31. Januar 2013

Americana: Soffit

Ich möchte mit diesem Artikel eine neue Rubrik einführen: Americana.
Darin schreibe ich über die kleinen Unterschiede zwischen dem Leben in den USA und dem Leben in Deutschland... von doppelten Türen, amerikanischen Betten bis öffentlichen Toiletten :) Den Anfang macht das Küchen - Soffit.


Ein Soffit ist ein geschlossener Überbau zwischen Decke und Schrank in einer Küche. Dadurch kann man auf seine Küchen-Oberschränke nichts mehr stellen – schlecht bei so einer kleinen Küche wie meiner. Es kann aber auch nichts schmutzig werden, denn über den Schränken ist es schwierig regelmäßig alles sauber zu halten. 

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Bei meinen Nachforschungen zum Thema Soffit, ließen sich zwei Hochperioden des Einbaus feststellen. Die erste in den 1940er Jahren und die zweite genau 40 Jahre später in den 1980ern. 
In den 1940er Jahren bildete sich langsam die Einbauküche heraus, so wie wir sie dem Stil nach heute noch kennen, es gab jedoch einen großen Unterschied... alles wurde aus massivem Holz gebaut. 
Das war kein Problem für die Unterschränke, doch die Oberschränke brauchten zusätzliche Verstärkungen um nicht aus der Wand zu brechen. 
In den Jahrzehnten zuvor wurden verzierte Holzträger in L-Form unter die Schränke gesetzt (das macht man z.T. heutzutage wieder so, wenn man eine Country-Küche haben möchte...) doch ab den 1940ern baute man stattdessen eine Holzbox ein, die fest mit Wand und Decke verschraubt war und an die wiederum die Oberschränke geschraubt wurden. Dadurch waren die Schränke mit Wand und Decke verbunden und somit gesichert. 
Das ist auch der Fall in unserer Küche. Die massiven Holzschränke- und Schubladen sehen nostalgisch aus, doch ein Nachteil ist der feine Holzstaub, der bei der ständigen Reibung von Holz an Holz (gerade in den Schubladen) entsteht. Da hilft nur regelmäßiges Auswischen und Überstreichen, sonstwie Abdecken wo immer es geht.
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In den darauf folgenden Jahren änderte sich die Qualität des verwendeten Küchenbau-Materials. Es wurde leichter und der Einbau von Soffiten waren nicht mehr nötig. Häufig wurden die Küchenschränke der 1950er Jahre (und später) bis unter die Decke gezogen und darüber kam nur noch eine Abschlußleiste zur Decke hin. So konnte der Platz in kleinen Küchen optimal genutzt werden. 
Ab den 1980er Jahren wurden jedoch Soffits wieder eingebaut. Der Grund lag häufig darin, daß der Überbau eine nachträglich eingebaute zentrale Klimaanlage verstecken konnte. Und so gab es eine neue Generation an Hausbesitzern, die sich Gedanken darüber machen konnten, wie dekoriert man einen Soffit... mit Tellern, mit Dekotüren, die aussehen, als wären sie Teil der Küche... streicht man es in der Farbe der Küchenschränke oder in der der Wände, denn wenn man nicht aufpasst, kann so ein Soffit einen kleinen Raum ziemlich erdrücken. 
Gerade in Mietswohnungen wurden Soffits in allen Jahrzehnten regelmäßig eingebaut. Das ersparte es den Vermietern jedesmal das Öl von den Schränken kratzen zu müssen, wenn neue Mieter einzogen.

So sieht übrigens unsere Herdplatte aus... das Standardmodell der amerikanischen Elektroherde, so einen hatten wir schon in Kanada. Die offene Heizspirale sieht schön aus, doch alles zu reinigen ist eine Qual. Es gibt zwar Aluminium-Einlageschalen zum Wegwerfen wenn schmutzig, doch der richtig fiese Dreck scheint immer unter die Aluschalen zu laufen. Da man solche Wegwerfschalen nicht reinigt und nur hin und wieder auswechselt, ist dann schon einiges eingetrocknet und noch schwerer zu entfernen. Deswegen koche ich derzeit ohne Aluschutzschale und wische sofort nach... blutige Hände von den scharfen Kanten inklusive.

