29. November 2011

Boston - Chinatown


Der letzte Programmpunkt des dritten Tages: nach Museum, Stadion und Strand war ein Besuch in Bostons Chinatown. Das Viertel wird als viertgrößte Chinatown der USA beschrieben, was ich nicht ganz glauben konnte, denn es besteht quasi nur aus zwei Straßen, die man in maximal 5 Minuten erschöpfend durchlaufen hat. 
Vielleicht sind viele größere chinesische Gemeinden der USA schlichtweg nicht als offizielle „Chinatowns“ mit Tor anerkannt. 

 Ich mag die kleine rote Scheune oben links im Bild... Americana in Reinkultur.

Aufgrund eines zeitgleich stattfindenen chinesischen Festivals (Mondfest) war es überall sehr voll, so daß wir unsere Idee dort zu Abend zu essen, revidieren mussten und stattdessen zurück nach Cambridge fuhren. 
Dort aßen wir in der Dosa-Factory, hervorragende Dosas (indische Pfannkuchen) und fürchterliche Beilagen (ganz ehrlich, sie hatten das schlechteste Sambhar der Welt), danach ging es auf ein Gute-Nacht Bier in den nächsten Pub, aber auch die Auswahl des Abends (diesmal Blue Moon) war ungenießbar. Mitunter versteht man tatsächlich erst zu schätzen, daß man in einem Bundesstaat mit hervorragenden Mini Bier-Brauereien wohnt, wenn man sich außerhalb der Staatsgrenzen bewegt. (Ich weiß, das klingt so schrecklich arrogant und bevor ich nach Vermont kam, war ich noch nicht einmal ernstzunehmender Biertrinker, aber Magic Hat Brauerei, Long Trail und vorallem Switchback haben meinen Geschmack für amerikanisches Mittelmaß verdorben... )


28. November 2011

Frostblumen


Statt Sonntagsblumen gibt es heute nur ein paar Frostblumen zu bestaunen.
Leider gibt es nur noch sehr wenig Blumen in den Gärten und auch alles was in der „wilden“ Natur im Sommer in den schönsten Lila- und Gelbtönen blühte und so viele Schmetterlinge anzog, ist jetzt grau und braun geworden.
Die Natur macht eine Pause bis zum nächsten Frühjahr :) 


Weil das ein wenig zu depressiv klingt, gibt es aber heute doch noch ein Mini-GIF aus dem Spätsommer: Linus und die Sonnenblume :)
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26. November 2011

Flashback Friday mit Verspätung


Das Bild stammt vom Thanksgiving Fest des letzten Jahres. 
Zu der Zeit wurden wir mit vielen Studenten zu einer Feier im Haus von Prof. Madalina Furis eingeladen um Thanksgiving auf internationale Art mit rumänischem Fokus zu feiern. Das bedeutete u.a., daß der trockene Truthahn ohne Soße serviert wurde, man aber dafür mit französisch-rumänischen Früchte-Tartes zum Nachtisch wieder versöhnt wurde. 
Vor dem Essen wurde ein besonderer Pflaumenbrand (der beste gereifte Ţuică) serviert. Dieser kam in einer seltsam geformten Glasflasche mit Siegel und Madalina erklärte, wie schwierig es ist diese Flasche zu erwerben. Man kann nämlich nicht einfach überall in einen rumänischen Laden gehen. Stattdessen fährt man in die Walachai, dort in einer Stadt, die direkt hinter einem Berg liegt und kann sich dann in die Schlange an einem Geschäft am Markte einreihen. Wir tranken alle einen „wennzigen“ Schluck des als Appetizer gereichten Brandes, während A. und sein Freund Naveen fröhlich die gesamte Flasche niederkämpften. Madalina fand das zwar nicht ganz so lustig, traute sich aber auch nicht ihnen die Flasche einfach wegzunehmen. (Die Frage, was war unhöflicher, einen besonderen Brand wegzutrinken als wäre es billiger Fusel oder eine einmal auf den Tisch gestellte Flasche wieder wegzunehmen, ist wohl diskussionsbedürftig.) 
Jedenfalls war ich nicht sonderlich überrascht, als in diesem Jahr die Thanksgiving Einladung von ihrer Seite ausfiel. 


