29. Mai 2008

Der letzte Tag

Ach ja, meine Sachen sind gepackt und zu schwer, wir müssen noch umpacken, aussortieren, ich muss geschätzten hundert Leuten “Auf Wiedersehen” sagen und heute nacht geht es dann los nach Hause..... meine Schwiegermutter ist schon seit drei Tagen tieftraurig und kann selbst den Anblick meines gepackten Gepäcks nicht ertragen, wann immer sie mich sieht fängt sie an zu weinen, Anands Neffe fing an zu heulen als er von meiner Abreise erfuhr und bezichtigte seiner Mutter der Lüge..

....man kann sich doch sehr an andere Menschen gewöhnen. Ich war immer eher ein Einzelgänger und hier in Indien habe ich die ständigen Eindringlinge in meine Privatsphäre mitunter “nicht-sehr-gemocht” aber ich denke es wird trotzdem schwer, wenn keine von drei Nachbarstöchtern mehr am frühen Morgen vor der Tür steht, weil ihnen langweilig ist, sie fernsehen wollen etc. irgenwie war ich doch in diesen vier-einhalb Monaten nie allein.

Dazu kommen die ungelösten rechtlichen Probleme. Als wir nach der Heirat die Unterlagen für die Registrierung einreichen wollten, erfuhren wir, dass an der alten Stelle keine Registrierungen mehr möglich waren, also fuhren wir in die nächstgrößere Stadt. Die Leute dort waren nur halb zuständig (sowas geht in Indien, dass man halbzuständig ist) und nahmen unsere Antrag nicht an, aber wir erfuhren die neue Stelle, wo die Registrierungen in unsere Stadt möglich wären. Beim sogenannten “H-Ward” angekommen, wusste dort noch kein Beamter von seinem Glück, wir konnten den Antrag zwar einige Tage später einreichen, aber sie konnten ihn ohne Software, Formulare u.a. beim besten Willen nicht bearbeiten.

Zu der Zeit erkundigte ich mich beim deutschen Konsulat in Mumbai, nach welchem Gesetz die Registrierung erfolgen muss und wie es dann in Deutschland legalisiert werden kann. Darauf erhielt ich eine ausschweifende Antwort darüber, dass es viele unterschiedliche Gesetze in Indien gibt, dass man die Registrierungsurkunde sehen muss und sich dann im Einzelfall herausstellen kann, ob es gültig ist, oder nicht. Da das eine eher nichtssagende Antwort war, bemühten wir uns weiter um die Urkunde, um dann mit Urkunde im Konsulat anzurufen, das Gesetz zu nennen und zu erfahren wie es weitergeht.

Nun hatten wir in den folgenden Wochen Termine mit dem Chef der indischen Behörde, teilweise war er zum bestellten Termin einfach nicht da, teilweise fand er die Akte nicht mehr und wir mussten die Formulare nochmals ausfüllen, beglaubigte Kopien einreichen usw., zweimal erschienen wir mit unseren benötigten drei blutsverwandten Zeugen, was dazu führte, dass Anands Bruder und sein Vater zwei Urlaubstage opfern mussten (und es gibt hier nicht viele Urlaubstage), beim dritten Mal mussten wir dann noch einen nicht-verwandten Zeugen dazuorganisieren, der Priester wollte nichts unterschreiben... der Chef nahm die gesamte Akte mit zu seinem Anwalt und beide dachten nochmals eine Woche darüber nach wie man jemanden (mich) der einfach gar keiner Religion angehört, überhaupt verheiraten kann.

Wir haben halbe Tage in dieser Behörde verbracht, Beziehungen zu nächsthöheren Beamten ausgenutzt und doch fast nicht mehr geglaubt, dass wir die Urkunde noch erhalten würden.

Am 27.Mai, also drei Tage vor meiner Abreise war es dann doch soweit, wir erhielten unsere “Marriage Registration”, mit Unterschrift, Fotos, Daumenabdruck auf blütenweißem Papier mit Wasserzeichen, Stempeln auf allem was wichtig aussah und waren glücklich.

Einem Monat nach der religiösen Heirat waren wir auch legal in Indien verheiratet und in einer kleinen Zeremonie erhielten wir unsere Ringe als äußeres Zeichen. (Die Ringzeremonie war während der religiösen Heirat vergessen worden.)

