In der Woche besuchten wir meine Oma in Ahlbeck. Sie war gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden und so wollten wir sehen, wie sie jetzt zu Hause zurechtkommt, den Garten wieder auf Vordermann bringen, für sie einkaufen, na ja, was man eben so macht.... Außerdem war es schön, einmal wieder die Insel Usedom zu besuchen. Auch wenn Poel im Sommer viele Touristen anzieht, so ist es doch auf einem einfacheren Niveau geblieben als die weit größere Insel mit ihrer langen Tradition und vor allem den drei Kaiserbäder: Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin.
Das ist für Poel sehr gut, denn der Charakter von kleinen Fischerdörfchen hat auch seinen Reiz und für eine so kleine Insel ist das ideal, aber hin und wieder erfreut man sich doch an der mondänen Bäderarchitektur, an neoklassizistischen und Jugendstilfassaden, beobachtet, wie aus Baulücken neue Hotelanlagen entstehen und läuft eine Runde am breiten, weißen Strand mit seinen unzähligen Strandkörben.
Viele Geschichten meiner Familie werden dort lebendig, so dass es für mich Heimat im ursprünglichen Sinne bedeutet. Gerade das Gefühl der Heimatlosigkeit, dass ich in Indien mitunter hatte, als wir die Ursprungsdörfer von Anands Familie in Rajasthan besucht hatten und er sich so verbunden fühlte, mit der Erde, den Häusern und den Menschen, die er teilweise noch nie gesehen hatte, hat mich darüber nachdenken lassen, was Heimat für mich selbst bedeutet.
In Ahlbeck denke ich dabei an meinen Großvater (mütterlicherseits), wie er als Kind die feinen Damen beobachtet hat, die aus den ausklingenden goldenen Zwanzigern von Berlin zur Sommerfrische anreisten. Entlang der Dünen waren Holzstege ausgelegt, so dass die Ärmsten nicht zuviel mit dem Sand in Berührung kamen.
Im Ort läuft man an dem Haus vorbei, dass einmal ein Erholungsheim für Kinder war und von meinen Urgroßeltern geführt wurde – heute beherbergt es natürlich Ferienwohnungen. Ich denke an meinen Onkel, wie er es als Kind nie in den Kindergarten geschafft hat oder nur zum Mittagessen um die Kurkonzerte in der Konzertmuschel nicht zu verpassen und wie Jahre später mein Opa als Bürgermeister seines Heimatortes zu DDR-Zeiten ein Parteiverfahren überstehen musste, da er anstatt die berühmte Ahlbecker Seebrücke abreißen zu lassen, ein Unternehmen fand, das sich zutraute, die damals baufällig gewordene Brücke zu renovieren oder die Geschichten meiner Mutter über das Leben im Rathaus, in dem sich nicht nur das Amt sondern auch die Bibliothek und die Bürgermeisterwohnung befand. Das Rathaus gibt es nicht mehr. Es wurde ganz abgerissen und ist heutzutage ein Parkplatz.
In Heringsdorf denke ich an das Haus in der Seestraße, das definitiv letzte Haus vor dem Strand, in dem mein Vater aufwuchs, mit seinen Freunden und Kindern von Soldatenfamilien aus Berlin am Strand Fußball spielte und so schon in sehr jungen Alter lernte sich in englisch oder russisch zu verständigen, wie er später als erster DJ der Insel, Furore machte und ich denke an mich, wie ich in diesem Haus mein erstes Lebensjahr verbrachte, streng beschützt vor Straßen, Lärm und Schmutz, so dass meine ersten Eindrücke an das Leben aus Meer, Strand und Promenade bestanden. Kein Wunder, dass es diese Dinge sind, die mich auch heutzutage noch glücklich machen können. Dieses Haus besteht heute, ebenfalls nur noch aus Ferienwohnungen.
Auch als wir schon längst in Berlin und später in Wismar wohnten, verbrachte ich einen Teil der Sommerferien immer bei den Großeltern in Ahlbeck, marschierte mit dem längst pensionierten Großvater (stadtfein, Opa bestand auf Hut und Kleid) die Promenade entlang und wir kehrten regelmäßig vor dem Mittagessen beim Eisladen ein und genehmigten uns einen großen Eisbecher. Da mussten wir Oma gar nichts mehr verschweigen wenn wir lustlos im Essen herumstocherten, wusste sie schon genau, was wieder einmal passiert war.
