4. Juli 2008

Goa- Strand

Der Morgen begann mit strahlendem Sonnenschein und Vogelgezwitscher während ich auf dem Balkon saß, einen selbstgebackenen Laddu aß und dem langsamen Aufwachen des Hotelbetriebes zusah. Der Pool wurde gereinigt, das Frühstücksbuffet im offenen Restaurant aufgebaut, die Bar eröffnet. Ab 8.00 Uhr war der Pool wieder benutzbar und viele Männer und Kinder nutzten die Möglichkeit zum morgendlichen Bad – keine Frauen. Die Kinder fielen dabei durch merkwürdige Badbekleidung auf, vom normalen Salwar Kameez bis Unterwäsche war alles dabei, nur Badebekleidung hatten die wenigsten.
Nachdem wir an diesem Morgen viel Zeit vertrödelt hatten, gingen wir erst eine halbe Stunde vor Ende der Frühstückzeit ins Restaurant. Das Buffet war schon etwas ramponiert, einfach aber ausreichend, ein indisches Gericht, dazu Toast, rote Marmelade, Rührei, Tee, Kaffee und Mangosaft... was will man mehr...
Danach erkundigten wir uns bei der Rezeption, wann die bereits vorher gebuchten Touren stattfinden würden und erfuhren, dass die Südtour mit einem Bus am Nachmittag um 14.00 Uhr ab Hotel starten würde.
Gleichzeitig bestätigte sich der Verdacht vom Vorabend, wir befanden uns tatsächlich im falschen Hotel. Statt ins 2-Sterne Alor-Resort in Calangute, das wir gebucht hatten, hatte der Fahrer uns gestern einfach ins teurere 3-Sterne Schwesternhotel Alors Grande in Candolim gebracht und war nach Hause gefahren. Nun ja, ein Stern mehr, ein tolles Zimmer und alles ohne Aufpreis, sollten wir uns beschweren? - Öhm, nein!...
Bis zum Tourbeginn hatten wir noch ein paar Stunden Zeit und wir wollten endlich den Strand besuchen. Durch Schilder und Nachfragen wurden wir tiefer in den Ort geschickt, was ich nicht so ganz nachvollziehen konnte, aber auch wenn man parallel der Küste lief, schien es recht wenig Strandzugänge zu geben. Also folgten wir den Schildern ganz brav bis in den Ortskern. Die Haupteinkaufsstraße des Ortes Candolim bestand aus drei offenen Geschäften (Konsum, Apotheke, Taschenladen) und einem Supermarkt, alle anderen waren bereits monsunfertig verpackt und geschlossen.

