Als wir noch in Vermont lebten, war der Herbst eine Angelegenheit von zwei Wochen: im September war noch Sommer, dann kam der Herbst mit dem Höhepunkt um die Oktobermitte herum, zu dem alle Bäume zur gleichen Zeit in sämtlichen Farben zwischen Gelb und Rot leuchteten - und kurz danach begann die blattlose, verregnete ‚Stick season‘ bis der erste Schneesturm all die moddrigen Wege gnädig weiß überstrich.
In Frankfurt ist der Herbst dagegen eine Jahreszeit, die sich über zwei Monate hinwegzieht. Der September ist auch hier noch weitgehend grün, aber Oktober und November hindurch sind jeweils andere Bäume an der Reihe sich zu verfärben und letztlich ihre Blätter abzuwerfen.
Dadurch hat man keinen großen Höhepunkt der Saison, sondern immer wieder eine kleine Freude, wenn die ersten Pappeln gelb werden, oder die Zierkirschen rot, wenn der Gingko strahlend gelb leuchtet (samt Stinkfrüchten, wenn man Pech hat) und die amerikanischen Eichen orange-rot.
Die Lindenallee, die den Südfriedhof durchquert ist jeweils Ende Oktober / Anfang November an der Reihe - und wenn vorher nicht schon ein paar Herbststürme die Blätter verweht haben, können auch später Ahorn und Buchen zum Gesamtkunstwerk gelber Park beitragen.
Der - im Vergleich zum Hauptfriedhof (oder irgendeinem der neuen Waldfriedhöfe) - kleine Südfriedhof, ist der nächstgelegene Friedhof von unserer Wohnung und verfügt über eine recht große Anzahl interessanter Statuen, Reliefe und Grabformen, von der Schlange, die sich an einem Stein schlängelt, bis zum Pyramideneingang.
Dieser Friedhof wurde 1868 eröffnet, um den alten Friedhof in der Brückenstraße zu ersetzen. Der stand der weiteren Entwicklung Sachsenhausens im Weg und versperrte u.a. den direkten Zugang zum Bahnhof.
Die Trauerhalle wurde 1896 errichtet, im zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört, jedoch bereits in den 1950ern aufgebaut. Wenn man genau hinsieht, erkennt man die Originalsteine der Fassade an den Einschußlöchern.
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Bis vor kurzem war der Friedhof Teil einer schönen kleinen Tour, auf der ich entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs war: Durch den Stadtwald bis zum Goetheturm - mittlerweile dank Brandstiftung nicht mehr vorhanden :( dann über den Friedhof bis vor zur Darmstädter Landstraße und zum Schluß eine kleine Einkehr beim Bäcker im Tegut.
Optional kann man auch Baufortschritte beim neuen Henninger Turm beobachten, oder einfach so einmal beim Willemer Häuschen auf dem Mühlberg vorbeischauen - bevor es zurück nach Hause geht.
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Was für schöne Fotos! Ich mag alte Friedhöfe ja echt gerne. Und der Herbst ist natürlich DIE Jahreszeit für stimmungsvolle Bilder. :-)
AntwortenLöschenDanke schön :) Und ja, der Herbst ist einfach perfekt zum Friedhöfe besuchen und fotografieren.
LöschenAuch eine Tour für mich! Aber Du weißt ja, wie sehr ich Friedhöfe liebe.
AntwortenLöschenEs ist ein netter, kleiner Friedhof - nicht genug zum darin verloren gehen, aber es ist immer schön, wenn die alten Grabsteine und Statuen erhalten bleiben. An vielen anderen Orten ist nur noch die Friedhofsmauer alt, alles andere wurde schon längst durch einheitliche Gräber und polierte Granitplatten mit Laserschnitt-Bildern ersetzt - und das ist mir zu langweilig.
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