Als ich am gleichen Tag mit Urkunde im deutschen Konsulat anrief, ließ ich mich sofort mit derselben Sachbearbeiterin verbinden und konnte ihr nun genau das Gesetz nennen, nach dem die Registrierung erfolgte und sie konnte mir auch sofort sagen, dass das leider in Deutschland nicht anerkannt wird. Nunmehr wusste sie genau, dass wir die Heirat nach einem einzigen Gesetz registrieren lassen hätten müssen (uahh vier Verben hintereinander!) und das man für einen Monat eine Anzeige in die Zeitung setzt usw... Wir sind einen Monat lang in die falsche Richtung gelaufen und nun hatte ich keine Zeit mehr, das nochmals zu verändern.

Denn zuerst müssten wir die Registrierung in Dombivli als fehlerhaften Verwaltungsakt aufheben lassen, was nicht so einfach ist, denn eigentlich ist nach indischem Recht alles in Ordnung. Dann müssten wir uns in Thane beim Gericht neu anmelden, dann müsste ich aus Deutschland zurück nach Indien fliegen und erneut anwesend sein (bei diesem ganzen Heiratskram ist ja immer Anwesenheitspflicht) und dann muss die Urkunde ins deutsche (Deutsche können schließlich kein englisch) übersetzt werden und wird dann unter Umständen immer noch nicht anerkannt.

Möglichkeit Nr. 2 ist die Heirat in Dänemark (Deutschland fällt eh aus, die gesamten Prüfungszeiträume und Voraussetzungen kann man im Leben nicht erfüllen). Für Hochzeiten in Dänemark gibt es eine Vielzahl an Agenten im Internet mit Preisspannen von 190,- € pro Paar bis 1000,- € pro Person nur für die Vermittlung. Dazu kommt, dass man in der jeweiligen Gemeinde mindestens drei Tage vor der Hochzeit verbringen muss, also auch noch dem Tourismus helfen soll. Es ist also kostenintensiv. Auf der anderen Seite ist die Hochzeitsurkunde auch in deutsch abgefasst und wird ohne Beglaubigung automatisch in Deutschland anerkannt. Bei den einzureichenden Unterlagen macht es uns der kleine nordische Nachbarstaat auch einfach, ob nun auf dänisch, deutsch oder englisch, alles geht = sie verstehen und akzeptieren es. Und meine Unterlagen sind insofern auch komplett. Aber mit Anands Unterlagen sieht es anders aus. Zum einen steht auf seiner Geburtsurkunde ein anderer Name, nämlich Gajanan, den sein Vater bei der Einschulung des Sohnes änderte und der seitdem überall Anand lautet, außer eben auf dem Birth Certificate und zum anderen braucht man überall zur Heirat im Ausland eine Ledigkeitsbescheinigung von der Heimatbehörde und nun ratet mal, was auf dieser Bescheinigung steht? - Ja, richtig, Herr Anand Sharma ist verheiratet.

So sind wir nun in der seltsamen Lage in Indien miteinander verheiratet zu sein, aber außerhalb Indiens ist nur Anand mit mir verheirat, ich aber nicht mit ihm.

Möglichkeit Nr. 3 lautet Kanada, wir verschieben alle Entscheidungen auf später und heiraten in Ottawa. Vorteil, man braucht nur entweder Pass oder Geburtsurkunde, der falsche Geburtsname würde also nicht weiter auffallen, Nachteil, alles muss aus dem englischen übersetzt und beglaubigt werden, das deutsche Anerkenntnis ist unklar und es besteht die Möglichkeit, dass die indische Heiratsurkunde durchaus in Kanada anerkannt wird und was dann?

Es ist also alles ein Riesen-Rechts-Kuddelmuddel aus dem wir uns so langsam herausziehen müssen und vielleicht wissen wir in einem Jahr mehr, sind möglicherweise sogar verheiratet.... ich gehe jetzt erst mal meine Kopfschmerzen pflegen... uff...