Black Friday

Gestern war der Freitag nach Thanksgiving, traditionell der Tag mit den meisten Angeboten in den Läden und so waren Menschenmassen in den gesamten USA unterwegs um beim Einkaufen möglichst viele der Rabatte abgreifen zu können. Die wirklich irren Angebote konnte man dabei nur nutzen, wenn man ab Mitternacht in einer Schlange vor den Türen ausharrt um bei Ladenöffnung um 5 Uhr (manche Läden öffneten sogar schon um 2) morgens erster bei den wenigen um 90 % billigeren Laptops, I-Pads, I-Phone usw. zu sein. Um das Ziel zu erreichen gab es Verletzte in Massenpaniken, besprühte eine Frau andere Käufer mit Pfefferspray um als erster eine X-Box abgreifen zu können und wurden mehrere Walmarts überfallen. 
Der Spuk dauerte bis irgendwann gegen 11 Uhr, denn sämtliche großen Black-Friday Angebote enden vor dem Mittagessen ... manche Läden hatten z.B. auch 11.29 Uhr als Ende ihrer Angebote angegeben. 
Wir überlegten uns so gegen 16.00 Uhr mal in der Stadt vorbeizusehen. Eigentlich wollten wir auch am Vormittag einkaufen gehen, denn unser Staubsauger hatte gerade für immer seine Lebenslichter ausgeblasen, aber da wir keine guten Staubsauger-Angebote finden konnten, wollten wir uns das dann doch nicht antun. Außerdem ist A. nun wieder schwer erkältet, während sich meine Erkältung irgendwie eingekapselt hat.... diese Saison schlägt wirklich alle Rekorde und dabei ist es nicht einmal die Grippe. 
Die Stadt war voll... voller als voll, ich habe noch nie soviele Menschen auf einem Fleck dort gesehen, nicht während der Touristensaison, nicht während der Abschlußzeremonien der Uni, wenn die Stadt voller Eltern und Studenten ist, nicht jemals. Irgendwie fanden wir einen Fensterplatz im Kaffeehaus und sahen uns die Menschenmassen, die da draußen vorbeiliefen ersteinmal nur sprachlos an (sprachlos, da wir beide erkältet sind und nur gucken tut nicht weh) und dann wurden wir irgendwie angesteckt. Große Schilder mit Angeboten alles für 50 %... rein da, 40 % müssen wir uns angucken, 30 % nicht schlecht, gucken wir mal... ^^
Wir waren aber nicht nur verrückt sondern kauften durchaus praktische Dinge: zwei Mützen, warme Kopfhörer und Socken; der Winter kann kommen :)



Artikel zum Black Friday in den BBC News: Link

25. November 2011

Revere Beach


Nach Kunst- und Sportgenuß wollten wir nun das wunderschöne Wetter nutzen und an den Strand fahren. Auch das ist in Boston problemlos mit der U-Bahn möglich und so stiegen wir in die Blue Line, Richtung Wonderland mit Ziel: Revere Beach


Der 7,2 km lange Sandstrand wurde 1875 durch eine direkte Eisenbahn-Verbindung nach Boston zum beliebten Ausflugsort, ab 1895 gehörte das Gelände der Stadt Boston und war damit der erste öffentliche Strand der Vereinigten Staaten. Aufgrund des nahen Hafens war die Wasserqualität zwar nicht hervorragend, aber viele Besucher (aus Mittel- und Arbeiterklasse) kamen nicht um zu baden. Stattdessen flanierten sie auf der Promenade, besuchten die riesige Seebrücke oder fuhren mit einem der Fahrgeschäfte und den berühmt-berüchtigten Holzachterbahnen
Mit dem Erfolg des Automobils in den USA begann der Niedergang dieser Ära, denn man war nicht mehr darauf angewiesen zum - mit der Bahn erreichbaren - nächsten Strand zu fahren. So fuhren viele lieber Richtung Cape Cod, wo man sich auch um die Wasserqualität keine Gedanken machen brauchte. Revere Beach verkam zum Spiel- und Rotlichtbezirk, die alten Holzgebäude verrotteten. 1978 zerstörte ein verherrender Blizzard die meisten dieser alten Häuser. Danach begann Boston mit einer Erneuerung des Strandes... der Seewall und die Pavillions wurden wiederaufgebaut, der Strand bekam wieder Sand und statt Bars und Achterbahnen wurden häßliche, aber teure Wohnhochhäuser erbaut. 


Heutzutage präsentiert sich der Strand wieder als beliebter Ort für Familien, die schnell der Sommerhitze in der Stadt entkommen wollen. Eine Reihe an Maßnahmen und Vorschriften beschützt außerdem Flora und Fauna an diesem historischen Stadtstrand. 


