2. Januar 2009

Weiße Katzen

Da Anand über die freien Tage etwas mehr Zeit hatte, beschäftigte er sich intensiv mit unseren Katzen, die für ihn natürlich die schlauesten, besten und schönsten überhaupt sind, aber von dieser Selbstverständlichkeit einmal abgesehen (die Katze eines jeden stolzen Besitzers ist vermutlich die beste der Welt..) wollte er auch ihren Rasseunterschieden zu normalen Hauskatzen auf den Grund gehen.
Bisher fiel es mir nicht wirklich auf, ich war sehr zufrieden damit normale Hauskatzen aufgenommen zu haben, die eben einfach weiß sind. Als wir dann aber einen Tag Besuch aus Deutschland bekamen -Loosy, eine Freundin von Susi- fiel ihr auf, dass die Kätzchen zum Vergleich zur normalen Hauskatze, einen sehr buschigen Schwanz haben. Was mir in dem Augenblick auch zum ersten Mal wirklich auffiel. Während ich also meine Genetik-Kenntnisse anwand und erklärte, eine weiße Hauskatze kann in Kanada im Winter (min. 6 Monate mit Schnee) viel mehr Beute machen, denn sie ist viel besser getarnt. Durch das Mehr an weichem Fell ist sie auch besser gegen die Kälte geschützt. Sie wird also durch bessere Ernährung stärker als nichtweiße Katzen, kann sich demnach in den Revierkämpfen besser durchsetzen und wird dann das Erbgut “weiß” häufiger weitervererben können... – kurz, ich entwickelte die Idee einer kanadischen Schnee-Hauskatze.
Gestützt wurde meine Idee dadurch, dass es in der Tat in Ottawa jede Menge andere weiße Katzen gibt, allein in unserer Straße kennen wir zwei Häuser mit weißen Katzen und bei unserer Hauseinweihungsparty, berichteten uns die Leute von weiteren weißen Katzen...

Anand wählte einen anderen Ansatz, er schaute bei wikipedia nach (kann ja jeder..) und kam so auf eine Seite, die “Weiß” als genetisches Merkmal bei Katzen insgesamt erklärt. Dabei stieß er auf eine Rasse, die sich “Turkish Angora” nennt. Diese Rasse hat sich relativ spät aus einer Kreuzung der ägyptischen Hauskatze mit wilden 'Pallas'-Katzen entwickelt und die Hauptmerkmale der Angora-Katzen sind weißes weiches Fell, ein buschiger Schwanz und wie bei den ägyptischen Katzen, ein im Vergleich zu den Ohren recht kleiner Kopf. Die Rasse vererbet die weiße Fellfarbe als dominantes Gen, d.h. “W” anstatt “w”. Als sich die Rasse vor ein paar Jahrhunderten in der Türkei entwickelte, waren rot-weiße oder schwarz-weiße Katzen ebenfalls normal. Deswegen kreutze man weiße Perserkatzen ein, um dem gewünschten reinweißen Katzenbild näher zu kommen. Dadurch erreichte man den genetischen Farbcode “Ww” und die Züchter konzentrierten sich dann auf die unterschiedlichen Augenfarben... die Katzenmehrheit hat grüne Augen, es gibt aber auch bernsteinfarbene und die recht seltenen blauen Augen. Besondern wertvoll sind die sog. odd-eyed Katzen, die ein blaues und ein bernsteinfarbenes Auge haben.
Während dieser Züchtungen stellte sich aber auch heraus, dass je näher man der Idealkatze kam, desto öfter hatte diese Gesundheitsprobleme, wie z.B. häufiger Probleme mit den Nieren und Taubheit: während bei den Grünäugigen 10-20% taub sind, sind es bei den Blauäugigen 60-90 %.
Deswegen kreuzte man erneut Hauskatzen ein, insbesondere rot-weiße Hauskatzen wurden als Grundlage gewählt, um weiße, gesunde Kätzchen zu züchten, die jedoch durchaus einen Spot auf der Stirn haben konnten, die die zusätzliche Fellfarbe anzeigt. Andere Züchter kreuzten Turkish-Angora mit Russian Blue, so dass man schon fast von einer Russian Angora Rasse sprach.

Unsere Katzen sind grünaugig und nicht taub (okay, manchmal tun sie so als ob, aber bei lauten Geräuschen flüchten sie aufs (Staubsaugen) oder unters (Bohrmaschine, Müllwagen, laute Musik) Bett). Sie haben beide einen schwarzen Spot auf der Stirn und egal wie fasziniert Anand von der Idee ist, dass sie reinrassige Turkish Angoras sein könnten, denken wir doch, dass ebenfalls eine gute Anzahl Hauskatzen in ihrer Vorfahrenliste schlummert. Vorallem an Shweta, mit ihrem recht flachen Kopf und extra Haarpuscheln hinter den Ohren, kann man auch sehen, dass die letzte Persereinmischung nicht schon Jahrhunderte zurückliegen kann.
Die Frage die sich nun stellt ist, wie kamen die Katzentürken nach Kanada? Nun, in den 60er Jahren, genauer gesagt ab 1963 (auf der deutschen Wikipedia-Seite steht 1954, aber irgendwie vertraue ich da der englischen mehr) wurden Turkish Angora zu einer Modekatzenrasse in Nordamerika und man begann in großem Stil Angorakatzen zu importieren und zu züchten.
Dieser Trend scheint offenbar in der Ottawa-Region besonderen Anklang gefunden zu haben und/oder aufgrund ihrer besseren Angepasstheit an das Wetter (siehe meine Theorie oben) konnten sie sich einfach häufiger vermehren und schon wurden aus unseren beiden Kanadiern hier zu Hause, plötzlich türkische Immigranten – so schnell geht das... .

1 Kommentar:

  1. "(die Katze eines jeden stolzen Besitzers ist vermutlich die beste der Welt..)"

    Jepp :-)

    Aber das neben dem Christbaum sitzende Exemplar ist wirklich eine Schönheit, keine Frage! Wir vermuten ja norwegische Waldkatzen in unseren Bauerhofkatern, das ist eine bessere Erklärung für ihre Größe als "zu viel Futter" ;-)

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