17. Oktober 2008

Auch das noch


Heute ist Karwa Chauth, das ist ein Fest, das einmal jährlich vor allem in Nordindien gefeiert wird und an dem die Ehefrau zu Ehren ihres Mannes vier Tage nach dem Vollmond, von einem Mondaufgang bis zum nächsten fastet (es wird auch kein Wasser getrunken...). Damit wird an Karwa erinnert, eine Frau, die sich für ihren Mann aufopfern wollte und so sogar Yama, den Todesgott umstimmen konnte, dass er ihren toten Mann zurückschickte. In den Filmen wird das immer als sehr romantisches Fest dargestellt, der Mond spiegelt sich im Wasser, es gibt Blumen und dann kommt der Mann und reicht seiner Frau, die in ihrem schönsten Sari und Schmuck gekleidet ist und die schließlich einen Tag lang für seine zukünftig gute Gesundheit gefastet hat, das erste Wasser des Tages. In der Realität sieht das ganze etwas nüchterner aus.

Anands Familie war ganz aufgeregt, über mein erstes Karwa Chauth, Anands Mutter ließ eine e-mail über einen Nachbarn schicken, sie rief an um all die Rituale zu besprechen, Anand sprach mit seiner Schwester und sein Bruder rief an, um zu ergänzen, dass auch nach dem Fastenbrechen an dem Tag kein Alkohol und kein Fleisch gegessen werden darf, da Anands Mutter Dinge die sich von selbst verstehen nicht extra erwähnt. Wir handelten ein paar Dinge aus, die man essen/ trinken darf: Bananen, Gurke, Milch.... Gar nicht geht alles was irgendwie hergestellt wird, sei es Tee, warmes Essen, Brot, Schokolade, Salz, Gewürze u.s.w. ... na gut, dachte ich... einen Tag sollte man auf Basis von Milch und Bananen über die Runden kommen, einen echte Fastenkur ist das nicht gerade. Das sah auch Anand so und fastete aus Solidarität mit. Vielleicht sah er aber auch, dass ich das Fasten insgesamt als ziemlich ungerecht ansah, schließlich hat die arme Karwa sich nur deswegen aufopfern wollen, weil das Leben als Witwe in Indien irgendwo zwischen Dienstmagd und Prostituierte anzusiedeln, nicht unbedingt lebenswert ist und überhaupt wieviele Männer würden sich denn bitte schön für ihre Frauen aufopfern.. na? - Schweigen im Walde.... . Ich sollte also von Sonnenaufgang (noch ein Kompromiss) bis Mondaufgang nichts kochen ( ein leichtes für mich =) und nur das essen war erlaubt ist, die Pooja würde Anands Mutter in Indien durchführen und wir würden unseren Teil der Rituale dann hier ergänzen... ich in meinem schönsten Chanyia Choli (zu schade, dass ich keinen mit nach Kanada genommen habe...;-)... Na ja, das Frühstück war okay, aber schon bald begannen Kopfschmerzen, leider lösen fast sämtliche Nahrungsumstellungen bei mir zuerst Kopfschmerzen aus, vorallem diese die ohne schwarzen Tee zum Frühstück beginnen (ich oute mich als Mitglied der anonymen Schwarztee-Abhängigen (ASTeeA))und mein Tag wurde etwas miserabel. Ich besuchte meinen Lieblings-Second-Hand Laden, in dem 50%-Rabatt-Tag war und konnte mich auf nichts konzentrieren, ich ging nach Hause, versuchte zu schlafen... es ging nicht... gegen eins gab ich meine Fastenkur auf, denn ich konnte nicht mehr so recht einsehen, dass ich für Anands zukünftige Gesundheit gerade meine Gesundheit beeinträchtigte. Immerhin mit schlechtem Gewissen nahm ich zuerst eine Tablette und machte mir dann einen Tee. Ein Tee verlangt nach einem Stück schwarzer Schweizer Schokolade, welches nach einem zweiten Stück verlangt.... es ging mir zwar nun besser, aber die Kopfschmerzen kriege ich heute nicht mehr in den Griff, denn wenn sich eine Migräneattacke schon so weit entwickelt hat, sagt sie auch zu jeder Tablette nur noch... nett, du auch hier... (ich hatte schon mal eine ein-monatige Fastenkur, die dazu führte, dass ich ein halbes Jahr die schlimmsten Kopfschmerzen meines Lebens hatte, irgendwie hatte ich dieses Erlebnis wohl mit den Jahren verdrängt)

... und was wird nun aus all den Ritualen, die noch folgen soll(t)en? Der Mond, hinter den Wolken, Abendessen, das ich nicht vorbereiten konnte... ich weiß es nicht und ehrlich gesagt, können Kopfschmerzen auch ganz schön am Nachdenken hindern, so dass ich diesen Blogbeitrag jetzt lieber beende, ehe ich nur noch Mist schreibe....

