7. April 2018

Ein sonniger Nachmittag in Darmstadt


Von unserem S-Bahnhof ‚Louisa‘ aus, erreicht man in 19 Minuten mit der S3, die viertgrößte Großstadt Hessens: Darmstadt. Dennoch haben wir es jahrelang nicht dorthin geschafft. Wir wollten immer ins ‚Hessische Landesmuseum‘ und hatten uns das als ewige Schlechtwetter-Option vorgehalten, nur kam es leider nie zum Besuch.
Als wir an einem (sonnigen) Sonntag vor Ostern, endlich zur Stadterkundung aufbrachen, wussten wir nur das über die Stadt: Der zentrale Platz heißt Luisenplatz; es gibt ein Hundertwasserhaus namens Waldspirale; und die Mathildenhöhe war einst eine Keimzelle des deutschen Jugendstils.




Außerdem war Darmstadt einmal neben Kassel auch hessische Residenzstadt, und der Stadtname soll auf gar keinen Fall auf den Teil des menschlichen Körpers zurückzuführen sein, sondern auf altdeutsch irgendetwas mit einem befestigten Tor zu tun haben.
Als wir den Hauptbahnhof erreichten, fiel uns zuerst dessen Größe auf, verglichen an der verhältnismäßig kleinen Stadt konnte der Bahnhof durchaus mit Frankfurt mithalten, war vermutlich sogar größer als der in Hamburg oder Köln. Dann tritt man aus dem Bahnhofsgebäude und befindet sich auf einem riesigen, leeren Bahnhofsvorplatz. Hier wurde einmal richtig großzügig geplant. Auf der vierspurig ausgebauten Rheinstraße ging es dann in die Innenstadt.
In Darmstadt befindet sich u.a. eine TU, die immer dann zitiert wird, wenn es um Fragen der Stadtplanung und Architektur geht, offenbar durften sich die Stadtplaner sehr in ihrer eigenen Stadt austoben. 


Hinter der Kunsthalle, erreichten wir durchgängige Arkadengänge, die bis zum Luisenplatz führten, auf dem sich eine Statue befand: Das Ludwigsmonument, sowie das Kollegiengebäude, aus dem Jahr 1780. Das waren die einzigen alten Strukturen auf diesem Platz, und wir begannen uns ein wenig zu fragen, ob Darmstadt überhaupt eine Altstadt hat.

Das Kollegiengebäude ....
                             ...und das alte Residenzschloß

Auf dem Marktplatz fanden wir dann den weißen Turm und das überraschend große ehemalige Residenzschloß samt Schloßgraben, und vielleicht drei andere Häuser, die etwas älter aussahen, aber eine Altstadt war das auch nicht. Da wir das so ähnlich auch aus Frankfurt kennen, war nun klar, daß die Stadt nicht wie die benachbarten Orte Dreieichenhain oder Langen, der Zerstörung im zweiten Weltkrieg entgehen konnte.
Später las ich auf wikipedia, daß die Darmstädter Innenstadt sogar zu 99 % im 2. Weltkrieg zerstört wurde, damit war sie auf Platz 2 der am stärksten zerstörten Städte (hinter Pforzheim). Nach dem Krieg wurden einige repräsentative Bauten wieder aufgebaut, die alten Parks und Gärten gepflegt und ansonsten eine moderne Stadt errichtet.
Die Mathildenhöhe wollten wir an einem anderen Tag besichtigen (wenn möglich im Sommer), aber die Waldspirale von Hundertwasser wollten wir noch sehen.


Ab Schloß ging es in weitem Bogen über das moderne Konferenzzentrum mit alter Stadtmauer, zum ehemaligen Hof- und Landestheater, vorbei am Hessischen Landesmuseum - jetzt haben wir es immerhin schon einmal von außen gesehen - in den Herrngarten. 
Dort trafen wir jede Menge Pokemon Spieler (ich wusste gar nicht, daß das Spiel immer noch so beliebt ist) und besuchten im Prinz-Georg (Lust- und Nutz-Rokoko) Garten aus dem Jahre 1748, das wunderschön bemalte Prettlack’sche Gartenhaus


Vom Garten war leider zu dieser Jahreszeit noch nicht viel zu sehen, um so mehr erstrahlte das Gartenhaus mit seiner gefälligen Bemalung aus Zitrusbäumchen und Ziergittern. Die Bemalung wurde erst 2001 nach zeitgenössischen Vorlagen wieder angebracht, nachdem sie im 19. Jahrhundert übermalt wurde.
Im Haus befindet sich eine große freie Bibliothek, in der jeder Bücher ausleihen, mitnehmen und Bücherspenden vorbeibringen kann.


Beim Prinz Georgs-Palais verließen wir den Garten und liefen durch einige Straßen, bis wir ein stark verdichtetes Viertel voller postmoderner, gerader Standard-Apartmenthäuser erreichten, die sich allesamt mit der Bezeichnung ‚An der Waldspirale‘ schmückten, bis wir dann selbige erreichten. 
Die Waldspirale mit ihren goldenen Kuppeln und Türmchen, begrüntem Dach und ungeraden Linien, bildete einen seltsamen Kontrast zu diesem Viertel, das nach ihr benannt wurde.
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Danach ging es schnell mit der nächsten Straßenbahn zurück zum Bahnhof, denn mein Mann hatte leider keine Zeit mehr für den eigentlich geplanten Café-Besuch. 
Wir nahmen uns noch ein Stück Apfelstreuselkuchen von der Biobäckerei am Bahnhof mit nach Hause, und dann hatte uns Frankfurt auch schon wieder: A. arbeitete an seinem Laptop und ich setzte mich samt Streuselkuchen in den Garten. Es war ein herrlicher, warmer Frühjahrstag :)
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