Für mich war es etwas Besonderes zum ersten Mal auf dieser Seite des Atlantiks zu stehen und ein wenig erinnerte ich mich daran, die gleichen Wellen vor Jahren auf Gran Canaria heranbrausen gesehen zu haben. Dann ging es über zum üblichen Touristenprogramm: Muscheln sammeln, Bilder von Atlantik und uns und natürlich mussten Herzen in den Sand gemalt werden.
Mit dem letzten goldenen Abendlicht machten wir uns dann auf den „Heimweg“ in die große Stadt. 


24. November 2011

Fenway Park Stadium


Der Besuch des Baseball Stadiums der Red Sox stand eigentlich weder auf meinem noch A.’s Reiseplan. Es war jedoch A.s Bruder Mohit, der vorschlug, daß wir uns das Stadium einmal genauer ansehen sollten und bei der Gelegenheit auch gleich ein Original Baseballcap der Roten Socken für ihn erstehen könnten. (Da wir sonst nichts besseres vorhatten) da wir gerade in der Gegend waren, stiefelten wir vom Gardner Museum quer durch den Back Bay Fens Park und erreichten alsbald das Stadium. 


Lustig war, daß A. sich immer wieder umdrehte und meinte die Gegend zu kennen... bis es ihm einfiel, ja richtig, hier wohnt er immer im Hotel, wenn er zu Konferenzen in Boston weilt. Er hatte sich also schon mindestens drei Mal in unmittelbarer Nähe zum Stadium aufgehalten und es nicht bemerkt, dabei sind die Stadiumwände doch nicht so klein. 


Als wir den Spielort der „Red Sox Nation“ erreichten, strömten die Fans aus den Toren... offenbar war gerade ein Spiel zu Ende... Das 1912 erbaute Stadium hält einen Rekord für Fantreue, seit 2003 ist jedes Heimspiel der Sox ausverkauft (was nicht so ganz schwierig ist, denn in das alte Stadium passen nur 37.000 Mann). Es ist außerdem das älteste, noch existierende im Liga-Betrieb stehende Baseballstadium der USA. 


23. November 2011

Boston Tag 3

 Eines der Bostoner Boot-Busse von DuckTours...

So langsam komme ich mit meinen Boston Artikeln voran, zweieinhalb Monate nachdem wir wieder zurück in Vermont sind und mit dem Eintreffen des ersten Schnees, wird das wohl auch höchste Zeit. 


Unser letzter kompletter Tag in Boston begann mit der Vollendung des Freedom Trails, denn wir sahen uns das alte Statehouse von Massachusetts an, besuchten den Park Boston Commons, wateten durch den Froschteich, überquerten die Straße und landeten so im Boston Public Garden mit den bekannten „Schwanenbooten“ auf einem kleinen See. 

Außerdem mussten wir uns in der „Cheesecake Factory“ für den besten von 50 Käsekuchen entscheiden... Super :) 

Museum of Fine Arts 

Danach wollte ich mir gerne ein Kunstmuseum der Stadt ansehen. Das ‚Museum of Fine Arts’ erschien uns zu groß, es wäre einen Tagesbesuch alleine wert gewesen und so beschlossen wir uns stattdessen das kleinere - neben dem Kunstmuseum gelegene - Isabella Gardner Museum anzusehen. 
Das Museum wurde im Internet und Touristenführer für seine Andersartigkeit und eklektischen Sammlungen besonders hervorgehoben, der Geist der exzentrischen Gründerin soll außerdem im 4.Stock des Gebäudes herumspuken und Gäste nach ihrer Magd Ella fragen und so waren wir gespannt, was uns erwarten würde. 
Wie bereits in der Boston Public Library überraschte das nach außen strenge Gebäude mit einem großzügigen, hellen (in diesem Fall) überdachten Innenhof, anders als in der Bibliothek kam dieser Anblick jedoch nicht umsonst sondern kostete $12 pro Person. 


