Donnerstag früh beschlossen wir die Tour doch mitzumachen. Wozu sollte man zweimal Geld ausgeben, wir hatten sie schließlich schon gebucht. Zügig ging es also zum Frühstück, bei dem wir diesmal fast die ersten Gäste waren. Das Buffet sah dennoch nicht viel anders aus als tags zuvor. Statt Pakoras gab es Parathas und die Eier waren nunmehr gekocht und nicht gerührt. Dabei konnten wir den Kinder im Pool zusehen, die sich nicht an das „ab 8.00 Uhr geöffnet“-Schild hielten (ihre Eltern hatten es zur Seite geräumt) und schon längst im Wasser tobten. Damit bereiteten sie demjenigen der den Pool reinigen wollte, einiges Kopfzerbrechen. Pünktlich 9.00Uhr standen wir am Bus, der noch sehr leer war. Der Busfahrer sagte uns auch, dass die frühe Rundfahrt am Tage immer nur spärlich besucht war, so dass wir schon zu hoffen anfing, dass auch die Gujeratis lieber noch schliefen (im Urlaub soll man sich doch ausruhen...) das war etwas voreilig gehofft, denn schon tauchten sie auf, diesmal mit nur 30-minütiger Verspätung (na klar, deswegen waren die Kinder schon vor 8.00 Uhr im Pool baden, die gehörten auch dazu und pünktlich um 9.00 Uhr konnten sie nicht am Bus sein, weil sie ja um 9.00 Uhr noch gar nicht beim Frühstück waren, logisch).
Dann fuhren wir zum Schwesternhotel Alor Resort/ Calangute (dem, in dem wir eigentlich auch hätten landen sollen) und sammelten dort weitere Gäste ein. Und was passierte? Eine zweite Reisegruppe aus dem Bundesstaat Gujerat betrat den Bus...Oh! Nein! Müssen alle Leute aus Gujerat ausgerechnet in Goa Urlaub machen? Wenn wir da sind? Und warum trauen sich diese geselligen Leutchen nur in Gruppen dorthin??? Anand hörte lieber weg, während ich noch vor mir hin totterte und dann fuhren wir südlich vom Hotel (Nordtour...pah) hinein in die Berge. Nach einer Weile erreichten wir einen kleinen Hafen, an dem wir nun alle aussteigen und eine Fahrt mit kleinen Booten auf der Suche nach Delphinen bezahlen sollten. Reisegruppenmitglieder bezahlten dabei die Hälfte von Alleinreisenden, während der Bus als solcher nicht als Reisegruppe angesehen wurde. Die Alleinreisenden (u.a. wir) sahen aber überhaupt nicht ein, den doppelten Fahrpreis zu zahlen, während die Gruppenreisenden (Gujerati) still vor sich hin grinsten. Also wollten wir die Bootfahrt ausfallen lassen (ich dachte schon darüber nach mir eine schreckliche Seekrankheit anzudichten), was der Busfahrer gar nicht gut fand, schließlich kriegt er Provision. Also beschloss er, dass wir alle Mitglieder der Gujerati-Reisegruppen wären, die darauf aufhörten still vor sich hin zu grinsen und eher etwas entsetzt ihre Neureisegruppenmitglieder (was für ein Wort) musterten. Wir sahen sicher mindestens genauso entsetzt zurück. Aber eigentlich hatte der Busfahrer Recht. Dafür, dass man die Leute den ganzen Tag ertragen muss, können sie ja wenigstens für etwas nützlich sein – also auf zur Delphinsuchbootstour (jetzt hab ich’s aber mit viersilbigen Wörtern...hehe). Die kleinen Boote wurden á zehn Mann gefüllt und dann fuhr man raus in eine kleine Bucht. An einem Ende konnte man den bekannten Coco-Beach sehen und