27. Mai 2008

Das große Packen


Ja, wo waren wir eigentlich... hmm früher hieß es Flitterwochen, auf neudeutsch ist es heute wohl eher Honeymoon, für uns war es auch Urlaub im Urlaub...
Nachdem wir es nicht mehr hinbekommen hatten einen Trip nach Kerala zu organisieren, blieb als Möglichkeit schon fast nur noch die kleine ex-portugiesische Kolonie mit Hippievergangenheit.
Eigentlich wollte ich nicht nach Goa, die Nachrichten über Drogenmafia, Morde und überfüllte Strände fand ich nicht wirklich ermutigend. Und sämtliche Inder fahren eh nur in die Berge, jeder wollte uns zu einem Urlaub auf einer Hillstation überreden, als Inbegriff der Romantik. Ich mag Berge, ich habe jede Menge davon in Rajasthan gesehen, aber den Romantikfaktor eines Berges werde ich wohl nie verstehen.
Wir fuhren in der fast absoluten Nachsaison nach Goa, den Wochen vor dem Monsunbeginn. Aber wir hatten Glück, es regnete nur am Abreisetag, es hätte aber auch ganz anderes aussehen können. In unserem Seebad Candolim waren die meisten Läden und Kneipen bereits geschlossen und regenfertig verschnürt, der Strand war nahe am menschenleer-Sein und die größten News in der örtlichen Zeitung waren die Ergebnisse der Kinder im Examen, mit Fotos und Berichten über die Besten, sowie Spekulationen darüber, warum der Eierpreis um zwei Rupien gestiegen ist.
Und nun bin ich wieder in Mumbai, fliege am Freitag zurück nach Deutschland und werde gerade von Anand und seiner Mutter davon abgehalten mit dem Packen anzufangen. Beide finden jede Menge Aufgaben für mich, Anands Mutter hat uns zusätzlich ein Besuchsprogramm zusammengeschnürt, so dass wir zu jeder Mahlzeit eine ihrer Freundinnen besuchen müssen, damit diese mich ein letztes Mal sehen können... Deswegen werde ich sämtliche Berichte über unsere Touren in Goa nachreichen, sobald ich zurück in Deutschland mehr Zeit habe, vielleicht kann ich dann auch endlich meine unvollendeten Tourberichte nach Rajasthan, Delhi und Agra beenden und nebenbei ein paar Inselgeschichten einstreuen, von einer kleinen Ostseeinsel im Sommer.

14. Mai 2008

Aus aktuellem Anlaß

Als ich nach Mumbai ging, waren mögliche Bombenanschläge und ihre Folgen etwas mit dem ich mich auch gedanklich auseinandersetzen musste. Die Anschläge auf Nahverkehrszüge in der Stadt waren noch nicht lange her und auch wenn man in einer Vorstadt relativ sicher lebt, kann man doch Menschenmengen und Innenstädte nicht immer vermeiden und mit den Zügen z.B. reisen wir fast täglich.
Damals hatte ich beschlossen, mir keine Angst machen zu lassen, denn die Angst vor Anschlägen fährt auch in Berlin immer mit und die Gefahr eines Autounfalls ist manchmal die größere. Nun das ist die Theorie.
Aber nach den gestrigen Bombenanschlägen auf Jaipur laufen meine Gedanken im Kreis und spielen das selten sinnvolle “was wäre wenn”-Spiel.. Vor gut zwei Monaten liefen, spazierten, fuhren wir selbst als Touristen durch die Stadt und durch den Stadtkern, sahen uns die HawaMahal und andere Sehenswürdigkeiten an.
Bisher zielten die Anschläge in Indien immer auf möglichst große Menschenmengen der indischen Bevölkerung. Nun scheint wie auch in anderen Ländern, der Tourismus zum eigentlichen Ziel zu werden. Wenn ich mir die Bilder der Anschläge ansehe, das Tor das ich selbst fotografiert habe und durch das nun die Krankenwagen fahren, es berührt mich, ich fühle mich ohnmächtig und wütend und... wir haben Verwandschaft, die in der Nähe wohnt, von der wir hoffen, dass niemand gestern in der Stadt war, ich muss an Schulkinder denken, die wir gesehen hatten, wie sie zu acht in einer Rikshaw sitzend und lachend durch genau diese Straßen gefahren sind, ich denke an diese uralte Stadt, die soviele Jahrhunderte überstanden hat, mit welchem Recht kommt irgendwer und fängt an, das zu zerstören...


