar. Erst wenn die letzte Seite beendet wurde und ich meine abschließenden Gedanken dazu formuliert habe, wache ich langsam wieder auf.
Als ich aus Indien zurückkam, hatte ich frei, mir war langweilig und ich war krank... genug Gründe um also wieder mit dem Lesen anzufangen.
Mein erstes Buch, das ich vorstellen möchte, habe ich eigentlich schon in Indien gelesen, aber da ich es so toll fand und der Vollständigkeit halber soll es hier einen Ehrenplatz bekommen. Es ist kein Geheimtip, sondern „Der Alchimist“ von Paulo Coelho. Ich hatte das Buch im Jahr 2006 von einer Freundin geschenkt bekommen und schleppte es nun seit zwei Jahren überall mit mir herum, in der Hoffnung es endlich einmal zu lesen, weil ich schon soviel von Paulo Coelho gehört hatte, weil das Buch bald verfilmt werden soll und ich es vorher noch schnell lesen wollte, weil mir das Bild auf dem Cover so gefiel, aber irgendwie kam es nie dazu. Als ich dann endlich damit anfing, war ich begeistert, gerührt und manchmal tieftraurig und viel zu schnell war das Ende dieses kleinen wunderbaren Buches erreicht.
Die Suche nach dem eigenen Weg im Leben und wie ihn der Schafshirte Santiago verfolgt, ist mit perfekten, einfachen Worten beschrieben, so dass sich wohl viele darin wieder finden können.
Natürlich hat dieses Buch sehr viel von einem „Der kleine Prinz“ für Erwachsene, denn wenn man nach dem Sinn des Lebens fragt und diese Fragen, der Kargheit und Schönheit der Wüste gegenüber stellt, landet man fast zwangsläufig bei Saint-Exupéry. Aber mich erinnerte es auch an andere Bücher, wie z.B. an „Hallo Mister Gott, hier spricht Anna“ von Fynn oder „Der alte Mann und Mister Smith“ von Peter Ustinov, der Gott und Teufel auf eine Tour durch die heutige Welt schickt. Verfilmt würde das wohl ein ziemlich schräges Roadmovie ergeben.
Wobei schräg auch gut auf das nächste Buch passt, dass ich gelesen habe: „Lange Zähne“ von Christopher Moore. Wie schon bei Coelho hatte ich von Moore bereits viel gehört, aber nie selbst ein Buch von ihm gelesen. Ich habe Moore-Bücher verschenkt und der Kater meiner Rostocker WG hieß Biff wegen des Moore-Bestsellers: „Die Bibel nach Biff.“ In „Lange Zähne“ ging es zwar nicht um Jesus, dafür um Vampire (wie der Name fast schon vermuten lässt...) Das Mädchen Jody wird zum Vampir und muss sich nun damit auseinandersetzen, dass der verursachende Vampir ihr ständig blutleere Leichen vor die Wohnung legt, was ja verwertungstechnisch gesehen schon mal ziemlicher Blödsinn ist, ihrem (menschlichem) Freund aber auch noch ziemliche Probleme mit der Polizei beschert. Trotz vieler guter Ideen und absurder Situationen war das alles eher unlustig beschrieben, so dass es sich zwar flüssig weg-las, aber keinen bleibenden Eindruck hinterließ. Anleihen aus „Interview mit einem Vampir“ und „Dracula“ wurden nicht einmal parodisiert.
Die Vampirkomödie besteht schon seit „Tanz der Vampire“ und offenbar ist seitdem nicht viel Neues im Schattenreich hinzugekommen.
Danach wollte ich eigentlich gar nichts mehr von Herrn Moore lesen, aber mein Vater schwärmte so sehr von „Flossen weg“ und er war genauso von Coelhos „Der Alchimist“ begeistert wie ich (das hat nun mittlerweile schon fast meine gesamte Familie gelesen, man ist allerdings auch in gut drei Stunden damit durch) , dass ich erneut ein Buch von ihm anfing. Und diesmal stimmte einfach alles. Vielleicht lag es daran, dass es noch kein Buch von Walgesängen in Verbindung mit Atlantissage und der Evolutionstheorie gab. Vielleicht lag es aber auch an dieser Mischung aus Comedy, Fakten und Fiktion, die mich begeisterte. ( Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie