Eines der Museen, die die meisten Frankfurter wohl nur besuchen, wenn sie bereits als Schulkinder einen Ausflug dorthin unternahmen, ist das Goethe-Haus. Ansonsten ist es ausschließlich den Touristen vorbehalten.
Ich hatte im letzten Jahr das Glück dank Museumsuferkarte, die meisten Museen der Stadt besuchen zu können und so schaffte ich es letztlich auch ins Goethe-Haus.
Es war eigentlich von Anfang an auf meiner Liste, aber die großen Häuser kamen mir ständig mit interessanten Sonderausstellungen dazwischen.
Außerdem - und das hat mich tatsächlich immer etwas gehindert - handelt es sich zwar um Goethes (im 2.Weltkrieg zerstörtes und wieder aufgebautes) Geburtshaus, aber die Einrichtung war bereits seit Museumsgründung nicht orginal erhalten. Die Familie zog irgendwann aus und verkaufte ihre Möbel. Die Gegenstände, die man heutzutage im Haus sehen kann, wurden ab 1863 von einem Bürgerverein gesammelt und in dem Haus ausgestellt. Zum Teil versuchte man sich an Goethes Erzählungen zu orientieren, aber z.T. wurde wohl auch durchaus romantisiert.
Ich weiß nicht, ob ich erklären kann, warum es mich gestört hat, aber vielleicht funktioniert es an einem Beispiel: Als ich 2008 das Mani Bhavan in Mumbai besuchte, konnte man die original erhaltene Bibliothek von Gandhi besuchen, man sah die Bibel, die er gelesen hat, neben dem Koran, neben dem Manifest von Marx usw. - und es war in gewisser Hinsicht spürbar, das waren seine Bücher, seine Ordnung sogar. Man konnte dadurch mehr über eine Person erfahren, als das in einem Museum möglich ist, wo die Leute 30 Jahre nach dem Tod Goethes damit anfingen hübsche Bücher zu sammeln, um sie in den schönen Bücherschrank der Bibliothek zu stellen.
Ich weiß nicht, ob ich erklären kann, warum es mich gestört hat, aber vielleicht funktioniert es an einem Beispiel: Als ich 2008 das Mani Bhavan in Mumbai besuchte, konnte man die original erhaltene Bibliothek von Gandhi besuchen, man sah die Bibel, die er gelesen hat, neben dem Koran, neben dem Manifest von Marx usw. - und es war in gewisser Hinsicht spürbar, das waren seine Bücher, seine Ordnung sogar. Man konnte dadurch mehr über eine Person erfahren, als das in einem Museum möglich ist, wo die Leute 30 Jahre nach dem Tod Goethes damit anfingen hübsche Bücher zu sammeln, um sie in den schönen Bücherschrank der Bibliothek zu stellen.
Nichtsdestotrotz, an einem Vorweihnachtstag folgte ich endlich dem steten Besucherstrom, ignorierte die Bedenken und sah mir das Museum an.
Zu meiner Freude konnte ich dabei feststellen, daß die Räume weihnachtlich geschmückt waren. Mit viel Liebe zum Detail wurden die Feiertage bei Goethes erklärt und gezeigt.
So erfährt man etwas über Lieblingsspeisen, Gebäck und sogar Weihnachtsgeschenke, die Goethe als Kind bekommen hat. Orginal erhalten ist so z.B. ein Puppentheater, das die Großmutter Cornelia Goethe 1753 zu Weihnachten schenkte.
Da viele Touristen einer zeitlich eng begrenzten Tour folgen, sehen sie sich ausschließlich das eigentliche Goethe-Haus an - es gibt jedoch in einem Nebengebäude weitere Ausstellungen, so z.B. eine Gemäldegalerie mit Bildern und Motiven, die Goethe beeinflusst haben. Wenn das neue Romantikmuseum nebenan fertig gebaut ist, wird diese Ausstellung umziehen, doch bis dahin ist sie ein echter Geheimtipp im Museum, denn dort ist man nahezu alleine unterwegs.
Wer also noch so überhaupt keine Lust auf Weihnachten, Besinnlichkeit und Streß hat, dem sei ein Besuch im Goethe-Haus empfohlen - die Ausstellung könnte dem Abhilfe schaffen, und der Weihnachtsmarkt wartet schon (fast unmittelbar) vor der Tür :)
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P.S. Ich rede die ganze Zeit von ständigen Besucherströmen, aber auf den Fotos sieht man kein Person - nun dafür musste ich auch eine ganze Weile warten und hatte manchmal nur einen Augenblick Zeit um den menschenleeren Ausschnitt fotografieren zu können :)
Ich muss gestehen, dass ich das Goethe-Haus noch nicht kannte. Ich wusste zwar, dass er in Frankfurt gelebt hat, aber nicht dass es ein Hausmuseum gibt. Frankfurt hat viel Interessantes, daher ist das Museum vermutlich mir etwas untergegangen. Daher danke für den Tipp.
AntwortenLöschenIch wurde tatsächlich schon in meinen ersten Tagen in Frankfurt von amerikanischen Touristen gefragt, wie man denn zum ‚Go-Ici Hauws‘ (Goethe!) gelangt - ich konnte in dem Augenblick nicht helfen, habe den Weg zum Goethehaus dann aber nachgeschlagen und für die Zukunft gedanklich notiert. :)
LöschenDass du den kritischen Blick auf die Museumsromantik nicht außer Acht läßt, macht deinen Beitrag zu einem besonderen Beitrag.
AntwortenLöschenVon den Ausstellungen im Goethe Haus habe ich schon öfters gehört und werde mich schon bald auch danach umsehen. Ein Besuch aufgrund der Nähe zum StadtZentrum macht einen Besuch ebenfalls wertvoll.
RANDNotiz:
Der vor kurzem abgebrannte Goetheturm im Stadtteil Oberrad wird neu aufgebaut, aber es wird nie zu dem werden, was es mal war.
Für jede materielle Zerstörung bleibt schließlich die gute alte Romantik tätig, von der wir uns meist mehr erhoffen, als es uns geben kann!
Vielen Dank für Deinen Kommentar, ich habe mich sehr darüber gefreut :) Ich frage mich nämlich manchmal, ob ich zu kritisch schreibe und nicht besser alles nur ‚super‘ finden sollte - denn es ist schon irgendwo typisch deutsch, wenn man an allem auch immer noch etwas auszusetzen hat.
LöschenNach dem Verlust des Goetheturms habe ich natürlich mit anderen diskutiert, Neubau mit neuen Mitteln oder so wie vorher? Und auch wenn es jetzt originalgetreu aufgebaut werden soll, muss es dennoch modernen Bauvorschriften folgen - und vermutlich ein paar Vorrichtungen, damit der nächste Idiot das Bauwerk nicht gleich wieder abbrennt. LG Thea