direkt vor uns lag eine große Ölbohrinsel. Früher wurden die Delphine als Fischräuber gefangen, dass man jetzt Touristen zu ihnen rausschippert, sichert ihr Überleben. Ungefähr 15 Tiere zogen gelangweilt durchs Wasser, eine Schule mit fünf Tieren, die anderen allein oder zu zweit. Kein Delphin verspürte Lust zu springen und so hatte man nur Sekundenbruchteile Zeit einen Teil der Rückenflosse aufs Foto zu bannen, ehe der Meeressäuger erneut unter Wasser verschwand. Danach fuhren die Boote ein Stück entlang der weitaus interessanteren Küste. Steile Felsen und grüne Berge, auf der höchsten Stelle eine weiße Kirche im portugiesischen Kolonialstil mit zwei Türmen, darunter eine weitläufige Gartenanlage mit griechischen Kolonnaden und der großzügigen Villa eines Diamantenhändlers aus Mumbai, die schon Kulisse für einige Filme war, u.a. einem Film über Italien. Ein Stück weiter nordwärts lag an ebenso exponierter Stelle wie die Kirche, die Ruine eines alten Forts (dessen unterirdische noch vorhandene Gewölbe ebenfalls Filmkulissen waren, wenn auch nur für Geisterfilme.) Neben dem Fort befand sich ein hoher Leuchtturm und die unteren Gebäude am Wasser (die einst zur Festung gehörten) beherbergen heute das Landesgefängnis von Goa. Eine Seite Felsenküste, auf der anderen Seite steiler Berghang und nur ein Zugang über eine kleine Küstenstraße, ich denke Ausbrecher kann man dort im Normalfall schnell wieder einfangen.
Der Leuchtturm war der Wendepunkt der Tour und wir fuhren zurück zum Bus. Ein letzter Blick ging zurück zum Gefängnis und den Wellen, die hoch gegen dessen Mauern schlugen – ein Ort wie im Roman, trostlos und schön.
Wieder im Bus fuhren wir nun auf diese Berghöhen und es war ein kurzer Aufenthalt am Leuchtturm geplant. Aber zwei Reisegruppen aus dem schönen Gujerat beschlossen, dass man doch vom Boot schon alles gesehen hatte und es völlig sinnlos wäre nochmals auszusteigen. Diesmal beugte sich der Busfahrer der Übermacht (wenigstens ärgerte er sich dabei genauso wie wir) und Anand bedeutete mir, dass es dem Busfrieden sicher zuträglich wäre wenn wir nicht lautstark protestieren würden.
Also fuhren wir vom Berg wieder runter.
Sicher hatte man die Gebäude schon von unten gesehen, aber wie wäre es mal mit einem Blick nach unten gewesen, auf die gesamte Bucht bis Panjim, man hätte das obligatorische Leuchtturm-Mensch-Foto schießen können, zumindest einen Blick in die gruseligen Gewölbe werfen und ich wollte einen Strohhut kaufen (natürlich war am Leuchtturm die größte und schönste Auswahl an Strohhüten – ich konnte sie nur aus dem Bus bewundern.)
Nun fuhren wir eine ganze Weile durch die grünen Landschaften entlang der Küste – sogar in Richtung Norden, bis wir den wildromantischen Anjuna-Beach erreichten. Der Name leitet sich von der auf einem Hügel liegenden Anjuna-Festung (-sruine) ab, für deren Besichtigung uns wieder einmal die Zeit fehlte. Ein Dorf gibt es dort noch nicht, aber einen Reihe an Verkaufständen, so dass ich doch noch dazu kam einen Strohhut zu kaufen. Zwar keinen so schönen, aber dafür war mein Hut zweckmäßig, schlicht und ich fand mich schön.