Ich weiß nicht, wie regelmäßig ich in dieser Rubrik schreiben werden. Alle weiteren Beiträge kann man jedoch unter dem neuen Label „Americana“ finden :)

24. Januar 2013

Sonnenuntergänge bei Minusgraden


In den letzten beiden Tagen, in denen es kälter und kälter wurde, habe ich mich am Abend auf die Suche - nach spektakulären Sonnenuntergangsbildern über dem See - begeben.
Am ersten Abend (das wäre derzeit so gegen 16:30 Uhr) war ich warm angezogen, doch das war noch verbesserungswürdig. Der Sonnenuntergang ließ auch zu wünschen übrig, denn es war recht wolkig.


Gestern nun holte ich meine schwersten Winterstiefel heraus und verpackte mich in eine Mischung aus drei Hosen (zwei Leggings + Jeans) , zwei paar Socken, dicken Handschuhen und meinem bewährten zwei Mützen System zum warmen Daunenmantel.


Es herrschten -34°C (weil der See ausgleichend auf das Stadtklima wirkt, in seefernen Orten war es zehn Grad kälter) und trotz meiner Kleiderpakete war es kalt (ich hätte noch meine Fleece Gesichtshalbmaske tragen sollen und/oder das Gesicht dick mit Nivea eincremen).
Dennoch lief ich tapfer weiter und wurde vom Ausblick über den See nicht enttäuscht.


Der See schien regelrecht zu dampfen, das Wasser reagierte auf die kalte Umgebungsluft und leichte, sich bewegende Nebelschleier lagen über dem See. 
Der Effekt war traumhaft: die Sonne in intensivsten Kälte-Farben, der See im Nebelmeer - die Krähen, die sich zu Wintergruppen in den Tausenden zusammengeschlossen haben, flogen ihre Runden... und ich. 


Natürlich passte ich für zwei Minuten nicht auf und meine rechte Hand, die Fotografierhand, war eingefroren und musste schmerzhaft wieder aufgetaut werden ... 

Leider kann man von oben herab keine guten Bilder vom Wasserdampf machen und ich hätte es nicht mehr vor dem Sonnenuntergang hinunter zum Seeufer geschafft, aber vielleicht können diese Bilder zumindest einen kleinen Einblick geben. Manchmal wird man eben doch belohnt, wenn man etwas wagt und sei es nur sich einen Sonnenuntergang am See bei -34°C anzusehen :)

23. Januar 2013

Im Winter


Unser erster Winter in Burlington im Jahr 2010/11 war der schneereichste seit langer Zeit gewesen, den Schneemassen folgten Monate der Überflutung von Feldern und Dörfern und alle waren froh, als das Ende Juni endlich überstanden war. 
Der Winter 2011/12 war dann das genaue Gegenteil, es regnete und schneite fast gar nicht und der See-Pegel fiel in neuen Tiefen. Dazu hatten wir die ersten Sommertage ab März, mit Temperaturen um die 30°C.

 Unsere Nachbarin befreit ihr Auto mit dem Schneeschieber... die üblichen Autobürsten helfen in so einem Fall nicht allzuviel. 
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 Linus findet soviel Weiß überhaupt nicht lustig. 
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Dieser Winter nun, ist ein wenig eine Mischung aus Beidem... auf Warmfronten folgen Kaltfronten, manchmal schneit es ganz gewaltig, doch der Schnee wird in den Tagen danach wieder völlig im Landregen aufgeschmolzen. Es gab bereits eine echte Kaltzeit mit Temperaturen um die -30°C, dem folgten +8°C und in dieser Woche sind wir wieder im -25°C Bereich gelandet.
Nur die Sonne sieht man in diesem Winter nicht ganz so häufig, denn die meiste Zeit ist es wolkig oder bedeckt. Dementsprechend möchte ich hier noch ein paar Bilder vom bisher einzigen echten Wintersturm zeigen, dessen Abschluß mit einem Sonnentag gefeiert wurde... so wie sich das gehört.