So war Ahlbeck über viele Jahre Heimat geblieben und erst als wir nach Poel umzogen, änderte sich das etwas.
Die kleine Insel schaffte es irgendwie sich ins Herz zu spielen, mit ihrer Natur, den Salzwiesen direkt vor der Tür, trotz kleinerer Strände, waldlos dem ständigen Wind ausgesetzt und fast nicht vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten, war sie doch ursprünglich im besten Sinne. Alles war irgendwie leicht zu erreichen und überschaubar, so dass man sich irgendwann dabei ertappte, dass man sich zurücklehnte und dachte: Meine Insel...
Nun waren wir also wieder in Ahlbeck, meiner Oma ging es soweit ganz gut und da sie immer meine Blogeinträge gelesen hatte (ausgedruckt) war sie auch bestens über meine Erlebnisse in Indien informiert. Der Turm der benachbarten Ostseetherme leuchtete seit neuestem blau und anlässlich meiner Hochzeit bekam ich (in Anands Abwesenheit) etwas Geld geschenkt und sechs schwarz angelaufene silberne Mokka-Löffel.
Da sie mir schon einmal sechs Mokka-Löffel geschenkt hatte, ebenfalls silber, ebenfalls schwarz, war zurück auf Poel eine große Silber-Putzaktion angesetzt. So putzte ich zwei Stunden an meinen 12 Mokka-Löffelchen herum, bis alles wieder glänzte.
Dann überlegte ich, wozu man 12 kleine silberne Löffel eigentlich gebrauchen kann:
Mokka gibt es heutzutage kaum mehr und Espresso mag ich nicht.
Für die normale Löffelbenutzung sind sie zu klein.
Als Eierlöffel wäre zwar die Größe ideal, aber Silber und Eiweiß bildet Silbersulfit (oder war es Sulfat?) das ist zwar nicht schlimm, aber die Eier können dann bitter schmecken.
Ich denke also, ich packe meine kleinen blank geputzten 12 Silberlöffel einfach wieder in ihre Schatullen und schenke sie irgendwann einmal meiner Enkelin, möglicherweise zu ihrer Hochzeit und bis dahin sind sie auch bestimmt schon wieder schön schwarz....
Das ist für Poel sehr gut, denn der Charakter von kleinen Fischerdörfchen hat auch seinen Reiz und für eine so kleine Insel ist das ideal, aber hin und wieder erfreut man sich doch an der mondänen Bäderarchitektur, an neoklassizistischen und Jugendstilfassaden, beobachtet, wie aus Baulücken neue Hotelanlagen entstehen und läuft eine Runde am breiten, weißen Strand mit seinen unzähligen Strandkörben.
Viele Geschichten meiner Familie werden dort lebendig, so dass es für mich Heimat im ursprünglichen Sinne bedeutet. Gerade das Gefühl der Heimatlosigkeit, dass ich in Indien mitunter hatte, als wir die Ursprungsdörfer von Anands Familie in Rajasthan besucht hatten und er sich so verbunden fühlte, mit der Erde, den Häusern und den Menschen, die er teilweise noch nie gesehen hatte, hat mich darüber nachdenken lassen, was Heimat für mich selbst bedeutet.
In Ahlbeck denke ich dabei an meinen Großvater (mütterlicherseits), wie er als Kind die feinen Damen beobachtet hat, die aus den ausklingenden goldenen Zwanzigern von Berlin zur Sommerfrische anreisten. Entlang der Dünen waren Holzstege ausgelegt, so dass die Ärmsten nicht zuviel mit dem Sand in Berührung kamen.
