11. November 2011

Okkupiert nur - Teil 2

Seit 28.Oktober campieren die Unterstützer der Occupy Wall Street Bewegung nun schon mit Duldung des Bürgermeisters, im Rathauspark in Burlington. Während dieser Zeit brachten es viele der ‚twentysomething’ Studenten-Okkupiererschar zu ihren 15 Minuten (Lokal-)Ruhm, standen auf du und du mit dem Bürgermeister, bekamen freies Essen von den umliegenden Restaurants gesponsort und regelmäßig spielten Bands im Park, so wie zuletzt Mittwoch Nacht Gogol Bordello. Es gab jedoch immer stärkere Spannungen zwischen den Studenten und den zumeist schwer mental gestörten Obdachlosen, die sonst den Park bevölkern. 

 Die USA sind kein Sozialstaat, wer halbwegs noch seine Tassen im Schrank zusammen-bekommt, kann sich Hilfe suchen und in einer Einrichtung unterkommen, die schweren Fälle dagegen, die die sich nicht mehr selbst helfen können, landen auf der Straße. 
Es überrascht fast, daß die Studenten nicht von Anfang an damit rechneten jede Menge der wettergegerbten, bärtigen Männer in ihrem Camp auftauchen zu sehen: freies Essen und ohne von der Polizei verjagt im Park zelten dürfen? Aber ja. Die Obdachlosen waren froh, sie mussten ihr mühsam Erbetteltes bzw. mit Pfandflaschen erworbenes Geld nicht mehr für Essen ausgeben, sondern konnten es sofort in etwas Richtiges: Drogen und Alkohol, investieren. 
Sie wurden zur Gefahr für Passanten und die Studenten, die Polizei musste mehrmals geholt werden um Streitigkeiten zu schlichten. 
Friedliches Campen war nicht mehr möglich, stattdessen musste alle abwechselnd Wachdienste schieben.
Am Donnerstag Nachmittag um 14:00 Uhr dann eskalierte die Lage. Ein extrem betrunkener 35jähriger ehemaliger Armeeangehöriger bedrohte mit seiner Pistole zuerst andere Leute um sich letzendlich selbst in den Kopf zu schießen. Das am hellichten Tag, inmitten des Occupy Camps, im Rathauspark... also inmitten der Stadt. Man mag sich gar nicht ausdenken was hätte sein können, wenn er in seinem Wahn stattdessen auf Passanten, auf Kinder geschossen hätte. 
Das Camp wurde weiträumig abgesperrt und die Polizei begann mit der Arbeit, die Okkupanten wurden befragt und mussten das Gelände verlassen, während die Polizei weiter nach Beweisen suchte.
Nun begann der häßliche Teil dieser Geschichte... der Tod des Obdachlosen war den Okkupierern nämlich ziemlich schnurz (und das Gewissen, dessen Fehlen sie den Großkonzernen vorwerfen, scheint auch bei ihnen nicht in ausreichendem Maße vorhanden zu sein)... das Okkupieren mußte weitergehen und so versuchten sie im Laufe des Abends die Polizei-Absperrungen zu durchbrechen und zu ihren Zelten zurückzukehren. 
Als die Polizei zwei Studenten verhaftete, drohte alles auseinanderzubrechen und ein Kampf zwischen Polizei und Studenten schien unausweichlich (Video). Die zwei Helden der Geschichte waren der Bürgermeister Bob Kiss, der sofort ohne Jacke in den Regen hinausstürmte, auf sein Zutun wurde zumindest die verhaftete Studentin wieder freigelassen und der Vorsteher der UU Kirche, der das Kirchenschiff als Übergangsquartier zur Verfügung stellte. 
Ein wenig hat die Bewegung ihre Unschuld verloren und jetzt noch so mühsam an etwas festzuhalten, was einen selbst wichtig erscheinen ließ, selbst wenn man im Gegenzug weder für die eigene Sicherheit noch die seiner Mitmenschen garantieren kann... erscheint fast schon etwas verzweifelt... Occupy Burlington... ich hoffe i.S. der Sache, daß ihr bald Geschichte seit und euch genauer damit auseinandersetzen könnt, wie man mit dem Tod eines Menschen umgeht und welches Verhalten dann angemessen ist. (Ein Kampf mit der Polizei weil man nicht rechtzeitig zu seinem Zelt zurückkehren kann, ist es sicher nicht... .) 

Artikel in der BBC: Link.  

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