 Ungeräumte Wege laden zum Gang auf der Straße ein, doch Achtung bei überfrierender Nässe ist man auf dem Trampelpfad sicherer aufgehoben. 
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Ausblick mit Absturzgefahr
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Ansonsten war ich in dieser Woche unterwegs um mich nach Arbeitsmöglichkeiten zu erkundigen.
Offenbar bekomme ich trotz Arbeitserlaubnis keine Sozialversicherungsnummer, sondern nur ein Papier, das besagt, daß ich keine bekomme... was es für potentielle Arbeitgeber etwas schwieriger macht, denn sämtliche Steuer-Programme laufen über diese Nummer. Ich muss hoffen, daß ich jemanden überzeugen kann, mich trotzdem anzustellen. Offenbar braucht im Januar niemand Ladenangestellte, weder in Teilzeit noch sonstwas, so daß ich wohl erst einmal irgendwo als Freiwillige anfangen werde zu arbeiten (gut zum Erfahrungen sammeln und das im Lebenslauf erwähnen). Selbst das war nämlich bisher ein schwieriges Unterfangen ohne Arbeitserlaubnis (aus irgendwelchen Versicherungsgründen... ). 
Ich kann jetzt auch endlich einen Online Shop eröffnen und legal einen Stand auf Kunsthandwerker Märkten haben um meine handgearbeiteten Produkten an den Mann (oder Frau) zu bringen. 
Außerdem wollen wir endlich unsere amerikanische Fahrerlaubnis in Angriff nehmen, im Februar ist die theoretische Prüfung... bis dahin muss ich das Fragenbuch durchgearbeitet bekommen.... am Besten ich fange heute an... ähm, oder morgen :))


Und mit Freude kann ich verkünden, daß ich es über die Auswirkungen der Grippe geschafft habe. 
Ich bin noch etwas kurzatmiger als vorher (und vermute, daß das noch eine Weile so bleiben wird) doch mittlerweile erschrecke ich niemanden mehr mit Dauerhusten... und im nächsten Jahr werde ich mich sofort am ersten Septembertag gegen die Grippe impfen lassen, so daß das nicht wieder untergehen kann.

19. Januar 2013

Montpelier


Montpelier ist die Hauptstadt des Staates Vermont und als solche wesentlich kleiner als Burlington, überhaupt ist sie die kleinste Hauptstadt (7800 Einwohner) eines Bundesstaates in den USA.
Es gibt zwei Hauptstraßen, eine waagerechte und eine senkrecht verlaufende, dazu eine Umgehungsstraße, den Winooski River und das Parlamentsgebäude von Vermont, ein paar Häuser mehr und dann beginnen auch schon die Berghänge (der Berge Hunger, Paine und Chase), die das schmale Tal von drei Seiten begrenzen.
Wir sind schon einige Male durch Montpelier gefahren, doch es war nie das Ziel unserer Reise gewesen. Anläßlich des Besuches von A. Bruder nutzen wir jedoch die Möglichkeit um mit dem Bus von Burlington nach Montpelier zu fahren. 
Diese Verbindung sichert werktags, daß alle Beamten und Verwaltungsangstellten bequem von ihrem Wohnort in Burlington zur Arbeit nach Montpelier und zurück gelangen, denn in Montpelier könnte man die Masse der Leute gar nicht unterbringen.
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Für uns war es eine gute Möglichkeit, um ein wenig in die Berge zu fahren, denn zum Wandern war es schon zu kalt. Wenn man die hohen Berghänge rechts und links des Highways aufragen sieht, fällt einem auch einmal mehr auf, wie anders Burlington im Gegensatz zum Rest des bergigen Staates aussieht.
Die Berge sind sehr schön, doch sie lassen nicht viel Licht in die engen Täler und so finde ich die weite offene Landschaft des Champlain Valley und Lake Champlain (wo die Berge nur Garnierung am Rande sind) doch etwas erträglicher für ehemalige Küstenbewohner wie mich.

