8. Februar 2008

Breakdown

Am Montag musste Tarun um 6:30 Uhr aufstehen, denn es ging ab zur Vorschule. Wir blieben noch eine Weile liegen und ein für mich schwieriger Tag begann. Ich weiß nicht, warum es mir an dem Tag nicht gut ging, vielleicht waren es letztlich die psyischen Auswirkungen des Kulturschocks, aber mir war ein Tag lang nur nach heulen. Vielleicht lag es auch an der Normalität der Einkaufszentren des Vortages, die dort vorhandenen westlichen Toiletten, oder generell eine Normalität, die ich quasi verloren habe. Wenn man in dem Land als Tourist ist, und den Lärm der Straße oder diesen gesamten Wahnsinn, den das tägliche Leben mitunter ausmacht nicht mehr ertragen mag, geht man in sein Hotel, schließt die Tür hinter sich ab, und ist in einer für ihn normalen Welt gelandet, in der das Bett so ist, wie das Bett zuhause, wo das Bad genauso aussieht und man das gleiche Essen essen kann, wenn man will und wenn man sich erholt hat, kann man sich wieder in das Abenteuer vor der Hoteltür stürzen.
Dieser sichere Hafen fehlt mir, Ich habe ihn einfach nicht, und ich habe auch nichts vergleichbares, selbst die Wohnungen in denen ich zu Besuch bin, sind mir fremd.
Natürlich weiss ich, dass ich in die Mentalität und Kultur der Leute viel mehr Einblick bekomme, als Touristen, die sich Tempel und Forts ansehe. Ich mache soviele wertvolle Bekanntschaften und ich freue mich auch sehr darüber und bin immer bemüht noch mehr zu verstehen und zu lernen. Aber manchmal fehlt mir ein Ruhepunkt, an dem ich Entspannen kann, etwas das so ist wie ich, oder jemand der meine Erfahrungen teilen kann. Anand lebt in der Kultur, er kann nicht das Neue mit mir teilen, da es für ihn nicht neu ist und er ist mitunter auch überfordert von der Masse dessen, was ich nicht weiß, dessen was ich übersetzt haben möchte, er bekommt meinen Frust ab, wenn ich wieder Stunden herumsitze, mich langweile und lächle während um mich herum alle nur hindi reden. Auf diesen Streß kann er nicht ruhig reagieren, was wiederum meinen Streß und mein sich-einsam-fühlen noch verstärkt.
Der Auslöser am Montag war eigentlich die erneute Salwar Kameez- Diskussion. Ich fragte nach Hosen, die von aussen so aussehen, wie normale Anzüge und doch gerade geschnitten sind, wie meine üblichen Hosen. Das wäre von außen nicht zu sehen, und würde doch den Komfort für mich erhöhen. Anands Schwester war schon von der Idee nicht begeistert, da es den Stil komplett verändern würde. Statt aber vernünftig und konstruktiv zu diskutieren, fing ich an zu heulen und fing nach jedem dritten Wort erneut an. Es ging mir eigentlich nicht um die Hosen, ich war alleine und niemand verstand mich, das Leben war traurig. Dass ich immer dann anfange zu heulen, wenn ich für etwas kämpfen möchte, ist eine für mich äußerst unangenehme Eigenschaft, die mit schöner Regelmäßigkeit meine Autorität untergräbt und mich auf Kleinkind-Schema reduziert.
An dem Tag war jedenfalls nichts mehr zu retten und ich auf einem echten Tiefpunkt angelangt.
Nach einigen Stunden hatte ich mich so weit gefasst, dass wir einen kleinen Spaziergang machen konnten, Und plötzlich wusste ich auch nicht mehr, warum ich überhaupt so traurig war und kam mir ziemlich blöd vor. Wir besuchten den kleinen Markt im Ort und einen Laden mit chinesischen Produkten, der voller Leute war...was insofern bemerkenswert ist, als dass niemand etwas beim Chinesen kaufen würde (zumindest würde er es nie zugeben). Man merkte Anands Schwester an, dass sie sich auf diesem vertrauten Terrain wesentlich wohler fühlt, als in einem Einkaufszentrum, während ich nun wiederum fremd war. Sie tranken alle zusammen einen suger-cane-juice, frischgepressten Saft aus Zuckerrohr, den ich nicht trinken konnte, weil es von einem Straßenhändler kam und mein Magen schon Probleme genug machte.

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