Einfach nur so

Derzeit essen wir jeden Abend Aamraz, das ist Püree/Saft aus frischen Mangos. Am Tag kaufen wir die gelben, reifen, duftenden Mangos. Ein Teil schafft es nie bis zum Dinner, sondern wird immer vorher verkonsumiert und aus dem Rest wird dann Aamraz hergestellt.
Seit vorgestern bekomme ich immer die größte Schale zugeteilt und auch wenn ich täglich denke, eigentlich habe ich mir das schon übergegessen, einmal probieren und ich löffele wieder mit entrücktem Gesichtsausdruck die gesamte Schale leer. Ich denke, so zum Schluss meines Indien-Aufenthaltes lege ich nochmal richtig an Gewicht zu, damit sich eine Diät dann auch wirklich lohnt .... Außerdem habe ich mittlerweile eine Vorliebe an vielen vielen Punkten feststellen können, nicht in Flensburg, sondern auf meiner Kleidung:


Vorallem den Sari liebe ich wirklich, auch wenn das nicht von jedem geteilt wird, denn er ist nicht gerade von bester Qualität und war für 175 Rs. = 3,50 € auch eher billig. Aber ich finde mich für 3,50 € bestens angezogen und als anerkannt Sari-Bügelgeschädigte kann man diesen Sari nur lieben, man wäscht ihn, hängt ihn auf, und wenn trocken dann ab in den Schrank damit, bis zum nächsten Auftritt- bügelfrei! =)

Mumbra

Die Stadt Mumbra befindet sich ein bißchen wie ein Fremdkörper zwischen den anderen Vorstädten, denn sie ist die einzige Stadt mit einer deutlich überwiegenden muslimischen Bevölkerung. Über der Stadt ragen dunkle Felswände auf und ein Hindu-Tempel hoch über der Stadt erinnert an Zeiten als Mumbra noch ein kleines Dorf in den Bergen vor Mumbai war.
Am Samstag abend fuhren wir in genau diese Stadt um an dem Hochzeitsempfang eines Collegefreundes von Anand teilzunehmen. Ich freute mich auf die Erfahrung, denn ich war zwar schon auf Rajasthani-Hochzeiten gewesen (Kunststück, ich habe einen geheiratet), ich habe Berge voller Fotoalben von Gujerati-Hochzeiten gesehen, so dass ich das Gefühl habe dabei gewesen zu sein, ich kenne mich bestens mit Malayam-Hochzeiten aus und nun wurde es Zeit für etwas Neues. Im Vorfeld hieß es seitens der Nachbarn und Verwandten immer wieder (mit sorgenvollem Augenaufschlag): “Ihr fahrt nach Mumbra? Am Abend?” , denn die Stadt genießt nicht den besten Ruf unter ihren Nachbarn, sie ist unsauber, mit Flüchtlingen überfüllt und überhaupt Vegetarier wohnen dort auch nicht. ... Dessen ungeachtet, machten wir uns am Samstag auf den Weg. Den festlichen Sari konnte ich diesmal im Schrank lassen, einen vernünftigen SalwarKameez anziehen und sogar die Züge waren relativ leer.
Die Stadt ist anders. Der große Fleischermarkt am Bahnhof war ungewöhnlich, die Gypsyfrauen hatte ich noch nie gesehen, mit ihren langen Spiegelketten, in den Haaren, als Ohrringe und eine Art Kinnschmuck und natürlich sah man muslimischen Frauen in ihren schwarzen Burkas, nur die Rikshwas sahen aus wie überall und brachten uns schnell zum Ziel.
An der Hochzeitshalle angekommen, stellten wir fest, dass das Gebäude so errichtet wurde, dass es die Geschlechtertrennung bereits festschrieb. Der erste Stock war für die Frauen reserviert (“Ladies first Floor” nur dort befand sich auch die Damentoilette) und das Erdgeschoss für die Herren. Ich wusste zwar, dass bei der Trauungszeremonie Braut und Bräutigam getrennt voneinander sitzen, dachte jedoch nicht, dass das auch für den anschließenden Empfang gilt. Das stellte uns vor ein Problem, denn eigentlich sollte ich mich nun zu den anderen Frauen gesellen, aber zum Einen kannte ich niemanden der Anwesenden, wusste also auch nicht, wer englisch spricht und zum Anderen waren wir auf Einladung des Bräutigams hier. Also beschlossen wir den Aufforderungen zu trotzen und ersteinmal gemeinsam dem Bräutigam zu gratulieren, der in der großen Halle allein auf seinem Stuhl vor den essenden Menschen saß und sich langweilte.