man als Schriftsteller seinem Verlag erklärt, dass man an einem lustigen Buch über die Erforschung der Gesänge von männlichen Buckelwalen schreibt...) Also ganz kurz zum Inhalt: Ein Walforscher versucht seit Jahrzehnten erfolglos ein System im Gesang der Buckelwale vor Hawaii zu finden, letztlich bestellt dann einer der Wale bei ihm telefonisch ein Pastrami-Sandwich mit Schweizer Käse und scharfem Senf und durch eine Verkettung unglücklicher Umstände landet der Walforscher in einer unterirdischen durch die Ursuppe erbauten Stadt, die von einem verrückten Colonel regiert wird, der zufälligerweise sein ehemaliger Professor ist. Wenn man den Inhalt dieser ganz alltäglichen Geschichte einmal außer Acht lässt, so hat man ein Buch, dem man anmerkt, mit wie viel (Spiel-)Freude es geschrieben wurde.
Danach las ich als Kontrastprogramm, das Buch „Glitter Baby“ von Susan Elizabeth Phillips, das vom deutschen Verlag kongenial mit „ Kein Mann für eine Nacht“ übersetzt wurde. Das Buch war seit vielen Jahren vergriffen und wurde nachdem es letztes Jahr von der Schriftstellerin neu bearbeitet wurde, erneut veröffentlicht.
Ich habe über die Jahre schon einige Bücher der Autorin gelesen und mag den leichten Mix aus Liebes- und Generationengeschichte, mit starken Frauenrollen, wenig Problemen und programmierten Happy End. Umso erstaunter war ich dann, dass eine der Hauptfiguren des Buches wegen unterlassener Hilfeleistung starb und es keinen so richtig störte. Bei manchen Büchern macht es vielleicht Sinn, wenn sie in der Versenkung verschwinden. Der Inhalt: Ein Model wird Managerin, ihr Freund ist Filmstar mit Vietnam-Syndrom, ihre Mutter Groupie und der Stiefvater erst böse und später tot.
Das nächste Buch „Anleitung zum Entlieben“ von Conni Lubek, wollte ich eigentlich überhaupt gar nicht lesen. Denn es ist aus dem gleichnamigen Blog entstanden, den ich sehr mag und ich hatte etwas Angst davor enttäuscht zu werden, wenn das Buch nicht so gut ist wie der Blog. Aber als mir im Buchladen Lpunkts alter ego ‚Curd Rock’ so nett entgegenlächelte und ich schon so ziemlich alles über die Entstehungsgeschichte des Buches gelesen hatte, von Schreibblockaden bis Korrekturlesen, erschien es mir plötzlich als das Natürlichste, dass ich das Buch nahm, zur Kasse ging und bezahlte. Der Einstieg in das Buch war dann auch etwas holprig und ich dachte mir wie nur Leser ohne das entsprechende Blog-Insiderwissen dem Geschehen folgen sollen, aber dann wurde es immer besser und zum Schluss konnte ich ihrem Verlag nur zustimmen: das Buch verlangt nach einer Fortsetzung. Inhaltlich geht es um das Leben einer Enddreißigerin, die eine Beziehung mit einem Mann führt, der sie nicht liebt, den sie aber sehr liebt weswegen diese Beziehung trotz seines „Ich liebe dich nicht“ jahrelang besteht. Sie wünscht sich eine Familie, er sich auch, aber wie er ihr sagt:“ Natürlich möchte ich Kinder, am liebsten drei- aber nicht mit dir!“ Also beginnt sie einen Blog, um das Nicht-lieben zu erlernen. Ihre Wege von Darmsanierung, Betrachten der Liebe als Sucht, Käsekuchenablenkung, Arbeitstheorie bis Finden neuer Partner sind komisch und tragisch zugleich und werden von der auf ihrer Couch residierenden „Ugly Doll“ Curd Rock sarkastisch kommentiert. Da Curd, als Plüschtier ein leichtes Problem mit Computertastaturen hat, verwechselt er stets „m“ mit „n“.
Mein Vater wurde jedenfalls zu einem spontanen Curd-Rock-Fan und geht nun auf „seim“ Sofa. Danach habe ich das Buch an meine Schwester weitergereicht, über manche Fähigkeiten und sei es die des Entliebens sollte man einfach informiert sein.

