19. September 2017

Was läuft


Viele Jahre ging es mir schlecht - ohne, daß ich wirklich bestimmen konnte, wo eigentlich das Problem lag. Ich nahm immer weiter an Gewicht zu, obwohl ich nicht zum Vielfrass wurde und hatte häufig überhaupt keine Energie. Ich kann auch keine Kinder bekommen, weswegen ich schon vor vielen Jahren in Behandlung war. Damals wurde mir nach 6-monatiger erfolgloser Hormontherapie erklärt, daß es wahrscheinlich an meiner Einstellung liegt - ich will gar keine Kinder und deswegen klappt es nicht. Das ist im übrigen das wahrscheinlich Schlimmste, was man einem Patienten sagen kann, nachdem er sich durch diese Behandlung mit ständigen Schmerzen gequält hat. 

Erst als ich 2015 nach Frankfurt kam und von der Hausärztin zum Endokrinologen geschickt wurde, kam der Hoffnungsschimmer. Ich hatte keine ‚nette‘ Ärztin, die Händchen hält und alles super findet was sonst so im Leben passiert. Ganz im Gegenteil, sie war meistens furchtbar enttäuscht mit meinen fehlenden Fortschritten; und egal ob fat-shaming oder sonst welche Methode, sie forderte meinen Einsatz. Manchmal bin ich völlig erledigt nach so einem Besuch und denke mir, da gehe ich nie wieder hin... aber sie hat eben auch mehr erreicht als andere Ärzte in den 17 Jahren davor.
Methodisch schloß sie eine Krankheit nach der anderen aus, stellte meine Schilddrüse ein, was zuerst zu noch mehr Gewicht führte (2016 wog ich plötzlich über 80 kg), das ich jedoch schnell wieder verlor - es war wohl mehr Wasser als Fett. 
Wegen meiner stärker werdenen Insulinresistenz (noch kein Diabetes, aber schlechte Werte) kam Metformin dazu, und dann teilte sie mir endlich ihren Verdacht mit: PCOS. 
Dieser wurde vor Kurzem entgültig mit einem Ultraschall bestätigt und auf einmal passen alle Sympthome in ein Bild. Die Eierstöcke machen Blödsinn (oder auch zuviel LH, zu wenig FSH, was dann zu zuviel männlichen Hormonen führt, die sich in Östrogen umwandeln), das führt u.a. zu fehlendem Eisprung, völlig unberechenbaren Zyklen, Östrogen lagert sich im Fettgewebe ein, man nimmt leichter zu und mit wachsendem Übergewicht, bildet sich mehr Östrogen, womit man noch schneller zunimmt. Diabetes 2, Depressionen und einiges mehr, sind die Folgen dieser Chaos-Hormonwelt. 
Die ganze Sache ist natürlich nicht heilbar (wäre ja noch schöner), aber mit Gewichtsreduzierung kann zumindest der Teufelskreis Gewichtszunahme/Östrogenzunahme/Gewichtszunahme usw. eingedämmt werden. 

Also werde ich einmal mehr versuchen mit einer low carb Diät etwas zu erreichen. 
Jetzt da ich weiß, daß ich nicht nur gegen den inneren Schweinehund ankämpfe, sondern auch gegen widerspenstige Hormone, gelingt es mir vielleicht besser nicht zu schnell entmutigt aufzugeben.
Da zeitgleich bei mir zu hoher Blutdruck festgestellt wurde (wenn schon, denn schon) muss ich auch auf Fett- und sonstige Sachen achten und versuche mich jetzt an einer hauptsächlich vegetarischen Low Carb Variante. Das passt auch deswegen sehr gut, weil A. ohnehin seit seiner Krankengeschichte in diesem Jahr, nur noch vegetarisch isst.
Ganz wichtig ist es meine Zucker-Abhängigkeit zu brechen. Ich neige ziemlich schnell zu Nahrungsmittelsüchten, aber ich kann sie auch wieder brechen, so gelang es mir z.B. Cola und sämtliche Zuckerersatzstoffe für immer von meinem Speiseplan zu streichen - hoffentlich gelingt mir das jetzt auch endlich mit Zucker selbst.
Theoretisch könnte man mit dieser Diagnose auch nochmals eine Kinderwunschbehandlung beginnen, aber so richtig entscheiden konnten wir uns dazu noch nicht, da aufgrund der vielen Komplikationen wohl nur eine künstliche Variante in Betracht käme. Gleichzeitig läuft mir mit meinen 38 Jahren aber auch die Zeit davon, so daß wir in dieser Frage bald eine Entscheidung treffen müssen. 
Bis dahin versuche ich mit allen neuen Medikamenten und zusätzlichen Vitaminen (ich hatte starken Vitamin D Mangel) zurechtzukommen, Gewicht zu verlieren und endlich merklich gesünder zu werden :) 

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