Natürlich war es seltsam in einer Halle voller ehrwürdiger alter Herren, Jungspunde, Geschäftsmänner und Jungs zu sitzen und die Blicke der Anwesenden waren auch eher mißbilligend, ein paar Mal wurde uns nochmals das Prinzip mit oben die Damen und unten die Herren erklärt, aber Anand erklärten ihnen daraufhin, dass ich leider kein einziges Wort Urdu verstehe und mich deswegen nicht verständigen könnte. Das fanden sie zwar noch seltsamer aber es machte Sinn und so durfte ich bleiben. Bald kamen noch andere Freunde von Anand, die ihre Frauen dann eben auch nicht hinaufschickten, so dass wir eine kleine gemischte Runde aus Hindu- und Muslimpaaren bildeten und uns gut verstanden. Unser Essen kam erst später, denn für die Vegetarier in der Runde musste erst einmal Essen vom nächsten Restaurant organisiert werden.
Die Zeit nutzen wir (Damen) um uns nun doch einmal in den ersten Stock hinaufzutrauen, denn ein bißchen neugierig waren wir ja doch, auf die Braut und wir mussten dem Bräutigam versprechen Fotos zu machen, denn er hatte sie den ganzen Tag noch nicht ohne Schleier gesehen. Eigentlich erwartete ich nun die Farbenpracht von SalwarKameez in allen Schattierungen wiederzufinden, die ich unten mit all den weiß gekleideten Herren etwas vermisst hatte, aber ich wurde enttäuscht. Nur wenige Damen hatten ihre Burka abgelegt, viele hatten einzig den Mundschutz entfernt und so war die dominierende Farbe Schwarz. Die Decke war etwas tiefer, so war sehr es wärmer im Raum und ich versuchte mir lieber gar nicht vorzustellen, wie warm es ist, wenn man über der Kleidung noch Burka trägt. Der Raum war außerdem voller Kinder. Fast jede Frau hatte noch ein Baby auf dem Schoß sitzen, und ein halbjähriges am Schoßzwipfel, die Kinder liefen durch die Gänge, es war eng, überfüllt und laut. Geburtenkontrolle schien definitiv verpönt zu sein. So grüßten wir nur schnell die Mutter des Bräutigams, eine herzliche Dame, die ich schon beim Kartenüberbringen sehr mochte, gratulierten der Braut, machten zwei Fotos und ab ging es wieder nach unten.


Eine Ruhe – aus Sicht der Männer macht die Geschlechtertrennung durchaus Sinn. Also zeigten wir dem Brätuigam die versprochenen Fotos – er war gottseidank sehr erfreut – und dann war auch schon unser Essen da. Wir hatten ein gemischt vegetarisch-nicht-vegetarisches Essen, was ich diesmal völlig ohne Besteck meistern musste (es gab noch nicht mal Löffel). So aß ich dann doch eher wenig, auch wenn das Lammfleisch ganz ausgezeichnet schmeckte, aber ich kann Reis mit Fleich und Soße einfach nicht nur mit Händen essen. Danach machten wir uns auf den Rückweg nach Dombivli und hatten wieder viel zu erzählen....

13. Mai 2008

Die Bilder sind fertig...einfach aufs Album klicken

wedding album thea and anand

Kurze Zwischenfrage aus der Provinz: “Würden Sie so Ihr Haus streichen?”

Ich mag zwar bunte Farben, aber wenn es so aussieht, als würden alle verfügbaren Reste vom letzten Küche-/Bad streichen gleich mit verwendet, dann wirds langsam kritisch.