Von einem kleinen Hügel führten links und rechts Wege zum Strand hinunter. Links war es felsiger und der Busfahrer erklärte, dass dort auch Touristinnen in Bikinis vorkommen, es also für Familien mit Kindern besser ist, gleich auf die rechte Seite zu gehen. Alle Männer mussten dann natürlich nach links gucken gehen, aber es waren weder ausländische Touristen noch Bikinis zu sehen. Als wir dann die Treppen zur einladenderen rechten Strandseite hinuntergingen, wurden wir alsbald von Hütchenspielern umringt. Diese Gauner haben mich schon in Berlin auf dem Alex immer genervt. Der Strand war aber sehr schön, eine kleine Bucht mit weißem Strandsand, Rettungsschwimmern und sogar einem kleinen Gästehaus mit Bar und Gaststätte für (vermutlich) Gauner, Fischer, Surfer und Rettern. Bedingt durch die etwas abgelegene Lage, war es sehr ruhig am Strand, hier hätte man sich seinen Urlaub auch vorstellen mögen.
Die nächste Station war unser Nachbarort Calangute. Als wir durch die Geschäftsstraßen gingen, wo alle Geschäfte geöffnet hatten, ärgerte ich mich fast ein wenig, dass wir nicht in Calangute gelandet waren, als wir am Strand ankamen, kein bisschen mehr. Der Strand sieht nicht anders aus als in Candolim aber er ist mit so vielen Menschen überfüllt, man glaubt es kaum. Hunderte und Aberhunderte Menschen drängten sich am Wasser, spielten in der Brandung (vollbekleidet natürlich) suchten Schatten unter einigen Bäumen (Sonnenschirme usw. gab es dort nicht), Honeymoon-Paare liefen fröhlich über den Sand und spielten Szenen aus dem neuestem Bollywood-Strandfilm nach. Es war nicht auszuhalten, es sah aus wie Sonntag Nachmittag an Juhu-Beach, wenn gesamt Mumbai aufbricht um einen Ausflug dorthin zu machen, aber Mumbai hat nur zwei kleine Stadtstrände, wir wiederum waren in Goa, Goa besteht nur aus Stränden- ich verstand es nicht. Anand konnte mir zwar erklären, dass Calangute aus eben diesen Bollywood-Strandfilm-Clips sehr bekannt war, meinte aber: „Oh Gott, lass uns schnell wieder gehen.“ Wir hatten noch etwas Zeit und so machten wir einen kleinen Einkaufsbummel. (Der Busfahrer hatte erklärt, dass wir gerne in Calangute bleiben können wenn wir wollen (wollten wir nicht) und dann mit Bus oder Taxi zurückfahren können.)
In einem Geschäft sah ich die seltsamsten Badeoveralls und dann diesen Badeanzug: kleine Spaghettiträger, schlicht, mit angesetztem Röckchen, dezent, sittsam – perfekt - pink und mit umgerechnet 20 € viel zu teuer. :-( Die Verkäuferin blickte nur auf mich (Ausländer, natürlich reich) und war nicht im Geringsten zum Handeln bereit.
Gegenüber auf der anderen Straßenseite sahen wir den gleichen Badeanzug in dunkelblau, was ja eigentlich sogar noch perfekter (ich weiß, perfekter gibt es nicht) war. Ich hielt mich diesmal im Hintergrund und der Verkäufer feilschte gerne, so dass wir letztlich ca. 5 € für das gute Stück bezahlten und Thea war glücklich.
Danach entdeckten wir den gleichen Fennel den wir gestern gekauft hatten, wesentlich günstiger und auch die Cashewnüsse waren viel billiger als vom Direktverkäufer, aber das konnte meine Laune nicht trüben.
Wieder am Bus angekommen, wurde uns erklärt, dass die Gujerati-Reisegruppen sich beim Busfahrer bereits abgemeldet hatten, sie wollten noch etwas Zeit am wunderschönen Strand von Calangute verbringen. Das konnten wir natürlich voll verstehen und ärgerten uns nur ein wenig, dass Calangute, die letzte Tourstation war. Gegen 13.00 Uhr fuhren wir dann völlig entspannt mit sechs Mann im großen Reisebus zurück zum Hotel – eine schöne Tour.
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