Ebenfalls anders als in der Bibliothek durfte man auch keine Fotos machen, den Innenhof nicht betreten, die Mauern nicht anfassen, sich nicht auf die Stühle setzen, nicht zu laut sein und sich nicht zu lange an einer Stelle aufhalten. Dazu war das Museumspersonal so unhöflich, als warteten sie nur darauf, daß man einen Fehler macht. Einen... Fehler....berühre ausversehen die Ledertapete in dem Miniraum in dem hier gerade 50 Leute stehen und du fliegst hochkantig raus. Haste verstanden? 
Sämtliche der äußerst dunklen, stickigen Räume kamen mit Verbotsschildern, wenn z.B. eine gedeckte Tafel mit vielen zerbrechlich aussehenden Stühlen in einer Reihe stand, dann kam tatsächlich jeder (!) Stuhl mit eigenem Verbotsschild sowie Absperrband und man fragte sich unwillkürlich, daß sie alle Besucher für Verbrecher halten geschenkt, aber muß man sie dann auch noch als zu blöd klassifzieren? 
All das gab mir ein „Elefant im Porzellanladen“-Gefühl, ich bemühte mich sehr gegen nichts zu fallen was sich in den Weg warf und versuchte im Dämmerlicht ein wenig von der berühmten Sammlung zu erkennen. Wir machten betreten unsere Runden und waren froh, als wir das Museum wieder verlassen durften. 
Irgendetwas an der Idee, die Isabella Gardner einmal für das Museum hatte ist gehörig schief gelaufen, vielleicht war es auch nur die Stromrechnung, die jemand nicht bezahlt hatte. 


Später las ich im Internet von vielen anderen enttäuschten Besuchermeinungen und wunderte mich ein wenig, wie das Museum immer noch so ‚hochgelobt’ sein kann. Vielleicht ist es eines der Orte, die man entweder hasst oder liebt. Ich würde daher vom Besuch des von mir liebevoll in „Rumpelkammer“ umbenannten Museums nicht abraten, empfehle dies jedoch nur Leuten, die ausgezeichnet im Dunklen sehen können. 
(Im Internet las ich auch, daß das Museum 1990 von Leuten bestohlen wurde, die sich als Polizisten ausgegeben haben.... ich arbeite noch an meinem tiefempfundenen Mitgefühl.) 


20. November 2011

Sonntagsblumen aus dem Kelleher Rosengarten

                          A. bei der Arbeit :)


Eher zufällig stolperten wir auf unserem Weg in Boston vom Gardner Museum zum Fenway Stadion durch den Back Bay Fens Park über ein Garten, der mit hohen grünen Hecken vom Rest des Parks abgetrennt war. Das machte (mich) neugierig und so standen wir alsbald immitten des kleinen ‚James P. Kelleher’ Rosengartens. 
Der Back Bay Fens Park steht auf ehemaligen Salzwiesen, die dem Rythmus von Ebbe und Flut folgend zweimal täglich überflutet wurden. Nachdem der Charles River jedoch 1910 per Damm vom Atlantik abgetrennt wurde, enstand nach und nach eine Süßwasserlagune und der Park in seiner heutigen Form wurde aufgefüllt und gestaltet. Damit war es auch möglich Gartenanlagen zu integrieren und so wurde der formale Rosengarten 1930 gegründet. 


Von 2001 bis 2008 wurde der Garten generalüberholt und ist seitdem mit neuen Wegen, Namensschildern und den Metallgittern nach Orginalplänen wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. In dem kleinen Park befinden sich 200 Rosensorten mit erstaunlichen 1500 Pflanzen, die 10 verschiedenen Klassen zugeordnet werden können (u.a. Beet-,Duft-,Kletterrosen, aber auch Neuerungen wie David Austin Sorten usw.). http://www.emeraldnecklace.org/kelleher-rose-garden/.

Die Anlage erinnerte mich an vergleichbare Gärten u.a. im Park Sanssouci und so waren wir eine Weile damit beschäftigt die schönsten Sorten auf Bilder zu bannen :) 


Die Marmor-Statue der weinenden Frau ist eine Reproduktion von „Desconsol“ von Josep Llimona (aus dem Jahre 1911). Sie ist ein Geschenk von Bostons Partnerstadt Barcelona und wurde 1986 aufgestellt. 
Da das Rosengarten Komittee offenbar nur aus den sprichwörtlichen prüden (und älteren) Amerikanern besteht, sind sie so ‚stolz’ auf dieses Geschenk, das sich beim besten Willen keine Informationen auf ihren Internet-Seiten zu der Statue finden ließen. Ich dachte schon, daß ich es schlichtweg nur als „Statue im Rosengarten“ klassifizieren könne, ehe ich zufällig auf dieses Buch im Internet stieß. Link

Man kann das auf dem Foto nicht so genau erkennen, aber die rote Rose hatte eine sehr ungewöhnliche Farbgebung, in dunklem samtigen Braun-Rot.


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