17. Juni 2008

Katzenjammer


Nun sind schon wieder ein paar Tage meiner Alltags-Integrationsphase vergangen und ich verbrachte sie mit einem bei zurückkehrenden Reisenden häufig anzutreffenden Vorkommnis: ich wurde krank. Eine Erkältung. Diesmal war es wirklich ein Virus, denn meine Entwicklung von etwas heiser zu ziemlich verschnupft und dann schon schwerer Bronchitis dauerte genau drei Tage. Normalerweise brauche ich dafür sonst zwei Wochen. Da meine private Krankenversicherung noch nicht vom Konto abgebucht war und ich nicht selber zahlen wollte, fiel ein Arztbesuch schon mal aus wegen is nich... Meine Eltern versorgten mich mit einem Naturantibiotikum und Hustentropfen und haben damit auch alles richtig gemacht (nach Aussage meiner Schwester- im 6. Jahr Medizinstudentin und nach dem PJ). Zwei Tage wütete das Fieber in Höhen, die ich noch nie erreicht hatte und auch mit fiebersenkenden Mitteln gelang es nur, das Fieber auf 39 °C runterzudrücken. Danach war ich sozusagen ausgebrannt und meine Schwester meinte, dass ich nun noch darauf achten solle, keine Lungenentzündung im Anschluss zu bekommen. Okay, ich achte darauf (wie achtet man darauf?)
Alles was ich je an Kondition besessen habe, ist jedenfalls dahin. Als ich gestern nach Kirchdorf mit dem Fahrrad fuhr, kapitulierte ich vor jedem noch so kleinen Hügel und schob mein Fahrrad mehr, als dass ich fuhr.. ständig überholt von Großvätern und –müttern auf ihren Mountainbikes im Tchibo-Partnerlook, die immer so ein hämisches Grinsen auf dem Gesicht haben, wenn sie jemanden überholen der jünger ist als sie. Ich frage mich nur, ob sie auch so grinsen würden, wenn sie letzte Woche über 40 Grad Fieber gehabt hätten, ha und dann schon diese Woche hustend und sich selbst verfluchend wieder auf dem Fahrrad, das muss man erst mal hinbekommen.
Ich habe die anspruchsvolle 5 km-Distanz aber auch nur bewältigt, weil ich neue Hustentropfen brauchte.
Während ich also die Tage nur herumlag und gar nichts tun konnte, habe ich einige Bücher gelesen, so dass ich in meinem nächsten Blogeintrag mit Mini-Rezensionen zu den gelesenen Artikeln und Büchern langweilen werde. Im Anschluss möchte ich endlich den versprochenen Reisebericht über Goa nachreichen.
Anand kämpft sich derweil „durch den Monsun“, die Regenzeit hat auch in Mumbai pünktlich begonnen und wie jedes Jahr läuft die Kanalisation völlig über, verstopft von zuviel Müll und vor allem Plastiktaschen. Wenn das Verfahren zur Erteilung der Arbeitserlaubnis vor der kanadischen „High-Commission“ in Delhi abgeschlossen ist, kommt er hoffentlich Mitte Juli nach Deutschland – wird ja auch Zeit....