Oh nur noch das, laut Wikipedia, findet Karwa Chauth in Kanada zu einer anderen Zeit als in Indien statt, da die Position des Mondes hier eine andere ist. Während es nach dem Hindu-Kalender in Indien am Panchanga-Tag so weit ist, wäre Kanada am Tritiya Tag (dritten?) dran... Gute Nacht.

Update: Da Anand tatsächlich den ganzen Tag gefastet hatte (ich fühle mich schlecht :-( führten wir doch noch einen Teil der Rituale am Abend durch. Der Mond zeigte sich überhaupt nicht, der Teil der Rituale wurde also nur in die unbestimmte Richtung des Erdtrabanten durchgeführt, die Katzen wurden auch gesegnet und Anand hat sogar gekocht: Aloo-Curry. Wow. Und jetzt hat er eine Erkältung...

2 Kommentare:

  1. Hallo Samosa,
    ich lese deinen blog sehr gerne, aber jetzt wage ich mich auch mal an einen Kommentar.

    Fasten für einen Tag?
    Never.
    Wer es kann, - manche fasten sogar für mehr als 2 Wochen - ich habe Hochachtung vor diesen Menschen.

    Aber sogar dem Vieh auf der Weide verbietet man nicht das Trinken.

    Selbst mein Hund hat jeden Tag frisches Wasser.

    Nöööö.... egal was passiert - ich werde jeden Tag Wasser trinken -
    solange ich esnoch habe.
    Lieber Gruß
    Monika

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  2. Hallo Monika,
    ich freue mich über jeden Kommentar, denn ich bekomme ziemlich wenige und mache mir manchmal so meine Gedanken, denn ich schreibe laut Aussage einer Freundin ohne Punkt und Komma ...
    Das Fasten an sich ist, denke ich in vielen Religionen zu finden, so wie der christliche Fastenmonat nach Karneval bis Ostern, im Ramadan muss man selbst den eigenen Speichel ausspucken und in Indien wird auch des öfteren gefastet. So hatte meine Schwiegermutter mindestens einen Fastentag pro Woche aus gesundheitlichen oder religiösen Gründen und wenn man damit aufwächst, ist das sicher keine große Sache mehr.
    Und so wie es auch im Islam Ausnahmen gibt, z.B. für Diabetiker, werdende Mütter oder auch Leistungsportler u.s.w., wurde mir Milch erlaubt.
    Ich denke auch, wenn ich in Indien zusammen mit anderen Frauen gefastet hätte, wäre ich nicht so schnell rückfällig geworden.
    Aber wenn ich Migräneanfälle bekomme, ist mir die restliche Welt egal und wenn es mir wieder gut geht, denke ich schon, dass viele Dinge auch anders zu lösen wären, nur mit Schmerzen wähle ich immer den Kopf-durch-die-Wand- Weg. (Auch wenn mein Mann es nicht ausspricht, weiß ich doch, dass er etwas enttäuscht ist.)

    In Deutschland habe ich einmal einen Monat Heilfasten gemacht in einer Kureinrichtung. Dabei sollte man im Gegensatz dazu, soviel Wasser wie nur möglich trinken... =) Das habe ich auch durchgehalten, aber durch den entstandenen Vitaminmangel ein halbes Jahr körperliche Probleme bekommen, von denen ich mich eher mühsam erholen konnte, danach hatte ich nicht wieder gefastet.

    Ach ja, mein Nickname ist teodoraa, so wie die Homepage, der Blog von Somosa ist auf meiner Seite verlinkt, aber wir sind unterschiedliche Personen, Samosa ist eine indische Teigtasche mit u.U. sehr leckeren Füllungen.
    Liebe Grüße aus Ottawa
    Dorothea

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