Die Hauptsaison findet von November bis Februar statt und auch wenn im Mai die Hotelpreise sehr günstig sind, bleibt es ein Spiel mit dem Wetter. Die Monsunwolken sammelten sich bereits und so kann man entweder traumhafte Tage erleben (wenn auch bei schwüler Hitze) oder schon den berüchtigten Dauerregen. Wir hatten noch Glück mit dem Wetter. Einige offene Bars gab es ebenfalls („Paulo Thirsty“(- Der durstige Paul)), auch wenn deren Anzahl rapide abgenommen hatte (wenn auch nicht aus Monsungründen):
Die Polizei hatte verstärkt illegalen Kneipen geschlossen, als Reaktion auf das schlechte Image Goas nach dem Mord an der erst 15-jährigen Britin Scarlett O’Keeling. Sie hatte sich in solchen Bars an Goas Stränden wochenlang besoffen und zugedröhnt, bevor sie dann ermordet wurde. Die Umstände sind noch immer unklar.
Wir fanden nun menschenleere Straßen vor, nur hin und wieder störten einige Autos und Motorräder die Stille und bald hatten wir den Strand erreicht.
Vor den ständig überfüllten Stränden Goas gewarnt, fanden wir einen sehr breiten rötlich-weißen Sandstrand vor, an dem die Hitze über dem Sand flirrte und sich die wenigen Strandbesucher so weit verteilten, dass jeder Strand für sich alleine beanspruchen konnte.
Am Südende erhob sich die Steilküste und einem Dorf, das terrassenförmig einen Berg hinaufgebaut worden war.
Vor den Felsen befand sich das Wrack eines gestrandeten Frachters. Dieses war als Warnung der Küste nicht zu nahe zu kommen, zu einem Leuchtturm umgebaut worden. Ein Nordende des Strandes war nicht zu erkennen und an den Dünen sah man eine Vielzahl von Schilfhütten, die offenbar Boothäuser darstellten. Ein paar Jugendliche badeten in den hohen Wellen der beginnenden Flut, Militärflugzeuge übten am Himmel Formationsflüge und „Schreibübungen“ und ich wollte auch etwas baden, obwohl ich schon Respekt vor dem Sog hatte den die Wellen verursachten. Leider hatte ich aus Deutschland nur Bikinis (von addidas, dem Gegenteil von sexy) mitgebracht und in Indien nie Badebekleidung gesehen um mich dezenter kleiden zu können, so dass ich an sich nicht passend gekleidet war. Ich planschte auch erst kurz in den Wellen bis wie aus dem Nichts Leute auftauchten und versuchten Anand in ein Gespräch zu verwickelten und gafften. Das war sehr unangenehm, so dass ich mich schnell wieder anzog und wir lieber weiter am Strand spazierten.
(Ich verstehe manchmal die Logik in diesem Land nicht, im Fernsehen wimmelt es von Bikini-Schönheiten, kein Videoclip kommt ohne aus, die Cheerleader bei den Kricketspielen zeigen mehr Haut als Cheerleader in den USA (die haben wenigstens noch ein Röckchen) und wenn man am Strand Bein zeigt und sei es nur, dass man hässliche Schlabber-Shorts trägt - und das in einer Region, die seit 30 Jahren Touristenregion ist - ist man aufreizend gekleidet.
Im durchsichtigen Sari mit engstem tief ausgeschnittenem Top und bauchfrei wäre man wiederum dezent und sittsam bekleidet.)
Bald kamen wir zu einer Strandbar, die auch Jetskifahrten anbot und deren Besitzer uns unbedingt überreden wollte mitzufahren, aber als ich sah, dass alle Leute klatschnass von der Tour zurückkam (und ich mit meiner Kamera) und teuer war es auch noch, hatte ich keine Lust dazu und Anand wollte nicht alleine fahren, hätte er aber ruhig machen können...na egal, wir gingen zurück zum Aufgang und kehrten beim ersten Restaurant ein, eigentlich nur weil uns die Einrichtung so gut gefiel, Surferklause mit schicken (Holz-)Stühlen und offenem Blick aufs Meer- sehr schön (das ist schon was anderes, als die ansonsten allgegenwärtige Plastikbestuhlung). Wir bestellten uns Eis und Früchtesalat (was Leichtes bei der Hitze, die mich auf Dauer schon ganz schwindelig machte) bewunderten die Aussicht und entdeckten possierliche kleine Tierchen, die wie Marder in der Gegend umherliefen und mal da und dort herumschnüffelten – Mungos. Die einzigen Tiere, die mit Schlangen spielen , sie töten können und niedlich sehen sie auch noch dabei aus.
Solcherlei gestärkt machten wir uns auf den Rückweg und gingen zuerst in den Supermarkt, um unseren Wasservorrat wieder aufzufüllen. Dieser schöne, große, teure Supermarkt erwärmt sicher das Herz eines jeden Indienreisenden mit Heimweh, denn er bestand zu 90 % aus Importwaren: Schwarzbrot, richtige Marmelade ja sogar Knäckebrot gab es dort und ich musste mich bemühen, wirklich nur Wasser zu kaufen, na ja Kekse wurden dann auch noch gekauft, Postkarten und so... Whisky war auch wesentlich billiger als in Mumbai, wie Anand feststellte, denn zum einen sind die Alkoholsteuern in Goa sehr gering und zum anderen wird auch sehr viel im Lande produziert.
Er stellte mir den sogenannten Fennel vor, einen Schnaps, der aus Cashewkernen (eine Spezialität der Region) oder Kokosnuss gebrannt wird und den es dort für 70 Rs. die Flasche gab. Im Hotel hatten wir noch etwas Zeit uns von der Hitze im klimatisierten Zimmer zu erholen (mittlerweile war auch gereinigt worden), ein Blick zum Pool zeigte, dass nach wie vor keine Frauen dort baden, sie beaufsichtigen nur ihre Kinder und schwitzen im Schatten und dann ging es für uns los zur ersten Tour.

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