Im Ort läuft man an dem Haus vorbei, dass einmal ein Erholungsheim für Kinder war und von meinen Urgroßeltern geführt wurde – heute beherbergt es natürlich Ferienwohnungen. Ich denke an meinen Onkel, wie er es als Kind nie in den Kindergarten geschafft hat oder nur zum Mittagessen um die Kurkonzerte in der Konzertmuschel nicht zu verpassen und wie Jahre später mein Opa als Bürgermeister seines Heimatortes zu DDR-Zeiten ein Parteiverfahren überstehen musste, da er anstatt die berühmte Ahlbecker Seebrücke abreißen zu lassen, ein Unternehmen fand, das sich zutraute, die damals baufällig gewordene Brücke zu renovieren oder die Geschichten meiner Mutter über das Leben im Rathaus, in dem sich nicht nur das Amt sondern auch die Bibliothek und die Bürgermeisterwohnung befand. Das Rathaus gibt es nicht mehr. Es wurde ganz abgerissen und ist heutzutage ein Parkplatz.
In Heringsdorf denke ich an das Haus in der Seestraße, das definitiv letzte Haus vor dem Strand, in dem mein Vater aufwuchs, mit seinen Freunden und Kindern von Soldatenfamilien aus Berlin am Strand Fußball spielte und so schon in sehr jungen Alter lernte sich in englisch oder russisch zu verständigen, wie er später als erster DJ der Insel, Furore machte und ich denke an mich, wie ich in diesem Haus mein erstes Lebensjahr verbrachte, streng beschützt vor Straßen, Lärm und Schmutz, so dass meine ersten Eindrücke an das Leben aus Meer, Strand und Promenade bestanden. Kein Wunder, dass es diese Dinge sind, die mich auch heutzutage noch glücklich machen können. Dieses Haus besteht heute, ebenfalls nur noch aus Ferienwohnungen.
Auch als wir schon längst in Berlin und später in Wismar wohnten, verbrachte ich einen Teil der Sommerferien immer bei den Großeltern in Ahlbeck, marschierte mit dem längst pensionierten Großvater (stadtfein, Opa bestand auf Hut und Kleid) die Promenade entlang und wir kehrten regelmäßig vor dem Mittagessen beim Eisladen ein und genehmigten uns einen großen Eisbecher. Da mussten wir Oma gar nichts mehr verschweigen wenn wir lustlos im Essen herumstocherten, wusste sie schon genau, was wieder einmal passiert war.
So war Ahlbeck über viele Jahre Heimat geblieben und erst als wir nach Poel umzogen, änderte sich das etwas.
Die kleine Insel schaffte es irgendwie sich ins Herz zu spielen, mit ihrer Natur, den Salzwiesen direkt vor der Tür, trotz kleinerer Strände, waldlos dem ständigen Wind ausgesetzt und fast nicht vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten, war sie doch ursprünglich im besten Sinne. Alles war irgendwie leicht zu erreichen und überschaubar, so dass man sich irgendwann dabei ertappte, dass man sich zurücklehnte und dachte: Meine Insel...
Nun waren wir also wieder in Ahlbeck, meiner Oma ging es soweit ganz gut und da sie immer meine Blogeinträge gelesen hatte (ausgedruckt) war sie auch bestens über meine Erlebnisse in Indien informiert. Der Turm der benachbarten Ostseetherme leuchtete seit neuestem blau und anlässlich meiner Hochzeit bekam ich (in Anands Abwesenheit) etwas Geld geschenkt und sechs schwarz angelaufene silberne Mokka-Löffel.
Da sie mir schon einmal sechs Mokka-Löffel geschenkt hatte, ebenfalls silber, ebenfalls schwarz, war zurück auf Poel eine große Silber-Putzaktion angesetzt. So putzte ich zwei Stunden an meinen 12 Mokka-Löffelchen herum, bis alles wieder glänzte.
Dann überlegte ich, wozu man 12 kleine silberne Löffel eigentlich gebrauchen kann:
Mokka gibt es heutzutage kaum mehr und Espresso mag ich nicht.
Für die normale Löffelbenutzung sind sie zu klein.
Als Eierlöffel wäre zwar die Größe ideal, aber Silber und Eiweiß bildet Silbersulfit (oder war es Sulfat?) das ist zwar nicht schlimm, aber die Eier können dann bitter schmecken.
Ich denke also, ich packe meine kleinen blank geputzten 12 Silberlöffel einfach wieder in ihre Schatullen und schenke sie irgendwann einmal meiner Enkelin, möglicherweise zu ihrer Hochzeit und bis dahin sind sie auch bestimmt schon wieder schön schwarz....
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