Mal abgesehen davon, dass die Herren Maler schon seit Wochen über Wochen über ... beschäftigt sind. Da sie nach Stunden und nicht nach Auftrag bezahlt werden, sind die täglichen Baufortschritte im Mikrometer-Bereich zu suchen und der Monsun wäscht schon im Juni die Farbe wieder ab...
ist das dann gut oder schlecht?


11. Mai 2008

Ein nachdenklicher Elch

Wir machen Urlaub haben sie gesagt.
Natürlich in Schweden, so wie immer...
und ich, Ole, habe ihnen nicht widersprochen...
aber so langsam kommen mir Zweifel
Klimaerwärmung hin
oder her...

aber muss es gleich so warm sein?

ich weiß auch nicht

Aus Gründen des allgemeinen Weltschmerzes habe ich heute einen “wikipedia”-Lesetag. Eigentlich wollte ich über ganz andere Dinge schreiben, z.B. ein Resumee über vier Monate Indien und der Tatsache, dass ich das Abflugticket zurück nach Berlin in der Hand halte (im Safe liegen habe) und ich wollte einen intelligenten Ausblick auf die Veränderungen des Blogs und des Lebens, das ersteinmal in Deutschland und nach jeder Menge rechtlichen Krimskrams dann ab September hoffentlich in Kanada stattfindet, geben, ich wollte über das “Prince of Wales - Museum” in Mumbai schreiben, das Webalbum mit den Hochzeitsbildern fertigstellen, mich über die Veränderungen meiner Schwiegermutter nun ja zur Schwiegermutter auslassen (auch typisch, denke ich), erklären warum mein Portemonai doch gestohlen wurde, obwohl ich immer so stolz auf sämtliche meiner Vorsichtsmaßnahmen war, wie es auf meiner ersten muslimischen Hochzeit war, die ich besucht habe, einen Datenberg von geschätzten 50 emails beantworten... doch irgendwie kann ich meine Gedanken heute einfach nicht ordnen, ich denke alles wild durcheinander und es endet damit, dass ich exzessiv Tetris spiele, was zwar “retro” ist, aber nicht sehr produktiv...

Also eigentlich begann alles damit, dass ich keinen wikipdia-search-widget für meinen Blog fand. Ich möchte mich verändern, also erstmal meinen Blog... aber gibts nicht mehr, sagen sie...und nun habe ich angefangen Nachrichten zu lesen....

Zyklon in Myanmar und keine Hilfe für Betroffene, warum stürzt niemand dort den Diktator, ich spendiere auch ein paar Liter Öl, so dass man der Meinung sein darf, es lohnt sich die Leute vom Joch der Militärdiktatur zu befreien.

Im Verlies in Amstetten gab es nicht genug Sauerstoff, der Artikel dazu in Wikipedia ist das umfassenste und best-recherchierte, was ich überhaupt zu dem ganzen Fall bisher gelesen habe, ...was treibt einen Vater dazu, erst jahrelang einen kompletten Bunker unter seinem Haus zu bauen um dann seine Tochter dorthin zu entführen und sich dann auch noch als Retter aller darzustellen, weil er seine 19jährige Tochter/Enkeltochter ins Krankenhaus gebracht hat....

....und nun Charles Manson. Als ich Anand erzählte, dass das elfte Gnadengesuch von Manson abgelehnt wurde und nach seinem leicht verständnislosen Gesichtsausdruck ersteinmal erklärte, wer Manson überhaupt ist, stellte er die Frage nach der religiösen Anschauung aka. Gründe von Manson, “...ja keine Ahnung, der war halt verrückt und drogenabhängig,” reicht nicht aus um einen Dr. Sharma zu überzeugen. Nun wiki hilft auch da und erklärt den Werdegang einer eigentlich friedlichen Hippie-Commune aus - heute würde man sagen white trash - Mitgliedern um einen Sektenführer, der mit zunehmenden Drogenkonsum der Meinung war, der nächste Weltherrscher werden zu müssen. Was e in bißchen, wie aus einem Pinky & the Brain-Cartoon klingt, führte dann letztlich zu den Morden an ca. zehn Menschen, was gleichzeitig das Ende vom Glaube an das “onmi-peaceful-”le (was für eine lat.-engl.-deutsche Wortschöpfung) Hippietum bedeutete.