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Als wir Montpelier nach ca. 45 Minuten Fahrt erreichten, sahen wir uns das Parlementsgebäude an (von außen) liefen durch die beiden Hauptstraßen (die wenig überraschend zumeist Restaurants beherbergten – irgendwo müssen all die Parlamentarier und Co. auch essen) und verbrachten einige Zeit in einem Tierladen.
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Dessen Hauptattraktion war eine ungarische Hirten-Hündin, über die man steigen musste – quasi ein großer lebender Flokati im Eingang.
A.s Bruder hat einen Hund, wir haben Katzen... also war das Tiergeschäft eine logische Wahl, es gab dort sogar Hundkekse in Vermont-Form. Ich kaufte ein graues Filz-Dreieck (eine abstrakte Maus), von dem ich schon wusste, daß die Katzen es lieben würden und weiter ging es mit der Hauptstadt-Besichtigung.
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Bald hatten wir das Ende der zweiten Straße erreicht und es dauerte immer noch eine Stunde bis der nächste Bus nach Burlington abfahren würde. 
Also suchten wir nach einer Gaststätte, doch die meisten waren in der Nachmittagspause (von ca. 14-18 Uhr) und damit geschlossen. Doch wir fanden noch ein Café, daß auch Mittagessen servierte und so setzten wir uns für eine Weile. Es gab sogar Switchback Bier und mit einem Aufenthalt im nahegelegenen Baumarkt rundeten wir unseren Besuch ab.
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Ich bezweifle sehr, daß wir damit erschöpfend alles in Montpelier gesehen haben, das Vermont History Museum ist sicher einen Besuch wert und im Sommer ist es bestimmt auch toll, wenn man direkt nach dem Mittagessen eine kleine Wandertour in den Bergen machen kann. 
Vielleicht war das also nicht der letzte Besuch in der kleinsten Hauptstadt der USA :)

17. Januar 2013

Zwei Brüder


Im Dezember bekamen wir für einige Tage Besuch von A.s Bruder. Die Beiden hatten sich seit fast fünf Jahren nicht gesehen und so war die Wiedersehensfreude groß.
Dazu kam der Bruder zum ersten Mal in die USA und außerdem ist der Winter in New Delhi doch etwas erträglicher als in Vermont (wenn auch nicht sehr, da es in Nord-Indien zumeist keine Heizungen gibt).

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Eine Kugel Ben & Jerrry's, im Becher bitte!
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Magic Hat Brauerei

Wir zeigten ihm also die üblichen Burlingtoner Touristenziele (so denn nutzbar im kalten Wetter) und verbrachten Zeit im Ben & Jerry‘s Stammgeschäft, am Seeufer bei leichtem Schneefall, machten einen Ausflug in die Landeshauptstadt Montpelier (im nächsten Artikel) und besuchten fast alle nennenswerten Restaurants der Fußgängerpassage. 
Dazu schickte ich die Beiden zwei Tage lang zum Einkaufen (für jeden in der Familie musste zumindest ein kleines Geschenk besorgt werden), so konnte ich auch einmal etwas Zeit für mich haben, denn dieser Besuch war sehr anstrengend: A.s Bruder ist witzig, locker, Jetlag-resistent, braucht fast keinen Schlaf und ist immer gut drauf, was für einige Zeit toll ist, aber irgendwann konnte ich nicht mehr mithalten – soviel Energie, wo kommt die nur her?


Als wir ihn nach den tollen Tagen am Flughafen ablieferten - damit er seine Geschäftsreise fortsetzen konnte - war ich jedenfalls so müde, daß ich mich wieder zu Hause kurz für zehn Minuten hinlegen wollte und vier Stunden später aufwachte... da war es bereits dunkel.

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Nennenswerten Einfluß übtete er in dieser kurzen Zeit vor allem auf unsere Küche aus, die post-Besuch mit brandneuem Messerset, neuen Pfannen, acht Gläsern verschiedener Größe, diversen Schnapsflaschen (u.a. Old Monk) und einem über-vollen Kühlschrank glänzte.
Wir überlegten etwas ratlos was wir mit dem Riesenglas Mayonaise anfangen sollten und ob wir auf die Schnelle noch Sellerie Fans werden könnten, bevor all die Stangen anfingen zu verrotten (schafften wir übrigens nicht so ganz...) und damit war auch diese Zeit schon wieder vorbei... doch der Gegenbesuch (meines Mannes) in Delhi ist bereits in Planung.

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