Zurück auf Anfang

Als ich in Mumbai in das Flugzeug von Qatar Airways einstieg, hatten wir bereits eine beträchtliche Verspätung, was mir aber angesichts der siebenstündigen Wartezeit in Doha relativ gleichgültig war. Der erste Flug war gut und kurz und viel zu früh stand ich mit meinen 12 kg Handgepäck in dem kleinen Duty-free Laden des dortigen Flughafens und hatte schon alles zweimal gesehen.
Glücklicherweise konnte ich bald eine unbequeme Liege (man soll ja nicht einschlafen und seinen Flug verpassen) im Ruheraum ergattern und versuchte einzuschlafen.
Aber es störten die ständigen Flughafendurchsagen in drei Sprachen (wobei arabisch noch am Nettesten klang, selbst „Rauchen verboten“ oder „Wenn Sie nicht sofort zu Ihrem Gate kommen, nehmen wir Sie nicht mehr mit..“. alles klingt netter auf arabisch) und die arktische Kälte. Ich weiß nicht warum die Klimaanlage auf gefühlten Minustemperaturen lief. Aber ich war froh, dass ich einen dicken Pullover und Schal mitgenommen hatte (eigentlich für mögliche kalte Temperaturen in Berlin), so war es zwar immer noch kalt - aber auszuhalten. Nach einigen Stunden (und drei Flugzeugen, die Richtung Frankfurt a.M. flogen,) setze ich mich schon mal in die Nähe meines Gates und beobachtete Mekka-Pilger, die in großer Zahl den Flughafen bevölkerten. Die Herren sinnig in weißen Tüchern und FlipFlops, einige Kinder nur in weißen Badetüchern und die Damen nicht in schwarzen, sondern in weißen Burkas - chic.
Dann ging es endlich weiter, der zweite Flug begann etwas eher, um möglichen Verspätungen wegen Turbulenzen zu entgehen. So hatte man die Turbulenzen zwar trotzdem, was die Fluggäste den Großteil des Fluges zum angeschnallt Sitzen verdonnerte, aber wir kamen auch eine halbe Stunde eher in Berlin an. Das Essen an Bord war wie immer gut, wir hatten Snacks, Abendbrot und nochmals Abendbrot.
Neben mir saß ein Mitglied einer japanischen Reisegruppe, der meine „Mehndi“-Hennabemalungen auf den Händen bemerkte und fragte, ob ich aus Indien (zurück-)käme. Als ich das bejahte, bekam er einen etwas entrückten Gesichtsausdruck und erzählte wie er damals Indien bereist hat. Einmal überall sei er gewesen, damals ’69, die Beatles waren auch in Indien und er als 23jähriger Hippie überall mit dabei, vor allem Goa hatte es ihm angetan. Ich muss gestehen, bis auf einige Ausnahmen (Yoko Ono) hatte ich mir (in meiner grenzenlosen Ignoranz) japanischen Hippies nicht einmal vorstellen können....
Nur einmal wurde es kritisch auf dem Flug, als der Film „27 Dresses“ dem Ende zuging und sich das Brautpaar endlich „kriegte“, fing ich an zu heulen. Ich weine sonst nie bei Filmen und Anand hatte mich auch noch extra vor romantischen Filmen gewarnt, aber auf einmal fühlte ich mich schrecklich allein auf der ganzen Welt. (Hoffentlich hat keiner im Flugzeug gedacht, dass ich nur wegen dem Film weine, so toll war der nun auch wieder nicht...objektiv gesehen.)
Aber auch das ging vorbei und am Flughafen angekommen, warteten meine Eltern bereits darauf, mich freudig in Empfang zu nehmen und es war sonnig und wärmer als es für Ende Mai in Deutschland zu vermuten wäre. Zu Hause angekommen, stellte ich zwar fest, dass das Schloss meines Koffers aufgebrochen worden war, aber es fehlte nichts.
Nun war ich mitten in einem frühen Hochsommerwetter in Deutschland gelandet und auch wenn mir die ersten Tage mit 30 °C recht kühl vorkamen, konnte ich mich doch schnell an die Temperaturen gewöhnen und bezahlte mit dem ersten Sonnenbrand der Saison. Irgendwie hatte ich gedacht, dass mir das nicht mehr passieren würde, nach so langer Zeit in tropischer Hitze. Aber ich frage mich, warum ich das dachte, war ich doch in Indien zwar luftig, aber langärmlig und immer mit langer Hose bekleidet. Eigentlich beginne ich erst jetzt etwas brauner zu werden. ...

Katerstimmung

Das sind zwei Straßenkreuzungen:
Die obere befindet sich zentral in Dombivli, direkt hinter dem Bahnhof.
Die untere befindet sich zentral in Fährdorf-Dorf direkt an der Hauptstraße.
(Das untere Bild ist natürlich etwas gelogen. Zum einen habe ich extra gewartet, bis keines der Touristenautos aus SN oder HH auf dem Weg zum Strand die Straße kreuzte und zum anderen auch die Fahrradtour älterer Herren abgewartet, die die Stover Mühle besuchen wollten und versehentlich auf der Insel angekommen, zurückfahren mussten, da Stove auf dem Festland liegt.
Man bekommt ja auch nicht mit, dass man ausversehen auf eine Insel fährt, wenn mindestens 600 m plötzlich nur noch links und rechts Wasser zu sehen ist. Zugegeben, die eigentliche Brücke ist klein, aber dann auch noch das „Herzlich Willkommen auf der Insel Poel, bitte beachten Sie die Hundeanleinpflicht“-Schild...hmm... .)

Mit diesen Bildern möchte ich weder irgendetwas ausdrücken noch kommentieren, es soll eigentlich nur Verständnis für meine – nun ja – Langeweile wecken. Nach fünf Monaten täglicher Reizüberflutung in Indien fällt es mir noch etwas schwer mich wieder an den hiesigen Alltag zu gewöhnen.... . Zumindest verstehe ich nun die indischer Studenten, die frisch in Deutschland angekommen Fotos von leeren Plätzen und Straßen nach Hause schicken, mit der Bildunterschrift:... Zombiestädte... .
Schon am Flughafen fand ich es seltsam, diese Menschen, die sich brav in Schlangen gruppierten und nicht nach dem „hau-drauf und hin-da“-Prinzip losrannten, um als erste mit ihrem Gepäck die Passkontrollen zu erstürmen. Es gab keine aufgeschreckten Horden von Autorikshaws, die sich hupend ihren Weg durch die Massen vor dem Flughafen bahnten, es gab generell wenig Massen und alle Fahrzeuge bewegten sich gesittet nach den geltenden Verkehrsregeln. An roten Ampeln wurde angehalten. Es hupte nicht einmal auf dem gesamten 2 ½ stündigen Weg von Berlin nach Poel, so dass der gemeine Indienreisende meine Fassungslosigkeit sicher verstehen wird.

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