Da war also ein Sektenherrscher, der seine Lehre aus christlich-satanischen Versatzstücken mit deutlichem Einfluss auf die Schriften Aleister Crowleys sowie Beatles-Songs zog. Seine Kommune aus zumeist kleinen, jungen rothaarigen Mädchen (die er mit Drogen unter Kontrolle hielt) reiste in einem schwarzen Schulbus durch die Lande, der Hauptsitz war eine Ranch im DeathValley, wo man noch heute unentdeckte Leichenreste vermutet. Seiner Meinung nach, würden sich die schwarzen unterdrückten Menschen, gegen die Weißen auflehnen und wenn sie dann siegreich waren, feststellen, dass sie sich leider nicht selber leiten können. Dann würden sie ihn Charles Manson zum Herrscher über die Welt ernennen. Nachdem dann aber die Aufstände der Schwarzen ausblieben, musste er selber los, d.h. er schickte seine Mädchen, um zu zeigen, wie man Weiße umbringt.

Was mein neugieriges Allgemeinwissen sofort mit der Frage belastet, wer zum Teufel Aleister Crowley war... (wobei zum Teufel in dem Falle eine gewisse Bedeutung hat...)

....für Leute, die nichts mit ihrer Zeit anzufangen wissen oder noch viel eher für Leute, die ganz genau wissen, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollten, aber sich einfach nicht dazu aufraffen können und deswegen alles andere wichtiger finden:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kriminalfall_von_Amstetten

http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Manson
http://de.wikipedia.org/wiki/Aleister_Crowley

auch immer wieder schön:

http://de.wikipedia.org/wiki/Verschw%C3%B6rungstheorien_zum_11._September_2001

und jemanden über den ich erst in Indien zum ersten Mal etwas las:

http://de.wikipedia.org/wiki/Jiddu_Krishnamurti

auf das, das alles nur auf eine Überdosis Koffein - bedingt durch zuviel Chai - zurückzuführen ist und ich morgen wieder in der Lage bin einen völlig normalen Blogeintrag zu verfassen, wünsche ich trotzdem alles und jedem einen wunderschönen Rest-Sonntag.

8. Mai 2008

Impressionen





Zoo Zoo

Heute waren wir im Zoo. Dazu fährt man mit der Bahn bis zur Station Byculla, läuft hundert Meter entlang des Knoblauch- und Zwiebelmarktes und schon ist man da. Der Eintritt kostet 5 Rupien, also 0,10 € und ist damit auch für den Durchschnittsinder samt Großfamilie tragbar... aber es war ja kein Wochenende. Leider darf man keine Wasserflaschen mit hinein nehmen und da man im Zoo überhaupt nichts (gar nichts!) kaufen kann, ist ein Besuch des Zoos auf natürliche Art zeitlich begrenzt. Es gibt zwar ein paar Brunnen im Park, aber mit meinem gerade eh verkorksten Magen wollte ich das Wasser lieber nicht versuchen.
In früheren Zeiten war der Park sicher sehr schön gewesen. All die alten Volieren und Gebäude sind zwar heute in bedauernswertem Zustand, aber noch vorhanden und lassen erahnen, wie dieser Park einmal aussah. Leider stehen die meisten Gehege leer, denn wann immer ein Tier das Zeitliche segnete, wurde es offenbar nicht ersetzt (bei 0,10 € Eintritt kann man auch in Indien keine riesigen Parkanlagen in Schuss halten). Wir haben ca. 30 Tierarten gesehen, mit allen Vogelarten mitgerechnet, vielleicht gibt es im ganzen Park sogar noch 50. Einige sehen eher aus wie Eigenfänge, denn es gibt jede Menge Rattenschlangen, Kobras und Phytons und auch der Albino-Rabe befindet sich wohl eher in Schutzhaft, als das er von irgendwoher importiert wurde.

Die am häufigsten vorkommenen Tiere sind aber definitiv die aus tausenden bestehenden Raben- und Krähenkolonien im Park, die jedem “Please, keep silence”-Schild spotten.
Nebenbei ist aus dem Tierpark auch ein botanischer Garten geworden, denn in den leeren Gehegen, konnten sich viele Pflanzen ungestört ausbreiten, so gibt es riesige Jackfruchtbäume, Bäume mit kleinen Baumkugelschmuck und Federblumen und Bougainvillea-Ranken in allen Farben. Eine kleine Ausstellung zeigt, wie sich der Zoo seine Zukunft vorstellt, in erster Linie sollen alle geschichtsträchtigen Gebäude abgerissen und ersetzt werden, so dass alles modern aussieht – hoffentlich haben sie noch eine Weile kein Geld dafür.
Nach einiger Zeit und steigender Sonne ließ unsere Energie dann einfach nach und so mussten wir den Park verlassen um etwas trinken zu können.

Danach besuchten wir das ehemalige “Victoria & Albert” Museum, das sich gegenüber des Zooeingangs befindet und später nach seinem Gründer in “Dr. Bhau Daji Lad Museum” umbenannt wurde. Dieser alte viktorianische Stadtpalast mit seiner Ausstellung indischen Kunsthandwerks; Kultur und Bombayer Geschichte wurde mit großem Aufwand, Geld und privater Initiativen renoviert, so dass sich ein Besuch auf jeden Fall lohnt.
Es wurde zwar auf eine Art renoviert, dass alles Renovierte danach “wie neu” aussah, was ich normalerweise nicht so mag, (denn alte Dinge soll man zwar erhalten, aber man sollten ihnen auch ihr Alter ansehen dürfen) aber ich war trotdzem froh zu sehen, dass in Mumbai überhaupt alte Dinge erhalten werden und es private Geldgeber und Initativen gibt, die solche Museen unterstützen und vielleicht entdecken sie ja noch den Zoo als Betätigungsfeld.
Nun fuhren wir mit dem Taxi bis Victoria Terminus (wir waren zu faul, die hundert Meter zum Bahnhof zu laufen und zwei Stationen mit der Bahn zu fahren), um einmal wieder beim großen amerikanischen Bruder mit dem gelben M im Namen zu Mittag zu essen, was mein Magen sofort mit einer heftigen Abwehrreaktion gegen fettige Pommes beantwortete – doofe Idee.
Also wartete ich im auf Arktis gekühlten Schnellrestaurant, bis das Fieber wieder runterging, dann fuhren wir nach Hause, ich musste meine Medizin schlucken, mich ausruhen bis mir nicht mehr schwindlig war, die von mir wenig geschätzte Elektrolyth-Lösung in Wasser trinken und beschliessen ab morgen nur noch Zwieback zu essen. Das hab ich nun davon, .....McDonalds pffffff....

5. Mai 2008

guck mal...


Heute hatten wir einen kleinen Besucher, den ich doch direkt vorstellen muss: ein kleiner rot-getigerter Kater schaffte es in den vierten Stock.

Anands Mutter war zwar wenig begeistert, sie sah sich jedoch auf der unterlegenen Seite, während Anand, ich und seine Tante um den kleinen lautstarken Eindringling herumwuselten. Also gab sie auf und der kleine Schreihals bekam eine Portion Sahne (mit Wasser vermischt, damit er davon keine Bauchschmerzen bekommt.)

Das fand er nicht so richtig ausreichend, aber als Katze in einem Vegetarierhaushalt, hat man halt schlechte Karten.

Normalerweise sehen wir derzeit nur Geckobabies, die gerade alle aus ihren Eiern geschlüpft sind und die Häuser erkunden. Gestern tobte einer in langen Runden durch das Schlafzimmer,die Wände entlang, über den Fußboden, sprang über eine Plastiktüte unters Bett, spielte verstecken in den Klamotten und ging bei jeder möglichen Gefahr in Deckung bis er sich wieder auf ins heimatliche Nest über dem Wassertank machte.

Warum ich soviel Zeit zum Gecko beobachten habe? Irgendwie hat mich der dritte Magen-Darm-Infekt erwischt, seit ich in Indien bin und irgendwie muss man ja die Zeit herumbekommen, während man mild dehydriert und energielos nur herumliegen kann. Meist geht es mir aber nur einen Tag so richtig schlecht, heute ist alles schon okay, auch wegen der Tabletten die ich vom Doktor in allen Regenbogenfarben bekommen habe.

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